5 Mark 1877 Wilhelm - Geschichte und Wert dahinter?

1871-1945/48
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kledirob
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5 Mark 1877 Wilhelm - Geschichte und Wert dahinter?

Beitrag von kledirob » Mi 29.12.10 17:59

Hallo Münzexperten,

seit mindestens 10 Jahren schlummert bei mir im Schreibtisch ein Album mit Goldmünzen. Es kam über Erbschaften von einem Nürnberger Ast der Familie (in dem auch ein Nürnberger Goldschmied war aber keine Ahnung ob das was mit den Münzen zun tun hat) in meinen Besitz. Die Münzen haben mich - Goldpreis hin oder her - nie weiter interessiert, waren halt im Schreibtisch und gut is. Jetzt habe ich doch mal nachgeschaut und sortiert, es sind knapp 100 Münzen, alles Goldmünzen, große, kleine, dicke, dünne. Die meisten sind (was ich so aus dem Internet mal als Nicht-Numismatiker auf die Schnelle ergoogelt habe) wohl recht geläufige: 10 und 20 Reichsmark, englische Sovereigns mit einer jungen Queen Elizabeth drauf, Dukaten (so eine paar große hübsche mit 4 Dukaten Kaiser Franz Joseph und viele 1 Dukaten), Vreneli, Krügerrand, österreichische Goldmark und irgendwas französisches. Kann das Ganze nicht wirklich beurteilen, aber eine Münze fiel mir auf: 5 Mark Deutsches Reich mit 'Willi' (Kaiser Wilhelm) von 1877. Davon sind 5 enthalten. Ich habe einfach mal gegoogelt was das wert sein könnte, einfach mal um einen ungefähren Anhaltspunkt zu haben. War bei den anderen Münzen auch relativ einfach, nur bei diesen 5 Mark nicht. In einem Internet-Münzladen steht sie bei 789€, da dachte ich mir: seltsam, sind ja nur 2g Gold, bei den anderen ging es fast immer nach Goldgewicht. Dann habe ich Auktionen gesehen, wo diese Münze bei gut 200€ gehandelt wurde, auch noch viel für 2g Gold. Und gestern ging eine bei dem bekannten Auktionshaus für 33€ weg, das kam mir jetzt wieder wenig vor. Also eine große Spanne (aber gut, ich kenne die Regeln dieses Marktes nicht) und ich frage mich, was ich da seit Jahren im Hause haben könnte...keine Sorge, bin nicht in Goldgräberstimmung, aber irgendwie juckt es mich jetzt. Ich habe mitbekommen, daß es auf natürlich auch auf Erhaltung ankommt, ich habe aber keine Ahnung wie genau man das unterscheidet, was jetzt 'vorzüglich' ist oder nicht. Für mich schauen diese 5 Mark (und 75% der anderen) alle nagelneu aus, ich glaube nicht, daß diese 5 Mark jemals als Zahlungsmittel von Hand zu Hand weitergereicht wurden, aber nicht sicher...habe mangels Erfahrung kein Auge dafür.

Kann mal jemand mit Erfahrung was zu diesen schön gänzenden 5 Mark sagen? Original oder Nachdruck? Ungefährer Wert (ich dachte eigentlich 5 Mark sind das am wenigsten wertvolle, aber bin mir da nicht so sicher ob der groben Recherche oben)? Geschichte der Münze an sich (habe nur irgendwo gelesen, daß 5 Mark Deutsches Reich wohl viele irgendwann wieder eingezogen wurden und auch als Zahlungsmittel geläufig waren?!)? Was mir als Laie noch aufgefallen ist: bei der Jahreszahl 1877 zwischen 1 und 8 geht so ein kleiner 'Fahrer' durch die Münze (sieht man auf dem Bild). Schaut nicht aus wie ein Kratzer aufgrund Gebrauch, eher was (Gefühl) von der Prägeform?! Komisch ist auch: alle von den 5 Münzen haben das, ich würde mal sagen: tupfengleich. Ich vermute daher, irgendwer aus der Familie hat diese Münzen mal in grauer Vorzeit angeschafft (seit dem schlummern sie wohl in dem Album) und sie stammen wohl alle aus dem 'selben Guß', sonst hätten sie diese Gemeinsamkeit mit dem 'Fahrer' wohl nicht. Aber vielleicht auch 'geminderte Qualität' da Nachprägung...keine Ahnung.

Kann jemand was dazu sagen, würde mich schon interessieren was zur Geschichte dieser Münzen zu erfahren...ich finde das schon immer Samstag 19:45 bei Bayern III in der Fernseh-Sendung 'Kunst oder Krempel' so spannend, wenn normale Leute wie 'Du und ich' irgendwelche Sachen anschleppen die seit x Jahren in der Küche oder sonstwo hängen und Kunsthistoriker und Professoren Geschichten zu den Kunstgegenständen erzählen...oft sehr spannend oder einfach auch nur interessant!? Als alter Aktenzeichen XY-Fan sage ich mal: sachdienliche Hinweise zu den 5 Goldmark Deutsches Reich 1877 bitte an das Aufnahmestudio München!

Danke & Gruß

Robert
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Re: 5 Mark 1877 Wilhelm - Geschichte und Wert dahinter?

Beitrag von Zwerg » Mi 29.12.10 19:21

Es handelt sich leider um eine moderne Fälschung- das Bild ist eindeutig

Grüße
Zwerg
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Re: 5 Mark 1877 Wilhelm - Geschichte und Wert dahinter?

Beitrag von Mynter » Mi 29.12.10 20:35

Hallo,

ein Album voller Goldmünzen, das klingt immer spannend. Die Tatsache, dass eine Münze eindeutig heraussticht und als falsch identifiziert wurde, bedeutet ja noch nicht, dass keine der Münzen original ist. Abgesehen von den Viererdukaten, die sind vermutlich von 1915 und damit keine Originale, sondern offizielle Neuprägungen der Münze Österreich.

Stell doch mal ein paar weitere Stücke vor, gern welche der Zehn - und Zwanzigmarkstücke.

Wenn Dich die Geschichte der deutschen Münzen interessiern sollte, kannst Du folgende Suchbegriffe hier im Forum eingeben : Reichsgold, Goldmark, Zehnmarkstück, Zwanzigmarkstück, Goldstandard, Hausmann, Schmidt - Hausmann, Reichsgoldmünze

Ein Goldschmied aus Nürnberg ? Nicht zufälligerweise Josef Wild ? ( Dessen Namen Du hier auch eingeben kannst. )
Grüsse, Mynter

kledirob
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Re: 5 Mark 1877 Wilhelm - Geschichte und Wert dahinter?

Beitrag von kledirob » Mi 29.12.10 22:42

Hallo Münzkenner,

danke für die klare Ansage. Nur für meine Neugier: woran erkennt man jetzt daß das 'falsch' ist? Was genau bedeutet 'falsch'? Heißt nur 'nicht original' oder klingt das eher nach ein bißchen 'verboten' und echte Täuschungsabsicht dahinter? Ist das dann überhaupt Gold? Welchen pekuniären oder ideellen Wert hat dann sowas? Was macht man dann am sinnvollsten damit (ich weiß, subjektiv)...weiter die nächsten 50 Jahre in den Scheibtisch? Einschmelzen?

Ich poste die Tage noch andere Bilder von anderen Münzen aus dem Album. Mal sehen ob das dann auch alles Kuckuckseier sind (die Krügerrand sind schwere Dinger, gibt es da auch 'falsche'?)...ich seh schon, die Tücke liegt bei Münzen im Detail. Ich erwarte mal gar nichts, dann kann ich nur positiv überrascht werden. Und ja, die 4er-Dukaten sind von 1915 und damit wie oben geschrieben wohl Nachprägungen. Ist 'Nachprägung' besser wie 'Fälschung' (klingt so, je nachdem was mit 'Fälschung' genau gemeint ist)? Aber hübsch finde ich diese Dukaten trotzdem, Dukate klingt auch so schön mittelalterlich ;-)

Merci

Robert

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Re: 5 Mark 1877 Wilhelm - Geschichte und Wert dahinter?

Beitrag von Numis-Student » Mi 29.12.10 23:42

Hallo,
falsch bedeutet falsch ;) Nämlich ohne Berechtigung illegal hergestellt und verkauft, um damit Gewinn zu machen. Entweder, weil weniger Gold drin ist als es sein müsste, oder, weil der Sammlerwert weit höher liegt als der Wert der paar Gramm Gold. Der Wert so einer modernen Fälschung ist der exakte Edelmetallpreis. Der ideele Wert hängt damit zusammen, wie viel dir dein "Nürnberger Ast" bedeutet, das können wir dir nicht sagen ;) .
In meiner Sammlung (wie in vielen anderen privaten und auch vielen öffentlichen Sammlungen) gibt es einen Bereich für moderne Fälschungen. So wird verhindert, das das Zeug wieder bei ebay als echt auftaucht, und man hat im Zweifelsfalle Vergleichsstücke zur Fälschungserkennung. Also würde ich NICHT zum Einschmelzen raten, sondern weiter aufbewahren. Kannst ja einen kleinen Zettel dazulegen, dass es eine Fälschung ist.
Krügerrand wird auch gefrälscht, wie eigentlich alles, was mehr als eine Handvoll Cents kostet.

Nachprägung ist in der Hinsicht besser, weil es ehrlicher ist. Die Stücke enthalten genau so viel Gold wie die alten, originalen Stücke, aber werden in späterer Zeit ohne Täuschungsabsicht in der offiziellen Münzstätte hergestellt und zum reinen Metallwert abgegeben. Diese Stücke haben dann keinen höheren Sammlerwer und sind eigentlich eher für Anleger als für Sammler hergestellt.

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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