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Goldenes Vließ aus Spanien?
Verfasst: Di 27.03.07 12:19
von vMadai
Liebe Wissende!
Aus Stuttgart habe ich ein Kupferstück mitgebracht, das auf der einen Seite ein schönes Schaffell mit Kopf und Beinen an einer Schleife hängend und auf der anderen Seite einen langhaarigen Jüngling ohne weiteren Kopfschmuck zeigt. Leider ist die ursprünglich runde Münze mehrmals beschnitten wurden, sodass die Randschrift teilweise fehlt. Die unteren Partien der Buchstaben scheinen mir CAROLUS II zu ergeben, DEI GRATIA REX ist vollständig, von der Jahreszahl sind nur die obersten Teile erhalten, vielleicht 1678 oder 79.
Ich bin grad in der Schule und die Münze liegt daheim. Die Größe schätze ich auf etwa 2,5 cm.
Kann das jemand bestimmen?
Gibt es im Internet auch für neuzeitliche Münzen so schöne Online-Listen wie bei den Antiken?
Dankeschön!
vMadai
Verfasst: Di 27.03.07 14:25
von vMadai
Ach ja, rechts vor dem Kopf steht ein A, links hinter dem Kopf AC über A.
Und das Dei Gratia ist abgekürzt.: D.G.REX
Nochmals vielen Dank im voraus
vMadai
Verfasst: Di 27.03.07 14:51
von Fridericus
Die Münze stammt nicht aus Spanien, sondern aus dem Königreich Neapel, geprägt unter Karl II von Spanien (1665-1700), der gleichzeitig auf dort König war. Anhand Deiner Angaben glaube ich, daß es sich bei der Münze um einen Grano handelt (120 Grana = 1 Piastra). Es kann übrigens sehr gut sein, daß die Münze nicht beschnitten wurde, sondern der Schrötling einfach nachlässig hergestellt wurde. Es war in Süditalien zu der Zeit durchaus üblich, daß die Schrötlinge mit der Schere aus Kupferblech herausgeschnitten wurden. Die Darstellung ist übrigens tatsächlich das Goldene Vließ.
Eine sehr gute Datenbank auch für neuzeitliche Münzen findest du unter
http://www.coinarchives.com
Viele Grüße
Verfasst: Di 27.03.07 16:16
von KarlAntonMartini
Der Orden vom Goldenen Vlies ist der Hausorden der Habsburger und wurde demzufolge sowohl vom Kaiser als auch vom König von Spanien verliehen. Die Zahl der Träger war sehr exklusiv und es kamen nur Angehörige des katholischen Hochadels in betracht. Zu den Privilegien der Träger gehörte die Steuerfreiheit. Aus den Tagebüchern des Fürsten Kaunitz sieht man schön, wie heiß er auf den "Toison" war. Grüße, KarlAntonMartini
Verfasst: Di 27.03.07 17:14
von payler
Karl II stammt ja auch von den Habsburgern.
Vater: Philipp IV
Mutter: Maria Anna von Habsburg
Verfasst: Mi 28.03.07 08:22
von vMadai
Herzlichen Dank!!!
Zu Friderici Erklärung:
Betr. Form: vom Gesamtumfang sind etwa 170° fast rund (d.h. die geraden Kanten gehen fast unmerklich ineinander über, mit abgerundeten Ecken), während die übrigen 190° sich auf 5 "scharf-eckige" Kanten verteilen.
Aber die Schriftverluste liegen tatsächlich nicht ausschließlich im gröber geschnittenen Teil des Randes.
Das bedeutet wohl: du hast recht? Oder?
Betr. Inhalt: 2,2/3 cm, 4,1 gramm
Haut das hin mit deiner Diagnose?
Gruß
vMadai
Verfasst: Mi 28.03.07 09:15
von Fridericus
Schau mal hier:
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 3&Lot=2936
Das ist zwar ein anderer Typ, aber die Form könnte ja hinkommen. Man erkennt sehr schön die "geschnittene" Form des Schrötlings.
Verfasst: Mi 28.03.07 17:10
von vMadai
Wahnsinnspreis!
Mein Porträt ist genauso schön, nur der Rand unvollständig. Auch das Vließ ist bei mir sehr hübsch erhalten. Ist mein Typ ähnlich wertvoll?! Ich fand das gute Stück nämlich in einer 1-Euro-Krabbelkiste (bei einem Händler, der überwiegend Euros anbietet und auf Nachfrage auch nicht wusste, was diese Münze sein könnte)!
Erfreut dankt
vMadai
Verfasst: Mi 28.03.07 17:45
von payler
@vMadai!
Kannst du bitte ein Bild von deiner Münze einstellen?
Verfasst: Mi 28.03.07 17:48
von Fridericus
Ich finde den Auktionspreis leicht übertrieben. Ich besitze selber so ein Stück (in ähnlicher Erhaltung) und habe dafür über Ebay bei einem italienischen Händler mal rd. 40,-- Euro bezahlt.
@vMadai: Ein Bild wäre wirklich sehr schön"