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KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Sa 15.06.24 22:52
von Numis-Student
Ein paar wenige Kommerzprägungen der numismatischen Schurkenstaaten habe ich auch in meiner Sammlung (ohne jeden Hintergedanken an Vollständigkeit :lol: - eher als warnende Beispiele).

Hier und heute möchte ich 2 Glas"münzen" des Kongo vorstellen:

10 Francs 2003 mit Schmetterling
10 Francs 2004 mit Fisch

Sogar in Numista (und im KM :roll: ) gelistet:
https://en.numista.com/catalogue/pieces309447.html

Schöne Grüße
MR

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Sa 15.06.24 23:12
von Lackland
Numis-Student hat geschrieben:
Sa 15.06.24 22:52

Kongo

10 Francs 2003 mit Schmetterling
10 Francs 2004 mit Fisch

Sogar in Numista (und im KM :roll: ) gelistet:
https://en.numista.com/catalogue/pieces309447.html
Und sogar rar sollen die Teile sein:
Numista Rarity index: 97 8O

Ist doch eine Frechheit, oder? :evil:

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Sa 15.06.24 23:22
von Numis-Student
Lackland hat geschrieben:
Sa 15.06.24 23:12
Ist doch eine Frechheit, oder? :evil:
Die große Frechheit an dieser Sache ist, dass die Versandhäuser dieses Zeug so lange produzieren und verkaufen dürfen und damit der Zielgruppe solche Mengen an Geld entziehen können.

Wenn sich ein Fischzüchter drei solche Glasscheiben für je 5 oder meinetwegen 10€ kauft, weil er sich für Fische begeistert, oder der Schmetterlingssammler 4 Stück mit Schmetterlingen kauft... Alles gut, vollstes Verständnis.

Man muss sich nur immer vor Augen halten, dass diese "Münzen" nicht als Geld gebraucht werden, aufgrund ihrer technischen Eigenschaften gar nicht als Geld genutzt werden KÖNNEN. Das sind Deko-Artikel, die es nie in den Geldumlauf schaffen, auch wenn da irgendwelche (Phantasie-) Wertbezeichnungen draufstehen.

MR

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Do 29.08.24 15:21
von Numis-Student
Ich glaube, der Link passt am Besten hier hinein:
--> https://neu.muenzenwoche.de/news/muenze ... -singapur/

MR

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: So 20.10.24 23:17
von Basti aus Berlin
Interessant, dass dieses Thema auch einmal angesprochen wird. Echt gut!

Im Sommer war ich bei einem Händler in Ingolstadt. Er meinte, dass es in letzter Zeit immer mehr in Anlage übergeht. Auch bei der WMF war mir das aufgefallen. Selbst staatliche Einrichtungen aus Polen und Australien prägen das im Auftrag.

Mich würde mal sehr interessieren, wie die Verflechtungen von z. B. MDM, Reppa und befugten Behörden von z. B. Niue und Liberia sind. Da muss es doch wenigstens pro forma Verträge geben.

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 00:03
von Numis-Student
Hallo Basti,

bitte Anlageprägungen und Kommerzprodukte trennen ! Die Anlagemünzen sind ja ok, sind halt zur Edelmetallanlage gedacht und werden zum Edelmetallwert (+Prägezuschlag) gehandelt.

Hier sind ja die typischen Kommerzprägungen gemeint, die in der Regel über die typischen Versandhäuser verkauft werden und nur einen geringen Bruchteil des Verkaufspreises wert sind, wenn man sie wieder verkaufen will.

Natürlich gibt es da Verträge zwischen den "Ausgabestaaten" und den Ausgabefirmen: Einerseits sollen die Staaten ja ein Zertifikat beilegen, dass es echtes Zahlungsmittel ist, und andererseits müssen ja die "Ausgabestaaten" das Ausgabedatum kennen, damit die "Münzen" auch ein paar Tage nach dem Ausgabedatum für ungültig erklärt werden können; nicht, dass da ein geschädigter Sammler nach Jahren auf die Idee kommt, die Stücke beim nächsten Karibikurlaub umzutauschen... :roll:

MR

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 00:50
von Basti aus Berlin
Dann gebe ich mal zwei blind ausgewählte Beispiele. Polen:

https://www.ma-shops.de/numimarket/item.php?id=204

Australien:

https://www.muenzdachs.de/epages/637846 ... cale=de_DE

Das ist nicht Nero und nicht Gustav Adolf ... aber ein gewisser künstlerischer Anspruch hat das doch. Das ist immer noch besser als all das von z. B. Reppa rund um die Wende vertriebene, was oft bei Kleinanzeigen auftaucht.

Aber der Kern der Frage: Kann da jetzt ein Mitarbeiter von Reppa nach Cook Islands oder Elfenbeinküste mit einem vorgefertigten Vertrag fliegen, es vom Finanzminister unterschrieben lassen, und dann wieder nach Hause fliegen? Und wer fertigt die Stempel an? Und wer zeichnet die Skizzen der Motive? Das ist doch ein wahnsinniger Apparat an Logistik, der da hinter steckt.

Diese Zusammenarbeit hat sich mir nie erschlossen 🤷‍♂️

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 01:11
von KarlAntonMartini
Spezielle Produkte für "Sammler" wurden schon seit Jahrhunderten hergestellt und vertrieben. Seit den 1970er Jahren hat das quantitativ enorm zugenommen. Produziert werden nicht nur "Münzen" und Medaillen, auch Porzellanobjekte und Reproduktionen von Büchern oder Ikonen. Die Kunden sind Kreise, deren Geldvermögen das historische Wissen deutlich übersteigt. Mundus vult decipi. Würden diese Kunden sich alle auf wirklich historische Münzen stürzen, würde das dort die Preise pushen. Sind wir froh, daß sie es nicht tun und decken den Mantel des Schweigens darüber. Mancher arme Kleinstaat bessert mit der Einnahme von Lizenzgebühren von z.B. der Pobjoy Mint den Haushalt auf. Auch eine Form der Reichen-und Dummensteuer. Grüße KarlAntonMartini

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 01:25
von Basti aus Berlin
Danke der Ausführungen. Sehr nett. Nur steht immer noch mein Gedanke im Raum wie es zum Vertragsabschluss von einem Mitarbeiter von Göde usw. und einem Beamten eines der Staaten kommt und wie die Umsetzung läuft.

Dieser sehr beeindruckende Mann hat für mich mehr numismatische Tiefe in sich als alle Handelsvertreter und Beamte von Göde und Niue zusammen.

https://www.oscar-am-freitag.de/beitrae ... ezeichnet/

Kann mir keine Brakteaten und Taler leisten ... Aber seine Bücher sind in meinen Augen genauso wertvoll 🤩

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 06:45
von Numis-Student
Basti aus Berlin hat geschrieben:
Mo 21.10.24 00:50

Aber der Kern der Frage: Kann da jetzt ein Mitarbeiter von Reppa nach Cook Islands oder Elfenbeinküste mit einem vorgefertigten Vertrag fliegen, es vom Finanzminister unterschrieben lassen, und dann wieder nach Hause fliegen? Und wer fertigt die Stempel an? Und wer zeichnet die Skizzen der Motive? Das ist doch ein wahnsinniger Apparat an Logistik, der da hinter steckt.

Diese Zusammenarbeit hat sich mir nie erschlossen 🤷‍♂️
Du kannst davon ausgehen, dass da niemand in den Flieger steigen muss; das geht viel schneller, bequemer und günstiger per E-Mail :wink:

Und die Firmen haben (mindestens) einen Grafiker für die ganze Printwerbung, da würde es mich nicht wundern, wenn der auch die Gestaltung der Metall-/ Glas-/ Porzellanscheiben übernimmt...

Und den PC-Entwurf kann man dann ganz bequem an eine computergesteuerte Fräse geben, die dann die Stempel produziert.

MR

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 06:55
von Numis-Student
KarlAntonMartini hat geschrieben:
Mo 21.10.24 01:11
Würden diese Kunden sich alle auf wirklich historische Münzen stürzen, würde das dort die Preise pushen. Sind wir froh, daß sie es nicht tun und decken den Mantel des Schweigens darüber. Mancher arme Kleinstaat bessert mit der Einnahme von Lizenzgebühren von z.B. der Pobjoy Mint den Haushalt auf. Auch eine Form der Reichen-und Dummensteuer. Grüße KarlAntonMartini
Also so entspannt kann ich das nicht betrachten, da sehe ich zu oft, wie viel Geld damit vernichtet wird und dass es eben nicht die Reichen und Dummen betrifft, sondern den Opi und die Omi mit der kleinen Rente, die für den Enkel noch was "Gutes" aufbauen wollen.

Es müssen sich ja nicht alle auf historische Münzen stürzen: Wenn sich 10 oder 20% mit historischen Münzen in Durchschnittsqualitäten beschäftigen, würde das gar nicht schaden.
Dann könnten weitere 30% die normalen 5/10/20€ von der Bank sammeln, und die restlichen 50%, denen es mehr um die "Versorgung des Enkels"geht, die könnten viel sinnvoller alle 2 Monate einen Dukaten oder eine 20 Kronen NP weglegen, oder Philharmoniker nach Jahrgängen sammeln...

MR

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 07:28
von Basti aus Berlin
Guten Morgen 🙋‍♂️

Bin ja nun in den letzten Jahren etwas bei Kleinanzeigen auf Beutegang. Und hier in Berlin bei Sammlungsauflösungen ist die Quote Antike sehr gering, Altdeutschland ein wenig (ca. 1 x die Woche), da aber meist nur AKS. Kaiserreich und Drittes Reich nehmen von den Interessanten den größten Raum ein (ca. 5 x die Woche). Allerdings nur Preußen und Hindenburg. Euer Rom kommt aber oft nur von Türken/Araber Besuch Verwandte oder Sondler Rhein/Donau. Aber da nur Soldatenkaiser.

Kernaussage: Urlaubsmünzen, Euro, DM und halt Abos stellen mehr als 50 %. Und das quer durch alle Bezirke, Ost und West, und sozialen Schichten. Also Fronau bis Neukölln.

Starke Fachliteratur ist auch sehr selten. Richtig starke Sachen, wie Davenport, Friedberg usw. 1 x im Quartal, Schön, Michel, Jaeger nehmen den größten Raum ein.

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 07:54
von Basti aus Berlin
Trotz alledem soll nicht das eigentliche Thema zu kurz kommen: in Deutschland und in Österreich gibt es doch Behörden und Struktur, welche juristische Standards führen. Da muss es doch irgendwelche Paragraphen und Normen und Regelungen geben, welche so große Entscheidungen normieren. Guckt euch Rom und Altdeutschland an: da gab es über die Jahrhunderte zahlreiche Abkommen und Regelungen, welche so viel vertragliche und juristische Statuten brauchte. Es gab Definitionen für die Wertigkeit von Gulden und Talern und in (willkürliches Beispiel) Frankfurt am Main, erhielt der heller über fast 1000 Jahre an Gewicht. Die in Rom festgesetzten Normen galten von Lissabon bis Israel.

Da kann man das doch nicht von hier auf jetzt einfach Regen.

Oder denke ich wieder zu kompliziert, wie so oft? 🥵

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 08:13
von didius
Du denkst glaube ich zu kompliziert.
Für so Kleinststaaten wie Tuvalu und ähnliche gibt es da einfach das Rundum-Sorglos-Paket
Vertrag über vielleicht 10 Jahre Lizenzausgaben, juristisch unterschriftsreif vorbereitet
Design, Produktion und Vertrieb übernimmt MDM oder Ähnliche
Lizenzgebühr X für den kleinen Staatshaushalt
Mitspracherecht bei Motiven, etc. Verhandlungssache oder unwichtig.
Und die ausgegeben "Münzen" werden quasi umgehen nach Erscheinen für ungültig erklärt
Logistisch passiert da garnichts, weil alles hier in Deutschland bleibt und von hier abgewickelt wird

Re: KOMMERZPRÄGUNGEN

Verfasst: Mo 21.10.24 08:16
von Erdnussbier
Hallo!
Lackland hat geschrieben:
Sa 15.06.24 23:12

Und sogar rar sollen die Teile sein:
Numista Rarity index: 97 8O
Das würde ich in diesem Sinne sogar positiv sehen.
Das "Seltenheitsindex" ist dadurch bestimmt wie viele Leute das eintragen in ihrer Sammlung zu haben.
Scheinen ja zum Glück sehr wenige Leute (ich schätze mal 1-2) sein die das wirklich bei sich listen.
Vermutlich auch nur wie Numis-Student als belustigendes Belegstück.

Grüße Erdnussbier