Plus Minus Beitrag im ARD vom 10.06.2003
Verfasst: Di 10.06.03 22:19
Das Geschäft hat viel mit Nepp zu tun. Statt sich ein Schnäppchen zu verschaffen, machen die Sammler der Euromünzen eine bittere Erfahrung: Der Euro ist in der Plastiktüte wahrlich ein "Teuro".
2 Euro, 1 Euro, 50 Cent, 20 Cent, 10 Cent, 5 Cent, 2 Cent und 1 Cent - das sind die Münzen in unserem Geldbeutel und das ist ein Kursmünzensatz. Ihr Wert: "nach Adam Riese" genau 3 Euro 88 Cent. Aber solche Sätze werden - in wechselnder Verpackung - für zum Teil sehr hohe Preise verkauft. Nicht zuletzt in zahlreichen Verkaufsshows im Privatfernsehen.
Das aktuelle Zahlungsmittel als Kapitalanlage - ein faires Angebot? Das wollten wir genauer wissen - in einer [plusminus-Stichprobe. Ergebnis: Allzu oft gibt es "Neppchen statt Schnäppchen."
Euro goes TV
Die geniale Idee der Finanzminister, die Euro-Münzen der einzelnen Länder gleich und doch verschieden zu machen, hat zu einem Sammel-Boom geführt. Fachleute schätzen, dass allein in Deutschland bis zu drei Millionen Menschen mehr oder weniger gezielt Euro-Münzen sammeln. Ob das Geld neuerdings vielleicht deswegen so knapp ist? Jedenfalls ist ein Markt, an dem die Verkaufsshows der Privatsender nicht vorbeikommen. So können sie billig die Sendezeit füllen - bei RTL, n-tv und QVC zum Beispiel. Erster Eindruck: Die Fernseh-Angebote sind alles andere als Raritäten, sondern meistens Standardprodukte. Und damit sind auch die Preise vergleichbar.
In jeder größeren Stadt kann man exakt die gleichen Produkte beim Händler bekommen. Rund 220 Münz-Läden gibt es in Deutschland. Dazu noch zahlreiche Versandhändler. In der Szene herrscht Verwunderung über die Fernseh-Preise. Wer sich auskennt, ruft dort sicher nicht an. Günter Hoffmann, Münzenhändler aus Saarbrücken, meint:
"Ich kann nur das sagen, was mir wiedergegeben wird: Das sind Menschen, die nachts nicht schlafen können und sich dann diese Sendungen anschauen und dementsprechend auch bestellen, weil große Versprechungen gemacht werden."
Preisvergleiche
Wir vergleichen konkrete Beispiele aus TV und Internet mit den Preisen im Laden.
Das Euro Starter-Kit aus Frankreich:
bei QVC zum Sonderpreis von 63 Euro plus 4,95 Versand
im Laden: 33 Euro
Kursmünzensatz Monaco 2002
für 1.676,- Euro plus Versand bei QVC
im Laden: 795 Euro
Kursmünzensatz BRD 2002
für 348,25 plus Versand bei QVC
im Laden ist er für 210 Euro zu haben.
Und schließlich der komplette Münzensatz der 12 Euro-Länder
bei RTL/n-tv für 349,95 Euro
bei QVC kostet ein ähnliches Set sogar 598 Euro plus Versand
im Laden genau 200 Euro, also exakt ein Drittel
Expertenmeinung
Wir fahren nach Ammelshain bei Leipzig. Helmut Kahnt ist einer der angesehensten Experten der Szene. Gerade erst hat er für die größte Fachzeitschrift ein Sonderheft zum Euro aus Sammler-Sicht geschrieben. Einerseits freut er sich, dass die Menschen auch per Fernsehen zum Münzensammeln animiert werden. Ein wunderbares Hobby. Doch es sollte um die Freude an der Sache selbst gehen, findet er, nicht um Gewinnstreben.
"Mit Münzensammeln wird man nicht reich, man wird eher arm - weil man sein Geld für Münzen ausgibt. Und man kann das Geld, was man da hineingesteckt hat, nur mittelfristig oder langfristig wieder herauslösen. Und wenn man Glück hat, macht man vielleicht einen kleinen Gewinn oder holt das wieder heraus, was man hineingesteckt hat als Sammler."
Aber wirklich nur mit Glück. Denn der private Verkauf ist schwierig. Und Händler zahlen beim Ankauf nur rund 50 Prozent des aktuellen Kurses. Von irgendwas müssen ja auch sie leben.
Expertentipp
Euros sammeln - ein schönes Hobby, als Geldanlage aber sehr kritisch zu bewerten. Dazu nochmal Helmut Kahnt, Euromünzen-Experte: "Dass man das pauschalisieren kann und sagen kann, man kann mit Euros gewaltige Summen verdienen, das ist einfach nicht möglich. Da gibt es einfach zu viele davon. Und weil das so ist, gilt hier erst recht: Vor jeder Investition gründlich informieren - in Fachzeitschriften - in Läden und bei Münzvereinen."
Und noch zwei weitere Tipps
Offizielle Verpackungen können den Wert einer Sammlung tatsächlich steigern. Eine beliebige Verschweißung bringt aber gar nichts. Günter Hoffmann, Münzenhändler aus Saarbrücken, meint:
"Das ist vollkommener Quatsch. Sie können dann einfach bei uns eine Verpackung kaufen. Die kostet ein Euro, da könen Sie die Münzen hineinmachen - und dann haben Sie den gleichen Effekt, wie mit dieser privaten Verpackung."
Das Ausweichen auf DM-Münzen sollte man sich ebenfalls genau überlegen. Die alte Fünf-Mark-Münze ist in diesem Zustand höchstens fünf Euro wert. Und die vergoldete neue fassen Fachleute noch nicht mal mit der Kneifzange an. Helmut Kahnt, Euromünzen-Experte, meint dazu:
"Numismatisch gesehen ist sie völlig wertlos. Eine private Vergoldung macht aus jeder Münze Münzschrott. Auch wenn die Vergoldung 24-karätig ist. Das ändert nichts daran. Es ist eigentlich schade drum. Jede Münze wird damit verdorben."
Auch nachzulesen bei:
http://www.sr-online.de/statisch/Progra ... ema04.html
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2 Euro, 1 Euro, 50 Cent, 20 Cent, 10 Cent, 5 Cent, 2 Cent und 1 Cent - das sind die Münzen in unserem Geldbeutel und das ist ein Kursmünzensatz. Ihr Wert: "nach Adam Riese" genau 3 Euro 88 Cent. Aber solche Sätze werden - in wechselnder Verpackung - für zum Teil sehr hohe Preise verkauft. Nicht zuletzt in zahlreichen Verkaufsshows im Privatfernsehen.
Das aktuelle Zahlungsmittel als Kapitalanlage - ein faires Angebot? Das wollten wir genauer wissen - in einer [plusminus-Stichprobe. Ergebnis: Allzu oft gibt es "Neppchen statt Schnäppchen."
Euro goes TV
Die geniale Idee der Finanzminister, die Euro-Münzen der einzelnen Länder gleich und doch verschieden zu machen, hat zu einem Sammel-Boom geführt. Fachleute schätzen, dass allein in Deutschland bis zu drei Millionen Menschen mehr oder weniger gezielt Euro-Münzen sammeln. Ob das Geld neuerdings vielleicht deswegen so knapp ist? Jedenfalls ist ein Markt, an dem die Verkaufsshows der Privatsender nicht vorbeikommen. So können sie billig die Sendezeit füllen - bei RTL, n-tv und QVC zum Beispiel. Erster Eindruck: Die Fernseh-Angebote sind alles andere als Raritäten, sondern meistens Standardprodukte. Und damit sind auch die Preise vergleichbar.
In jeder größeren Stadt kann man exakt die gleichen Produkte beim Händler bekommen. Rund 220 Münz-Läden gibt es in Deutschland. Dazu noch zahlreiche Versandhändler. In der Szene herrscht Verwunderung über die Fernseh-Preise. Wer sich auskennt, ruft dort sicher nicht an. Günter Hoffmann, Münzenhändler aus Saarbrücken, meint:
"Ich kann nur das sagen, was mir wiedergegeben wird: Das sind Menschen, die nachts nicht schlafen können und sich dann diese Sendungen anschauen und dementsprechend auch bestellen, weil große Versprechungen gemacht werden."
Preisvergleiche
Wir vergleichen konkrete Beispiele aus TV und Internet mit den Preisen im Laden.
Das Euro Starter-Kit aus Frankreich:
bei QVC zum Sonderpreis von 63 Euro plus 4,95 Versand
im Laden: 33 Euro
Kursmünzensatz Monaco 2002
für 1.676,- Euro plus Versand bei QVC
im Laden: 795 Euro
Kursmünzensatz BRD 2002
für 348,25 plus Versand bei QVC
im Laden ist er für 210 Euro zu haben.
Und schließlich der komplette Münzensatz der 12 Euro-Länder
bei RTL/n-tv für 349,95 Euro
bei QVC kostet ein ähnliches Set sogar 598 Euro plus Versand
im Laden genau 200 Euro, also exakt ein Drittel
Expertenmeinung
Wir fahren nach Ammelshain bei Leipzig. Helmut Kahnt ist einer der angesehensten Experten der Szene. Gerade erst hat er für die größte Fachzeitschrift ein Sonderheft zum Euro aus Sammler-Sicht geschrieben. Einerseits freut er sich, dass die Menschen auch per Fernsehen zum Münzensammeln animiert werden. Ein wunderbares Hobby. Doch es sollte um die Freude an der Sache selbst gehen, findet er, nicht um Gewinnstreben.
"Mit Münzensammeln wird man nicht reich, man wird eher arm - weil man sein Geld für Münzen ausgibt. Und man kann das Geld, was man da hineingesteckt hat, nur mittelfristig oder langfristig wieder herauslösen. Und wenn man Glück hat, macht man vielleicht einen kleinen Gewinn oder holt das wieder heraus, was man hineingesteckt hat als Sammler."
Aber wirklich nur mit Glück. Denn der private Verkauf ist schwierig. Und Händler zahlen beim Ankauf nur rund 50 Prozent des aktuellen Kurses. Von irgendwas müssen ja auch sie leben.
Expertentipp
Euros sammeln - ein schönes Hobby, als Geldanlage aber sehr kritisch zu bewerten. Dazu nochmal Helmut Kahnt, Euromünzen-Experte: "Dass man das pauschalisieren kann und sagen kann, man kann mit Euros gewaltige Summen verdienen, das ist einfach nicht möglich. Da gibt es einfach zu viele davon. Und weil das so ist, gilt hier erst recht: Vor jeder Investition gründlich informieren - in Fachzeitschriften - in Läden und bei Münzvereinen."
Und noch zwei weitere Tipps
Offizielle Verpackungen können den Wert einer Sammlung tatsächlich steigern. Eine beliebige Verschweißung bringt aber gar nichts. Günter Hoffmann, Münzenhändler aus Saarbrücken, meint:
"Das ist vollkommener Quatsch. Sie können dann einfach bei uns eine Verpackung kaufen. Die kostet ein Euro, da könen Sie die Münzen hineinmachen - und dann haben Sie den gleichen Effekt, wie mit dieser privaten Verpackung."
Das Ausweichen auf DM-Münzen sollte man sich ebenfalls genau überlegen. Die alte Fünf-Mark-Münze ist in diesem Zustand höchstens fünf Euro wert. Und die vergoldete neue fassen Fachleute noch nicht mal mit der Kneifzange an. Helmut Kahnt, Euromünzen-Experte, meint dazu:
"Numismatisch gesehen ist sie völlig wertlos. Eine private Vergoldung macht aus jeder Münze Münzschrott. Auch wenn die Vergoldung 24-karätig ist. Das ändert nichts daran. Es ist eigentlich schade drum. Jede Münze wird damit verdorben."
Auch nachzulesen bei:
http://www.sr-online.de/statisch/Progra ... ema04.html
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