Hallo noch einmal,
ich möchte mal ein paar wenige Stücke zeigen. Ich finde, daß (Metall-) Siegel und Stempel mit Münzen viel gemeinsam haben. Die Gravurkunst ist praktisch identisch - ob nun ein "Münzeisen" oder eine Petschaft geschnitten/graviert wurde - nimmt sich nichts. Waren auch oft die gleichen Handwerker (besser Künstler). Allerdings ist ein Stempel oder Siegel im Direktvergleich mit Münzen praktisch immer ein Unikat. Nur wenige Dienststellen hatten mehrere, gleiche Stempel/Petschaften im Gebrauch. War ja auch nicht jeder berechtigt zu siegeln. Und wenn, waren die Stempel/Petschaften häufig mit einer winzigen, zusätzlichen Nummer, einer bestimmten Person zuzuordnen...
Zu jedem Stempel und jeder Petschaft habe ich stets versucht, zeitgenössische Schriftstücke zu finden, in welchen mein Artefakt Verwendung fand. Ist bis auf absolute Ausnahmen praktisch nie gelungen. Selbst zu einer Petschaft des "Oberbefehlshabers der Seestreitkräfte" aus der Weimarer Zeit (1923/24) fand sich absolut nichts. Erstaunlich - war es doch nach der "Marineleitung" die zweithöchste Institution der Reichsmarine und sollte genug Papier emittiert haben.
Oft war es schon schwierig, nur eine Stellenbesetzung zu ermitteln. Mit ein paar Namen ist es immerhin möglich, so manchem Stempel/Siegel immerhin ein Gesicht zu geben.
Hier mal ein Tintenstempel mit so einem Gesicht. Geführt wurde es vom Chefarzt eines kleinen Lazarettschiffes, welches im 1. Weltkrieg im Ostseeraum eingesetzt worden ist.
Es war das 1897 gebaute Schiff "Imperator". Man findet man ein paar Ansichtskarten aus der Zeit vor dem Krieg als ziviler Schnelldampfer.
Es hatte 26 Mann militärisches Sanitätspersonal an Bord und 30 Mann zivile, seemännische Besatzung.
Chefarzt und stempelberechtigt war Marinestabsarzt Dr. Erwin Valentin (1883-1969). Er führte auch das Kriegstagebuch dieses Schiffes, das Buch ist noch erhalten.
Zu meinem Glück ist sein Stiefenkel Reporter bei der SZ und hat viel über Erwin Valentin geschrieben. Leider ist der Hauptartikel zu ihm wohl neuerdings hinter einer Bezahlschranke verborgen, wie ich gerade feststellen mußte.
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesc ... duced=true
Zum Glück habe ich den Beitrag vorher noch für mich als PDF-Datei archivieren können.
Jedenfalls eine hochinteressante, im 3. Reich verfolgte Persönlichkeit, die nach dem 2. Weltkrieg für seine humanen Verdienste während des 3. Reiches mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.
Der Stempel selbst ist schön geschnitten, der Holzgriff ist leider nicht mehr erhalten. Ich habe das Bild der Stempelseite gespiegelt, damit man den Text auch lesen kann.
Das letzte Bild ist ein Auszug aus der sog. "Stammliste".