alte deutsche Schrift (Wer kanns lesen)?

Alles was nichts mit Münzen zu tun hat

Moderator: Locnar

vMadai
Beiträge: 1297
Registriert: Do 10.06.04 21:51
Wohnort: Augsburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von vMadai » Do 24.03.11 20:45

Wenn in der zweiten Spalte 30 die Vollzahl ist, ist 15 die Hälfte. Leider kann ich nirgends nachschlagen, welche Währung 1868 in Papenburg galt und ob diese in Talern zu je 30 (Schillingen?) bestand.
Der Fall, dass der Rechnungsschreiber zu doof war, um 3 x 1/2 Taler zu rechnen, bzw. 1,5 Taler in zwei Spalten zu Talern und der Untereinheit aufzuteilen, scheint mir einfach zu unwahrscheinlich.

PS: Das Rätsel ist inzwischen gelöst - aber quod scripsi, scripsi...

Ach sooo: szlr=sgr=SILBERGROSCHEN! Selbiger ist nun auch bei mir gefallen.
Zuletzt geändert von vMadai am Do 24.03.11 20:47, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von Gerhard Schön » Do 24.03.11 20:47

usen hat geschrieben:im Rahmen eines Briefbeleg kaufs habe ich auch eine Rechnung von 1868 miterworben.
Leider sehe ich nur schnörkel und wollte mal fragen ob hier jemand Sütterlin lesen kann.
Der Herr Sütterlin ist drei Jahre zuvor (1865) erst auf die Welt gekommen und kann also für diese Schrift nicht verantwortlich sein.
Gruß,
gs
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

Benutzeravatar
supershine
Beiträge: 412
Registriert: Sa 24.02.07 19:41
Wohnort: Kiel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von supershine » Do 24.03.11 20:47

irgendwie war ich jetzt zu spät...
:D

Damit sollte jetzt auch das Kürzel für Silbergroschen geklärt sein.

Gruß

EDIT:
PS: Das Rätsel ist inzwischen gelöst - aber quod scripsi, scripsi...
:mrgreen:

usen
Beiträge: 2152
Registriert: Mi 13.09.06 11:55
Wohnort: Monschau , Eifel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von usen » Do 24.03.11 20:50

Hallo,
die Briefmarken hat einen Wert von einem Groschen.
Vielleicht hilft das ja.
Ansonsten ein wirklich interessanter Beleg, der meine kleine Sammlung an Belegen sehr bereichert.
Nochmals Danke an alle mitwirkenden.
@Gerhard Schön... danke auch für diese Korrektur! :oops:
MfG
Frederik

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von chinamul » Sa 26.03.11 11:32

Noch zwei kleine Zusatzbemerkungen:
"Caise" ist wohl falsch gelesen worden. Es dürfte sich um "Casse" handeln.
Das Wwe am Namen des Kunden dürfte tatsächlich Witwe bedeuten. Daß die Rechnung sich dennoch an einen Herrn richtet, kann angesichts der schwachen Position einer Frau im damaligen Geschäftsleben nicht einmal verwundern.
Umso bewundernswerter ist da die erste Überlandfahrt mit einem Auto durch die couragierte Bertha Benz über 106 km von Mannheim nach Pforzheim und zurück im Jahr 1888, mit der sie ihrem Mann Carl Benz endlich zum lange ausgebliebenen geschäftlichen Erfolg verhalf. Sie hat damit einen der wohl bedeutendsten - aber noch kaum entsprechend gewürdigten - Beiträge zur Emanzipation der Frau geleistet.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
Gerhard Schön
Beiträge: 1662
Registriert: Mi 16.02.05 23:09
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 37 Mal
Kontaktdaten:

Bernhard Trapmann, Kaufmann in Haselünne

Beitrag von Gerhard Schön » Sa 26.03.11 14:43

chinamul hat geschrieben:Daß die Rechnung sich dennoch an einen Herrn richtet, kann angesichts der schwachen Position einer Frau im damaligen Geschäftsleben nicht einmal verwundern.
Das liegt am Vordruck des Formulars "Rechnung für Herrn ... von Bernh(ard) Trapmann", welches dann mit "(des Herrn) R. Heskamp W(it)we" ausgefüllt wurde.
Gruß,
gs
Deutscher Münzkatalog, Euro Münzkatalog, Weltmünzkatalog.

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Re: Bernhard Trapmann, Kaufmann in Haselünne

Beitrag von chinamul » Sa 26.03.11 18:34

Gerhard Schön hat geschrieben:Das liegt am Vordruck des Formulars "Rechnung für Herrn ... von Bernh(ard) Trapmann", welches dann mit "(des Herrn) R. Heskamp W(it)we" ausgefüllt wurde.
Das war mir schon klar, aber man stelle sich nur mal vor, was für einen Aufschrei wegen des Verstoßes gegen die p. c. und der Nichtachtung des weiblichen Geschlechtes es heutzutage gäbe, wenn man ein Schreiben an eine Frau so adressierte, nur weil der Vordruck es so vorgibt. Mit der Entschuldigung der Gedankenlosigkeit käme man da wohl nicht mehr durch. Und es wäre auch damals für den peniblen Fakturisten ein Leichtes gewesen, mit einem sauberen Linealstrich und dieser gestochenen Handschrift das Formular entsprechend anzupassen.
Dieses hochinteressante Zeitdokument wirft damit ein Schlaglicht auf die enorme Entwicklung, die die Wahrnehmung der Rolle der Frau in der Gesellschaft seither genommen hat.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

usen
Beiträge: 2152
Registriert: Mi 13.09.06 11:55
Wohnort: Monschau , Eifel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von usen » Sa 26.03.11 18:45

wirft damit ein Schlaglicht auf die enorme Entwicklung, die die Wahrnehmung der Rolle der Frau in der Gesellschaft seither genommen hat.
Ja,
und es geht noch weiter! Man schaue auf die Lohnunterschiede es gibt. Nebenbei 05.03 war tag der Lohngleichheit.
Dieses hochinteressante Zeitdokument
dem Stimme ich voll zu, und hübsch ist es auch noch :mrgreen:
MfG
Frederik

usen
Beiträge: 2152
Registriert: Mi 13.09.06 11:55
Wohnort: Monschau , Eifel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von usen » Sa 26.03.11 18:51

Könnte mir jemand noch ein Wort entziffern?
Das wort links neben Papenburg... heisst das 'Frei'?
MfG
Frederik
Dateianhänge
Haseluenne.jpg

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7983
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 380 Mal
Danksagung erhalten: 934 Mal

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 26.03.11 19:33

Der Schreiber mischt Buchstaben der lateinischen und der deutschen Schreibschrift. (Vgl. das H in Herrn und in Heskamp). - Oder waren es zwei Schreiber? Vielleicht hat jemand das "Herrn" dazugesetzt, dem die blanke Namensangabe zu unhöflich schien? - Nach Heskamp steht ein Krakel, den ich als Hwl. lese. Also Hochwohl... fehlt das geb. und das scheint mir in dem Wort links zu stecken. Grüße, KarlAntonMartini
Tokens forever!

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von chinamul » Sa 26.03.11 19:42

Es könnte auch ein abgekürztes "franco" (frc) sein.
Und bei der Adressierung des Briefes wird auch der Einwand von Gerhard Schön entkräftet, daß es der Rechnungsvordruck war, der den "Herrn" als Adressaten gewissermaßen vorgegeben habe. Auf dem leeren Umschlag hatte der Schreiber doch alle Freiheit, die Adressatin korrekt anzuschreiben. Daß er das offenbar einfach nicht für nötig hielt, ist eben dafür bezeichnend, daß in seinem engen Weltbild Frauen als Geschäftspersonen einfach nicht vorkamen.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7983
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 380 Mal
Danksagung erhalten: 934 Mal

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 26.03.11 19:45

chinamul hat geschrieben:Es könnte auch ein abgekürztes "franco" (frc) sein.
Und bei der Adressierung des Briefes wird auch der Einwand von Gerhard Schön entkräftet, daß es der Rechnungsvordruck war, der den "Herrn" als Adressaten gewissermaßen vorgegeben habe. Auf dem leeren Umschlag hatte der Schreiber doch alle Freiheit, die Adressatin korrekt anzuschreiben. Daß er das offenbar einfach nicht für nötig hielt, ist eben dafür bezeichnend, daß in seinem engen Weltbild Frauen als Geschäftspersonen einfach nicht vorkamen.

Gruß

chinamul
Ja, an "franco" hatte ich auch gedacht. Wenn dann nicht das Hwl. in der Luft hinge, oder heißt es dann "Wwe"? Dann würde dazu auch passen, daß jemand anders das "Herrn" dazugeschrieben hat.
Tokens forever!

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von chinamul » Sa 26.03.11 19:54

Ich glaube, daß "Witwe" die einzig akzeptable Lesung für den Zusatz nach dem Namen ist.
Interessant ist Deine Beobachtung, daß hier möglicherweise zwei Schreiber auf dem Briefumschlag tätig waren. Das würde die Sache ja sogar noch pikanter machen, wenn einer die blanke Anrede nur mit dem Namen als ungehörig empfunden hätte und dann, trotz der "Witwe" nach dem Namen, die arme Hinterbliebene gedankenlos flugs in einen Herrn umoperiert hätte.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7983
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 380 Mal
Danksagung erhalten: 934 Mal

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 26.03.11 20:05

Das "Herrn" ist jedenfalls vollständig in deutscher Kurrent geschrieben. Anders als der Rest der Anschrift. Auch die Neigung der Schrift ist anders. Da muß man - glaub ich - kein Schriftsachverständiger sein, um eine zweite Hand zu vermuten. Auch das "fr." könnte dem zweiten Schreiber zugeordnet werden. Theorie: Geschäftsherr schreibt die Adresse, Sekretär bringt den Brief zur Post, setzt das "franco" hinzu und weil er das "Wwe." übersieht, schreibt er für seinen gemutmaßt schusseligen Prinzipal noch "Herrn" dazu, um das Ganze ordentlich aussehen zu lassen.
Tokens forever!

usen
Beiträge: 2152
Registriert: Mi 13.09.06 11:55
Wohnort: Monschau , Eifel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Sütterlin schrift (Wer kanns lesen)?

Beitrag von usen » Sa 26.03.11 20:14

Das sind ja interessante Aspekte die mir als Laie (wie gesagt, meist sehe ich nur schnörkel) nicht aufgefallen sind.
Wenn ihr noch lust habt, kann ich ja mal noch einen Text vorstellen. Mich hat das Geschichtsfieber gepackt =D ...wäre das doch nur mal zu Schulzeiten so gewesen. :oops:
EDIT: und noch eins, das ist kein Umschlag.. die Rechnung wurde (wie auch in der Nachkriegszeit) gefalten, zugeklebt und frankiert. Ob das zu dieser Zeit 'normal' war, weiss ich leider nicht.
Nebenbei... Wie siehts hier im Forum mit russisch aus? Auch kyrillische Schreibschrift..

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • Alte Schrift: Kann jemand diese Schrift lesen? Bitte um Hilfe.
    von Lackland » » in Off-Topic
    8 Antworten
    613 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Lackland
  • Silber, gotische Schrift
    von OckhamsR » » in Mittelalter
    3 Antworten
    376 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Chippi
  • Fragment, Silber, gotische Schrift
    von OckhamsR » » in Mittelalter
    3 Antworten
    411 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Comthur
  • 2 unbekannte Münzen + Zettel in alter Schrift
    von Homer » » in Asien / Ozeanien
    4 Antworten
    638 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Homer
  • startpreis:313879390132738 € eine deutsche Münze
    von pottina » » in Altdeutschland
    1 Antworten
    774 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Andechser

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste