Russische Novodel Prägungen

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
klaupo
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Beitrag von klaupo » Do 26.06.08 07:55

sigistenz hat geschrieben:Der russische (=kyrillische) Buchstabe H entspricht unserem lateinischen N. Der Gegenstempel ist die russische Abkürzung für Novodel. Mit diesem Gegenstempel werden in Russland moderne Kopien alter Münzen fabriziert und verkauft, die den Originalen mehr oder (meistens) weniger nahe kommen. Da sie massenhaft industriell hergestellt werden, geht der Sammlerwert gegen Null, wenn auch bei dem gemischten eBay Publikum zweistellige EuroBeträge erreicht werden. Viel häufiger sind aber noch die (oft primitiveren) Nachahmungen ohne das "H", darunter pure Fantasieobjekte, wie das von klaupo vorgestellte Machwerk. Hier nutzt der Produzent die Tatsache, dass Zar Paul niemals auf irgendeiner Münze abgebildet war.
Was für ein Fang :eggface: für einen unbedarften russischen FlohmarktKunden! Sigi
... tja, es ist zwar schmerzlich aber heilsam, wenn man als schnäppchengeiler e..y-Käufer und unbedarfter Flohmarkt-Läufer von einem Sammler mit den höheren Weihen die Leviten zu lesen bekommt. Das passiert mir in diesem Forum allerdings nicht zum ersten Mal! :D

Mir gefällt übrigens der schwammige wertneutrale Ausdruck "Sammleranfertigung" aus Coinarchives viel besser als das abwertende "Machwerk". Schade, daß zum Stempelbruch und der unregelmäßigen Schrift (fehlende Querstriche im E usw.) keine Erläuterung kam.

... und noch ein wenig Off Topic: Es gibt ein hübsches russisches Gedicht von Bulat Okudzhawa - Pjatak / Der Fünfer. Da verneigt sich ein Mensch ganz tief vor einem 5-Kopekenstück, das er auf der Straße liegen sieht. Das beginnt so:

Byvaet tak, byvaet tak ... Sowas kommt vor ... :wink:

Gruß klaupo

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sigistenz
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Beitrag von sigistenz » Do 26.06.08 20:04

Verzeih mir, klaupo, wenn es falsch rüber kam, das sollte kein LevitenLesen sein, sondern Info. Plusminus 1980 tauchte auf einmal über Jahre hinweg eine Fülle von immer neuen, bis dahin nicht bekannten alten russischen KupferMünzen auf. Teils waren sie so ähnlich wie bekannte Münzen, teils nie gesehene Stempelkopplungen, teils unbekannte Typen. Allen gemeinsam war eine (anscheinend künstlich patinierte) unzirkulierte Erhaltung sowie eine sehr primitive, unfachmännische Machart. Sie wurden "Sammleranfertigungen" genannt und nicht nur auf Münzbörsen, sondern sogar in Auktionen angeboten. Der damals alles überragende Frankfurter Sammler -Gott hab ihn selig- war unkritisch und beratungsresistent genug,
diese Dinger seiner gewaltigen Sammlung begeistert einzuverleiben :mad: . Sie waren damit gesellschaftsfähig, wenn auch nur vorübergehend. Die Wortschöpfung "Sammleranfertigung" hatte mit dazu beigetragen. Dies alles nur, um zu unterstreichen, dass dein 5-Kopeken-Stück vom Zaren Paul ein nichtswürdiges Machwerk ist, in der Literatur unbekannt, einem ProbeRubel nachempfunden (siehe Abbildung - sie zeigt den damaligen Qualitätsstandard). Übrigens: Im Gegensatz zu allen seinen Vorgängern und Vorgängerinnen war Paul nicht auf Münzen abgebildet (ausser auf diesem nicht autorisierten Proberubel). Er fand sich nämlich zu hässlich und befürchtete einen Aufstand! :roll: Sigi
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Zuletzt geändert von sigistenz am Fr 27.06.08 09:00, insgesamt 1-mal geändert.

klaupo
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Beitrag von klaupo » Do 26.06.08 23:52

Ist schon recht, @sigi - und bis auf e..y und Flohmarkt stimmt ja auch das meiste. Deine zusätzlichen Infos zur Zeitstellung helfen auch ganz erheblich weiter. 1980 könnte in etwa passen, wenn man die schluderige Schrift und das ebenso schluderige Monogramm etwas genauer ansieht ... und weil es aus dem Bodensatz eines Münzhändlers AD stammt, der seinerzeit selbst gesammelt hat, seine Schwerpunkte aber anders setzte - alles kann man halt nicht wissen! Als Kuriosum werde ich den Paul trotzdem ablegen, zumal ich das Vergnügen hatte, ihn zu besuchen. Auf dem Denkmal sieht er - verglichen mit der "Sammleranfertigung" - gar nicht so uneben aus, auch wenn er seine Marotten hatte ... aber als Ausgleich hatte er immerhin eine tüchtige Frau! :D

Gruß klaupo
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