chrisild hat geschrieben:Zum einen weil dieses "Problem" ein vielleicht nicht ausschließlich, aber vorzugsweise deutsches ist.
Berichte von Reisenden besagen, daß das Problem zumindest auch ein italienisches ist. Nur wohl mit dem Unterschied, daß die Handelsketten dort nicht um jeden Preis versuchen, genug Kleingeld von den Banken zu bekommen, sondern eben doch bei den Kunden nachfragen...
Dass das Problem auch andere Firmen betrifft, ist klar. Die Aktion der Metro-Gruppe findet entsprechendes Presseecho zum einen wegen der Größe des Unternehmens, zum anderen weil sie halt die erste war, die damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Die Handelsketten Edeka, Rewe und Spar haben übrigens ebenfalls pressewirksam beklagt, dass ihren Filialen die Kleingeld-"Rationen" von den Banken gekürzt wurden. Vermutlich ist es auch dort nicht beim Lamentieren geblieben ...
Ich beobachte hier in der Region seit einigen Wochen (neben österreichischen 2ct-Münzen) übrigens auch ein vermehrtes Aufkommen von kaum gebrauchten französischen 5ct-Münzen, m.E. nach zuviele als daß sie durch natürliche Diffusion hier her gekommen sein könnten. Interessanterweise war von Frankreich noch gar keine Rede, dabei ist das eigentlich größte unserer Nachbarländer und sollte also auch das mit den meisten Reserven sein.
Ich verstehe ohnehin nicht, warum in Deutschland nun Millionen neuer Kleinmünzen geprägt werden sollen, die dann doch wieder irgendwo "versacken" - anstatt einmal darüber nachzudenken, ob man Endsummen bei Barzahlungen nicht auf 5 Cent runden sollte. In Finnland funktioniert das prima, und in den Niederlanden wird nach dem Test in Woerden ebenfalls darüber nachgedacht.
Finnland und die Niederlande sind Länder, in denen es vor der Euroeinführung keine Münzen der kleinsten Rechnungseinheit gab. Dort ist man daran noch gewöhnt. In Deutschland war die kleinste Münznominale sogar nur etwa halb so groß wie heute... Für eine "unkorrekte" Rundung sind die Deutschen wahrscheinlich zu skeptisch und würden sich bei jedem Aufrunden betrogen fühlen.
Außerdem haben da auch die Handelsketten sicher kein Interesse am Runden. Die Wirksamkeit des psychologisch wirksamen Schwellenpreises wäre ja auch in Frage gestellt, wenn man nachher doch 1 EUR und nicht 0,99 zahlen müßte... Und wenn man sich mal die Werbelinien des Handels anschaut, wird man ja gerade zur Centfuchserei erzogen.
An den Kassen wird man außerdem seit Jahrzehnten immer mehr dazu erzogen, auf keinen Fall Kleingeld abzuzählen, weil es die Abfertigung beschleunigt, wenn nur auf Scheine herausgegeben wird. Der Handel hat hierdurch enorme Einsparungen bei den Personalkosten erzielt. Es wäre meiner Meinung nach nur korrekt, wenn er an den dadurch entstandenen Kosten beteiligt würde. Wenn dann mit einer solchen Kostenbeteiligung die Produktion für die Zentralbanken kostendeckend wäre, könnte man auch problemlos die benötigten Mengen nachproduzieren, und die Einsparungen auf Seiten der Handelsketten liegen ohnehin um Längen höher.
Nach Angaben der EZB sind übrigens europaweit im März 2002 (also am Ende der Einführungsphase) 5,6 Mrd 1ct-Münzen im Umlauf gewesen. 2 Jahre später waren es 10,2 Mrd. Stück, also fast doppelt so viele. Das heißt, daß in nur zwei Jahren einmal fast die komplette Umlaufmenge "versickert" ist. Und sicher nicht nur in Deutschland.
Gruß,
- David aka Tjum