Am 26. Juni 2003 entschied eine siebenköpfige Jury unter Vorsitz des Berliner Künstlers Dietrich Dorfstecher den Wettbewerb zur Gestaltung einer 10-Euro-Sondermünze für das Jahr 2004 zum Thema
Erweiterung der Europäischen Union 2004
Zu diesem zweistufigen Wettbewerb wurden 30 Künstlerinnen und Künstler eingeladen. Prämiiert und zur Ausführung empfohlen wurde der Entwurf der Molsberger Künstlerin Aase Thorsen.
Randschrift: FREUDE SCHÖNER GÖTTERFUNKEN
Dies ist die Anfangszeile der im Jahre 1785 von Friedrich Schiller verfassten und von Ludwig van Beethoven 1823 im letzten Satz seiner Neunten Symphonie vertonten "Ode an die Freude." Dieser Text wurde 1972 vom Europarat als eigene Hymne angenommen. 1985 wurde sie von den Staats- und Regierungschefs der Union zur offiziellen Hymne der Europäischen Union bestimmt. Sie soll die Nationalhymnen der Mitgliedsstaaten nicht ersetzen, sondern versinnbildlicht mit der Idee, dass alle Menschen Brüder werden, die von den Mitgliedstaaten geteilten Werte sowie die Einheit in der Vielfalt.
1. Preis Aase Thorsen, Molsberg
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Die Bildseite setzt den Gedanken Europas als dynamischen, politisch gewollten Prozess überzeugend um. Beginnend mit dem Schuman-Plan 1950 stellt sie die Etappen der Erweiterung der Gemeinschaft anhand von Jahreszahlen mit entsprechend zugeordneten Beitrittsländern dar. So entsteht eine klare Ablesbarkeit. Die Bezeichnung der alten und neuen Mitgliedsstaaten in ihrer Landessprache spiegelt die nationale und kulturelle Vielfalt Europas und fasst sie grafisch zusammen. So entsteht der Eindruck von Vielfalt in Einheit. Die formale Darstellung weist auf ein Forum hin und erinnert so an die demokratische Tradition.
Die Gestaltung der Wertseite nimmt in der Ausformung des Adlers die konzentrische Anordnung der Vorderseite gelungen auf.
2. Preis Prof. Ulrich Böhme, Stuttgart
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Der Entwurf setzt das Thema Erweiterung der europäischen Union im Jahr 2004 in gelungener Weise um. Die Bildseite zeigt eine stilisierte Landkarte, in der die bestehende Union und die Erweiterung um 10 Staaten durch senkrechte und waagerechte Schraffuren deutlich werden, geht jedoch in ihrer konkreten Ausgestaltung nicht darüber hinaus. Der Entwurf vermittelt Dynamik und Anziehungskraft des europäischen Einigungsprozesses.
Die Gestaltung des Adlers auf der Wertseite korrespondiert gut mit der Bildseite. Der stilisierte Adler hat abgestimmte Proportionen, eine klare Gliederung und nimmt die gestaltenden Elemente der Bildseite auf.
3. Preis Klaus Weizzenegger, Bischofsheim
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Der Entwurf zitiert in einem Bildmotiv der Antike die griechische Sage von der phönizischen Königstochter Europa, die der in einen Stier verwandelte Göttervater Zeus nach Kreta entführt. Das poetische Bild des stürmischen Ritts Europas auf dem Stier, umgeben von schwebenden mythischen Vögeln und Fischen, gibt dem europäischen Gedanken die Dimension historischer Tiefe und kultureller Erinnerung. Der Entwurf will den politischen und bürokratischen Akt mit sinnlicher Freude und Sympathie erfüllen.
Die aktuelle Erweiterung der Europäischen Union selbst wird bildlich nicht vermittelt, sondern nur durch eine entsprechende Aufschrift. Bildseite und Wertseite bilden eine gute gestalterische Einheit.
4. Preis Prof. Helmut Zobl, Wien
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Der Ansatz des Künstlers, das Miteinander der Menschen als Grundidee des europäischen Gedankens darzustellen, überzeugt. Dafür hat er verschiedene Symbole menschlichen Miteinanders entwickelt. Im zentralen Hintergrund liegt eine europäische Landkarte in künstlerisch reduzierter Form mit den jeweiligen Hauptstädten der Beitrittsländer. Die Aufteilung der Fläche ist künstlerisch ansprechend.
Allerdings führt die Fülle der Motive zu einer unübersichtlichen Gestaltung der Bildseite. Hinzu kommt eine zu idealisierende Darstellung des europäischen Einigungsprozesses.
Bild- und Wertseite korrespondieren gut miteinander; auch die individuelle Schriftgestaltung überzeugt.