Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaillen

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Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaillen

Beitrag von Numis-Student » Mo 08.07.13 19:30

Hallo,
nachdem sich in letzter Zeit (zumindest gefühlt) die Anfragen zur richtigen Unterbringung von Münzen hier im Forum häufen, habe ich mir gedacht, dass ich mal die grundsätzlichen Ideen ausformuliere, damit man später auf diese Ratschläge verweisen kann.

Das Wichtigste einer jeden Unterbringung ist die langfristige Erhaltung der Münzen ohne Beeinträchtigungen. Beeinträchtigungen sind Korrosion, Rost, unschöne Verfärbungen und angegriffene Oberflächen durch Chemikalien. Eine "normal" gewachsene Patina ist keine Beeinträchtigung, sondern der übliche Zustand einer Münze, die Jahre/Jahrzehnte/Jahrhunderte in Sammlungen lag.

Nach meinen eigenen Erfahrungen, aber auch nach Hinweisen anderer erfahrener Sammler und auch Berufsnumismatiker gibt es nur wenige DAUERHAFT unproblematische Unterbringungsmöglichkeiten:

Münztütchen aus säurefreiem Papier sind in erster Linie für Münzen geeignet, die von relativ geringem Sammlerwert sind und die nicht oft betrachtet werden. Der größte Vorteil liegt im günstigen Preis, ausserdem lassen sich die Münztütchen gut beschriften. Ich selbst nutze diese Papiertütchen für die "Massenware", also Kleinmünzen ab etwa 1800, moderne Wertmarken, Kommerzmedaillen etc, die ich eigentlich nur anschaue, wenn ich ein Zweitexemplar bekomme und vergleichen muss, welches besser erhalten ist und in der Sammlung verbleibt. Ansonsten sind diese Münzen eher "archiviert", also gut geordnet abgelegt, damit sie im Bedarfsfall schnell auffindbar sind. Eine weitere gute Einsatzmöglichkeit sind "abgeschlossene Sammlungen", die nicht weiter fortgeführt und erweitert werden.

Beba-Kästen eignen sich eher für Sammlngen mit älteren und/oder höherwertigen Einzelstücken und für Sammlungen, die man oft zur Hand nimmt, um sich an den Münzen zu erfreuen oder damit zu arbeiten. Der große Vorteil liegt in den vielen verschiedenen Schubladen-Einteilungen, so dass für jede Sammlung die passenden Kästen zusammengestellt werden können. Die einzigen Nachteile, die mir einfallen würden, sind der nicht ganz günstige Preis (aber: Qualität hat ihren Preis ;)) und die Optik, die vielleicht nicht jedem Sammler gefällt. Aber, ich denke, die Tatsache, dass es Beba-Kästen schon seit über 40 Jahren gibt, spricht für die Qualität derselben.

Münzkapseln sind chemisch gesehen unpreblematisch, machen aber in meinen Augen nur in Ausnahmefällen Sinn, nämlich bei Polierten Platten und sehr empfindlichen Materialien (Gold in stgl-Erhaltung, aber auch zB korrosionsanfälligen Legierungen wie Zink und Magnesium).

ALTE Münzschränke aus Holz, die schon einen Großteil der Gerbsäure und anderer chemischer Substanzen abgegeben haben, eignen sich ebenfalls zur Unterbringung von Sammlungen. Der einzige Nachteil ist die vorgegebene Größe und die festgelegten Einteilungen, denen man dann mit der eigenen Sammlung folgen muss.

Eine allgemeine Warnung

Eine allgemeine Warnung möchte ich vor allen Folien aussprechen, denn ich habe Teile meiner Sammlung für maximal 15 Jahre teils in weichmacherfreien (!) Münzalben (keine No-Name-Billigware, sondern Markenware) und teils in Münzrähmchen und dazugehörigen Alben gehabt, Teile davon sind nun so schmierig-klebrig, dass ich diese Münzen durch neue austauschen muss (Es war nichts teures, aber allein der Aufwand wäre schon vermeidbar gewesen). Auch vor provisorischen Unterbringungen muss gewarnt sein, auch normales Papier mit gewissem Säuregehalt kann Münzen angereifen. Ich hatte mal Notgeld aus Zink vorliegen, die 30 Jahre in Überweisungsscheine eingewickelt waren... Fast die Hälfte war dermaßen korrodiert, dass eine Bestimmung nur noch mit Mühe möglich war.

Ich würde mir wünschen, dass diese Ausführungen und Erfahrungen manch anderen Neueinsteiger vor solchen Fehlern bewahren.

Schöne Grüße,
MR
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Re: Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaille

Beitrag von Lutz12 » Mo 08.07.13 20:46

Eine Anmerkung zu den BEBA-Kästen, die ich selbst seit rund 15 Jahren nutze und nach jahrzehntelangen experimentieren mit allen möglichen (und letztlich teuren Systemen) als optimal empfinde.
Trotz der sehr kompakten Bauweise findet doch ein minimaler Luftaustausch statt, der vor allem die vorderste Reihe Münzen (Medaillen, Marken) betrifft. Besonders Silberstücke laufen da stärker an als in den hinteren Reihen, und auch nicht gleichmäßig sondern um so stärker je weiter die Partien vorn liegen. Trotz allen positiven Plädoyer´s für Patina, ist die ungleichmäßige Schwärzung "unnatürlich". Ich habe mir deshalb angewöhnt, Silberstücke in die oberen Reihen der BEBA-Tabletts zu legen.
Zu den BEBA-Tabletts gibt es Plexiglas-Abdeckungen (die ich nicht nutze), wahrscheinlich können diese das von mir beschriebene Problem verhindern.
Gruß Lutz
PS: für BEBA-Kästen spricht auch die Tatsache, dass diese wohl von den allermeisten Händler/Auktionshäuser genutzt werden :-)
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Re: Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaille

Beitrag von Numis-Student » Mo 08.07.13 21:04

Ich drehe meine Silberlinge immer mal wieder (Vs->Rs, oben -> unten), dann patinieren sie wieder gleichmäßiger :)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaille

Beitrag von platinrubel » Mo 08.07.13 21:25

Danke Dir für die informativen Ausführungen. Besonders für neue Sammler ein sehr wichtiges Thema - aber auch noch für die alten Hasen.

Wichtig ist bei der Auswahl der Aufbewahrung natürlich das Sammelgebiet und das Münzmaterial.

Neue polierte Platte, Stempelglanz oder Handgehoben - fabrizierte Münzen verlangen schon von Grund auf eine andere Handhabung und Aufbewahrung.
Wichtig für alle Münzen: Stosssichere und fallsichere Aufbewahrung ist unumgänglich - Kratzer, Fingerabdrücke - alles nicht gut für den "Wert".

Will man seine Münzen lieber präsentieren - sind Bilderrahmen oder Schaukästen (eigenbau oder gekauft) bestens dafür geeignet. Allerdings ist im Falle eines Einbruchs die Sammlung dann perdu....

@lutz12: das mit dem luftaustausch habe ich noch gar nicht so betrachtet. gut dass du das erwähnt hast. aber ist bei mir selbst noch nicht vorgekommen.
werde aber demnächst mal meine kölner münzen genauer anschauen. die hatte ich lange nicht mehr in der hand. mal sehen ob es da dunklungserscheinungen gibt.
grüsse

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Re: Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaille

Beitrag von cepasaccus » Sa 27.07.13 23:46

Ich nehme als Unterlage in den Beba-Faechern:
http://www.monochrom.com/Monosafe-Alpha ... &ci=000156
Zuschneiden ist etwas Arbeit, aber ich habe den Eindruck, dass die Muenzen darauf weich liegen, d.h. wenn ich versuche darauf mit der Kante einer Silbermuenze einen Strich zu ziehen, dann ist der viel heller als auf einem normalen Papier.

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Re: Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaille

Beitrag von antoninus1 » Mi 31.07.13 11:00

Warum nimmst Du nicht die Beba-Filze?
Kostengründe (das Papier ist natürlich viel billiger) oder "Sicherheitsgründe" (Filz ist rauher als Papier?)?

Wobei ich bisher der Meinung bin, dass Papier für empfindliche Münzen zu rauh ist und bei modernen Münzen eine Silbertönung durchaus beschädigen kann.
Gruß,
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Re: Grundsätzliches zur Aufbewahrung von Münzen und Medaille

Beitrag von cepasaccus » Mi 31.07.13 20:15

Ich hatte grad das Fotoarchivpapier da und da es selbst fuer empfindliche Fotos gut ist habe ich mich nie nach etwas anderem umgesehen und bin dabei geblieben. Ich habe auch mehr Vertrauen in die Qualitaetssicherung eines Hadernarchivpapiers als in alle moeglichen Plastikprodukte. Das Kastensystem das ich vor Beba hatte und mit irgendwas beklebt war, ist bei mir einer der Plaetze gewesen wo Silber am meisten anlief. Wahrscheinlich nur uebertroffen von der Dose mit Schwefelpulver, der mit Natriumsulfid und meiner Ledergeldboerse. Es ist aber moeglich, dass Beba-Filz auch gut ist.
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