5 Jahre Euro
Verfasst: Fr 08.12.06 00:25
Quelle: http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 8881583745Fünf Jahre Euro: Vorbehalte trotz vieler Erleichterungen
von Thorsten Wiese, 07.12.06, 09:39h
Frankfurt/Main/Kiel/dpa. Am 1. Januar wird der Euro als Zahlungsmittel der teilnehmenden EU-Länder fünf Jahre alt. Vieles ist mit Einführung der Gemeinschaftswährung für Verbraucher einfacher geworden.
Beim Urlaub entfällt im Ausland das Umrechnen, und auch beim Online-Einkauf über ausländische Internetseiten sind die Preise vergleichbar. Vor allem bei grenzüberschreitenden Überweisungen gibt es aber immer wieder Ärger. Und auch in den Köpfen ist der Euro noch nicht überall angekommen: Viele Ältere rechnen noch in D-Mark um.
Eine reine Erfolgsgeschichte ist der Euro daher nicht. «Logistisch hat die Einführung damals gut geklappt», erinnert sich ein Sprecher der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Die Erwartungen der Bankkunden an den einheitlichen Zahlungsverkehr haben sich laut Verbraucherschützern aber nicht erfüllt. So bezahlen Deutsche im Ausland in der Regel immer noch 4,50 Euro, wenn sie sich zum Beispiel an einem Automaten in Italien mit Bargeld versorgen, erläutert Bernd Krieger vom Europäischen Verbraucherzentrum in Kiel.
Laut Krieger ist das ein Beispiel «moderner Wegelagerei». Denn viele sind auf Überweisungen in der EU angewiesen: «Man denke da nur an Studenten, die für ein Jahr ins Ausland gehen und vor Ort ein Girokonto eröffnen und bald wieder auflösen wollen. Oder an Rentner, die ihren Lebensabend in ihrem Haus in Spanien verbringen.»
Ihnen rät Krieger, schon bei der Wahl von Hausbank und Girokonto nach den Konditionen für solche Fälle zu fragen. Denn laut EU-Verordnung dürften Überweisungen in der Euro-Zone nicht teurer sein als in Deutschland. Ganz wichtig sei es auch, sich beim Ausfüllen von Überweisungen nicht zu verschreiben - jede falsche Ziffer in der International Banking Account Number (IBAN) bedeute Verlust von Geld.
Auch Hoffnungen anderer Experten hat der Euro nicht erfüllt: «Der Wert der ersten ausgegebenen Münzen ist nicht groß gestiegen», sagt Norbert Kotzek von der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte in Obertshausen (Hessen). Damals seien «Erstausgabe-Taschen» im Wert von 8,27 Euro bei den Banken erhältlich gewesen. Weil sich aber nicht nur Münzhändler damit eingedeckt hatten, sondern auch viele Privatleute, sei eine merkliche Wertsteigerung nicht zu verzeichnen.
Auch an der Wahrnehmung des Euro hat sich nicht viel geändert: Denn obwohl das Zahlen im Ausland vielerorts einfacher geworden ist, fällt vielen bei der Frage zum Euro immer noch als erstes der «Teuro» ein, mit dessen Einführung angeblich die Preise deutlich in die Höhe schnellten. Laut einer Studie der EU-Kommission vom Oktober 2005 kaufen 39 Prozent der befragten EU-Bürger mit dem Euro eher weniger ein, weil sie zu hohe Ausgaben fürchten.
«Und viele Ältere rechnen immer noch um», fügt Bernd Krieger hinzu - womöglich ist auch das ein Zeichen, dass die Währung immer noch nicht akzeptiert ist. Ein ähnliches Ergebnis liefert die Studie der EU-Kommission: Ihr zufolge sagten 17 Prozent der Befragten, dass ihnen der Umgang mit dem Euro noch große Schwierigkeiten bereitet.
Die verbesserungswürdige Akzeptanz mag auch der Grund dafür sein, dass viele immer noch geliebte D-Mark-Reliquien horten: Ende Oktober befanden sich mehr als 14 Milliarden Mark «im Umlauf», heißt es bei der Bundesbank in Frankfurt - mehr als 182 Millionen Scheine und mehr als 24 Milliarden Münzen. Sowohl Scheine als auch Münzen werden aber immer noch von allen Stellen der Bundesbank kostenlos angenommen.