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Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Sa 20.01.24 14:58
von LordLindsey
Numis-Student hat geschrieben: ↑Fr 19.01.24 18:38
Auf so einen Fund hoffe ich jede Woche auf dem Flohmarkt
Die "klassischen" Gewichte zu 1 Pfund sieht man ja mehrmals pro Woche; und ich hoffe, dass irgendwann so ein Dukatengewicht dazwischen steht - So ist es mir ja beim Behördengewicht zu 100 Dukaten ergangen.
MR
Kenn ich gar nicht, sicherlich nach 1806, oder?
Re: Münzwaagen & Münzgewichte
Verfasst: Sa 20.01.24 16:08
von Numis-Student
Ja, ja, meist 1850er/1860er Jahre, Hersteller meist die Nadelburg...
Hier mal ein paar Schnappschüsse von einem häufigen Pfund und einem spürbar selteneren 1/4 Pfund.
Schöne Grüße,
MR
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Di 30.01.24 21:30
von Numis-Student
Das liegt auch noch bei mir herum und verstaubt...
Ein Wiener Medizinal-Pfund (ca. 420g), leider sind die Eichpunzen ziemlich zerhauen, so dass es sich nicht mehr genau datieren lässt, aber zeitlich sollte es wohl noch 18. Jhdt. sein.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Mo 04.03.24 22:40
von olricus
Vor einiger Zeit konnte ich auch einen sogen. Bechergewichtssatz erwerben, er scheint
vollständig zu sein, aber mit verschiedenen Einsätzen aus anderen Sätzen.
Ich zeige hier mal eine Auswahl, vielleicht kann mir ein Experte weiter helfen:
-außen L 16 und unbekanntes Zeichen, Gewicht gefüllt 216,63 Gramm, leer 116,47 Gramm,
innen Punze 8 und unbekanntes Wappen,
-größter Becher innen mit 4 gepunzt, Gewicht 58,42 Gramm,
-die nächsten 2 Becher mit unterschiedlicher Dicke, Punzen 1 L sowie Gh. und Krone innen
und außen unten nochmals Gh. und Krone, Gewichte 16,13 und 16,32 Gramm,
-die letzten Becher ohne Punzen, 6,36 und 2,95 Gramm.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Mo 04.03.24 23:02
von Lackland
Hallo olricus,
der Becher selbst stammt wohl aus Nürnberg. Meister Christoph Lenz führte das Zeichen ‚Kelch‘.
Er arbeitete ab etwa 1797 bis nach 1830.
Hier kannst Du mal vergleichen:
https://shop.historische-apotheke.de/Ge ... param=Lenz
Die anderen Gewichte müsste ich jetzt auch recherchieren… Vielleicht kennt sie aber ja ein anderes Forumsmitglied aus dem Stegreif?!?
Viele Grüße
Lackland
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Di 05.03.24 17:54
von olricus
Hallo Lackland,
recht vielen Dank für Deine erste Hilfe bei der Bestimmung, der große Becher mit
Deckel stimmt sehr gut mit dem Link überein, vielleicht gibt es für die anderen Becher
noch eine Meldung.
Grüße von olricus
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Di 02.04.24 22:56
von olricus
Wie ich sehe, gibt es wenige Interessenten für den Tread zu historischen
Gewichten, ich zeige trotzdem mal einige aus meinen Fundus:
Messinggewicht zu 1/2 Pfund, auf dem Griffstück gepunzt:
Adler, 1/2 Pfund, Jahreszahl 1856 und die Herkunft "Crossen", Bilder:
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Mi 03.04.24 22:28
von olricus
Hallo,
ich zeige hier mal mein größtes Gewicht (richtiger Massestück) aus Eisen:
Kugelgewicht, 1/4 Z. C (Zoll Centner) = 12,5 Kg. Durch den 1833
gegründeten Deutschen Zollverein wurde 1856 das Zollpfund
als einheitliches Massemaß zu 500 Gramm festgelegt, der Zollzentner
damit zu 100 Zollpfund. Auf das Zollpfund bezieht sich auch die Angabe
"XXX EIN PFUND FEIN" auf den Deutschen Vereinstalern.
Mein Stück hat eine Eichmarke, auf der leider nur noch ein kleiner
Adler erkennbar ist.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Do 04.04.24 22:37
von olricus
Hier noch ein weiteres altes Gewicht:
1,5 L (Lot), Punzen Adler und "CROSSEN", nach dem Deutschen Zollverein 1856
entsprach das Lot 1/30 des Zollpfundes, demnach 1,5 Lot = 24,00 Gramm, mein
Stück wiegt durch Korrosion 23,52 Gramm.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Sa 06.04.24 22:18
von olricus
Heute zeig ich nochmal zwei historische Gewichte zu 1 und 5 Quentchen
als alte Fundexemplare mit Punze "Q".
Das Quentchen war ein deutsches Massemaß, vorwiegend als Edelmetall-
und Probiergewicht, ursprünglich zu 1/4 Lot, ab 1858 zu 1/10 Lot =
1/300 Zollpfund (1,66 Gramm):
- 5 Zoll-Quentchen,
- 1 Quentchen nach der Zollunion, Inschrift nicht lesbar.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: So 07.04.24 22:34
von olricus
Ich zeige hier mal ein sonderbares Gewichtsstück mit Punze
1 L (Lot) und schlecht lesbarer Inschrift, die ich für "TORGAU"
halte. Das Stück wiegt 11,81 Gramm, also weniger als damals
ein Lot, vielleicht ein Gewichtsverlust durch Korrosion, da alter
Bodenfund aus dem Raum Torgau.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Mo 08.04.24 22:49
von olricus
Zum Abschluß meiner Gewichtvorstellungen zeig ich mal ein Stück
mit vielen Eichpunzen als Beweis, wie genau es man im Deutschen
Reich damals nahm.
Messinggewicht zu 50 Gramm, Abnahmestempel DR 19 für 1919, das
Stück wurde dann alle 2 Jahre neu geeicht, Eichstempel fortlaufend
von 1919 bis 1939.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: So 19.05.24 18:57
von tilos
Ich versuchs mal hier in diesem Thread mit einem unbekannten Objekt, welches mir Malte freundlicher Weise anlässlich eines Wien-Besuchs letztes Weihnachten verehrt hat (herzlichen Dank dafür nochmal an dieser Stelle!), wohl wissend, dass ich nicht Ruhe gebe, bis ich des Rätsels Lösung gefunden habe. Das schaffe ich aber nicht aus eigener Kraft, dafür brauche ich euch
Ich halte es für möglich, dass es sich um ein Gewichtsstück handelt. Vermutlich neuzeitlich, evtl. aus dem Mediterranraum oder aus Asien, nur so vom Bauchgefühl her.
Messing, 19.01 g / 32.42 mm, Dicke ca. 3.5 mm
leicht geschüsselt, am Rand gesägte Seite konkav, die "Rückseite" entsprechend konvex (hier einige Risse, die durch das Hämmern beim Schüsseln entstanden sein werden)
Die "Löcher" in der Mitte sind nicht durchgehend, korrespondieren aber mit den teilweise erkennbaren Abdrehspuren und Rillen, erinnern somit an entsprechende Herrichtungsspuren provinzialrömischer Münzrohlinge aus Bronze.
Gruß in die Runde
Tilos
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Fr 24.05.24 15:19
von Reinhard Wien
tilos hat geschrieben: ↑So 19.05.24 18:57
...
leicht geschüsselt, am Rand gesägte Seite konkav, die "Rückseite" entsprechend konvex (hier einige Risse, die durch das Hämmern beim Schüsseln entstanden sein werden)
(...) erinnern somit an entsprechende Herrichtungsspuren provinzialrömischer Münzrohlinge aus Bronze.
Gruß in die Runde
Tilos
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Jeden Bezug zu einem Münzrohling halte ich für ausgeschlossen. Am ehesten sieht es durch die konkave und "zeigefingerfreundliche" Form wie ein sog. Spielbrettstein aus. Eventuell für eine Art Mühlespiel, da bietet sich der Nahe Osten bzw. Vordere Orient bis zumindest in die frühe Neuzeit sehr gut an (abbasidisch, osmanisch). Aufgrund der aufwändigen Gestaltung wohl aus "betuchtem" Haushalt.
Zufälligerweise habe ich auch bei einem Einsatz auf der archäologischen Grabung Carnuntum-Canabae auf den Mühläckern in Carnuntum (1980), wo ich in den Sommerferien als Helfer mitwirkte, im Aushub ein ähnliches Stück aus Bronze gefunden.
Ähnlich: Grundform, Daumenrast. Abweichend: keine Verzierung, keine Zentrierlöcher, die Maße deines "Ufos" sind für derartige Gegenstände ungewöhnlich (Dm. meist 15-20mm). Dein Stück dürfte ausserdem Messing sein, wäre für römische oder griechische Gegenstände eher die Ausnahme. Solche Spielbrettsteine waren sehr beliebt, gab es oft auch aus Bein und Glas. (Bestimmt auch aus Holz.)
Natürlich könnte es auch ein Handelsgewicht gewesen sein. Vielleicht kennt jemand ein Vergleichsstück.
Re: Historische Waagen und Gewichte (keine Münzwaagen & Münzgewichte !!!)
Verfasst: Fr 24.05.24 15:32
von Reinhard Wien
Was mir jetzt gerade auffällt. Die abgedrehten Rillen auf der Unterseite machen für einen Spielbrettstein, der immer nur von oben betrachtet wurde, keinen Sinn. Für ein Münzgewicht aber auch nicht.
Man könnte höchstens die Absicht in Erwägung ziehen, dass der Gegenstand nicht zu leicht über eine glatte Spielfläche davongleitet. Die waren aber meist sowieso aus (eher rauhen) Ziegelplatten und selbst auf poliertem Marmor hätten die zwei Rillen keine bremsende Wirkung.
Interessant sind auch die starken Gebrauchsspuren, die nicht Abrieb, sondern mechanische Tätigkeit in inmittelbarer Nähe implizieren (deutliche Schlagspuren).