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Schweden, 2 Öre 1746 (war: Was zur Hölle ist das ? Hat jema)
Verfasst: Mi 02.05.07 22:53
von steffen20
Hallo,
ich habe hier ein Rätsel bei dem ich um Eure Mithilfe bitte.
Beim Umgraben bin ich mal wieder auf etwas gestoßen was ich nicht kenne. Ich hoffe, bitte und bete das jemand von Euch wenigstens eine leise Idee hat was es sein könnte, bzw. wo ich ansetzen kann zu suchen, denn selbst ein Suchansatz fehlt mir.
Aber schaut selbst:
Durchmesser ca. 34mm, Dicke ca.2mm, Gewicht ca. 30 Gramm, Material vermutlich Kupfer.
Auf der vermutlichen Vorderseite meine ich gekreuzte Pfeile zu sehen, im oberen Viertel eine Krone, im unteren Viertel "1746". Im linken Viertel "2OR" oder "ZOR" - im rechten Viertel "SI" oder "ST".
Auf der vermutlichen Rückseite ein großes schildförmiges Wappen rechts und links unten von einer kleinen Krone gesäumt, oben drüber eine große Krone. Rechts von der Krone "SC" und noch etwas undefinierbares links ebenfalls.
Wohin würdet Ihr das einordnen ? Schwedisch ? Dänisch ? Oder doch irgendwo deutsch (Mecklenburg ?)
Wie gesagt, bin für alle noch so abwegigen Gedanken offen.
Verfasst: Do 03.05.07 02:43
von Dietemann
Mein Katalog fängt leider erst 1750 an, aber es könnte ein schwedisches 2 Öre Stück sein, die Pfeile kommen jedenfalls da vor.
Vorne wäre ein Löwenwappen mit drei Kronen drumherum.
Wo gräbst Du denn, im Garten?

Verfasst: Do 03.05.07 04:19
von Marc
Ich sehe das wie Dietemann, es ist ein Schwede. Teile Mecklenburgs waren ja zu dieser Zeit schwedisch.
Hier ein anderer Jahrgang zum vergleichen:
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Verfasst: Do 03.05.07 18:36
von steffen20
Wow, erst mal möchte ich mich ganz herzlich bedanken für die überaus rasche Hilfe ! Ja, das ist sie, zwar von 1746 (meine) aber das ist sie. Jungs, Ihr seid Spitze !!!
@ Dietemann: Ja, ich grabe, im Garten, aber die Erde auf meinem Grundstück stammt aus einer Aufschüttung um 1935 von woher auch immer. Manchmal hab ich nach dem Regen nach dem Umgraben im Frühjahr diverse Sachen oben liegen, viel Zink-Pfennigstücke aus dem Zeitraum um 1900. Ansonsten Perlen von Modeschmuck, alte Fahrradteile, sogar nen alten Grabstein mit Sterbedatum 1856 war schon beim Hecke rausreißen dabei.
Mal noch ne Frage: Welchen Wert stellten 2 Öre denn damals dar ? Kriegte man dafür z.B. ein Brot oder wie oder was ? Denn Öre sind doch glaub ich die "Pfennige" der Schweden. Und das Teil ist für ein 2-Schwedenpfennigteil doch wohl sehr groß und schwer. Selbst wenn man 10 oder 20 davon in der Tasche hatte muß einem trotz davon gewichtsmäßig schräger Körperhaltung doch der Verlust eines davon sofort aufgefallen sein, oder ?
Verfasst: Fr 04.05.07 00:26
von Marc
Diese Münze war nicht mehr Wert als eine kleine deutsche Münze.
Zu dieser Zeit hatten Kleinmünzen meist noch einen geringen Silberanteil. Da es damals noch üblich war, das eine Münze ihren Wert in Edelmetall enthielt. Schweden hatte zu wenig Silber und prägte viele Nominale deshalb in Kupfer, dafür eben mehr das die Münzen den entsprechenden Wert hatten. Es gab sogar Talervielfache in Kupferplatten ! Diese Münzen hatten nicht selten das handliche Format von knapp 25 * 25 cm, je nach dicke der Platte
Als Beispiel ein Halbtaler von 1744, einen Taler von 1755 und eine 4 Talerplatte von 1736
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Da bekommt der Geldbeutel andere Dimensionen

Der Mangel an Edelmetall bei steigendem Geldbedarf war dann auch der Grund warum sich Kreditmünzen und Papiergeld in ganz Europa durchsetzen konnten.
Verfasst: Fr 04.05.07 00:43
von Wurzel
Sehr interessant!
Danke für die Ausführungen! Gibt es nicht auch russische Prägungen in Kupfer, die sämtlich handlichen Formate von sich weisen?
Ich meine da so etwas mal gelesen zu haben.
Micha
Verfasst: Fr 04.05.07 01:18
von Marc
Der Schrötter schreibt nur was von dänischen Kopien des Plattengeldes. Ich weis noch das sibirische Kopeken etwas leichter sind wegen ihres Edelmetallanteils, aber ansonsten hab ich zu wenig Ahnung vom russischen Kupfergeld dieser Zeit.
PS : Diese Münzen wurden von 1644 bis 1769 geprägt, und die 10 Talerstücke wogen 19,7 kg pro Münze !!
Verfasst: Fr 04.05.07 09:19
von jeggy
Damals gab es einen Preisverfall des Kupfers - daher wurden die russischen Kopeken immer grösser...
Verfasst: Fr 04.05.07 20:09
von Chippi
Mal zum Vergleich, der Lucius Verus in der Mitte hat 34 mm Durchmesser.
links ein antiker Inder, Naga Ganapati, ca. 340 n.Chr. mit ca. 8 mm.
Gruß Chippi
Verfasst: Mi 09.05.07 01:45
von Dietemann
steffen20 hat geschrieben:Selbst wenn man 10 oder 20 davon in der Tasche hatte muß einem trotz davon gewichtsmäßig schräger Körperhaltung doch der Verlust eines davon sofort aufgefallen sein, oder ?
Die Frage ist richtig gestellt. Wenn Du Dich jetzt noch an die unmittelbare Umgebung der Münze erinnerst (oder beim nächsten Graben darauf achtest) kannst Du archäologischer Dedektiv spielen.
Eine Theorie: Die Münze war Teil einer Barschaft, die in einem Haus lag, das abgebrannt ist. Sie wurde zusammen mit dem Brandschutt auf der Deponie (in Deinem Garten) abgelagert, weil man sich nicht die Mühe gemacht hat den Schutt einzeln zu durchsuchen.
Oder etwas abwegiger: Die Mutter schmeißt in einem Anfall von Aufräumwut die ganzen alten Sachen ihres Sohnes raus, der soll endlich anständige Kleidung tragen und etwas arbeiten. Dummerweise hatte der sich schon einen Notgroschen für das abendliche Bier in die Tasche seiner ältesten Jacke gesteckt.
Wenn die Münze einem Klumpen schwarze Erde steckte spricht das für die erste Therorie, bei anhängenden braunen Fasern eher für die zweite.
Schönen Abend wünscht Dietemann