Kleingeld ist knapp

KMS, Gedenkmünzen, Diskussionen über die div. Prägestätten

Moderator: Sebastian D.

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chrisild
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Beitrag von chrisild » Do 24.06.04 11:54

tjum hat geschrieben:Mal wieder typisch Presse - Sensation und ein paar wohlklingende Zahlen, die bei genauer Betrachtung schlicht und einfach gar nichts aussagen, weil nicht gesagt wird, worauf sie sich beziehen. Was sind die 20%? Der Gesamtbedarf von Metro Deutschland, der Gesamtbedarf von Metro in Europa, der in Deutschland nicht deckbare Anteil des Bedarfs von Metro Deutschland?
Mal wieder typisch Presseschelte; macht sich ja immer gut ;-)

Es geht um die Metro AG (Deutschland), aber natürlich nicht um deren Gesamtbedarf. Die Zahl von 20 Prozent ist natürlich eine Schätzung; das Geschäft läuft ja nicht so, dass Metro die OeNB-Zentrale um x Kleingeldsäcke bittet. Die Angabe bezieht sich m.W. auf den (grob geschätzten) Anteil des Metro-Kaufs am Jahresvolumen, das die OeNB abgibt. Sie soll lediglich verdeutlichen, dass es nicht gerade um Peanuts oder Petitessen geht. Wie viele Kleinmünzen die Metro AG tatsächlich erworben hat oder zu kaufen gedenkt, diese Frage kann ausschließlich Metro beantworten ...

Tschüs,
Christian

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tjum
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Beitrag von tjum » Do 24.06.04 14:10

chrisild hat geschrieben:
tjum hat geschrieben:Mal wieder typisch Presseschelte; macht sich ja immer gut ;-)
Meine Erfahrung mit der Presse ist nun mal, daß in Bereichen, wo ich mich auskenne, so ein gnadenloser Unfug verzapft wird, daß ich nicht davon ausgehe, daß in Bereichen, wo ich es nicht nachprüfen kann, die Qualität besser ist. Ich habe an Pressemitteilungen mitgewirkt und habe gesehen, was nachher in der Zeitung stand :mad: Dem Redakteur wird man ein bisschen was gesagt haben, daraus hat er mehr oder weniger richtig zitiert, dabei einige Erläuterungen weggelassen, weil der Artikel sonst zu lang und zu kompliziert würde, und lange Artikel liest ja keiner. Zu hinterfragen, was damit wirklich gemeint ist, oder gar Nachforschungen anzustellen, ist in seinem Zeitkontingent für einen solchen kurzen Artikel sowieso nicht drin.
Es geht um die Metro AG (Deutschland)
Das ist die spontane Interpretation und stimmt wahrscheinlich auch - aber wo steht das? Metro ist ein multinationaler Konzern und macht ungefähr die Hälfte des Umsatzes im Ausland.
natürlich nicht um deren Gesamtbedarf.
Sondern? Da steht nirgendwo, daß es nicht um den Gesamtbedarf geht. Da steht einfach nur, daß Metro einen Bedarf von 20% des österreichischen Bedarfs hat.
Die Angabe bezieht sich m.W. auf den (grob geschätzten) Anteil des Metro-Kaufs am Jahresvolumen, das die OeNB abgibt.
Wo steht das? Selbst wenn das stimmt, bleiben die Fragen offen:
- Jahresvolumen? Muß keineswegs sein. Kann auch einfach das Volumen im fraglichen Zeitraum sein.
- Ausgegebene Mengen inklusive wiederverpacktem "Altgeld" oder nur Neubedarf? Beide Interpretationen sind möglich, ergeben aber deutlich abweichende Mengen.
- Sind die 20% das, was Metro gerne hätte, oder das was sie bekommen haben? Muß nicht identisch sein...

Tatsächlich vermute ich die Wahrheit bei: Angefragte Menge gegen normale Ausgabemengen im fraglichen Zeitraum. Das erscheint mir auch halbwegs realistisch vor dem Hintergrund der Umsatzzahlen: Metro Deutschland setzt im Lebensmitteleinzelhandel zur Zeit knapp 10 Mrd EUR im Jahr um, der gesamte österreichische Lebensmitteleinzelhandel wird auf 14,4 Mrd EUR geschätzt. Schätzt man nun, daß der Lebensmitteleinzelhandel zwei Drittel des Kleinstmünzenbedarfs stellt (better numbers, anyone?) und der Bedarf in DE und AT ähnlich strukturiert ist, stellen 20% des österreichischen Gesamtjahresbedarfs ungefähr einen Halbjahres-Gesamtbedarf der Metro Deutschland. Oder einen Zweijahresbedarf in den südlichen Bundesländern. Nein, soviel werden sie nicht kurzfristig importiert haben.
Sie soll lediglich verdeutlichen, dass es nicht gerade um Peanuts oder Petitessen geht.
Ja. Aber daraus auf reale Mengen zu schließen, ist gerade deswegen einfach nicht möglich, denn auch der ÖNB-Sprecher wollte wahrscheinlich nur genau das ausdrücken.

In meinen Augen ist die Erwähnung der Metro-"Selbsthilfe" in erster Linie eine (gelungene) PR-Aktion der Firma Metro. Ich glaube auch immer noch, daß nicht nur Metro, sondern auch Banken, andere Handelsketten oder sogar die Bundesbank selber Münzen aus dem Ausland herangeschafft haben. Aber die reden nicht darüber. Und der ÖNB-Sprecher wird auch nur über die Lieferungen reden, bei denen er vom Kunden dazu ermächtigt/aufgefordert wurde.


- tjum

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chrisild
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Beitrag von chrisild » Do 24.06.04 15:39

tjum hat geschrieben:Zu hinterfragen, was damit wirklich gemeint ist, oder gar Nachforschungen anzustellen, ist in seinem Zeitkontingent für einen solchen kurzen Artikel sowieso nicht drin.
Da kann ich Dir schon eher zustimmen ... Warum es "nur" um Metro in DE geht und nicht um den Gesamtkonzern? Zum einen weil dieses "Problem" ein vielleicht nicht ausschließlich, aber vorzugsweise deutsches ist. Zum anderen weil Metro-Tochterfirmen im Ausland kaum bei der Deutschen Bundesbank nach Kleinmünzen fragen. Der Transport größerer Mengen quer durch Europa rechnet sich nicht.

Die OeNB weiß nicht einmal genau, wie viele "Kupfer"-Münzen Metro gekauft hat. Denn die Beschaffung läuft, wie erwähnt, nicht direkt ab, sondern über Werttransportfirmen, die bei Filialen von Zentralbanken oder großen Geschäftsbanken "einkaufen". In einem anderen Artikel wird ein OeNB-Kassendirektor mit den Worten "Ein Münztransport Wien-Hamburg rechnet sich sicher nicht mehr" zitiert.
tjum hat geschrieben:Tatsächlich vermute ich die Wahrheit bei: Angefragte Menge gegen normale Ausgabemengen im fraglichen Zeitraum.
Kann durchaus sein. Das Dumme an diesen Vermutungen ist: Die einzige Quelle, die tatsächlich über exakte Zahlen verfügen wird, nämlich die Metro-Gruppe, hüllt sich in Schweigen, was die genauen Mengen angeht.
tjum hat geschrieben:Ich glaube auch immer noch, daß nicht nur Metro, sondern auch Banken, andere Handelsketten oder sogar die Bundesbank selber Münzen aus dem Ausland herangeschafft haben. Aber die reden nicht darüber.
Dass das Problem auch andere Firmen betrifft, ist klar. Die Aktion der Metro-Gruppe findet entsprechendes Presseecho zum einen wegen der Größe des Unternehmens, zum anderen weil sie halt die erste war, die damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Die Handelsketten Edeka, Rewe und Spar haben übrigens ebenfalls pressewirksam beklagt, dass ihren Filialen die Kleingeld-"Rationen" von den Banken gekürzt wurden. Vermutlich ist es auch dort nicht beim Lamentieren geblieben ...

Ich verstehe ohnehin nicht, warum in Deutschland nun Millionen neuer Kleinmünzen geprägt werden sollen, die dann doch wieder irgendwo "versacken" - anstatt einmal darüber nachzudenken, ob man Endsummen bei Barzahlungen nicht auf 5 Cent runden sollte. In Finnland funktioniert das prima, und in den Niederlanden wird nach dem Test in Woerden ebenfalls darüber nachgedacht. Aber da produziert man in DE lieber fleißig 1-Cent-Münzen, die in der Herstellung mehr als 1 Cent pro Stück kosten.

Tschüs,
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Beitrag von tjum » Do 24.06.04 16:41

chrisild hat geschrieben:Zum einen weil dieses "Problem" ein vielleicht nicht ausschließlich, aber vorzugsweise deutsches ist.
Berichte von Reisenden besagen, daß das Problem zumindest auch ein italienisches ist. Nur wohl mit dem Unterschied, daß die Handelsketten dort nicht um jeden Preis versuchen, genug Kleingeld von den Banken zu bekommen, sondern eben doch bei den Kunden nachfragen...
Dass das Problem auch andere Firmen betrifft, ist klar. Die Aktion der Metro-Gruppe findet entsprechendes Presseecho zum einen wegen der Größe des Unternehmens, zum anderen weil sie halt die erste war, die damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Die Handelsketten Edeka, Rewe und Spar haben übrigens ebenfalls pressewirksam beklagt, dass ihren Filialen die Kleingeld-"Rationen" von den Banken gekürzt wurden. Vermutlich ist es auch dort nicht beim Lamentieren geblieben ...
Ich beobachte hier in der Region seit einigen Wochen (neben österreichischen 2ct-Münzen) übrigens auch ein vermehrtes Aufkommen von kaum gebrauchten französischen 5ct-Münzen, m.E. nach zuviele als daß sie durch natürliche Diffusion hier her gekommen sein könnten. Interessanterweise war von Frankreich noch gar keine Rede, dabei ist das eigentlich größte unserer Nachbarländer und sollte also auch das mit den meisten Reserven sein.
Ich verstehe ohnehin nicht, warum in Deutschland nun Millionen neuer Kleinmünzen geprägt werden sollen, die dann doch wieder irgendwo "versacken" - anstatt einmal darüber nachzudenken, ob man Endsummen bei Barzahlungen nicht auf 5 Cent runden sollte. In Finnland funktioniert das prima, und in den Niederlanden wird nach dem Test in Woerden ebenfalls darüber nachgedacht.
Finnland und die Niederlande sind Länder, in denen es vor der Euroeinführung keine Münzen der kleinsten Rechnungseinheit gab. Dort ist man daran noch gewöhnt. In Deutschland war die kleinste Münznominale sogar nur etwa halb so groß wie heute... Für eine "unkorrekte" Rundung sind die Deutschen wahrscheinlich zu skeptisch und würden sich bei jedem Aufrunden betrogen fühlen.

Außerdem haben da auch die Handelsketten sicher kein Interesse am Runden. Die Wirksamkeit des psychologisch wirksamen Schwellenpreises wäre ja auch in Frage gestellt, wenn man nachher doch 1 EUR und nicht 0,99 zahlen müßte... Und wenn man sich mal die Werbelinien des Handels anschaut, wird man ja gerade zur Centfuchserei erzogen.

An den Kassen wird man außerdem seit Jahrzehnten immer mehr dazu erzogen, auf keinen Fall Kleingeld abzuzählen, weil es die Abfertigung beschleunigt, wenn nur auf Scheine herausgegeben wird. Der Handel hat hierdurch enorme Einsparungen bei den Personalkosten erzielt. Es wäre meiner Meinung nach nur korrekt, wenn er an den dadurch entstandenen Kosten beteiligt würde. Wenn dann mit einer solchen Kostenbeteiligung die Produktion für die Zentralbanken kostendeckend wäre, könnte man auch problemlos die benötigten Mengen nachproduzieren, und die Einsparungen auf Seiten der Handelsketten liegen ohnehin um Längen höher.

Nach Angaben der EZB sind übrigens europaweit im März 2002 (also am Ende der Einführungsphase) 5,6 Mrd 1ct-Münzen im Umlauf gewesen. 2 Jahre später waren es 10,2 Mrd. Stück, also fast doppelt so viele. Das heißt, daß in nur zwei Jahren einmal fast die komplette Umlaufmenge "versickert" ist. Und sicher nicht nur in Deutschland.

Gruß,

- David aka Tjum

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Beitrag von Senior » Do 24.06.04 18:25

Wenn es kein deutsche Varianten gab, werde ich nicht noch immer einige tausenden 1c, 2c und 5c liegen haben welche ich noch immer kontrolieren muß... :roll:
MfG,

Senior

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Kleingeld

Beitrag von El Buitre » Fr 09.07.04 12:23

So knapp kann Kleingeld in Deutschland gar nicht sein - habe heute bei der Bundesbank Köln ohne Probleme 500 Rollen a 1ct bekommen - alles Umlaufmünzen, keine Originalrolle dabei ( :evil: ). Wo sind die bloß?
Wenn man einen Tag vorher anruft und bestellt bekommt man was man möchte.
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Re: Kleingeld

Beitrag von Obelix » Fr 09.07.04 14:01

pastaarribiata hat geschrieben:So knapp kann Kleingeld in Deutschland gar nicht sein - habe heute bei der Bundesbank Köln ohne Probleme 500 Rollen a 1ct bekommen - alles Umlaufmünzen, keine Originalrolle dabei ( :evil: ). Wo sind die bloß?
Wenn man einen Tag vorher anruft und bestellt bekommt man was man möchte.
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Beitrag von El Buitre » Fr 09.07.04 15:26

Na ja, das Wetter soll ja mies werden und habe nichts besseres zu tun.
Würde gerne drauf verzichten - aber wenn man überhaupt bei der Bundesbank eine Chance haben will Originalrollen zu bekommen muß man schon große Mengen holen (Hilfe kann man von denen in Köln ja nicht erwarten, in Frankfurt ist das anders, is mir aber zu weit dahin zu fahren und lohnt sich nun wirklich nicht).
Wie schon mehrfach gesagt, ich frage mich wo die Originalrollen sind, zirkulierte aus 2004 finde ich in den Umlaufrollen immer wieder - war aber in 2003 genauso. :evil:

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Beitrag von Buch » So 11.07.04 12:53

Auszug aus der Thüringer Allgemeine vom 10. Juli 2004
Cent-Münzen noch nicht knapp
In Thüringen sind Cent-Münzen noch nicht knapp geworden. "Wir haben das Problen zum Glück nicht", sagte gestern der Leiter der Regionalniederlassung der Deutschen Bundesbank, Joachim Rieck, dieser Zeitung. Er bestätigte, dass in einigen Regionen Deutschlands vor allem 1-und 2-Cent-Münzen fehlen. ...
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