Hallo Otto,Otto2010 hat geschrieben:Hallo,
zur Korrelation zwischen Auflage und Wert von Kaiserreichmünzen sind mir auch einige Punkte aufgefallen, die ich für mich nicht zufriedenstellend lösen kann.
Warum werden z.B. Münzen aus Hamburg bei gleicher oder deutlich höherer Auflage sehr oft teuer als Münzen des gleichen Typs anderer Prägestätten gehandelt?
Wenn die Münzen im jeweiligen regionalen Umfeld der Prägestätte ausgegeben wurden (war da so?) und der damals viel weniger verbreiteten Reisetätigkeit, sollte doch der übergroße Teil der Münzen auch heute noch nicht allzuweit von ihrer Ausgabestätte wegdiffundiert sein. Wenn man dann annimmt, dass Berlin haupsächlich in Preussen ausgegeben wurde, sollte durch Krieg, Vertreibung und Verlust der deutschen Ostgebiete der größte Teil der A-Auflagen verloren sein, jedoch wird A auch bei kleinen und zum Teil geringeren Auflagen als bei anderen Prägestätten fast ausschließlich zum Materialwert gehandelt. Erklärbar?
Die gleiche Überlegung habe ich bei Muldenhütte angestellt - wenn davon zur Rohstoffgewinnung zu DDR-Zeiten viele eingeschmolzen wurden, was die heute höheren Preis im Verhältnis zu anderen Prägestätten erklären würde, so müssten doch mindestens im gleichen Verhältnis A-Prägungen mit eingeschmolzen worden sein...
Jedoch glaube ich nicht, dass in der BRD überproportional (gegenüber Stuttgart oder Karlsruhe) viele Münzen aus Hamburg eingeschmolzen wurden. Wie also ist der Preis für Hamburg erklärbar. Oder spielen da noch andere Sachen als die Auflage rein?
Gruß
Du wirfst interessante Fragen auf, deren Beantwortung den Umfang einer eigenen Dissertation Wert wären.
Die Preise von Münzen ergeben sich letztendlich aus Angebot und Nachfrage. Viele sammeln gerade bei den Großsilbermünzen nicht Kaiserreich komplett, sodern die Stücke ihrer Herkunftsregion. Bei mir wäre es z.B. Preußen.
Die Reisetätigkeit unserer Urgroßeltern und Großeltern sollte man nicht unterschätzen. Gerade in der Zeit zwischen 1870 und 1914 hat bei uns eine starke Verstädterung stattgefunden, d.h. Wanderungsbewegungen aus eher ländlich geprägten Regionen in Industriezentren etc. Dadurch und durch den allgemeinen Zahlungsverkehr hat es schon Vermischungen von Großsilbermünzen gegeben, wobei auffällige Sorten wie Gedenkprägungen schon damals schnell aus dem "Verkehr" herausgefischt worden sind.
Prägungen der Münzstätte "A", also Berlin, wurden ja nicht nur für Ost- und Westpreußen emittiert, sondern auch für Brandenburg und die prosperierende Rheinprovinz, also i.W. das heutige NRW.
Die höheren Preise für Hamburg bei häufigen Stücken und schwächeren Erhaltungen kann ich so nicht erkennen. Da müßte ich mal bei den "Händlern meines Vertrauens" rückfragen, ob und wieso dem so ist.
Sachsenmünzen aller Zeiten liefen in der Vorwendezeit eher schwach, da DDR -Bürgern die Kaufkraft fehlte und man auch vorsichtig mit dem Erwerb besserer Stücke auf Auktionen (auch die gab es in der DDR) sein mußte. Mir sind Fälle bekannt, in denen ererbte und erweiterte Sammlungen mit dem vorgeschobenen Rechtsgrund "Steuerhinterziehung" von Staatsorganen kassiert worden und zwecks Devisenbeschaffung in den Westen verkauft worden sind. Da sind schlimme Dinge bis hin zum anschließenden Suizid passiert. Das ist aber ein anderes Thema.