Ich lieferte meine Münzsammlung, die mindestens 150.000,- € an Wert hatte, bei Leu ein. Dazu traf ich mich mit dem Geschäftsführer Herrn G. in einer Filiale meiner Hausbank, in deren Schließfach sich die Sammlung befand. Herr G. war solange er noch nicht in Besitz der Sammlung war, aufs äußerste freundlich und zugänglich, erzählte von seiner Familie und seiner eigenen Sammelleidenschaft.
Ich informierte ihn darüber, dass ich die Sammlung bereits einem anderen Auktionshaus angeboten hatte, die vom Erlös 6% als ihren Anteil beanspruche. Ich sagte ihm, dass ich bei einer Auktion in der Schweiz aber erwarte, dass der Erlös höher ausfallen würde als bei einer Auktion in Deutschland, weshlab ich gedenke, sie bei Leu einzuliefern. Dieser Einschätzung stimmte Herr G. zu. Ich sei aber durchaus damit zufrieden, wenn ich die 150.000,- € erlöse, die ich für die Sammlung bezahlt habe, klärte ich ihn auf. Auch dieses Erlösziel nahm er zustimmend zur Kenntnis. Aufgrund der höheren Erlöserwartung stimmte ich einem Anteil am Erlös für Leu von 8% zu.
Herr G. sagte mir, dass er von mir gern noch weitere biografische Daten hätte, die man der Sammlung bei der Auktion beigeben könnte. So eine persönliche Note würde helfen, einen höheren Erlös zu erzielen. Die Online-Auktion würde dann im Dezember des selben Jahres stattfinden.
Ich wartete also darauf, dass Herr G. sich wegen der biografischen Daten noch einmal melden würde. Das tat er bis Mitte Dezember aber nicht. Ich dachte mir dann, „schau doch mal auf deren Website, für wann genau die Auktion angekündigt ist“. Zu meiner Überraschung lief diese bereits. Das hatte ich nicht erwartet, denn Herr G. wollte sich ja bei mir zuvor noch wegen der biografischen Daten melden.
Und zu meinem Erschrecken sah ich, zu welchen Schleuderpreisen die einzelnen Münzen bei dieser Auktion an den Start gingen. Das beste Stück, das bei einem Preis um die 20.000,- € lag, stand mit einem Startpreis für wenige tausend Euro da. In meiner in der Auktion präsentierten Sammlung fehlten zudem etwa ein halbes Dutzend Stücke, während zwei Münzen meiner Sammlung zugeordnet waren, die nicht zu ihr gehörten.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Als ich mich entschloss Herrn G. zu schreiben, war die Auktion auch schon vorüber. Ich versuchte Herrn G. per Mail zu erreichen. Er meldete sich allerdings wochenlang nicht auf meine Kontaktversuche. Ich hatte den Eindruck, Herr G. verstecke sich vor mir. Ich erhielt dann irgendwann eine Überweisung in Höhe von 89.000,- € und musste davon ausgehen, dass dies nun der Erlös der Auktion sein soll. Eine Abrechnung erhielt ich lange nicht. Auch nicht auf Nachfrage.
Irgendwann, nach Wochen, erreichte ich endlich Herrn G. In einem Telefonat sagte er, dass sie die Abrechnung an die E-Mail-Adresse gesandt hatten, mit der ich mich Jahre zuvor einmal bei Leu registriert hatte. Diese E-Mail-Adresse existiert aber nicht mehr. Es schien bei Leu niemandem aufgefallen zu sein, dass Mails an diese alte Mailadresse nicht zustellbar waren oder dass ich mit Leu ausschließlich über eine andere Mailadresse kommuniziert hatte. Ob es stimmt, dass Leu die Abrechnung zeitnah an mich gesandt hatte, weiß ich nicht. Auf Mails an eine nicht-existierende Mailadresse kann ich nicht zugreifen.
Herr G. meinte auch, er könne sich an das aus meiner Sicht vereinbarte – aber doch zumindest deutlich kommunizierte – Erlösziel nicht erinnern. Auch habe er keinerlei Zusagen gemacht. Und mir hätte bekannt sein müssen, dass Leu in den Auktionen die Stücke „konservativ“ bewerte, schließlich hatte ich mich einmal bei Leu online registriert, also kenne ich das Auktionshaus.
Mit anderen Worten, Leu verramscht und meint, dass man diese Geschäftspraxis kennen muss, wenn man sich einmal dort online registriert hat. Lieber hat Leu wohl einen Anteil an einem kleineren Erlös, als einen Anteil an nichts oder weniger Erlös, weil die zu versteigerten Stücke richtig und damit höher bewertet werden und mit einem reellen Preis an den Start gehen und dann evtl. nicht versteigert werden – das Ganze zum Schaden des Einlieferers.
Was die in der Sammlung fehlenden Stücke angehe, so seien die außerhalb der Sammlung in dieser Auktion versteigert worden, weil sie eher minderwertig gewesen seien und so die Sammlung als Ganzes weniger wertvoll hätte erscheinen lassen. Bei den beiden Stücken, die der Sammlung zugeordnet waren, aber nicht zu ihr gehörten, sei wohl ein Fehler unterlaufen. Die waren allerdings auch eher minderwertig. Schon allein das, ist meiner Einschätzung nach doch unseriös.
Zum Abschluss gibt es auch noch Ärger wegen einer Münze aus der Sammlung, die laut Leu eine „moderne Fälschung“ sei. Ich bat Leu, diese an mich zurückzusenden. Dies wurde zwar zögerlich aber irgendwann doch erledigt. Der deutsche Zoll informierte mich dann, dass eine Sendung aus der Schweiz vorliege, die nicht ausreichend deklariert sei, weshalb der Zoll von mir forderte, dass ich den Wert des Inhalts der Sendung nachweisen solle. Dem konnte ich aber nicht nachkommen, weil ich nur die Originalrechung aus dem Kauf dieser Münze vorlegen kann.
Da die Münze aber wohl eine Fälschung ist, ist der dort ausgewiesene Wert nicht korrekt. Außerdem handelt es sich bei der Münze ja nicht um einen Kauf in der Schweiz, sondern lediglich um eine Rücksendung. Es gelang mir deshalb nicht, meine Münze vom Zoll ausgehändigt zu bekommen. Sie ging Retour zu Leu. Monate nach der Auktion warte ich immer noch auf diese Münze. Ich kann mich nicht mit dem ursprünglichen Verkäufer in Verbindung setzen und sie da zurückgeben und mein Geld zurückerhalten. Bei seriösen Händlern ist das kein Problem. Auf Grund der Inkompetenz von Leu, die offenbar nicht einmal in der Lage sind, eine Sendung richtig zu deklarieren, warte ich hier Monat um Monat auf mein Geld aus dem Umtausch.
Ich fasse zusammen:
- Der Geschäftsführer von Leu, Herr G., war mir gegenüber aufgeschlossen und kommunikativ, solange er meine Sammlung nicht in Besitz genommen hatte. Sobald dies geschehen war, stellte er die Kommunikation mit mir ein. Ich musste massiv Druck ausüben, bis ich von ihm nach der Auktion kontaktiert wurde und mit ihm sprechen konnte.
- Meine Sammlung war bei der Auktion nicht richtig aufgeführt. Es waren ihr Stück zugeordnet, die nicht zu ihr gehörten und andere Stücke fehlten.
- Meine Sammlung wurde zu viel zu niedrigen Startpreisen angeboten, quasi verramscht, um für Leu einen maximalen Erlös zu garantieren. Für mich als Sammler bedeutete dies aber einen Verlust von mehr als 40%.
- Nicht einmal die ordnungsgemäße Zoll-Deklaration einer Post-Sendung gelingt Leu.
Mein Fazit: Ich kann nur jedem raten, seine Sammlung nie bei Leu einzuliefern. Leu vernichtet zum eigenen Vorteil das Vermögen von Sammlern!