Staufer hat geschrieben: ↑Sa 02.11.24 00:26
Ich glaube wir sollten aufpassen, dass das jetzt nicht ZU politisch wird.
Aber Zensur oder gar "Gesinnungspolizei" kann ich wirklich nicht erkennen, wenn sich ein paar Chöre gemeinsam entscheiden, ein Wort im Lied durch ein anderes zu ersetzen.

Aber was soll man schon von Bild & Co. erwarten? Ehrliche Schlagzeilen sicherlich nicht.
Mir - und ich würde mutmaßen, das geht den meisten anderen nicht anders - ist es übrigens völlig egal ob da nun "Oberindianer" gesungen wird oder nicht.
Ja und nein.
Ja - denn nehmen wir an, ich wäre in einer Gruppe und wir als Gruppe entscheiden uns, das oder das Lied wollen wir nicht spielen, dann ist das eben genau die Freiheit die uns als Gruppe in einem demokratischen freien Land zusteht. Gleiches mit dem Lied "Leila" - wenn ein Veranstalter das nicht spielen will (das Lied selbst wurde ja nie gesetzlich verboten) - dann ist das eben die Freiheit des Veranstalters. Wenn also da Menschen "Alarm!" schreien und von "Verlust der Freiheit" - dann wäre es ja exakt das Gegenteil, wenn man einen Veranstalter dazu gezwungen hätte das Lied Leila zu spielen.
Nein - denn ganz so einfach sehe ich die Diskussion dann auch nicht. Denn es geht inzwischen nicht nur darum ob eine Person, Gruppe oder Veranstalter selbst entscheidet was er spült, zeigt oder weglässt. Einher geht eben auch inzwischen ein allgemeiner Konsens "kann man heute nicht mehr bringen". Sprich, ein Komiker, ein Kabarettist, ein Schauspieler, ein Veranstalter würde gerne - verzichtet aber lieber darauf, weil er den Shitstorm oder die "Verurteilung" und eventuelle (berufliche, finanzielle...) Konsequenzen nicht riskieren will.
Und letzteres ist dann eben bedenklich. Es gibt ja Strömungen, die verlangen, dass man - nur ein Beispiel - Statuen von Napoleon und Co abbaut bzw. auch Straßennamen umbenennt. Bei Verbrechnern an der Menschheit keine Frage - aber Figuren wie Bismarck, unsere Kaiser, Napoleon und Caesar muss man eben auch im Kontext der Zeit sehen. Und eben auch, dass dies zur Geschichte dazu gehört.
Und so ist es mit Büchern, Gemälden, Statuen, Liedern und so weiter.
Man kann ein Buch und dessen Inhalt schlecht finden, auch ein Gemälde, auch eine Statue oder historische Person. Und das sollte man auch öffentlich sagen dürfen. Aber Kunst und Geschichte auf den Index setzen - und solche Strömungen gibt es vermehrt - halte ich für einen völlig falschen Weg! Es hab vor fast 100 Jahren so eine depperte Partei - die und deren Anhänger entschieden auch was richtige Kunst und was abartige Kunst ist. Das Ende kennen wir hier alle.
Nochmals - ich als Künstler, Veranstalter, als Gruppe darf und soll natürlich frei entscheiden was wir zeigen und was wir nicht zeigen wollen. Aber diese generelle Strömung die sich immer mehr breit tut - die finde ich nicht gut. Ein Kabarettist sollte sagen dürfen, was er sagen will - man kann das dann auch einfach **** finden und dessen Veranstaltungen nicht besuchen.
Beste Beispiel ist Luck Mockridge - ich finde der Typ hat dämliche Sprüche und ich werde keine Veranstaltung von dem jemals besuchen. Aber - nur als Beispiel - hier gibt es Stimmen, Aufrufe und auch Druck auf seine Agentur, dass man dem Mann jegliche Veranstaltungen in Zukunft untersagt - quasi entzieht man ihm per se damit seinen Beruf. Oder das Beispiel Josef Liefers - der wirklich moderat die Corona Politik (Maßnahmen Umfang) kritisiert hat und tatsächlich ein enormer Druck damals aufgebaut wurde, dass der Mann nie wieder den Tatort spielen soll / darf.
Die Freiheit Menschen zu überlassen was sie gut / schlecht finden - ok. Aber auf der anderen Seite sehe ich auch eine breite Masse an Personen, die aktiv vorschreiben wollen was richtig falsch ist und dann auch richtig Druck ausüben, wenn dem nicht nachgegangen wird. Egal ob bei Kunst, Musik, Kultur, Geschichte etc. Und das ist kein guter "Trend" die letzten Jahre.
Meine 2 Cent...