50 und 100 euro österreich - prägung?

Nationale Gedenk- und Sondermünzen

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talzinho
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50 und 100 euro österreich - prägung?

Beitrag von talzinho » So 27.02.05 18:48

hallo!

ich wollte mal fragen, warum die österreichischen 50 und 100 goldmünzen einmal in proof und ein jahr später wieder in hgh geprägt werden?? gibts dafür einen grund?

auch verkauft jemand in einem auktionshaus die 100 euro münze wiener secession mit hgh qualität, obwohl es die nur in proof gibt.

is jemand schlauer als ich ? :roll:

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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » Sa 19.03.05 15:20

"Matte Proof" und "Stempelglanz"
sind mehrere Bezeichnungen für dieselbe Herstellungsart.

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Canadian Coins
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Beitrag von Canadian Coins » Sa 19.03.05 16:16

Gerhard Schön hat geschrieben:"Matte Proof" und "Stempelglanz"
sind mehrere Bezeichnungen für dieselbe Herstellungsart.
"Proof" bezieht sich meines Wissens nach auf die Prägequalität und bezeichnet den Herstellungsgrad - entspricht dem deutschen Begriff "Polierte Platte".
Die Münze wird hierbei aus polierten Prägestempeln und polierten Ronden zwei bis viermal geprägt.
Da einzelne Partien auf dem Prägestempel mit Sandstrahl bearbeitet wurden erscheinen diese nachher auf der fertigen Münze mattiert und heben sich vom spiegelnden Feld stark ab. Diese Stücke werden grundsätzlich mit der Hand vom Prägestempel abgehoben.
"Matte Proof" ist eine weitere Proof-Art - hierbei erscheint die gesamte Oberfläche mattiert.

"Stempelglanz" ist die Bezeichung für einen Erhaltungsgrad - die englische Bezeichnung hierfür lautet "Mint State".
Stempel und Ronden sind hierbei nicht poliert.
Die Münzen haben eine mattschimmernde Oberfläche.
Sie sind qualitativ und vom Herstellungsprozeß aber nicht mit Proof-Münzen zu vergleichen.

"Handgehoben" sagt eigentlich nur aus, dass die Münze nach dem Prägevorgang mit der Hand vom Prägestempel abgehoben wurde.
Handgehobene Münzen zeigen im allgemeinen weder Gebrauchspuren noch Beschädigungen , da sie nach dem Prägevorgang nicht in Säcke, Behälter oder Transportbänder laufen - daher spricht man auch von "Stempelglanz - handgehoben".

Anhand der Oberfläche sollte sich also problemlos erkennen lassen, ob es eine Proof-Münze mit einer partiellen Mattierung ist, oder eine handgehobene Stempelglanz-Prägung mit gleichmäßig mattschimmernder Oberfläche - bei diesen Stücken sind also keine mattierten Partien, die sich vom spiegelnden Grund abheben.

So kenne ich die Definition der oben genannten Begriffe.
Lasse mich aber gerne belehren wenn ich damit falsch liege.

Schöne Grüße.
CC
Zuletzt geändert von Canadian Coins am Sa 19.03.05 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Canadian Coins » Sa 19.03.05 16:35

Bilder sagen mehr als Worte:

Bei der Münze mit der Beschreibung "handgehoben" ist deutlich die gleichmäßig mattschimmernde Oberfläche zu erkennen.

Demgegenüber zeigt die "Proof"-Qualität stellenweise glänzende bzw. mattierte Partien.

Schöne Grüße.
CC
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proof.jpg
Proof
hgh.jpg
Handgehoben

talzinho
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Beitrag von talzinho » Mo 21.03.05 18:30

vielen dank für die ausführliche info, top!

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michael03
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Beitrag von michael03 » Fr 25.03.05 21:31

Hier ein Auszug aus der Zeitschrift "Die Münze " AusgabeMärz/April 2004:

... Sie präsentieren sich wie schon alle seit 2002 erschienenen goldenen Sammlermünzen aus Österreich mit dem Erscheinungsbild "reverse frosted", das heißt, dass das so genannte Planum, also der ebene Hintergrund des Münzmotivs, matt erscheint und das Relief des eigentlichen Motivs spiegelnd glänzend hervortritt. Weil wir den Begriff "Polierte Platte" Münzen mit spiegelnd glänzendem Planum und mattiertem Relief vorbehalten wollten, haben wir unsere Goldmünzen seither nur als "handgehoben" bezeichnet uns auch die beiden Ausgaben des heurigen Jahre in dieser Qualität angekündigt..............
Eines der Ergebinsse, auf die man sich im Zuge dieser Diskussionen geeinigt hat, war nun die ausdrückliche Festlegung, dass die höchste Qualitätsstufe "Proof-Polierte Platte-PP-Spiegelglanz" sowohl ein glänzendes als auch ein mattiertes Planum aufweisen , also auch "reverse frosted" sein kann..............
Da diese Voraussetzungen auch auf unsere Goldmünzen voll zutreffen, werden wir diese ab nun nicht mehr als "handgehoben" bezeichnen sondern in der Qualität " Proof".

Gruß
Michael 03

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Beitrag von Gerhard Schön » Sa 26.03.05 22:33

Im wesentlichen stimmt das, was Canadian Coins oben geschrieben hat. Es muss aber ergänzt und präzisiert werden:

"Stempelglanz" bedeutete ursprünglich (vor etwa 100 Jahren) den auf einer Münze noch vorhandenen Prägeglanz. Und natürlich wird "Stempelglanz" seit Jahrzehnten als Erhaltungsgrad (ST) (im Sinne von "prägefrisch", "bestmögliche Erhaltung") gebraucht.
"Stempelglanz" ist aber auch eine Bezeichnung für eine Herstellungsart (man vergleiche den ganz ähnlich konstruierten Begriff "Spiegelglanz") und bezeichnet dabei eine sorgfältige Herstellung für Sammler (langsamere Maschinen, höherer Prägedruck, ggfs. mehrere Hübe, einzeln abgehoben und nicht in Kisten gefallen, Transport in Blistern und nicht in Säcken etc.). Das Erscheinungsbild ist dabei grundsätzlich wie das der für den Zahlungsverkehr hergestellten "Normalprägung". Die Stücke müssen dabei nicht notwendig einen Glanz aufweisen, sondern können (je nach Behandlung der Stempel) auch stellenweise oder komplett seidenmatt sein.

"Stempelglanz" entspricht im englischen genau dem "Brilliant Uncirculated". Auch dieser Begriff (BU) wird zweifach verwendet -- als Erhaltungsgrad (Mint State 65) -- und richtiger als Herstellungsart.

Wenn man also zwischen den drei wesentlichen Kategorien von Herstellungsarten ("Normalprägung", "Stempelglanz", "Spiegelglanz") unterscheidet, dann kommt noch die Erhaltung hinzu, und die wäre im besten Falle "prägefrisch" (in den beiden ersten Fällen wieder mit ST abgekürzt) [bei Herstellungsart "Normalprägung" also mit Spuren der Kisten/Sack/Rollierbehandlung, während man bei "Stempelglanz"/"Spiegelglanz" makellose Qualität erwartet].

Zum Spiegelglanz: "Proof" wiederum bezeichnet ursprünglich einen probeweise angefertigten Erstabschlag, dann eine Sonderanfertigung mit höchstem Aufwand (polierte Stempel, noch mehr Hübe, bisweilen auch vorbehandelte Ronden) (auch für Museen "Record Proof" und Sammler). Die Stücke müssen nicht notwendig "Cameo Proof" (spiegelnder Grund, mattes Relief) oder "Bright Proof" (alles glänzt/spiegelt) sein, es geht auch "Matte Proof" (alles mattiert oder stellenweise seidenglänzend). Die deutsche Bezeichnung "Polierte Platte" bezeichnet nichts weiter als eine kugelpolierte Ronde, die aber zur Erzielung des Spiegelglanzeffektes (besonders bei weicherem Edelmetall) überhaupt nicht erforderlich ist. Die Herstellungsart ist am besten mit "Spiegelglanz" zu bezeichnen (mit der eingeführten Abkürzung PP).

"Matte Proof" und "Stempelglanz" überschneiden sich also in dem Bereich, wo eine Münze hauptsächlich matt ist (ggfs. mit glänzenden Bereichen), gerade bei der Version "Reverse Frosted" (seidenmatter Grund, glänzendes Relief). Die Münze Österreich AG hat die Bezeichnung jetzt wohl deshalb gewechselt, weil sich vor allem in Übersee eine moderne Goldmünze als "Proof" wesentlich besser verkaufen lässt, als wenn sie "nur" "BU" wäre.

Grüße,
Gerhard

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Beitrag von Canadian Coins » So 27.03.05 01:30

Hallo Gerhard,

vielen Dank für die ausführliche Erklärung!

Die Definitionen der Herstellungsarten und Erhaltungsgrade sind fürwahr eine Wissenschaft für sich.

Ich komme wohl nicht umhin meine Erhaltungsgrad-Seite noch einmal zu überarbeiten und die Beschreibungen zu präzisieren.

Nochmals vielen Dank für die Mühe und schöne Grüße.
CC

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