Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Alles über Varianten, Fehlprägungen und Fälschungen
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Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von luxmember » Di 17.02.15 12:48

Hallo,
bevor ich tiefer und konkreter in meine Problematik mit einer mintmark bei einem meiner Sovereign einsteige, möchte ich zur Hintergrundinformation fragen, ob den Sammlern und Experten bei Sovereigns Fälle von stärkeren Prägeschwächen bzw. fast gänzlichem Fehlen von mintmarks bekannt sind.
Eventuell nur für bestimmte Prägestätten oder Jahrgänge bzw. auch nur bei der Herstellung einer charge (durch Stempelverschmutzung).
Vielleicht gibt es sogar Literatur zu diesem Thema, falls jemand sich in diesem Thema näher auskennen sollte?

Herzlichen Vorabdank!
Und Grüße
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Re: Annexfrage Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereign

Beitrag von luxmember » Di 17.02.15 13:56

Und kaum habe ich die vorstehenden Fragen an das Forum gesandt, bekomme ich auf meine Nebenfrage an einen großen englischen Händler von diesem die Aussage:
A lot of fake sovereigns were counterfeited at the time the genuine coins were made as their face value was worth a lot more than their gold value.

Das kann ich nun mal überhaupt nicht verstehen. Als die (Original)Sovereigns von Victoria, Edward und George geprägt wurden, war das United Kingdom doch im Goldstandard. Dies heißt zwangsläufig doch der Goldpreis (für Barrengold) entsprach der Wert des Sovereigns (minus Prägekosten). So konnten Fälschungen aus der Zeit doch nur mit minderwertigem Material gemacht werden, damit für den Fälscher pekuniär etwas herausspringt? Oder verstehe ich insofern was falsch?

Natürlich habe ich im Numismatikforum schon gelesen, dass es auch Nachahmungen durch sogenannte Lehrlings- bzw. Meisterstücke gibt, die in vollwertiger 900er Legierung geschaffen wurden. Aber das können dann doch nur Einzelstücke in den verschiedensten Jahrgängen sein und doch zumeist als solche mit Intra-Stempel oder Markierung gekennzeichnet?

Wäre schön, wenn sich auch da ein "Fachmann" für diesen Fragenkreis finden würde, der dazu etwas näheres sagen kann.

Dank und Gruß
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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 17.02.15 16:39

Die Aussage des englischen Händlers kann ich nicht bestätigen. Solange es wirklich Goldwährung gab, entsprach der Wert eines Sovereigns eben dem Goldwert. Danach war der Goldsovereign tendenziell immer mehr wert als sein Nominalwert von 1 Pfund Sterling. Zeitgenössische Fälschungen gab es im Mutterland und in der Levante, natürlich aus geringerhaltigem Gold oder anderem Material. Deshalb gab es auch Prüfstempel arabischer Goldschmiede. Sovereigns hatten ein Rauhgewicht von 7,9881 g und waren 917/1000el fein. Allgemein wurden Sovereigns sehr sorgfältig geprägt, einzelne Ausreißer sind natürlich nie auszuschließen. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von platinrubel » Do 19.02.15 09:54

Hallo,
Interessantes Thema. Ich weiss ja nicht, wie tief deine Kenntnisse in der Materie der Sovereigns schon sind.

Der Goldstandard besagt ja erstmal nur, dass das umlaufende Geld (Scheine, Münzen, etc) durch ausreichenden Goldreserven gedeckt sein müssen.
Auf die Legierung und den Goldpreis hat das erst einmal keine Einflüsse.
Hier ausserdem mal eine historische Goldpreischart:
http://www.abload.de/img/600yeargoldldkj.gif

"A lot of fake sovereigns were counterfeited at the time the genuine coins were made as their face value was worth a lot more than their gold value." bedeutet eigentlich nur, dass die fälschungen weitaus später entstanden, respektive in den 20er jahren und in den 50er - 60er jahren (siehe obige chart)

Die Thematik betrifft ansatzweise auch mein Sammelgebiet "Zeitgenössische Fälschungen von Goldmünzen aus Platin".
Den Sovereign gab es auch als Platinfälschung, möglicherweise aus französischer oder spanischer Herstellung.
Bei diesen Fälschungen stimmten Maße und Gewicht exakt überein.
http://www.cngcoins.com/Bid.aspx?Item_ID=147853

Im allgemeinen weisen deine knappen Ausführungen auf eine Goldfälschung aus dem arabischen Raum hin.
Die Londoner Sovereigns haben sowieso keine Mintmark.
Bei den Sovereigns zwischen 1863 und 1874 sowie den half-sovereingns von 1863-1880 sind auch die Stempelnummern bei der Fälschungserkennung zu beachten.
http://www.goldsovereigns.co.uk/dienumbers.html
http://www.goldsovereigns.co.uk/mintsandmintmarks.html

Naja zumindest erst einmal die wichtigsten Internetseiten, falls sie dir noch nicht bekannt sein sollten:

- http://taxfreegold.co.uk/fakes.html
- http://www.drakesterling.com/coins-for- ... sovereigns
- http://goldsovereignexpert.com/info/fak ... nterfeits/

Literatur:
- The Sovereign - the World's Most Famous Coin: A History and Price Guide by Daniel Fearon (2001)
- The Gold Sovereign von Michael A. Marsh (1999)
- The Gold Sovereign: Golden Jubilee Edition von Michael A. Marsh (2002)
- The Gold Half Sovereign von Michael A Marsh 1. Ausg. (1982) 2. Ausgabe (2004)
- The History of the Gold Sovereign von Sir Geoffrey Duveen & H G Stride (1962)
- "Sovereigns of The British Empire" von Captain James John Cullimore Allen (1965)
- Royal Sovereign 1489 - 1989 von G.P. Dyer
- "Counterfeit Sovereigns in Platinum" G.P.Dyer, Bulletin on Counterfeits, Vol. 4, N0. 2/3, Summer/Autumn 1979

Ausserdem gibt es da noch die grandiose "The Bentley Collection of British Milled Sovereigns" welche bei Baldwins in drei Teilen versteigert wurde sowie die "The Hemisphere Collection of Gold Sovereigns"
Zuletzt geändert von platinrubel am Fr 20.02.15 15:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von luxmember » Fr 20.02.15 12:14

Herzlichen Dank einstweilen KarlAntonMartini und platinrubel für die weiterführenden Antworten.

Ich werde voraussichtlich am Sonntag Zeit finden zu antworten und mehr über die konkrete Problematik zu sagen.

Interessant wäre noch, wenn jemand zu bekannten Fällen bei Sovereigns etwas sagen könnte, bei denen die normalerweise gut geprägte mintmark schlecht raus gekommen ist, wie z. B. durch Stempelverschmutzung. Besonders interessant dabei wären Fälle von Georg IV Münzen. Gibt es solche Fälle oder ist diesbezüglich nichts bekannt? Schließlich wurden die Sovereigns ja in unterschiedlichen Anstalten und unter diversen Umständen geprägt.

Nochmals Dank und Gruß
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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von platinrubel » Fr 20.02.15 12:51

Naja, die Sovereigns von George IV wurden aber nur in London geprägt. Eigentlich wurde sehr sorfältig geprägt, abgegriffene Münzen wieder eingeschmolzen.
Möglicherweise meinst du die Initialen B.P. - Benedetto Pistrucci?

Aber ich geb dir einen Tip: bevor wir weiter im Dunkeln tappen, mach einfach ein Bild oder Scan deiner Münze (beide Seiten), dann kann man auch genauer auf deine Fragen eingehen. Ohne Bilder ist das einfach sinnlos da unmöglich. Vorrausgesetzt du hast mal wieder Zeit :mrgreen:
grüsse vom platinrubel
Zuletzt geändert von platinrubel am Sa 21.02.15 09:32, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von Mynter » Fr 20.02.15 16:27

Guterhaltene Sovereigns aus der Zeit vor Georg V sind selten, vieles wurde eingeschmolzen, das Gros des heutigen Angebotes ist s bis ss.
Prinzipiell praegeschwach sind die Halbsovereigns von Edward VII und Georg V, dies betrifft aber nicht nur einzelne Details, sondern das gesammte Praegebild.
Grüsse, Mynter

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 20.02.15 16:30

Sovereigns von gleichem Typ wie die britischen wurden geprägt in Sydney (1871-1926) S, Melbourne (1872-1931) M, Perth (1899-1931) P, Ottawa (1908-1919) C, Bombay (1918) I und Pretoria (1923-1932) SA. - Die Sovereigns aus London (ohne Münzzeichen) wurden in großer Menge letztmals mit der Jahreszahl 1925 geprägt, allerdings mit diesem Datum weiter bis 1952. Dazwischen gab es nur 1937 Prägungen mit Edward VIII. und Georg VI. in winziger Auflagenhöhe. Nach einer kleinen Prägung 1953 zur Krönung Elizabeths II wurde die Prägung in großem Stil 1957 wieder aufgenommen. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von luxmember » So 22.02.15 16:43

Hallo,

nochmals danke für die Beiträge!

Zunächst, warum bin ich mit einer allgemeinen Fragestellung an mein Problem gegangen? Einfach, weil ich einen 1920er Sovereigns ohne eine deutlich erkennbare mintmark in meinem Bestand gefunden habe. Für die englischen Experten ist dies ein „easy one“: „It's always easy to tell a fake when it is of a non-existent date, or date-mintmark combination“, d. h. heißt, wenn ein 1920er Sovereign keine erkennbare mintmark hat, muß dieses Stück logischerweise falsch sein, weil offensichtlich die Londoner Münze in diesem Jahr keine Exemplare hergestellt hat. Sovereigns wurden 1920 bekanntlich nur in Australien geprägt (M, P, S).

Dass ein solcher Umstand eine Art „Anscheinsbeweis“ ist, erscheint auch mir nahelieged. Nur, wenn das Stück eine Fälschung ist, dann müssen sich m. E. trotzdem aber auch sogenannte Schwachpunkte oder Indikatoren auf eine Fälschung finden. Mit kann nicht sein = ist nicht, erscheint es mir nicht getan, denn dann fallen u. U. schnell Prägefehler oder Prägeschwächen unter den Radarschirm.

Ich hatte aber den Eindruck, dass ein sehr schwacher Abdruck auf der Münze erkennbar ist und da ich so ganz schwache bzw. sogar kaum identifizierbare mintmarks von insbesondere deutschen Ausgaben aus dem 1. Weltkrieg kenne, wollte ich mal sehen, ob auch solche als Einzelfälle bei britischen Ausgaben bekannt sind (Serienproblem, Einzelstückproblem durch Stempelverschmutzung). Dass die Briten allgemein hochwertig geprägt haben war mir dabei klar. Und der Eindruck war von Anfang an ein S; dies bevor ich um die (relative, denn ursprünglich soll es ja 360.000 Stücke geegebne haben) Seltenheit dieser Prägung wußte!

Nun wieder zu den Ergebnissen meiner Suche im Netz, denn da war es spannend: Ich fand sogleich den Artikel eines großen englischen Händlers über die Fälschung eines 1920 Londoner Sovereigns, die ja trotz perfekten Gewichts und Maßen ja so einfach zu erkennen ist, da es eine solche Prägung ja offiziell gar nicht gibt. Erkennungsmerkmale werden aber interessanterweise nicht genannt:
http://www.goldsovereigns.co.uk/1920fak ... reign.html
Diesen Händler habe ich dann kontaktiert und netterweise eine Antwort bekommen, die jedoch besagt, dass das betreffende Stück eingeschmolzen wurde, somit es nicht mehr möglich ist irgendwelche speziellen Erkennnungsmerkmale dieser Fälschung zu benennen.
Interessanterweise m. E., sieht man aber auf dem in dem Artikel veröffentlichten älteren Bild „Reverse of 1920 London Mint Fake Sovereign“, dass zwischen der 9 und der 2 andeutungsweise eine mintmark sein könnte, genau an der Stelle an der normalerweise die mintmark sich befindet (damit ist nicht gesagt, dass nicht der Fälscher eine angedeutet haben könnte, aber immerhin ist es ein Anzeichen, das auf einen Prägefehler hindeuten könnte).

Und dann habe ich http://hallmarkcoins.blogspot.com/2012/ ... scare.html entdeckt. Und genau so sieht auch meine Münze aus. Nun ja in dem Artikel ist ja einiges gesagt, gerade zu den Einschätzungen der eventuellen mintmark durch die Experten: Auswahlmöglichkeit S, P, SA. :=) Nun weiß ich nicht, was die Forumsleser denken, aber wenn man schon etwas sieht (und vorausgesetzt die Münze ist echt), dann wohl kein P (da fehlt doch der vertikale Strich) und das A scheint mir auch eher rohrschachähnlicher Phantasie zu entspringen, da noch unschärfer und unzentrierter (der Hochpunkt des A wäre sowohl über dem des (vermutlichen) S, als auch an sich zu groß für eine normale mintmarkgröße).

Sollte das Stück eine Fälschung sein, dann mit folgenden Charakteristika:
 Perfekter Goldgehalt und Maße
 Für mich keinerlei Auffälligkeiten, denn ich habe trotz ausgiebiger Beschäftigung mit den im Netz verfügbaren Informationen zum Erkennen von falschen Sovereigns und und insbesondere auch direktem Vergleich mit anderen mit Sicherheit echten Sovereigns in meinem Bestand keine Hinweise darauf entdecken können. (Bin zwar kein Experte für Fälschungen und schon gar nicht für Sovereigns, habe aber schon etwas Erfahrung mit anderen Stücken. Ich werde natürlich das Stück bei Gelegenheit Numismatikern vorlegen, wobei ich an einen deutschen denke, der sich sehr gut auf dem schwierigen Gebiet der sogenannten Schmidt-Haussman Fälschungen auskennt, die ja auch hohe Anforderungen stellen und einen belgischen Sovereign Spezialisten. Ziemlich positiv ist mir jedenfalls aufgefallen, dass bei den von mir gesehenen Fälschungen die das Schwert haltende Hand an den Fingern unsauber ist, bei meinem Stück dagegen aber perfekt ist.)
 Der Eindruck des Metalls ist heller gelb als normalerweise, was aber gerade ein Charakteristikum der australischen Sovereigns ist und genau dem hellergelblichen Aspekt des 1920 S so wie bei http://www.neilsberman.com/coins_1920_S ... ereign.htm entstpricht (womit ich nicht sagen will, dass das Stück echt ist oder gar deshalb die mitmark S haben müsste, denn wohl alle australischen Sovereigns hatten etwas mehr Silber in der Legierung).

Zum Abschluß, mir geht es nicht darum eine Fehlprägung von S zu haben (in Kauf nehmen würde ich das ohne weiteres natürlich gerne), nur was ich bisher an „Expertenmeinungen“ gesehen habe, ist für mich wenig überezugend und mein erster intuitiver Eindruck, ohne die geringste Ahnung von eventuellen Werte und existierenden mintmarks des 1920er Jahrgangs zu haben war ein „schwaches S“, so wie ich das bei WWI Stücken öfters kenne. Dass es sich um jeden Fall , um ein interessantes und gesuchtes Stück auch als Fälschung handelt, scheint mir durch den Artikel http://hallmarkcoins.blogspot.com/2012/ ... scare.html belegt zu sein, was aber nicht heißt, dass ich es hergeben möchte.

Ich werde bei Gelegenheit ein Bild von der Münze für die Interessierten einstellen (habe keinen Digitalphoto zur Hand), glaube aber wenn man den gezeigten Bildausschnitt bei hallmarkcoins sich ansieht, hat man genau die Sachlage bei meiner Münze.

Zwischenzeitlich nochmals Dank für alle Informationen, auch an Mynter. Solltet ihr oder andere Forumsteilnehmer noch eine Anregung oder ein Tip zu dieser etwas kuriosen Sache haben würde mich das natürlich freuen.

Grüße
luxmember

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von Mynter » So 22.02.15 19:03

Spannende Story. Es koennte sich auch um eine Anfertigung aus Arabien oder Indien handeln, wo Sovereigns immer noch ein im Alltag verwendeter Wertmesser ist . Das Phantasiedatum ( falls doch kein S ) soll dann bezeugen, dass der Hersteller keine boesen Absichten hegte, sondern gutes Gold in einer respektabken Verpackung lieferte.
Hast Du mal Eric Eigner in Down Under gefragt, der muesste sowas wissen.
Zuletzt geändert von Mynter am So 22.02.15 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse, Mynter

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von Mynter » So 22.02.15 19:20

ich wusste, ich hatte letztes jahr was vom 1920 S gelesen :

George V, sovereign, 1920S, bare head l., rev. St. George and the dragon, S raised on ground-line above date, horse with long tail (S.4003; McD.264; KM.29; Fr.38; Marsh 280), some light surface marks, virtually as struck, mint mark bold, with famous die combination featuring a pickled or rusted reverse die
£375,000-400,000
*ex Jacob Garrard, April 1920. Thence by descent to daughter / granddaughter
ex Noble Numismatics Sydney, Australia, Sale 50, 20-22 March 1996, lot 1470
Private treaty into ‘George’ collection by Monetarium Australia Pty Ltd.
This is a legendary offering which includes recently discovered information that may help to solve the ‘enigma’ partially explained in the Bentley sale catalogue’s description of that collection’s 1920 Sydney sovereign. In that sale, the coin was called the rarest of all issues of the sovereign series, rarer even than the famed 1819 sovereign struck at London, of which some 10-12 examples exist compared to perhaps 4-5 (one impounded in the Royal Australian Mint Collection) of the 1920 Sydney issue. Of the 4 pieces for which sales have been traced, apparently the finest known, called a Specimen in the Quartermaster Collection sale of 2009, seems to have been struck at a later date (1926) from a reverse die that was cleared of the residue which protected it during the long sea voyage from England to Australia. This residue accounts for the ‘pickled’ or slightly rough appearance of the reverse, a characteristic of all other known examples. The normal satiny gold texture exists on the obverse of all. The Bentley sale cataloguer concluded by suggesting that this coin’s great rarity did not arise from any melting of the reported mintage at Sydney for the year (which he believed represented coins dated 1919 but struck in January and June 1920 at Sydney) but instead that no pieces were struck during 1920 bearing the date and S mint mark except because of some ‘special event’ in the year which was unknown at the time of the Bentley sale.
The provenance of the presently offered coin dates precisely to April 1920 and may well explain that ‘special event’ and the coin’s great rarity. Researcher Barrie Winsor of Australia has identified the family who placed a special order for sovereigns dated 1920 at the Sydney Mint in 1920. A prominent New South Wales politician and trade unionist. Mr Jacob Garrard (Note 1) ordered and purchased the sovereigns from the Mint in order to present them to his children when he and his wife, Rebecca, celebrated their golden wedding anniversary on 15 April 1920. Barrie Winsor has interviewed some of the Garrard descendants to confirm the facts and has also seen photographs of the family taken during the anniversary meetings (see below). Five sons and two daughters were the subjects of the gifts; the exact number of sovereigns minted for the Garrards remains unknown, nor is it known if each of the sons and daughters received a coin (both daughters but only two sons survived Jacob Garrard when he passed away on 5 November 1931). The mintage presumably could not have been more than 7 sovereigns, or 9 if one each was retained by the parents.
Aside from the wretched condition of the reverse dies received after the long sea voyage, which apparently caused Mint officials to decide against their use, why were fresh dies not ordered? Why is the coin so rare? The answer appears to be that the post-WWI metals market fluctuations rendered coinage of gold impractical. The report of the Royal Mint issued on 31 December 1920 notes that the quoted value of gold per troy ounce as of 5 February 1920 was 127s 4d per ounce (Note 2). This meant that the cost of minting a single gold sovereign with a face value of 20 shillings was over 30 shillings. The Royal Mint suspended minting sovereigns in 1917 until 1925 and the Canadian Mint ceased production of sovereigns in 1919.
Clearly the Sydney Mint decided to postpone gold coinage. In 1920, transmission of any such decision was incomplete when Jacob Garrard placed his special order, thereby unknowingly creating the greatest gold rarity of the British Empire.
There are only 3 other known examples of the 1920S sovereign sold on the open market:
The first, sold by Spink and Son (Australia) Pty Ltd, 2 November 1978, lot 631, nearly extremely fine, ex A H F Baldwin collection, realised AU$3,600 hammer price
then sold by Spink and Son, London, 15 March 1992, lot 438, good extremely fine, realised £104,000 hammer price
The second, a specimen or proof striking sold in the Quartermaster collection, Monetarium (Australia) Pty Ltd, 4 June 2009, lot 196, FDC, realised AU$800,000 hammer price. This coin has been struck from a good reverse die as opposed to the other four which all appear to be from a rusty reverse die.
The third, ex Jaggards, Sydney Australia, retail list, February 1979
then sold by Kurt Jaggard Monetary Auctions, Australia, 11 April 2006, lot 404, realised AU$582,500, purchased by Winsor and Sons, Jamberoo, NSW Australia
then sold in the Bentley Collection, Baldwins, 27 September 2012, lot 736, practically as struck, realised £650,000 hammer price.
Note 1
See biography - Jacob Garrard (1846-1931) - Australian Dictionary of Biography. http://adb.anu.edu.au/biography/garrard-jacob-3595.
Note 2
See Royal Mint Report 31 Dec 1920. Appendix No IX. - A. Messrs. Mocatta and Goldsmid’s Circular on the movement of Gold and Silver during 1920. page 72.
http://www.sixbid.com/browse.html?aucti ... ot=1106797

Extraanfertigung für einen Gewerkschaftsboss. Ob da nicht sorgfältiger gearbeitet würde ?
Grüsse, Mynter

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von platinrubel » So 22.02.15 19:31

Okay, das war ausführlich.

Ich halte die Antworten mal kürzer.
Ich gebe Dir hier nur Stichworte, anhand derer du weiter recherchieren kannst. Sonstz müsste ich noch Geld verlangen :lol: :lol:

Zum einen stelle ich fest, dass du George V. meinst und nicht wie eingangs geschrieben George IV.
luxmember hat geschrieben: Besonders interessant dabei wären Fälle von Georg IV Münzen. Gibt es solche Fälle oder ist diesbezüglich nichts bekannt?
1920 kann es allerdings keine Goldsovereigns aus London geben, da ab 1917 die Goldprägung dort eingestellt wurde und dies auch in den entsprechenden "minting acts" festgehalten ist.
Daher brauchtt es auch keine Erkennungsmerkmale.

Die Fälschungen wurden perfekt hergestellt, Maße, Gewicht, sogar der Goldgehalt sind stimmig.
Die zwei Hauptfälscher sind Harry Stock (in den 50ern) und der Libanese Said Chaloub (70er Jahre) gewesen. Beide haben perfekte Fälschungen abgeliefert.
Unter anderem müsstest du dich dann durch die Archive von UK Mint und FBI durchwühlen und dort die entsprechenden Unterlagen und Untersuchungsberichte durcharbeiten.
Apropos: Die Seite Hallmark bezeichnet den Fake nicht als wertvoll, teuer und gesucht, sondern die Original 1920er Sydney-Prägungen. Hier wurde aber an einer anderen Prägung rummanipuliert.

Hier mal noch eine hnteressante Seite zu den 1920ern:
http://www.sterlingcurrency.com.au/rese ... ish-empire
Grüsse vom Platinrubel

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von luxmember » So 22.02.15 21:09

Hallo Mynter und platinrubel,
herzlichen Dank für die Informationen und Anmerkungen.

Mynter,
das ist ja interessant. Schön, dass Du Dich an die Sache erinnert hast. Werde die enthaltenen Infos in aller Ruhe durcharbeiten.

Platinrubel,
sorry zunächst für den Verwechsler mit den Georges IV und V.

Das mit Erkennungsmerkmalen habe ich wohl falsch rüber gebracht. Mir ist bekannt, dass es für die Londoner Mint keine gibt. Das interessante bei meinem Stück ist nun aber gerade, dass da „etwas“ an der Mintmarkstelle zu sein scheint, was ja auch Experten zumindest teilweise so sehen, ansonsten hätte sie ja nicht das „etwas“ als S, P bzw. SA identifiziert bzw. „vermutet“. Nur deshalb komme ich auf die Idee, dass es vielleicht ein australisches Stück (die SA mintmark von diesem Jahr gibt es ja nicht) mit starker Prägeschwäche auf der mintmark sein könnte.

Deine Aussage mit „Apropos: Die Seite Hallmark bezeichnet den Fake nicht als wertvoll, teuer und gesucht, sondern die Original 1920er Sydney-Prägungen. Hier wurde aber an einer anderen Prägung rummanipuliert.“ verstehe ich aber nicht.

Ich sagte doch „Dass es sich um jeden Fall, um ein interessantes und gesuchtes Stück auch als Fälschung handelt, scheint mir durch den Artikel http://hallmarkcoins.blogspot.com/2012/ ... scare.html belegt zu sein, was aber nicht heißt, dass ich es hergeben möchte.“
Die Schlussfolgerungen „interessant“ und „gesucht“ habe ich aus folgenden den Bemerkungen im Artikel entnommen:
 „A client popped into our office today with a strangest piece we ever saw.“ +
The guy said he's been to various coin dealers and many said it was S mark (Sydney), a well known dealer from Blackpool estimated is as a Perth mint (anything but P. much less in value). (Das klingt für mich interessant)
 “ The funny bit is that the guy has some very attractive offers on it but decided to keep it in case any better offer comes along.“ (Klingt für mich nach „gesucht“)

Und einen Hinweis auf „rummanipuliert“ bei dem betreffenden Stück sehe ich auch nach nochmaligem Lesen des Artikels nicht?

Die Gedanken mit dem Nachforschen in den Archiven der UK Mint und des FBI sind sehr interessant und bieten sich idealerweise für den Zeitvertreib an einem verregneten Wochenende an, deren es so viele in Luxemburg gibt. Denn ich kann mir gut vorstellen dort näheres über die von diesen jeweils nachgeahmten Stücke sowie auch allgemeines über Fälschungen und dem Vorgehen von Fälschern zu finden.

Deshalb Mynter und platinrubel, nochmals herzlichen Dank für Eure Bemühungen und den vermittelten Sachverstand. Sollte sich in der Sache später noch etwas Interessantes oder Weiterführendes ergeben, werde ich Euch und das Forum gerne in Kenntnis setzen.

Gruß
luxmember

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von luxmember » So 22.02.15 21:16

Oops Mynter,

habe ganz vergessen zu fragen, wer denn "Eric Eigner in Down Under" ist. Du meinst doch sicherlich jemanden in Australasia, aber wer ist der Gute und wie kann man diesen erreichen?

Dank und Gruß
luxmember

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Re: Prägeschwäche bei mintmarks von UK-Sovereigns

Beitrag von Mynter » So 22.02.15 22:27

luxmember hat geschrieben:Oops Mynter,

habe ganz vergessen zu fragen, wer denn "Eric Eigner in Down Under" ist. Du meinst doch sicherlich jemanden in Australasia, aber wer ist der Gute und wie kann man diesen erreichen?

Dank und Gruß
luxmember
Eric Eigner ist ein australischer Muenzhaendler, der sich auf Sovereigns spezialisiert hat. Drakesterling heisst sein Website. Ich gehd davon aus, dass er Dein Stueck richtig einschaetzen kann.
Grüsse, Mynter

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