Eurosammler2007 hat geschrieben:Die Numismatik steht der Geschichtswissenschaft, Soziologie oder Metallkunde näher als der Wirtschaftwissenschaft. Und als solche hat sie es durchaus zu eindeutigen Definitionen gebracht.
Soziologie oder Metallkunde helfen bei der Frage ob etwas Geld ist oder nicht nur bedingt weiter, also zur Geschichte :
Das Wort Medaille bedeutete im Mittelalter und frühen Neuzeit : Kleinmünze (daher heißen viele französische Münzen Maille, wie der Obol oder der Drittelgroschen) oder verrufenes Geld (alte Münzen). Ich kann mich nicht an einen Dozenten oder Professor der Geschichtswissenschaften erinnern, der sich in meiner Studienzeit die Mühe gemacht hat zwischen Medaille und Münze zu unterscheiden. Entweder es ging ihm um das umlaufende Geld oder um die Selbstdarstellung des Herrschers/Staat auf geprägten Metall. Und wenn man sich nicht mit der Zeit nach der französischen Revolution befasst ist die Trennung sehr schwer.
Genau das Gegenteil hab ich festgestellt. Fast nur Wirtschaftshistoriker befassen sich haarklein mit der Frage ob ein konkretes Stück eher Schaumünze war oder Geldcharakter hatte.
Ich persönlich halte das aber nicht für ein Problem der Geschichtswissenschaften. Die heutige Unterscheidung Münze/Medaille ist modern, und da gebe ich dir sogar Recht, das Medaillen keine gesetzliche Zahlungskraft haben sollten.
Ich gebe zu provokativ den Begriff 'Medaille mit Nennwert' benutzt zu haben. Er war eine spontane Eigenschöpfung und ist wohl nicht treffend. Denn ursprünglich bedeutete Medaille Kleingeld, aber z. B. ein Euro aus dem Vatikan ist kein Geld, also kann man ihn nach der alten Bedeutung nicht als Medaille bezeichnet werden. Und nach der heute geläufigen ist es auch unpassend, denn er ist gesetzliches Zahlungsmittel auch wenn er auf den Märkten nicht als Geld benutzt wird.
Treffender wäre der Begriff Pseudomünze. Das du ihn nicht gefunden hast erstaunt mich, dann schau mal unter dem etwas altertümlichern Begriff Schaumünze nach. Beides mein Stücke die nicht für den Geldverkehr sondern für das Sammeln geprägt wurden, aber den gesetzlichen Münzfuß entsprechen bzw. gesetz. Zahlungsmittel sind.
Aber als Münze kann ich solche Stücke nicht bezeichnen, da sie auf dem Markt keinen Geldcharakter haben. Weder das ein Händler sie dankend zum Nennwert annimmt, noch das ein par Stücke unerkannt zirkulieren macht sie nach der Schule der ich anhänge zu Geld. Geld werden sie erst wenn die Mehrzahl der Marktteilnehmer sie als Geld benutzt oder benutzen würde. Aber kaum ein Marktteilnehmer der die Stücke erkennt wird sie als Geld benutzen. Es ist sogar wahrscheinlicher das er diese aussortiert als Fälschungen, die viele versuchen Fälschungen unbemerkt weiterzugeben. Wie gesagt es gibt eine andere Forschungsrichtung für die die staatsrechtliche Annerkennung allein genügt. Genau deshalb werden wir nie zu einem Ergebnis kommen. Ich wollte schon zwei mal es dabei belassen, und will es nun auch langsam. Aber ich dachte die letzten Beiträge waren etwas zu provokativ um mit denen zu schließen.
Ich werde mir die von dir angeführte Literatur beizeiten ansehen (wenn ich das nächste mal in der Bibliothek bin). Aber ich habe sehr viel zu den Geldtheorien geforscht, und ich glaub kaum das die mich umstimmen können, denn wie gesagt es gibt verschiedene Definitionen die sich wiedersprechen. Das ist es selbstverständlich das in der Fachliteratur auch die andere Meinung vertreten ist.
Da nicht zur Hand, habe ich in den von dir aufgeführten Werken noch nicht nachgeschaut. Für mich muss aber eine Münze Geld sein. Wenn für Kroha, Fengler, Gierow; Unger und Göbl das nicht so sein sollte (was mich allerdings erstaunt) dann ist das deren Sache. Für mich ist das ein KO Kriterium, nur Geldstücke können überhaupt Münze sein. Da ein 1 € Stück des Vatikans, für mich aber kein Geld ist, ist es für mich auch keine Münze.
Eurosammler2007 hat geschrieben:Wenn für Dich selbst wissenschaftliche Lexika (o. k., nun nicht grad Meyers...) subjektives Gekritzel sind, wie war es Dir dann überhaupt möglich, während Deines Studiums exakte Wissenschaft zu betreiben?
1. Habe ich schon zwei mal geschrieben, das Meyers mir nicht wiederspricht, sondern du mehr hereininterpretierst wie da steht.
2. wissenschaftliche Lexika sind nur deshalb zitierfähig, weil ein Autor für die Zusammenfassung steht. Sie geben nur die Meinung des zitierfähigen Autors wieder.
Zu meiner Jugend stand in denen, die Dinosaurier sind an Kalkmangel und Vulkanen ausgestorben, heute steht in den gleichen Werken ein Meteorit war es. Die Wissenschaft wird vielleicht dafür sorgen, dass in 20 Jahren wieder was anderes in den Lexika steht.
So nun sage ich es so, und will damit abschließen :
Stücke welche (größtenteils) über Nennwert von den Prägeanstalten ausgegeben werden, sind für mich kein Geld, deshalb bezeichne ich sie nicht als Münze, selbst wenn sie offizielles Zahlungsmittel sind, sondern als Schaumünze oder Pseudomünze.