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Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: So 27.11.11 13:43
von Invictus
Hallo zusammen,
die Münzen der deutschen Kolonien sammle ich zwar nur beiläufig, aber dennoch beschäftigen mich ein paar Fragen zu den Prägungen aus Tabora. Vielleicht kann mir jemand von euch weiterhelfen.

Stimmt es, dass zuerst nur Messingmünzen aus Geschosshülsen geprägt wurden und später, als dieser Rohstoff ausging, auf Kupfer/Bronze zurück gegriffen wurde?
Was wurde zuerst geprägt - die Münzen mit kleiner Krone oder die mit großer Krone?

Besten Dank im Voraus und einen schönen Advent euch allen!!!
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Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: So 27.11.11 21:56
von Mynter
Ich spekuliere mangels von durch Quellen gestütztem Wissen mal :
Nicht die Kronenseite, sondern die Wertseite könnte Aufschluss über die Reihenfolge, in der die Prägungen entstanden sind geben.
Schaut man sich die Nickelmünzen zu 5 und 10 Heller der letzten Friedensjahre an, kann man sich vorstellen, dass das dort vorkommende geschwungene L bei den ersten Notprägungen weiterverwendet wurde und das einfacher ausgeführte L danach kam. Das würde bedeuten, dass es zeitgleich beide Rückseitentypen, den mit kleiner und den mit grosser Krone gegeben hat.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Di 29.11.11 11:11
von Invictus
Danke für deine Antwort :D
Deine Hinweise helfen schon mal ein ganzes Stück weiter, denn außer den Auflagen der geprägten Messing- und Kupferheller hab ich auch noch nichts Konkretes zu diesen Münzen gefunden.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Di 29.11.11 12:50
von keesuit
Krenkel Wirtschaftsdienst März 1918: 1er war kleine Krone, spitzen LL. Sehe Dateianhang

MfG Keesuit

PS. Wer richtig in dieser DOA Münzen interessiert ist schaue auf delcampe.de nach den Deutsch Ost-Afrika 1916 Katalog

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Di 29.11.11 13:21
von Invictus
Auch dir vielen Dank für den Hinweis :D
Weiß zufällig jemand, ob das gemünzte Geld nur für die Besoldung der Schutztruppe genutzt wurde?
Ich hab mal ein 20 Heller Stück 1916 Tabora mit Gegenstempel "M" für den Umlauf in der portugisieschen Kolonie Mozambique gesehen, ist das richtig? Gibt's vielleicht noch andere Gegenstempel, etwa für Belgisch-Kongo?

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Di 29.11.11 14:36
von keesuit
Das eine 20 Heller mit Gegenstempel M auch wirklich im Mozambique gewesen ist kann nicht garantiert werden. Keine Gegenstempel aus Belgisch Kongo sind bekannt.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Di 29.11.11 20:22
von Mynter
keesuit hat geschrieben:Krenkel Wirtschaftsdienst März 1918: 1er war kleine Krone, spitzen LL. Sehe Dateianhang

MfG Keesuit

PS. Wer richtig in dieser DOA Münzen interessiert ist schaue auf delcampe.de nach den Deutsch Ost-Afrika 1916 Katalog
Also genau entgegengesetzt von meiner Theorie. danke, keesuit, da habe ich wieder etwas dazu gelernt über diese faszinierenden Münzen.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Do 01.12.11 23:12
von Mynter
Invictus hat geschrieben:Stimmt es, dass zuerst nur Messingmünzen aus Geschosshülsen geprägt wurden und später, als dieser Rohstoff ausging, auf Kupfer/Bronze zurück gegriffen wurde?
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So steht es zumindest im Katalog von Schön.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Fr 02.12.11 10:53
von keesuit
Angefangen wurde mit selber aus Altmetall neu gefertigtes Messing, dies wurde fast bis zum Ende hergestellt.
Dann wurden später auch direkt vorhandene Messing Platten und Rohren benützt.
Als auch dies nicht mehr reichte kam noch Kupfer/Bronze dazu. Die letzten 20 Heller wurden fast nur aus diesem Material hergestellt.

Für den 5 Heller wurde nur schon im Lande vorhandene Messingplatten benützt.

MfG
Keesuit

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Do 08.12.11 00:11
von MisterMünze
Wieso sind diese kolonialen Münzen eigentlich so, sagen wir es mal, "amateurhaft" geprägt? Könnte man ja glatt mit mittelalterlichen/Renaissance-Münzen verwechseln.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Do 08.12.11 00:44
von Numis-Student
MisterMünze hat geschrieben:Wieso sind diese kolonialen Münzen eigentlich so, sagen wir es mal, "amateurhaft" geprägt? Könnte man ja glatt mit mittelalterlichen/Renaissance-Münzen verwechseln.
Hallo,
ich möchte mal sehen, wie deine Produkte aussehen würden, wenn du mitten im Krieg mit nicht perfekt geeigneten Maschinen und ohne ausgebildete Stempelschneider Münzen auf Schrottresten prägen müsstest, die du auch noch selber zuschneiden/-stanzen müsstest ;-)

Schöne Grüße,
MR

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Do 08.12.11 08:18
von Invictus
@MisterMünze
Die Deutschen haben ihre Notmünzen in einer Eisenbahnwerkstatt auf dem Bahnhofsgelände von Tabora geprägt (bis zum Spätsommer 1916).

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Do 08.12.11 21:19
von Mynter
MisterMünze hat geschrieben:Wieso sind diese kolonialen Münzen eigentlich so, sagen wir es mal, "amateurhaft" geprägt? Könnte man ja glatt mit mittelalterlichen/Renaissance-Münzen verwechseln.
Ich finde, Du hast da gar nicht so unrecht. Ich denke immer an antike Prägungen, wenn ich die klumpigen 20 Heller - Stücke in der Hand halte. Alles schief, Ronden ungleichmässig und etwas klobig. hat schon seine eigene Ästhetik.

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Do 08.12.11 21:37
von Numis-Student
Mynter hat geschrieben:
MisterMünze hat geschrieben: Ich denke immer an antike Prägungen, wenn ich die klumpigen 20 Heller - Stücke in der Hand halte.

Wie kann man nur :?: 8O

http://www.acsearch.info/ext_image.html?id=1173 :roll:

MR :wink:

Re: Deutsch-Ostafrika: Tabora 1916

Verfasst: Sa 10.12.11 13:03
von antisto
Recht hast du, MR! Im Vergleich waren antike Münzen echte Kunstwerke!!!
Trotzdem ist diesen Notmünzen eine gewisse archaische Ästhetik nicht abzusprechen. Jedenfalls gibt es wenige "moderne" Münzen, die mich so faszinieren.
Anbei noch ein Link, wo ein wenig über das Herstellungsverfahren der Tabora-Notmünzen spekuliert wurde:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ll#p325860
AS