Kabinettstönung

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Purzel
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Re: Kabinettstönung

Beitrag von Purzel » Di 22.02.22 17:01

ok sorry.

Chippi
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Re: Kabinettstönung

Beitrag von Chippi » So 27.02.22 11:37

Ich habe auch Münzen in Münzrähmchen und bei den meisten keine Veränderung festgestellt, selbst in Rähmchen, die schon wie 40 Jhre alt aussehen nicht. Einzig blank geputzte Münzen haben in 15 Jahren wieder eine leichte Tönung angesetzt. Allerdings benutze ich nur Rähmchen zum Heften, keine Selbstklebenden.
Die Luftumgebung ist bei mir normal mit Tendenz zu trocken, Temperatur um 18-22 Grad, außer in heißen Sommern, da geht es schon mal Richtung 30 Grad (innen natürlich).

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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tilos
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Re: Kabinettstönung

Beitrag von tilos » Mi 02.03.22 11:36

Wie schon in den Vorreden zutreffend beschrieben, ist die Herstellung von künstlichen sogen. Kabinettstönungen bei Silber- und Bronzemünzen technisch überhaupt kein Problem und wird auch seit Jahrzehnten regelmäßig praktiziert. In entsprechenden Tauchbädern, Einwirkung von Gasphasen oder durch thermische Behandlung (bei Kupferlegierungen Beschleunigung der natürlichen Reaktion mit der Umgebungsatmospäre) lässt sich dies oft in Sekunden - Minuten realisieren. Im Römer-Forum gibt es reichlich Beispiele für solcherart Tönungen.
Speziell bei Silber kommen diverse Schefelverbinungen zum Einsatz.

Sehr schnell reagieren Münzen, insbes. Silbermünzen, auch in Kästen und Schränken aus gerbsäurehaltigen Hölzern, wie z.B. Eiche.

Bei den Behältnissen aus Polymeren sind nicht nur exhalierende Weichmacher oder Härter oder Reste von Vernetzern das Problem, sondern auch Monomerreste (z.B. bei PVC) und sauer reagierende Zerfalssprodukte (z.B. bei Zellulosenitraten) sowie herstellungsbedingt bereits vorhandene Säurereste. Ein weites Feld. Wir benutzen in unseren Sammlungsmagazinen bei der Fundaufbewahrung (nicht numismatisch ausgerichtet) nur noch additivfreie PE- und PP-Materialien, bei Polstermaterialien nur noch wasserdampfgeschäumte Polymere, holzfreie und gepufferte Papiere/Kartonagen und im Bereich der konsolidierenden Tränkung ein additivfreies Polyvinylbutyral (PVB, s.a. Polyvinylacetal). Alle zum Einsatz kommenden Materialien werden zur Sicherheit vorab mittels Infrarotspektroskopie, gelegentlich in Kombination mit einer Röntgenfluoreszensanalyse, auf Ihre tatsächliche chemische Zusammensetzung überprüft.

Im Übrigen: Die meisten entpatinierten/patinafreien Münzen bekommen bereits nach Monaten oder wenigen Jahren von alleine eine Tönung.

Gruß
Tilos

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Re: Kabinettstönung

Beitrag von Münzfuß » So 20.03.22 10:54

Numis-Student hat geschrieben:
So 20.02.22 20:41
Patina ist eine Mischung von vielen verschiedenen Einflüssen (und die wenigsten können wir beeinflussen )
Lagerung im Licht oder dunkel...
Ob mit oder ohne Licht lässt sich zumindest bei mir relativ einfach beeinflussen, wobei ich mir natürlich die Frage stelle was ist in Hinsicht auf eine Patina-Bildung die bessere Wahl. Die dunkle Schublade oder eine Fensterbank mit viel Sonnenlicht?

Und wenn ich dann eine Münze mit einer für meinen Geschmack schönen Patina erworben oder selber "gezüchtet" habe, was muss ich tun, damit die Münze in diesem Zustand bleibt? Kann sich eine schöne Patina auch wieder auflösen oder in was unschönes verwandeln?!
Es scheint ja doch ein immerwährender und fortlaufender Prozess zu sein und nichts wirklich beständiges?!
Hamburg meine Münze...

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Re: Kabinettstönung

Beitrag von Numis-Student » So 20.03.22 11:18

Sonne beschleunigt die Bildung von Patina (natürlich nur auf der beleuchteten Seite ;-) ), aber es scheint so zu sein, dass eine langsam entstandene Patina ("Kabinettstönung" =Münzschrankpatina, im Dunklen entstanden) schöner ist, "Sonnenpatina" eher so, dass sie Details mehr verdeckt als betont...

Prinzipiell könntest Du eine schöne Patina ( ;-) ) in eine Münzkapsel stecken, um Luftzutritt und damit weitere Veränderungen zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.

Es ist aber meistens so, dass eine frische, saubere Metallfläche zuerst recht zügig patiniert, die Patina dann aber selbst ein Schutz für das Metall ist und sich der ganze Prozess von selber stark verlangsamt.

Schöne Grüße
MR
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Numis-Student für den Beitrag:
Münzfuß (So 20.03.22 12:12)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Kabinettstönung

Beitrag von tilos » Mi 23.03.22 02:00

Ich gehe nicht davon aus, dass Licht auf der metallischen Oberfläche nennenswerte chemische Reaktionen auslöst, die zu einer Patinabildung führen würden. Anders sieht das schon bei der katalytischen Wirkung von Licht auf bestimmte Silbersalze aus, u.U. auch auf der Oberfläche von Münzen, z.B. bei Silberchlorid. Hierdurch könnten auch dunkle Verfärbungen entstehen.
Die sogen. Münzschrankpatina entsteht i.d. R. durch die Ausdünstungen der Materialien des Schrankes, zumeist der Hölzer. Am Licht, also außerhalb des Schrankes, ist die Münze anderen chemischen Einflüssen aus der Raumluft ausgesetzt, so dass es hier u.U. zu einer andersartigen Patinabildung kommen kann.

Gruß
Tilos

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