zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

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Numis-Student
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von Numis-Student » Sa 27.01.24 15:12

Pfennig 47,5 hat geschrieben:
Sa 27.01.24 13:20
, die schlecht gelungene 6 bei 160 St, sowie Thaler zu lang gezogen gegenüber den Vergleichsstücken.
DAS sind in diesem Fall aber keine Fälschungsmerkmale, sondern Unzulänglichkeiten bei einem der zahlreichen echten Stempel: ein Abguss kopiert ja das Original mit allen Merkmalen.

MR
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von Lackland » Di 06.02.24 22:27

Heute habe ich eine interessante zeitgenössische Fälschung bekommen:

Taler der Reichsstadt Kaufbeuren von 1543 (oder 1545?) mit Titel von Kaiser Karl V..
Die einstige Versilberung komplett vergangen.
(der untere echte Taler dient nur zum Vergleich)
Dateianhänge
IMG_5204.jpeg
IMG_5206.jpeg
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von tilos » Do 22.02.24 01:47

Hier mal ein antikes Stück der Kelten.
Die Scans leider von suboptimaler Qualität.

Gruß
Tilos

eti.jpg
viertel Stater 1 av.jpg
viertel Stater 1 rv.jpg
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von Altamura2 » Do 22.02.24 08:28

tilos hat geschrieben:
Do 22.02.24 01:47
... Hier mal ein antikes Stück der Kelten. ...
Schon ganz zu Beginn der Münzprägung gab es Lug und Trug, wie dieses Beispiel einer Elektronmünze aus Lydien schön zeigt:
https://www.acsearch.info/search.html?id=6844946
Interessant ist, dass man zum Füttern hier Silber verwendet hat (es gibt von diesem Typ auch Fourrées mit Kupferkern), also auch ein Edelmetall. Damit wird die Münze nicht so leicht, dass der Betrug schnell auffliegt, aber man spart gegenüber Elektron offenbar immer noch so viel, dass sich der Aufwand lohnt :D .

Gruß

Altamura
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von didius » Do 22.02.24 09:15

Hallo Altamura,

tolles Beispiel und echt bereits so früh 8O

Gefütterte Münzen die einen Aureus oder Solidus, etc. imitieren gibt es ja durchaus vielfach. In der Regel findet man die aber fast nur mit einen Kupferkern.

Mit Silber gefütterte Exemplare findet man kaum. Ist dir dazu schon mal irgendwas in der Literatur begegnet? Ich habe hier nämlich einen Solidus des Honorius (ich weiß, den hab ich schon zwei mal vorgestellt :roll: ) aber dazu finde ich absolut nichts, d.h. mal ein weiters Stück aus dem 4. oder 5. Jahrhundert, oder so.

Honorius - plattierter AR ‘Solidus’
Zeitgenössische Fälschung zur Ausgabe Mediolanum (Milan)
als Vergleich RIC X 1206d ; Depeyrot 16/2

Durchmesser 21mm, Stempelstellung 6h
Gewicht mit 4,36 g fast korrekt
Auf der Rückseite sind deutlich 2 Prüfhiebe zu erkennen

Grüße didius
.
Honorius_Solidus_av_s1.jpg
Honorius_Solidus_rv_s1.jpg
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Re: Zeitgenössische Fälschung? (Polen, Aug. III.)

Beitrag von züglete » Do 22.02.24 19:45

Moin
Da ich gerade in Leipzig war, konnte ich das Stück Frau Höhn vorlegen. Ihrer Meinung nach ist es eine gewöhnliche zeitgenössische Fälschung.
Da die Ephraemiten ja auch schon Fälschungen waren, ist es sozusagen die Fälschung einer Fälschung. Kommt jetzt zu den anderen Zeitgenossen.
Grüsse züglete
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von züglete » Di 27.02.24 21:26

Moin,
Heute eine recht seltene Fälschung eines 3Gröschers vom polnischen König Sigismund III
PXL_20240225_123720349.jpg
PXL_20240225_123852042.jpg
Die Fälscher waren wohl Analphabeten, ich wusste anfangs nicht, wo oben und unten ist. Die Wappenstellung war für mich die Lösung, aber so ganz endgültig sicher bin ich nicht. Alles Buchstabensalat :roll:
Demnächst noch ein paar neue .
Grüsse züglete
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von Lackland » Di 27.02.24 22:24

züglete hat geschrieben:
Di 27.02.24 21:26
Moin,
Heute eine recht seltene Fälschung eines 3Gröschers vom polnischen König Sigismund III
PXL_20240225_123720349.jpgPXL_20240225_123852042.jpg
Die Fälscher waren wohl Analphabeten, ich wusste anfangs nicht, wo oben und unten ist. Die Wappenstellung war für mich die Lösung, aber so ganz endgültig sicher bin ich nicht. Alles Buchstabensalat :roll:
Demnächst noch ein paar neue .
Grüsse züglete
Schöne zeitgenössische Fälschung!!! Ich liebe ja zeitgenössische Fälschungen und habe mir gerade heute zwei Exemplare in Ungarn bestellt (Habsburgische aus dem 16. und 18. Jahrhundert).

Vorbild für Deine Fälschung war sicherlich etwas in dieser Richtung:
https://www.acsearch.info/search.html?id=10621381

Viele Grüße
Lackland
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von züglete » Sa 02.03.24 13:59

Heute ein Groschen Sigi III mit Büste und Adler nach rechts(!), Jahreszahl 1608
PXL_20240225_124607814.jpg
PXL_20240225_124618738.jpg
Das S bei SIG ist entweder seitenverkehrt oder eine 8, ist für mich nicht so eindeutig.
Recht selten, häufiger sind die Fälschungen der Kronengroschen.
Grüsse züglete
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von züglete » So 03.03.24 14:37

Heute eine häufige Groschenfälschung Sigismund III(Polen).
Hier kann ich auch ein gut erhaltenes Original gegenüber stellen.
PXL_20240225_124247559.jpg
PXL_20240303_131704941.jpg
PXL_20240225_124257972.jpg
PXL_20240303_131738924.jpg
Grüsse züglete

Davon habe ich gleich 3 Stück mit unterschiedlichen Jahreszahlen.
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von Numis-Student » Sa 16.03.24 20:37

Heute gab es auf dem Flohmarkt eine nette Wühlkiste, die unter anderem diese ZF eines 20 Krajczar 1870 enthielt.

MR
Dateianhänge
20 Krajczar 1870.jpg
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von Numis-Student » Sa 16.03.24 22:03

Und gleich noch eine aus dieser Kiste:

Josef I.
3 Kreuzer 1707 Graz
Dateianhänge
3 Kreuzer 1707 Graz.jpg
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Re: zeitgenössische Fälschungen / Umlauffälschungen

Beitrag von züglete » Fr 29.03.24 19:18

Diese ZF deute ich mal als brandenburger Groschen, wieder Buchstabensalat, ich denke an eine russischsprachige Werkstatt.
22,8mm, 1,55g
PXL_20240225_124336713.jpg
PXL_20240225_124347613.jpg
Grüsse züglete
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Schilling - Suczawa-Fälschung (Suceawa-Fälschung)

Beitrag von mimach » Sa 04.05.24 21:14

{Der Beitrag wurde ursprünglich im "Schaukasten Weltmünzen" gepostet. Auf Nachfrage wurde diese Kopie erstellt.}

Die hier gezeigte Fälschung eines preußischen Schillings habe ich von einem guten Sammlerfreund erhalten. Das kleine Münzlein hat mir erstmal ordentlich Mühe bereitet zu verstehen, was da eigentlich zu sehen ist.
Es handelt sich um eine zeitgenössische Fälschung eines preußischen Schillings aus der Festung Suczawa im Fürstentum Moldau. Geprägt ab 1662 bis 1685. Zielmarkt für diese Fälschungen war das Königreich Polen.
Neben den numismatischen Daten habe ich eine Zusammenfassung zu der Geschichte der Suczawa Fälschungen angefügt. Der Text wurde eingekürzt und redaktionell bearbeitet. Quelle: Lili Dergaciova - Fälschungen von Kleinmünzen des 17. Jh. und ihre Verbreitung im süd-östlichen Europa


Schilling - Suczawa-Fälschung (Suceawa-Fälschung)
Prägezeitraum: 1662 – 1685
Prägeort: Festung Suczawa, Fürstentum Moldau
Durchmesser: 15,48 mm
Gewicht: 0,55 g
Material: Kupfer
Anmerkungen: typisch dezentriert

Suczawa-Fälschung - Schilling  Preussen - 1662 bis 1685 -AV.jpg
Avers
Suczawa-Fälschung - Schilling  Preussen - 1662 bis 1685 -RV.jpg
Revers


Zum Vergleich ein Original aus dem Jahr 1654:

Schilling - Ktm. Brandenburg: Herzogtum Preußen
Prägejahr: 1654
Prägeort: Königsberg
Durchmesser: 15,48 mm
Gewicht: 0,70 g
Material: Billon
Referenz: Schrötter 1900, Neumann 122
Schilling - 1654 - Ktm. Brandenburg - Herzt. Preußen - Königsberg - Schrötter 1900 -AV.jpg
Avers
Schilling - 1654 - Ktm. Brandenburg - Herzt. Preußen - Königsberg - Schrötter 1900 -RV.jpg
Revers


Eine kurze Zusammenfassung zu den Hintergründen der Fälschungen:

Ein fortwährender wirtschaftlicher Niedergang des Königreichs Polen im 17. Jahrhundert, ausgelöst durch Thronstreitigkeiten, Schwedisch-Polnischer Krieg (1600-1629), Kosakenaufstände etc., führte zu einem stetigen Niedergang des polnischen Münzwesens.

Der Schilling nahm als dritten Teil des Groschens eine besondere Stellung in der monetären Versorgung des Volkes ein. Anfang des 16. Jahrhunderts noch mit einem Stückgewicht von 1,24 g und 0,23 g Silbergehalt, wurde diese Mitte des 17. Jahrhunderts unter König Kasimir (1649-1668) zu einer reinen Kupfermünze.

Erste minderwertige Prägungen des Schilling sollen bereits unter dem schwedischen König Gustav Adolf nach dessen Okkupation von Riga (1621) und Elbing (1626) in den Geldkreislauf gekommen sein. Diese „wertlosen“ Münzen sollen dann den Anstoß gegeben haben, dass in der moldauischen Stadt Suczawa (auch Suceawa) die massenhafte Fälschung von polnischen, schwedischen und preußischen Schillingen für den polnischen Markt begonnen wurde.

Um die Verbreitung und das Eindringen der wertlosen Münzen aufzuhalten, die die polnische Wirtschaft ruinierten, verbot Sigismund III. in dem Erlass von 1627 diese Geldstücke. Dieses Gesetz wurde auch von seinem Nachfolger Wladislaus IV. (1632–1648) übernommen. Er beschränkte seine Münztätigkeit auf Gold- und Silbermünzen (Taler und Halbtaler). Auch sein Nachfolger Johann Kasimir (1648–1668) prägte am Anfang seiner Regierung (1648–1650) nur Münzen mit hohem Handelswert. An Kleingeld gab es in diesen Zeiten im polnischen Geldumlauf ältere Gepräge und solche aus Schweden.
Der Erlass aus dem Jahr 1627 erbrachte aber nicht die erwartete Wirkung, sondern verschlechterte nur die Situation. Im Jahr 1650 beschloss der Senat (Diete), kleine Silbermünzen zu prägen, um geringhaltige ausländische Münzen zu verdrängen. Aber der Plan scheiterte und die neuen guten Silbermünzen verschwanden schnell aus Polen. Im Jahr 1654 wurde deshalb beschlossen, den Edelmetallgehalt zu reduzieren. In Verbindung mit dem 1655 einsetzenden und bis 1660 dauernden Krieg mit Schweden ruinierte diese Maßnahme die polnische Wirtschaft jedoch völlig. Um die finanzielle Lage des polnischen Staates zu verbessern, wurden die Münzstätten in Krakau (Kraków) und Bischofstal (Ujazdów) vom 1. Mai 1658 bis zum 30. April 1659 für 35.000 Zloty an die Italiener Paolo de Bono und Titus Livius Boratini verpachtet. Paolo de Bono aber starb bereits 1659 und Boratini blieb auf sich allein gestellt. …
Zu Beginn seiner Münztätigkeit hat Boratini Schestaki (6 Groschen), Ortstaler (1⁄4 Taler), Dukaten und Doppeldukaten geprägt. Als sich aber zeigte, dass solche Prägungen keinen fühlbaren Gewinn brachten, schlug er eine neue Prägung von Schillingen aus Billon vor. So schlechte Münzen waren seit 300 Jahren in Polen nicht geprägt worden. Diese von Boratini geprägten Münzen wurden „boratinki“ genannt; ihr Wert wurde mit drei „boratinki“ auf einen guten Groschen vorgeschrieben.“

Nach Ende des Pachtvertrages verschwand der italienische Münzmeister im Oktober 1661 um mehr als zwei Jahre später, im Jahr 1664 die Münzstätten in Vilna und Brest Litovsk zu übernehmen.

Von Ende 1661 bis 1663 arbeitete Boratini, mit dem Segen des polnischen Senats, beim Fürsten von Moldau Eustratie Dabija (1661-1665) auf dessen Festung Suczawa. Der Senat hoffte auf eine Behebung des Mangels an Kleingeld. Im Gegensatz zu den schlechten aber offiziellen Schillingen, die Boratini in Polen geprägt hatte, entstanden in Moldau kupferne Imitationen von schwedischen, polnischen und preußischen Schillingen.

Quelle: Lili Dergaciova - Fälschungen von Kleinmünzen des 17. Jh. und ihre Verbreitung im süd-östlichen Europa
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