Die Skandinavische Münz-Union 1873 - 1924

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
villa66
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von villa66 » Di 07.04.15 11:54

Three questions about the 1-krone/krona pieces, etc., that Chippi has posted.

1) the Danish 1-krone (and 2-kroner) in aluminum-bronze have no center-hole, but it seems obvious that they were coined for use only in Danmark. I wonder, did the fact that their brassy color was not easy to confuse with the usual SMU silver relieve them of the need for a center-hole as required by the 1924 revision?

2) Swedish silver was SMU-compliant until about 1941. The SMU was still in existence, in theory. Does this mean the Swedish coins were still legal tender throughout the SMU?

3) Forgetting for a moment the legalities of the SMU--and just talking the practical realities--since old habits die hard (they say), did the coins of the SMU countries continue to circulate in each other's border areas after the obvious separation of the three in 1924?

I know these are difficult questions, but I just thought I'd ask, and hope for the best.

:) v.

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Di 07.04.15 22:06

1) According to the supplement of 1924 " coins minted in confirmity with the convention shall also be regarded as legal tender only in the country in wich they are issued if they are pierced or in any oher manner randered clearly distinguishable from coins previously issued " .
This explains why the norwegian 10, 25 and 50 øre from 1920 to 23 where withdrawn, pierced and send out into circulation again.

Furthermore the 1924- supplement says : " The provisions regarding face value, metal content, weight, form and device or inscription shall be drawn up by the state for whose government the coins are minted, the appearence of those coins shall ,however, be such as to enable them to be claerly distinguishable from coins previously issued under the terms of the convention "
Here we find an explanaition for the the radical change the danish coins underwent after 1924. The danish 1/2, 1 and 2 kr minted from 1924 where " cleqarly distinguishalbe " by their new metal composition. Funny enough Denmark even issued 10 and 25 øre both with a new diameter and a center hole, even if that was not regarded as nessecary because the change of diameter already made those coins " clearly distuingushable " from any SMU - issue.

Reading the supplement of 1924 ( wich fortuanatly comes with both a french and a english version , the latter I am citing from ) only Denmark did it right all the way. Norway entirely forgot about the 1,2,and 5 øre coins and simply went on minting them without change untill 1951 ( not counting in the war issues ), while 10, 25 , 50 øre and 1 krone where minted with the center hole originaly ment to be a matter of transferring convention coins into post convention times. Sweden on the other hand did do exactly nothing.

In my opinion this shows that the SMU was definetly dead and burried in 1924, nobody really cared and the differing exchange rates guarded any swedish coin from circulating outside Sweden, answering 2)

3) Danish coins , protected by different diameters and metal- compositions only circulated in Denmark. Swedish coins now and then could appear in the change in Norway and vice versa. But that would happen only accidental because diameter, weight and appearence where more or less the same, at least after 1973/ 74 when the norwegian and swedish 5,10, 25, 50 øre and 1 krone to an untrained eye could seem almoust identicly. They where never regarded as legal tender when showing up on the wrong side of the border, but a swedish krona or 50 öre in Norway now and then was either ignored or tolerated and simply passed on or kept aside, we are after all talking about petty cash, as inflation had reduced 1 krone to almost nothing even in the 1990s. In 1997 Norway introduced a new smaller 1 krone and that was the end of finding the effigy of Carl Gustav in the purse occasionaly.

This autumn Sweden wil introduce a set of new coins and the cupronickel krona minted from 1967 until now will vanish - the last coin with a diameter reminding of the SMU convention.
Grüsse, Mynter

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von klaupo » Mi 08.04.15 17:12

Vielen Dank für die ausführlichen Informationen, von denen ich die meisten noch nicht kannte. Skandinavien ist auch in meiner Sammlung einer von mehreren Schwerpunkten. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß darin Norwegen eher schwach vertreten ist – die Beschaffung der älteren Ausgaben ohne größeren finanziellen Aufwand ist nach meiner Erfahrung schwierig und sie wurden ja auch hier kaum vorgestellt. Anhand des 10 Öre Stücks kann ich aber zeigen, wie sich der Münztyp vom Beginn der SMU über die Personalunion mit Schweden bis zum selbständigen Königreich veränderte.

Und da sich die Norweger ihren König ebenfalls aus der SMU aussuchten, stelle ich hier noch dessen Vater vor – Christian IX. von Dänemark, der am Ende seiner Regierungszeit als der „Schwiegervater Europas“ bezeichnet wurde, nachdem er seine Kinder in allen Himmelsrichtungen Europas – Schweden, England, Griechenland, Russland, Cumberland, Orléans und nicht zuletzt Norwegen – untergebracht hatte.

Gruß klaupo
Dateianhänge
1873-1919_10_Öre_Norge_n.jpg
1903_2_Kroner_Jubiläum_Christian_IX_n.jpg

Chippi
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Chippi » Mi 08.04.15 17:42

Norwegen ist tatsächlich nicht so oft bei mir vertreten und auch eher die späteren Typen, den Rest findet man nicht in Grabbelkisten. ;)

Dennoch hier noch 2x 2 Öre
2 Öre 1897.jpg
2 Öre 1913.jpg
Und noch einen passendes 10 Öre-Stück zu deiner Reihe.
10 Öre 1941.jpg
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Mi 08.04.15 21:13

@chippi und klaupo

schöne Stücke, die Ihr da vorstellt. Das 10 Øre- Stück von 1941 ist perfekt erhalten. Klaupos Zweikonenstück von 1903 ist, wie ich finde, die schönste SMU- Gedenkmünze, die geprägt wurde. Christians Sohn Carl, den das norwegische Parlament 1905 zum König wählte und der das Land als Haakon VII bis 1957 regierte, ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Mensch mit seiner Aufgabe wachsen kann. 1905 sprach eigentlich nur für ihn, dass er der Schwiegersohn Edward VII war, ansonsten fuhr er Fahrrad und spielte Tischtennis. Die Nähe zur Weltmacht Grossbritanien war wichtig als möglicher Garant der Unabhängigkeit. Schweden war nicht zu trauen und auch die unsichere Grenze zu Russland schuf Unbehagen. Im Laufe seiner Regierung gelang es Haakon sich eine Stellung als Landesvater und Symbol für die Freiheit des Landes zu erarbeiten. Norwegisch hat er allerdings nie gelernt, er sprach zeit seines Lebens Dänisch.

Für den ersten norwegischen König seit dem Mittelalter gab man sich in Kongsberg viel Mühe, eine Münzserie zu entwerfen, die der Selbständigkeit der alten- jungen Nation auch auf numismatischem Gebiete Rechnung tragen sollte. Nachdem 1906 und 1907 Bronzemünzen im Stil der unter Oscar II geprägten Münzen geprägt wurden, kam es ab 1908 zur Ausgabe der neuen Kursmünzenserie in den Werten 1,2,5, 10, 25 und 50 Øre, sowie 1 und 2 Kronen. 1910 folgten Goldmünzen zu 10 und 20 Kronen.
Die Münzen, die vom Hauptgraveur der Münze in Kongsberg, Ivar Throndsen, entworfen wurden, vereinen in ihrer Gestaltung Elemente des Jugensstils und Details der Münzen des norwegischen Mittelalters. Der Bezug auf das Mittelalter war wichtig, da so unterstrichen wurde, dass Norwegen eine christliche Nation war.
Auf den Kleinmünzen findet sich das Dreieinigkeitszeichen das auf zahleichen Pfennigen des 10. und 11. Jahrhunderts zu sehen war, auf den Goldmünzen ist der auf dem Drachen stehende St. Olav wiedergegeben, der so auf Schillingstücken des Trondheimer Erzbischofs Erik Valkendorf( 1510 - 22 ) abgebildet ist.
Der Wappenlöwe, der in einen spitz zulaufenden Schild gestellt ist, entstammt dem Pfennig von Eirik Magnusson ( 1280 - 99 ) und lehnt sich damit an die erste bekannte Darstellung des norwegischen Wappens an.
Auf dem Zweikronenstück ist der Wappenlöwe umgeben von den Wappen der ( damals ) sechs Bischofssitze. Von links nach rechts : Kristiania, Trondhjem, Tromsø, Hamar, Kristiansand, Bergen.
Das Zweikronenstück wurde in dieser Form nur 1908 in einer Auflage von 200.000 Stück geprägt, 1909 wurde das Königsportrait überarbeitet, da es mit seiner Höhe eine Massenproduktion erschwerte. Mit flacherem Relief wurde von 1910 bis 1917 jeweils 150.000 bis 375.000 Ex geprägt. Aus dem Jahr 1909 sind ca 20 als Proben anerkannte Exemplare mit flachem Relief bekannt, zuletzt wurde 2012 eine solche Probe für ca 20.000 Euro versteigert, die Preise für die herkömmlichen Exemplare sind zum Glück humaner.

Haakons Zweikronenkursmünze ist eine meiner drei absoluten Lieblingsmünzen und meine allerliebste SMU- Münze.
2 Kr N 1908 Av - Kopi.JPG
2 Kr N 1908 Re - Kopi.JPG
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Mi 08.04.15 21:25

Haakons Zwanzigkronenstück. Die Prägung begann 1909, sämtliche Stempel für den Umlauf wurden jedoch mit der Jahrezahl 1910 gefertigt, allerdings existiert ein Exemplar mit dem Datum 1909, dass dem König überreicht wurde.
Ende der 90er Jahre tauchte auf einmal ein 20 Kronenstück mit der Jahreszahl 1909 bei einem renomierten Osloer Händler auf. Nachdem dass Schloss auf Nachfragen bezüglich einer möglicherweise unlauteren Herkunft der Münze nicht antwortete, nahm man an, es handele sich eben um ein weiteres Exemplar und begann, das Stück für die nächste anstehende Auktion vorzubereiten. Der Katalog war bereits gedruckt und verteilt, als dann doch die Wahrheit ans Licht kam. Ein untreuer Mitarbeiter des Hofes ( so heissen Diener heute ) hatte die Münze entwendet. Auf den Kosten blieb der Händler sitzen, der Hof war sogar zu borniert , sich für die Aufdeckung des Diebstahles zu bedanken, aber die Numismatik ist um eine Story reicher.
Manchmal tauchen auf Auktionen vergoldete Kupferproben dieser Münze und des dazugehörigen Zehners auf, hierbei handelt es sich um Arbeitsproben , die nach Gebrauch einfach verbogen und in den Müll geworfen wurden. Der Müll wurde auf einen an die Münze angrenzenden Acker gekippt und da retteten spielende Kinder dann die Proben.
20 kr Haakon 1910 002 - Kopi.JPG
20 kr Haakon 1910 Re - Kopi.JPG
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Mi 08.04.15 21:41

1906 und 1907 wurden drei Zweikronenstücke anlässlich der Unabhängigkeit geprägt. 1907 hat ein kleineres Wappen, der Grund hierfür ist nicht dokumentiert, doch ich vermute, das es damit zusammenhängt, dass die Erstemission, die vorausbestellt werden musste, überzeichnet war. Um die Nachfrage zu befriedigen, prägte man eine weitere Auflage nach und bediente sich hier möglicherweise eines Stempels, der für die Erstemission verworfen wurde.
Darüberhinaus wurde 1907 eine Auflage von 27.552 Exemplaren mit gekreuzten Waffen geprägt, die an die 27.552 Offiziere und Mannschaften verteilt wurden, die 1905 auf " Unabhängigkeitswache " an der schwedischen Grenze standen. Diese Stücke wurden in einem Etui mit Namen übereicht.
1914 erfolgte eine weitere Gedenkausgabe aus Anlass des 100. Verfassungstages. Kurios ist, dass die Entwürfe, die den 1. und 2. Preis erhielten, letztendlich nicht verwirklicht wurden, da ein einflussreicher Historiker sich negativ zu ihnen äusserte. Das Finanzministerium beauftragte daraufhin einen Bildhauer, einen gänzlich neuen Entwurf zu erarbeiten. Von diesem Motiv, dass die stehende ” Norvegia ” über das Land schauend zeigt, wurde die Prägung von 300.000 Exemplaren geplant, letztendlich wurden es 225.000, wobei 69.000 auf matten Ronden und 156.000 auf polierten Ronden hergestellt wurden. Ein Teil der Münze wurde nicht in der Münze Kongsberg, sondern in einem Austellungspavillon in der Hauptstadt geprägt. Es existieren mehrere Stempelvarianten, die sich durch leichte Unterschiede in der Führung der Küste auf der Bildseite unterscheiden, auch aus China ist vor ein paar Jahren Nachschub gekommen, freundlicherweise ohne die Signatur des Medailleurs.
Bereits im Ausgabejahr erhielt diese Münze den Spitznamen " Mor Norge " ( Mutter Norwegen ) und so ist sie noch heute bei den hiesige Sammlern bekannt.
2 kr 1906 av - Kopi.JPG
2 kr 1906 re - Kopi.JPG
Mor Norge 1914 1.JPG
Mor Norge 1914 2.JPG
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Mi 08.04.15 21:47

klaupo hat geschrieben:Vielen Dank für die ausführlichen Informationen, von denen ich die meisten noch nicht kannte. Skandinavien ist auch in meiner Sammlung einer von mehreren Schwerpunkten. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß darin Norwegen eher schwach vertreten ist – die Beschaffung der älteren Ausgaben ohne größeren finanziellen Aufwand ist nach meiner Erfahrung schwierig und sie wurden ja auch hier kaum vorgestellt. Anhand des 10 Öre Stücks kann ich aber zeigen, wie sich der Münztyp vom Beginn der SMU über die Personalunion mit Schweden bis zum selbständigen Königreich veränderte.

Und da sich die Norweger ihren König ebenfalls aus der SMU aussuchten, stelle ich hier noch dessen Vater vor – Christian IX. von Dänemark, der am Ende seiner Regierungszeit als der „Schwiegervater Europas“ bezeichnet wurde, nachdem er seine Kinder in allen Himmelsrichtungen Europas – Schweden, England, Griechenland, Russland, Cumberland, Orléans und nicht zuletzt Norwegen – untergebracht hatte.

Gruß klaupo
Keine Schande, Oscar , zumal in Topqualität , ist das Lieblingsammelgebiet der Norweger und ist entsetzlich teuer. Hier wird ein Zehnørestück versteigert : https://www.youtube.com/watch?v=ooeHpj0oCA4
Grüsse, Mynter

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Do 09.04.15 10:38

Als ich heute Morgen mit der Zeitung vom Briefkasten zurückkam, fiel mir auf, dass heute ja der 9. April ist. Dieses Datum hat auch für die SMU- Münzen eine Bedeutung, zumindest für das Gold, dass sich in der Währungsreserve der norwgischen Nationalbank befand, doch auch für chippis 10 Ørestück bleibt der Kriegsbeginn in Skandinavien nicht ohne Folgen, 1942 wurde die Prägung der friedensmässigen Münzen eingestellt.
Zur Geschichte des SMU- Goldes hatte ich vor ein paar Jahren in einem anderen Forum schon mal was geschrieben,ich kopiere den Beitrag einfach mal hierrein, Bilder folgen später:

Das Schicksal der norwegischen Goldreserven

Am 9. April 1940, während die Wehrmacht in Oslo einrückt, nähert sich ein Lastwagen einer Tankstelle nördlich von Oslo. ”Im Radio wurde gerade durchgegeben, dass die Nationalbank besetzt ist. Die Deutschen haben nun das Gold “ , weiss der Tankwart zu berichten. “ Soso “ quittiert der Fahrer trocken und verkneift sich ein Grinsen. Was der Tankwart nicht weiss; ein Teil dieses Goldes befindet sich direkt vor seiner Nase, nur durch die Leinwand der Lastplane von ihm getrennt.

Der Lastwagen ist einer von 26, mit dem das Depot von Norges Bank, der norwegischen Zentralbank, in Sicherheit gebracht wird. Jeder Wagen ist mit zwei Bankangestellten besetzt, die für diesen Auftrag jeweils mit einem Revolver ausgestattet wurden. Ivar Borg, damals 22 beschrieb diese Anekdote nach dem Krieg in einem Buch, in dem er seine Erlebnisse in den dramatischen Apriltagen, als der Krieg nach Norwegen kam, schilderte.

Die Evakuierung der Goldreserven war bereits Ende der 30er Jahre vorbereitet worden. Auf Initiative des Notenbankdirektors wurden 50 Tonnen Goldbarren und Münzen abgewogen, verpackt und plombiert. 818 Kisten a 40 Kilo, 685 Kisten a 25 Kilo und 39 Tonnen a 80 Kilo umfasste der Bestand schliesslich. Hierbei handelte es sich lediglich um die gesetzlich vorgeschriebene Golddeckungsreserve von 120 Millionen Kronen. Nach der endgültigen Aufhebung der Goldeinlösepflicht 1931 war das darüberhinaus vorhandene Gold bereits in die USA ausgelagert worden.

Als am Abend des 8. April die deutschen Invasionskräfte im Kattegatt gesichtet werden und eine hastige Mobilmachung beginnt, wird der Goldschatz in einer die ganze Nacht wärenden Aktion verladen. Nach und nach verlassen die Lastwagen die norwegische Hauptstadt, der letzte Laster fährt nur eineinhalb Stunden vor dem Einmarsch der Wehrmacht aus dem Innenhof der Bank.
Die Versenkung des Kreuzers Blücher im Oslofjord verzögert den deutschen Einmarsch. Diesem Umstand ist es nicht nur zu verdanken, dass König, Parlament, Regierung und Goldrserve entweichen können. Da sich an Bord des Blüchers auch das Gestapoarchiv befindet, gelingt es Willy Brandt , in seiner Verkleidung als norwegischer Soldat der Identifizierung als gesuchter Flüchtling zu entgehen.
Das gemünzte Gold des Transportes besteht überwiegend aus norwegischen, schwedischen und dänischen Münzen zu 5, 10 und 20 Kronen der Jahre 1873 – 1917. Diese Nominale machten die Hauptmünzen der skandinavischen Währungsunion aus. Erst seit dem ” Gesetz über die Ausbringung von Sonderscheidemünzen ” von 1924 kann man von einer norwegischen, dänischen und schwedischen Krone sprechen. Zudem umfasst der Bestand finnische 10 – und 20 Markstücken aus der Zeit von 1878 - 1913 , 100 und 200 Markstücke von 1926, nebst einen kleinen Posten ungarischer 20 Kronenstücke.

Das Gold wird zunächst nach Lillehammer gebracht und in der dortigen Notenbankfiliale zwischengelagert, jedoch, da sich die Kampfhandlungen schnell ausbreiteten, weiter nach Norden an die Küste bei Åndalsnes und Molde gebracht. Hier wartet schon ein britischer Kreuzer, die HMS Galatea. Er ware in der Lage , den gesamten Schatz aufzunehmen, doch besteht die norwegische Regierung auf einer Verteilung auf drei Schiffe. Ein Teil des Goldes wird an Bord gebracht, dann geht es per lastwagen weiter ins 60 Kilometer entlegene Molde, wo man geradewegs in einen Bomenangriff gerät. Ein weiterer Teil wird hier auf die HMS Glasgow verladen, doch muss diese den Hafen hastig verlassen, da neue Bomenangriffe beginnen.

Der restliche Anteil wird nun auf Fischkuttern und Binnenfähren bis nach Nordnorwegen gefrachtet. Dort, in Tromsø ,verlässt er endlich an Bord der HMS Enterprise am 24. Mai Norwegen mit Kurs auf England. An Bord befindet sich auch König Haakon VII. Er wird Norwegen erst am 7. Juni 1945 wieder betreten, auf den Tag genau 40 Jahre nachdem er als frisch gewählter König des jungen Königreiches zuerst seinen Fuss in seine neue Heimat setzte.

Am 29. Mai 1940 erreicht der Goldtransport Grossbritannien, von wo es nach Kanada und in die USA gebracht wird.

Obwohl sowohl Åndalsnes und Molde in einem Versuch der norwegischen Staatsorgane habhaft zu werden, durch Bombenangriffe in Schutt und Asche gelegt und die britischen Schiffe, die Gold, König und Regierung in Sicherheit bringen, mehrfachen Luftangriffen ausgesetzt sind, kommt fast der gesamte Bestand an,lediglich die 296 ungarischen Münzen gehen verloren, ” als eine Tonne an Bord eines der englischen Schiffe auf den Boden schlug ”, wie es so schön in der einschlägigen Literatur steht.

Die Evakuierung des Goldreserven ermöglicht es der norwegischen Regierung von England und Kanada aus ihre Geschäfte im Exil wahrzunehmen. Hierfür und für den Einstand Norwegens in den Internationalen Währungsfond im Jahre 1951 werden ein Teil der Münzen verwendet,nicht etwa das Barrengold, was einem Numismatiker nur weh tun kann.

Was geschieht nun mit dem Gold nach Kriegsende ? Während 25 Tonnen Goldbarren noch bis 2004 in Amerika lageren, gelangen neun Tonnen der Münzen 1988 in einer spektakulären Aktion unter Vermittlung der Londoner Münzhandlung Spink wieder nach Europa. 100.000 Münzen , fast 700 Kg mit einem Materialwert von 35 Millionen DM ( 1988 ) werden von einem Osloer Münzhandel aufgekauft, diese Aktion hält damals ins Guiness Buch der Rekorde Einzug.

Die Goldbarren werden 2004 verkauft, lediglich sieben Stück gelangen zurück nach Norwegen. Sie befinden sich heute wieder in den Tresoren der Zentralbank . Auch 3,5 Tonnen der Münzen lagern wieder dort.Es gibt Pläne , sie der Öffentlichkeit in einer permanenten Ausstellung, gemeinsam mit den Barren, zugänglich zu machen.

Die Münzen aus dem Goldtransport sind ein interessantes Stück Kriegsgeschichte und Numismatik. Fast mutet es ironisch an, dass die skandinavischen Goldmünzen, die, im Gegensatz zu ihren deutschen Vettern zu den Zeiten ihrer Kursgültigkeit kaum in Umlauf waren, zweimal die Reise über den Atlantik unternommen haben.

Die Rückführung des Goldschatzes von Norges Bank führt 1988 zu einem Kaufrausch bei sowohl Münzsammlern, als auch bei der Allgemeinheit. Heute erfreuen sich die einheimischen Goldmünzen bei norwegischen Sammlern keiner überschwänglichen Beliebtheit. Man schätzt eher die Skillinge und Speciedaler aus der Zeit vor der Goldwährung, ein Umstand, der sich auch bis nach China rumgesprochen hat.

Da es auch in Norwegen ein dubioses Münzvertreibungsunternehmen gibt, das durch überflüssige Requisiten den Preis für eine Münze masslos aufbläst und durch rührselige Histörchen numismatisch weniger Bewanderten viel Geld aus der Tasche zieht, gelten sie ausserdem als überteuert, da die Preise im seriösen Handel in die Höhe getrieben werden.

Norwegische Goldmünzen sind jedoch ein verhältnismässig sicheres Sammelgebiet. Mitte der 70er Jahre gab es eine Charge von meisterlich gefälschten Zwanzigern der Jahrgänge 1874 und 1875, die von einem schwedischen Gebrauchtwagenhändler und einem dänischen Pornohersteller auf den Markt gebracht wurden. Herkunftländer waren der Libanon – und , man lasse es sch auf der Zunge zergehen; Deutschland.

Ein deutscher Zahnarzt soll, einem hiesigen Münzhändler zufolge , die ungekennzeichneten Prägefälschungen gen Norden verkauft haben. Leider ist es mir bisher noch nicht gelungen, in Erfahrung zu bringen, ob es sich bei dem Zahnarzt um den Augenarzt, den wir alle kennen, handelt oder ob Zaine auswalzen bei Medizinern allgemein beliebt ist. Es soll sich um ein paar hundert Münzen handeln, die man anhand der Randriffelung, einiger Blasen auf der Oberfläche und geringer Stempelfehler ausmachen kann. Man sagt jedoch, dass die meissten zu Beginn der 80er Jahre eingeschmolzen wurden.

Ungeklärt ist noch immer, wo der Jahrgang 1883 des norwegischen Zwanzigkronenstückes geblieben ist, dessen Auflage von 35.900 Exemplaren bis auf wenige Stücke nie ausgegeben wurde. Etwa 25 – 50 Exemplare sollen sich auf dem Markt befinden. Hat man mit diesen Münzen womöglich die Kriegsführung finanziert ? Wurden sie dem IWF übergeben ? Lagern sie wieder im Depot der Notenbank ein ? Das Lot von 700 Kg, das ab 1988 auf den Markt kam, enthielt keinen einzigen 1883er, so dass der Preis für diese seltenste Goldmünze aus der Zeit der gemeinsamen skandinavischen Kronenwährung wohl weiterhin von Auktion zu Auktion in die Höhe schnellen wird.
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Pfennig 47,5 (Sa 25.03.23 20:35) • Franor (Di 25.04.23 19:32)
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 09.04.15 10:44

Der Link geht leider nicht, vermutlich muß man sich anmelden. Könntest du den Inhalt deines Posts bitte kopieren und hier direkt einstellen? Grüße, KarlAntonMartini
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sigistenz
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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von sigistenz » Do 09.04.15 12:39

Besten Dank für die Erweiterung meines Horizonts. Die geschichtlichen Hintergründe kannte ich noch nicht, sie haben mich sehr bereichert.
Dass hauptsächlich die Münzen des eigenen Landes gesammelt werden, kann man wohl verallgemeinern. Was für Norwegen gilt, ist auch in den Ländern, die ich näher kenne, ebenso.
Aber wie Klaupo schon sagt, stelle ich auch fest, dass die norwegischen Münzen in Deutschland viel schlechter zu finden sind, als die dänischen oder schwedischen. Zwar ist Norwegen mit 5,1Mio. Einwohnern bevölkerungsmässig kleiner als Dänenmark (5,6Mio) oder Schweden (9,6Mio), aber die Münzen sind unterproportional weniger anzutreffen. Ich habe vor 2 Monaten angefangen, die 5-Öre/Øre-Stücke der 3 Länder von 1874-1945 jahrgangsmässig zu sammeln und habe erst 2 Norweger, aber 8 Dänen und 18 Schweden gefunden.
Schweden war im Krieg nicht besetzt und ausgeplündert worden (auch was Kupfermünzen angeht), aber man trifft viel mehr dänische als norwegische Münzen an. Wie ist die Knappheit der norwegischen Münzen zu erklären :?:
Sigi

.

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von villa66 » Do 09.04.15 15:44

@sigistenz

This isn't an answer to your curiosity about the availability or relative non-availability of decently preserved 5-ore coins outside their respective home countries, but this old entry in my coin-notebook does perhaps add another dimension to the question:

x: Henry Garside, writing for Spinks in 1918, said that the Swedes had been compelled to replace their disappearing bronze coins like this 1916 5 ore with iron pieces. It “is believed that the explanation is to be found in the practice of German sailors and German travellers changing as much of their money as they can into bronze and taking the latter with them when they return to Germany.” (85) P.S. I’ve also read that in 1916 the Swedes prohibited the export of their 17th century plate money, fearing that it would be melted for its copper.

What happened to those coppers that were subtracted from Swedish circulation during WWI? Many of them, I'll bet, never went home. But did they survive, or were they sold for their metal and destroyed?

:) v.

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von villa66 » Do 09.04.15 16:11

@Mynter

Thanks once more for the answers to my questions, particularly as to the measures required by the 1924 revisions as to the coins to be circulated only within the issuing country.

And please let me add that I do think I understand that 1) for practical purposes the SMU ended in 1914 when Sweden stopped the krona's free convertibility into gold, and 2) that for the those who want to dig a little deeper (and learn of the trouble the small coins were causing the SMU countries after about 1918), the SMU ended in 1924 when the struggle for a common coinage effectively ended, and 3) for those who want to dig deeper still, the SMU finally reached its formal end--a historical footnote only--about 1972.

There is much else in what you all are posting that interests me, and I apologize that I am so slow in digesting it. But in the meantime I'll offer another entry from my coin-notebook, on Norway's 1914 2-kroner (which I'll be adding to soon, thanks to you guys). Anyway, here's an unedited, safe-in-you-own-home opinion of the 1914 2-kroner commem, written by an outsider some years ago:

x: Norway’s 1914 commemorative 2-kroner piece celebrating the centennial of the country’s constitution somehow manages to be both one of the world’s prettiest coins, and one of its loneliest. (96)

It is a great coin.

:D v.

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Do 09.04.15 16:49

villa66 hat geschrieben:@Mynter

Thanks once more for the answers to my questions, particularly as to the measures required by the 1924 revisions as to the coins to be circulated only within the issuing country.

And please let me add that I do think I understand that 1) for practical purposes the SMU ended in 1914 when Sweden stopped the krona's free convertibility into gold, and 2) that for the those who want to dig a little deeper (and learn of the trouble the small coins were causing the SMU countries after about 1918), the SMU ended in 1924 when the struggle for a common coinage effectively ended, and 3) for those who want to dig deeper still, the SMU finally reached its formal end--a historical footnote only--about 1972.


:D v.
Indeed. In 1914 the gold- based economy broke down and was never to recover. The practical end of the coin convention was in 1914.
Zuletzt geändert von Mynter am Do 09.04.15 16:59, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse, Mynter

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Re: Die Skandinavische MünzUnion 1873

Beitrag von Mynter » Do 09.04.15 16:53

villa66 hat geschrieben:@sigistenz

This isn't an answer to your curiosity about the availability or relative non-availability of decently preserved 5-ore coins outside their respective home countries, but this old entry in my coin-notebook does perhaps add another dimension to the question:

x: Henry Garside, writing for Spinks in 1918, said that the Swedes had been compelled to replace their disappearing bronze coins like this 1916 5 ore with iron pieces. It “is believed that the explanation is to be found in the practice of German sailors and German travellers changing as much of their money as they can into bronze and taking the latter with them when they return to Germany.” (85) P.S. I’ve also read that in 1916 the Swedes prohibited the export of their 17th century plate money, fearing that it would be melted for its copper.

What happened to those coppers that were subtracted from Swedish circulation during WWI? Many of them, I'll bet, never went home. But did they survive, or were they sold for their metal and destroyed?

:) v.
Not only was the export of bronze coins forbidden ( both in Sweden, Norway and , perhaps , Denmark ) in about 1916 ,because it was said the coins were melted down in Germany, Germany on the other hand was the main supplier og bronze blanks to the scandinavian mints. When in 1916 in Germany the minting of the bronze 1 and 2 pfennig was discontinued , the SMU- countries had to search for an alternative metall for the 1,2, and 5 øre.
Zuletzt geändert von Mynter am Do 09.04.15 17:00, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse, Mynter

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