Hallo,
bin ich gerade darüber gestolpert...
Sammeln direkt tu' ich Wanduhren nicht, allerdings sind 6 mechanische Wanduhren bei mir im Haus, davon 5 aufgezogen. Taschenuhren habe ich jahrelang defekt eingekauft, repariert und in meine Vitrine gehängt. Seit 2018 verlor ich meine Nahsicht innerhalb von etwa 3 Wochen, seither habe ich das Uhrenschrauben und Gravieren fast aufgegeben, macht mir mit ständiger Lupe vor dem Auge keinen rechten Spaß mehr.
Heute bin ich über ein paar alte Bilder einer Restauration von mir gestolpert. Leider nur ein paar Bilder bezüglich der Reparatur der verschlissenen Gleitlager. Von der Holzinstandsetzung hatte ich leider keine Bilder gemacht, seinerzeit.
Die Geschichte dazu:
In Österreich hatte ich im Spätjahr 2013 die traurige Ruine einer alten Kuckucksuhr ersteigert, irgendwie gefiel mir das Ding trotz des desolaten Zustandes.
Gebaut wurde sie wohl ungefähr zwischen 1880 und 1900.
Einige Holzteile, wie diverse Weinlaubblätter mußte ich aus Walnußholz nachschnitzen - ich hatte mal vor Jahren einen heruntergebrochenen Ast vom Nußbaum aus dem Garten eingelagert, für irgendeine Verwendung. Nun konnte ich Brettchen daraus sägen und diese als Werkstoff verwenden.
Auch eine Zierleiste fehlte, um sie nachzubilden mußte ich mir einen passenden Profilfräser nach Muster der vorhandenen Leisten selbst anfertigen, was reichlich umständlich war für eine einzelne, nur ca. 4cm lange Leiste...
Auch die vier Holzzapfen am Ende der Leisten fehlten. Glücklicherweise bekam ich kurz zuvor eine ältere DDR-Drechselbank geschenkt, und konnte die Zapfen nach Muster aus einen alten Verkaufskatalog von ca. 1900 nachdrechseln. Da mir die Übung dazu fehlt(e), war das ein ganz schöner Akt...
Auch der schöne Minutenzeiger aus Bein, also Knochen, fehlte zur Hälfte. Er war früher schon einmal abgebrochen und damals mit Messingblech geschient worden. Da es dünne Knochenplatten aus Wasserbüffelknochen zu kaufen gibt (für Messergriffe u.ä.) konnte ich ihn anhand des Reststücks und - angelehnt an den noch vorhandenen Stundenzeiger - nachbilden. Das Material ließ sich mit der Laubsäge aussägen und mit dem Dremel in Form schleifen. War trotzdem gute 3h Arbeit.
Das Uhrwerk war sehr abgenutzt. Die Lagerbohrungen verschiedener Zahnräder waren oval ausgelaufen. Da die Zahneingriffe damit dann nicht mehr stimmig waren, mußte ich jedes betroffene Lager mühsam ausbuchsen.
Dazu habe ich das jeweilige Lager erst einmal etwas aufgerieben und das Loch wieder in die richtige Position "geschoben", dann aufgebohrt und nochmal konisch aufgerieben.
Dann eine kleine, konische Buchse aus Rundmessing gedreht und mit einem etwas kleineren Loch, wie der Zapfen des jeweiligen Zahnrades maß, versehen.
Die Buchse habe ich dann mit dem Hammer eingetrieben, vernietet und das überstehende Material mit Bohrer und Senker entfernt. Schließlich das Zapfenloch soweit aufgerieben, daß das Zahnrad mit genug aber nicht zu viel Luft eingebaut werden konnte. Und das Ganze bei etwa 6 Zahnrädern!
Danach das Werk mit Benzin gereinigt, zusammengebaut und die Lager mit Uhrenöl geschmiert. Nun läuft sie wieder und hält ganz gut die Zeit.
Bild 1 - das Gehäuse vor der Restauration, das Bild war das aus der Auktion.
Bild 2 - der Jetztzustand mit nachempfundenen Blattwerk, Zapfen und der rechten, zuvor fehlenden Zierleiste
Bild 3-5 zeigt die Vorbereitung zum Buchseneinbau, die Lochausrichtung, aufbohren, konisch machen.
Bild 6 zeigt das Anfertigen der Buchse an der Drehbank
Bild 7 die eingesetzte Buchse
Bild 8 selbige Buchse eingenietet
Bild 9 und beim Aufreiben auf's Zapfenmaß.
Bild 10 zeigt eine der fertigen Buchsen und rechts eine vom Uhrmacher vermurkste Buchse, die er sträflicherweise mit Lötzinn eingelötet hat, was man normalerweise nicht tut...
Bild 11 - das Werk vor dem Wiedereinbau ins Gehäuse
Bild 12 - die Zeiger vorher/nachher. Farblich etwas angepaßt, der alte Zeiger wurde mit Wasserstoffperoxid gebleicht, der Neue etwas abgedunkelt.