Münzmeister

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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richard55-47
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Münzmeister

Beitrag von richard55-47 » Do 22.02.24 12:22

Noch unter Augustus konnten (durften) die Münzmeister sich namentlich auf Münzen verewigen. Das Amt gab es zwar noch, aber schon in späterer Zeit des Augustus und in der Zeit späterer Kaiser gab es diese Namensnennung nicht mehr. Warum wurde auf diese Gepflogenheit verzichtet? War es, weil die Kaiser sich selber allein propagandistisch verwerten wollten? Gab es andere Gründe, z. B. Herabstufung des Amtes auf eine mindere Ebene?
do ut des.

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Peter43
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Re: Münzmeister

Beitrag von Peter43 » Do 22.02.24 14:14

Interessante Frage. Ich habe Folgendes herausbekommen: Nach Augustus werden auf den Münzen zwar nur noch der Kaiser und seine Familie erwähnt. Aber Crawford schreibt, daß zahlreiche Inschriften aus der Kaiserzeit darauf hindeuten, daß das Amt weiterhin bestand und die triumviri monetales die Münzherstellung verwalteten.

Jochen
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kiko217
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Re: Münzmeister

Beitrag von kiko217 » Do 22.02.24 14:26

Das Amt war schon in republikanischer Zeit ein minderes, es lag zeitlich noch vor dem Quästor.

Ich gehe ganz klar davon aus, dass der Kaiser aus Gründen der Propaganda nur seinen eigenen Namen auf den Münzen haben wollte.

Kiko

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Re: Münzmeister

Beitrag von Perinawa » Do 22.02.24 15:49

kiko217 hat geschrieben:
Do 22.02.24 14:26
Das Amt war schon in republikanischer Zeit ein minderes, es lag zeitlich noch vor dem Quästor.
Ja, aber es war ein wichtiges Einstiegsamt zur weiteren politischen Karriere. Die Nennung auf den Münzen war daher kluge Propaganda, um den eigenen Namen bekannt(er) zu machen (und um dann irgendwann die Purpur-Toga tragen zu dürfen).

Grüsse
Rainer
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Re: Münzmeister

Beitrag von Zwerg » Do 22.02.24 16:36

Hier eine prägnante Erklärung aus Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Vigintisexviri

Die "Münzmeister" waren zumindest noch bis zu den Flaviern im Amt
Sarah Hillebrand: Der Vigintivirat. Prosopographische Untersuchungen für die Zeit von Augustus bis Domitian. Dissertation Universität Heidelberg 2006
https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/vol ... rver/7393/

Grüße
Klaus
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Re: Münzmeister

Beitrag von dictator perpetuus » Do 22.02.24 18:03

Wahrscheinlich standen die einfach aus republikanischer Tradition bei Augustus noch drauf und man hat es dann zunehmend als überflüssig empfunden?

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Re: Münzmeister

Beitrag von richard55-47 » Do 22.02.24 18:22

Danke für die Antworten.
Ich hatte nur https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnzmeister gefunden.

Erstaunlich finde ich, dass in Zeiten bis Augustus relativ unbedeutende Staatsbedienstete ("unterste Magistratsklasse") sich namentlich auf Münzen nennen durften. Klar, sie machten sich damit bekannt. Da die meisten Römer des Lesens und Schreibens unkundig waren, können damit aber nur höhere - gebildete - Kreise angesprochen worden sein. Und die kannten ihre zukünftigen Senatoren sowieso. Zumindest nehme ich das an und sehe das von der zitierten Dissertation ("..je näher ... dem Kaiserhaus, desto ...) ein wenig bestätigt. Keiner im politischen Rom konnte es sich leisten, zukünftige Staatspersonen zu ignorieren. Da war eine Schlangengrube angenehmer. So ganz überzeugt mich der alleinige Zweck des sich Bekanntmachens also nicht.
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Re: Münzmeister

Beitrag von richard55-47 » Do 22.02.24 18:27

dictator perpetuus hat geschrieben:
Do 22.02.24 18:03
Wahrscheinlich standen die einfach aus republikanischer Tradition bei Augustus noch drauf und man hat es dann zunehmend als überflüssig empfunden?
Das ist denkbar. Aber auch in der Republik geschah nichts ohne Grund.
Mir kommt da gerade ein anderer Gedanke:
Die Römer hatten ja eine gewaltige Aversion gegen Könige. Vielleicht hätte jeder Konsul, der seinen Namen ausprägen ließ, in ihren Augen zum Ausdruck gebracht, das Königsamt zumindest faktisch anzustreben. Erst Caesar hat m. W. das Unerhörte getan und seinen Namen ausprägen lassen. Da war der Name eines kleinen Beamten, des Münzmeisters, unverfänglicher.
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Re: Münzmeister

Beitrag von kiko217 » Do 22.02.24 18:55

Ich glaube schon, dass zur Zeit des Augustus etwa 50% der Leute in Rom lesen konnten. Ich halte es für einen Schachzug des Augustus, den Leuten zu suggerieren, dass seine Herrschaft der Republik, aus der man Münzmeisternamen auf Denaren kannte, sehr ähnlich sei. Das passt ja ganz gut in seine sonstigen Verhaltensweisen, um den Leuten Vorbehalte gegen seine Herrschaft zu nehmen. Es wird sicherlichnoch genug Anhänger der Republik gegeben haben, die aber einfach stillhalten mussten.

Kiko

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Re: Münzmeister

Beitrag von Lackland » Do 22.02.24 19:01

kiko217 hat geschrieben:
Do 22.02.24 18:55
Ich glaube schon, dass zur Zeit des Augustus etwa 50% der Leute in Rom lesen konnten.
Dazu haben schon ganze Generationen von Historikern geforscht. Der allgemeine Tenor geht davon aus, dass im Alten Rom maximal 15 % der Bevölkerung lesen konnte.

Siehe z. B. hier:
http://teachsam.de/pro/pro_lesen/pro_lesen_7_5.htm

Viele Grüße

Lackland
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Re: Münzmeister

Beitrag von Perinawa » Do 22.02.24 20:34

Wenige Buchstaben oder gar ein Monogramm zu deuten und einer bestimmten Person zuzuordnen erfordert imho keine umfangreichen Kenntnisse der Sprache, ergo ist das für mich kein glaubhaftes Argument.

Grüsse
Rainer
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Re: Münzmeister

Beitrag von Perinawa » Fr 23.02.24 07:47

richard55-47 hat geschrieben:
Do 22.02.24 18:22
Danke für die Antworten.
Ich hatte nur https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnzmeister gefunden.

Erstaunlich finde ich, dass in Zeiten bis Augustus relativ unbedeutende Staatsbedienstete ("unterste Magistratsklasse") sich namentlich auf Münzen nennen durften. Klar, sie machten sich damit bekannt. Da die meisten Römer des Lesens und Schreibens unkundig waren, können damit aber nur höhere - gebildete - Kreise angesprochen worden sein. Und die kannten ihre zukünftigen Senatoren sowieso. Zumindest nehme ich das an und sehe das von der zitierten Dissertation ("..je näher ... dem Kaiserhaus, desto ...) ein wenig bestätigt. Keiner im politischen Rom konnte es sich leisten, zukünftige Staatspersonen zu ignorieren. Da war eine Schlangengrube angenehmer. So ganz überzeugt mich der alleinige Zweck des sich Bekanntmachens also nicht.
Da hast du sicher nicht ganz unrecht. Als alleiniger Zweck würde ich es auch nicht sehen wollen.

Nach einer altbekannten These lag der Hauptgrund des Nennens der Münzmeister wohl darin, dass sie damit quasi mit ihrem (guten) Namen für die Ordnungsmässigkeit einstanden. Ihnen war schliesslich die Überwachung des Münzwesens für ein Jahr anvertraut worden, und das beinhaltete auch den sorgsamen Umgang mit dem kostbaren Metall, das der Staat steng reglementiert für die Münzherstellung bewilligte bzw. zur Verfügung stellte.

Es ist daher sehr gut möglich, dass die Münzmeister von oberster Stelle dazu angehalten wurden, ihre Ausgaben dementsprechend zu kennzeichnen, um evtl. "Unstimmigkeiten" (Subaerate, Untergewichtige Schrötlinge o.ä.) einer bestimmten Person zuweisen zu können.

Ich behaupte aber, dass diese Auflagen den Münzmeistern sehr entgegen kam, weil sie gleichzeitig auf diese Art und Weise Propaganda betreiben konnten. Wie du ja schon gesagt hast - es waren relativ unbedeutende Staatsbedienstete, die sich ihre Lorbeeren erst verdienen mussten. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass viele von ihnen bereits einen "grossen" Namen trugen bzw. in Rom bekannt waren.

Letztendlich wird die Lösung - wie so oft - irgendwo dazwischen liegen. Spannend ist und bleibt es allemal.

Grüsse
Rainer
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Re: Münzmeister

Beitrag von richard55-47 » Fr 23.02.24 09:02

@ Perinawa: Da ist viel dran
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Re: Münzmeister

Beitrag von Zwerg » Fr 23.02.24 09:17

Perinawa hat geschrieben:
Fr 23.02.24 07:47
es waren relativ unbedeutende Staatsbedienstete
Das waren keine Staatsbedienstete sondern adlige Jugendliche. Das Vigintivirat war der Einstieg in den "Cursus honorum = Ämterlaufbahn", bestenfalls endend mit dem Konsulat. Das Silber für die Münzprägung stellte der Staat (fast ausschließlich benötigt zur Bezahlung des Heers), alle anderen Kosten übernahmen die "Beamten" (nicht zu verwechseln mit unserem heutigen Ausdruck!)
Julius Caesar z.B. war als Vigintivir für den Straßenbau zuständig und renovierte Teile der Via Appia auf eigene Kosten (das Geld hatte er natürlich nicht!)
Das war seinerzeit eine Investition in die Zukunft - und so sahen dies die Münzmeister auch.

Grüße
Klaus
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Re: Münzmeister

Beitrag von Perinawa » Fr 23.02.24 09:47

Zwerg hat geschrieben:
Fr 23.02.24 09:17
Das waren keine Staatsbedienstete sondern adlige Jugendliche.
Na ja, das Amt des monetarius war ein Amt und damit war er für mich eben ein Beamter, und somit ein Staatsbediensteter, wenn auch auf der untersten Sprosse der Leiter der Magistratur.

Wenn du da jetzt einen expliziten Unterschied erkennst... ich sehe ihn nicht ;)

Grüsse
Rainer
Zuletzt geändert von Perinawa am Fr 23.02.24 09:51, insgesamt 1-mal geändert.
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