Hallo Heiko,
bei der von Dir angesprochenen Abweichung von der Norm steht fest, dass es sich nicht um einen bewusst derartig angefertigten Rückseitenstempel handelt, sondern dass dieses Merkmal über eine Stempelbearbeitung zufällig entstanden ist! Diese Münzen zählen deshalb auch nicht zu den Varianten (V) und Stempelkopplungen (K), bei denen man immer von einer bewussten Handlung mit bewusst herbeigeführtem Handlungsergebnis ausgeht, sondern werden ob ihrer Zufälligkeit bei den Prägezufälligkeiten / fehlerhafte Prägungen / Fehlprägungen (FP) unter "Prägeausfälle" (hier mit dem Unterscheidungszusatz: nach Stempelbearbeitung) eingeordnet.
Wenn Du Dir diese Münze(n) einmal genau betrachtest, dann wirst Du feststellen (müssen), dass nicht nur der Adlerkopf (oben) offen ist, sondern dass das gesamte Relief dieses Münzbildes dünner (schmaler) ist. Das resultiert aus der bereits erwähnten Stempelbearbeitung in Form eines kompletten oder partiellen "Abziehens" der Stempeloberfläche bei anonsten noch benutzbaren Stempelmatrizen. Dieses Bearbeiten ergibt sich ganz einfach aus Kostengründen, denn Stempel sind aufgrund ihrer komplizierten und aufwändigen Herstellung nicht unbedingt als billig zu bezeichnen.
Wird nun aufgrund von etwas stärker in die Tiefe gehender Stempelbeschädigungen automatisch auch ein "kräftigeres" Abziehen erforderlich, dann werden die von Haus aus bereits flachen Reliefteile, zu denen auch der kleine, den Adlerkopf oben verschließende "Steg" gehört, weiter minimiert. das kann selbstverständlich auch so weit gehen, dass einige sogar ganz verschwinden (z.B. 1 DM - als "1. Stufe" mit mehr oder weniger deutlicher Verkürzung von Unterkiefer und Zunge bis hin zur "2. Stufe", der Verkürzung von Unterkiefer und Zunge und zusätzlich dem offenen Adlerkopf (die 2. Stufe ist ohne die 1. zu beinhalten nicht auffindbar!); 2 DM ab Adenauer mit offenen Beinen und/oder offenem Unterkiefer; usw.).
Dieser, bei einem meiner Gespräche in der Prägestätte München als der von mir vermutete Grund dieser Normabweichung genannte, wurde mir als zutreffend bestätigt.
Das dieses Verschwinden selbstverständlich alle Stellen des Reliefs betreffen kann, sollte eindeutig klar sein. Darüber ergeben sich z.B. auch immer wieder aufgeführte "verkürzte bis fehlende"
* Haarsträhnen und Locken, "offenere" Augenhöhlen und Mundpartien - um nur noch zwei weitere der in der Literatur fälschlicherweise als "separate" Stempel unter den V + K "herumgeisternde" zufällig entstandene Abweichungen vom Münzbild zu nennen.
Leider wird bei den Überlegungen grundsätzlich das entdeckte Besondere statt erst als das was es ist, nämlich eine Abweichung (von der jeweiligen Stempelnorm) zu bezeichnen, gleich als V + K eingestuft, so dass ein nicht unerheblicher Prozentsatz an aufgelisteten V + K diese Bezeichnungen aufgrund ihrer Zufälligkeit in der Entstehung nicht "verdienen".
* Hierzu gibt es eine weitere Entstehungsmöglichkeit über das Zusetzen von Matrizenvertiefungen mit Öl und / oder Öl im Gemisch mit Metallabrieb von den Ronden (= FP).
Zu Deiner Frage bzgl. der Münze mit der
Jz 1970 und offenem Adlerkopf möchte ich Dir alle in meiner Sammlung befindlichen Stücke - und ich gehe davon aus, dass es von nicht aufgeführten Jz und Mz weitere gibt -nennen.
Mit
Mz D: 1950, 1954, 1960, 1961, 1963, 1965, 1970, 1973, 1974, 1976, 1988, 1989
Mit
Mz F: 1965, 1968, 1969, 1971, 1972, 1980
Mit
Mz G: 1950, 1954, 1956, 1957, 1958, 1959, 1960, 1961, 1962, 1963, 1964, 1965, 1966, 1969, 1970, 1977, 1979, 1980, 1981, 1984, 1986
Mit
Mz J: 1960, (1961 = fast offen)
Da die Stücke mit der Jz 1970 und offenem Adlerkopf nach meiner Einschätzung keine Seltenheit darstellen, wundert es mich, dass Herr Dr. Lüttgemeier keine mit dieser Jz bekannt sind.
Beste Grüße
Märker