Berlin und in gewissem Masse auch Hamburg haben Prägeaufträge für Drittstaaten ausgeführt, allerdings nur in einem solchen Umfang, dass es zu bewältigen war. Ich hatte mich mit dieser Frage vergangenen Herbst mal in einem anderen Forum beschäftigt und kopiere einmal schnell, was ich anhand des Hammerich an Informationen gefunden habe:chillout hat geschrieben:Das ist ja eine höchst spannende Diskussion!
Ohne die bisherigen Lösungsansätze werten zu wollen, was ohnehin mangels Fachwissen und Literatur eine reine Fortsetzung der Spekulation wäre, hier eine zusätzliche These:
Kann es sein, dass 1890 sämtliche deutschen Prägestätten mit der (Lohn)Prägung für Dritte ausgelastet waren? Was weiß ich - vielleicht hat Honduras ein paar Schiffsladungen Pesos bestellt?
Ab 1891 werden in Berlin und Hamburg folgende Aufträge für Drittstaaten ausgeführt:
Berlin
Republikk Transvaal ( 1 Pond = 20 Schillings = 240 Pence )
1891 : 1 Pond ( mit der Jahreszahl 1892 ! )
1892 : ½ Pond, 5 Sh, 2 ½ Sh, 2 Sh, 1 Sh, 6 d, 3 d, 1 d
Die Stempel wurden von Otto Schulz geschnitten, als am 1. August die Münzstätte Pretoria den Betrieb aufnimmt, liefert Berlin die Stempel für sämtliche dort bis 1900 stattfindenen Prägungen, Otto Schulz, der wie es üblich ist, seine Initialen O S auf dem Halsabschnitt des Portraits von Präsident Kruger anbringt, muss diese auf Proteste der Burenregerung wieder entfernen. Os bedeutet auf Afrikaans “ Ochse “ und erweckt Anstoss. Heute gehören die “ Ochsenpfunde “ zu den gesuchten Raritäten unter den südafrikanischen Münzen.
Auch die Gestaltung des Wappens musste geändert warden. Schulz hatte den Planwagen mit zwei Deicheln dargestellt, auch waren die Vorderräder zu gross im Verhältnis zu den Hinterrädern. In Wirklichkeit waren die Ochsenwagen der Buren jedoch nur mit einer Deichsel ausgestattet, an der zu beiden seiten die Ochsen angeschirrt wurden. Die bereits geprägten Nominale ( 1 Pond, ½ Pond, 5 Sh ) gelangten jedoch in den Umlauf, die Prägewerkzeuge für sämtliche Nominale wurden überarbeitet.
Aus Hammerichs Darstellung geht nicht hervor, ob die Stempel für das Pond in zwei Arbeistschritten geändet wurde, ich interpretiere das jedoch dahingehend, da dieses Nominal bereits 1891 geprägt wurde. Wären die Fehler am Wappen da bereits aufgefallen, sollte man meinen, dass keine Prägungen vor einer gründlichen Überarbeitung sämtlicher Stempel stattgefunden hätte. Es existieren also drei Varianten des Wertes zu einem Pond.
Königreich Italien ( 1 Lira = 100 Centesimi )
1894 : 20 Centesimi ( Urstempel, Patritze und Matritze wurden von der italienischen Regierung geliefert )
Republik San Domingo ( 1 Peso = 100 Centavos )
1894, 1896 : 2 ½ Centavos ( geprägt mit der Jahreszahl 1888, Stempel : Otto Schulz )
Republic Venezuela ( 1 Bolivar = 100 Centimos )
1896 : 12 ½ Centimos, 5 Centimos
Erste Prägung mit der Währungsbezeichnung ” Centimos ” statt ” Centavos ”. Stempel : Otto Schulz. Die Ablieferung erfolget erst 1900, da ein Wechsel im venezuelanischen Finanzministerium zu einer Untersuchung darüber führte, ob der Auftrag die vom Parlament genehmigte maximale Prägemenge für Nickelmünzen überschreite. Die Münzen lagerten bis dahin in der Berliner Münze ein.
Republik Uruguay ( 1 Peso = 100 Centesimos )
1901 : 5, 2, 1 Centesimos in Cu – Ni
Stempel : Otto Schulz. Erste Prägung uruguayischer Münzen in dieser Legierung
Ägypten ( 1 Pfund = 100 Piaster, 1 Piaster = 10 Millimes )
Mit der Jahreszahl 1885 wurden folgende Probemünzen 1885 geprägt :
20 Piaster : 18 Ex
10 Piaster : 10 Ex
5 Piaster : 10 Ex
2 Piaster : 10 Ex
5 Millimes : 10 Ex
2 Millimes : 10 Ex
1 Millime: 10 Ex
½ Millime : 10 Ex
¼ Millime : 10 Ex
Reguläre Prägungen:
100 Piaster : 1888
20 Piaster : 1886, 87, 91- 98, 1900, 1901
10 Piaster ; 1886 – 88, 1891 – 98, 1900, 1901
5 Piaster : 1886, 87, 91 – 98, 1900, 1901
2 Piaster: 1886, 87, 93, 96, 1900, 01
1 Piaster : 1886, 93, 1901
5 Millimes : 1886, 87, 89,96, 97,99, 1900, 1901
2 Millimes : 1886, 88, 97, 99, 1900, 1901
1 Millime : 1886, 88, 99, 1900, 1901
½ Millime : 1886, 88, 99, 1900, 1902
¼ Millime : 1886, 88, 99, 1900, 1902
Marokko ( 1 Rial = 100 Cents )
Alte Münzserie :
Mit der Jahreszahl 1895 wurden folgende Probemünzen geprägt:
1 Rial : 10 Ex
½ Rial : 20 Ex
¼ Rial : 40 Ex
1/10 Rial : 100 Ex
1/20 Rial : 200 Ex
1 Rial : 1896
½ Rial : 1896, 98, 1900
1/ 4 Rial : 1896, 98, 1900
1/10 Rial : 1896
1/20 Rial : 1896
Ein geringer Teil der mit der Jahreszahl 1896 geprägten Auflage wurde erst Anfang 1897 geprägt
Neue Münzserie
1902 : je 5 Probemünzen zu 1, ½, ¼, 1/10 und 1/20 Rial
½ Rial : 19002, 03
¼ Rial : 1903, 04, 05
1903 : je 5 Probemünzen zu 10,5, 2, 1 Cents
10 Cents : 1903, 04
5 Cents : 1904
Die Stempel der 10 und 1 Cent – Münzen wurden von Weigand, die der 5 und 2 Cent- Stücke von Schulz geschnitten
Hamburg
Siam ( 64 Att = 8 Füang; 1 Füang = 1/8 Tikal ; 1 Salüng = ¼ Tikal ; 1 Solot = ½ Att = 1 / 128 Tikal )
Mit den Jahreszahlen 1887, 1888, 1896, 1897, 1899, 1900, 1902 und 1903 wurden Pais, Att sund Solots in Millionenauflage geprägt.
Guatemala ( 1 Peso = 100 Centavos )
1 Peso : 1896, 97
Rumänien ( 1 Leu = 100 Bani )
5 Lei 1901
2 Lei : 1900, 1901
1 Leu : 1900, 1901
50 Bani : 1900, 1901
Brasilien ( 1 Milreis = 1000 Reis )
400 Reis : 1901, 02
200 Reis : 1901, 02
100 Reis : 1901, 02
San Salvador ( 1 Peso = 100 Centavos )
1 Peso : 1904