Warum prägte Hamburg zwischen 1905 und 1912 keine Zwanzigmarkstücke mit seinem Stadtwappen sondern mit dem Konterfei des Kaisers ?
Anfänglich hatte ich mir immer die Erklärung zurechtgelegt, der flottenvernarrte Kaiser habe die Stadt besonders auszeichnen wollen. Die Wahrheit ist jedoch grau und schmucklos...
Keine Marinebegeisterung , keine Ehrungen. Die banale Antwort lautet : " Die Hamburger Münze bemühte sich um die Genehmigung, Doppelkronen mit dem Bild des Kaisers prägen zu können, um so Privataufräge der Reichsbank zu erhalten und hiermit ihre Existenz zu sichern "
Begründung:
Nach dem Abflauen der Ausmünzung der Grundausstattung für die neue Währung, hörten die Aufträge auf Kosten des Reiches auf, die folgenden Aufträge waren im wesentlichen Privataufträge. Da es für Private einfacher war, ihr Gold an die Reichsbank zu verkaufen, als es direkt in einer Prägeanstalt einzuliefern, war die Reichbank praktisch der einzige private Aufraggeber. Die Reichbank nun bestellte ausschliesslich Doppelkronen bei der Berliner Münze, um so der einzigen für den Welthandel relevanten Sorte mit dem Bildnis des Kaisers ein Aussehen zu geben, dass international bekannt wirkte. Der Bekanntheitsgrad der diversen Duodezfürsten und auch der Wappen der Hansestädte im Ausland ging gegen Null. Nachdem die Hamburger Münze 1893 wegen Unrentabilität fast wieder geschlossen wurde, bemühte man sich um das Prägeprivileg für Preussen, doch das Reichsfinanzministerium konnte erst nach dem Tod von Finanzminister von Miquel 1901 dazu bewegt werden, sich für Hamburg einzusetzen. Miquel hatte Hamburgs Offerten nicht nur abgewiesen, sondern direkt damit gedroht,den Prägeschlüssel der Bevölkerungsstärke anzupassen, sollte die Hamburger Münze weiterhin versuchen, Berlin Konkurrenz zu machen. Dies hätte Hamburgs Anteil an der Ausmünzung von 8,17 % auf ca 1 % herabgedrückt und der Münze das Wasser abgegraben.
1905 war es dann soweit. In diesem Jahr, sowie in den Jahren 1906, 1909, 1910 und 1912 prägte Hamburg wie bekannt, Zwanzigmarkstücke mit dem Portrait des Kaisers.
Quelle : Günter Pusback : " Die Hamburger Münzstätte von 1874 bis heute ", erschienen in " Norddeutsches Jahrbuch für Münzkunde und verwandte Gebiete " ; Hamburg ,1979
Im ersten Augenblick war ich irgendwie enttäuscht, aber der harte Konkurenzkampf, der sich aus diesen Fakten offenbahrt, ist natürlich ebenfalls nicht uninteressant. Bereits bei der Lektüre von " Münze betreffend " des ehemaligen VdM- MItarbeiters Horst Rinke, erhielt ich ein Bild davon, welche nüchterne Welt die Welt der Geldherstellung ist. Eigentlich ironisch, dass die Objekte von Liebhaberei ohne jegliche Emotion angefertigt werden.
Hamburg gelang es mit seinen Anstrengungen, sich einen prominenten Platz in der Ausmünzung zu sichern. Pusback mutmasst, dass auch den übrigen Bundesstaaten dieser Weg offengestanden hätte, doch der Republik und ihrem kaufmännisch geführten Münzbetrieb fiel es leichter, auf das im Prinzip funktionslose Hoheitswappen zu verzichten, als es den Monarchen gefallen wäre, anstatt des eigenen das Konterfei des Kaisers auf den in ihren Prägeanstalten gefertigten Münzen zu wissen.
Nun sind also alle Fragen geklärt ? Fast. Pusback kann keine einleuchtene Antwort darauf geben wieso 1913 in Hamburg wieder Doppelkronen mit dem Hamburger Wappen geprägt wurden. Das Aussehen der ominösen 14 Doppelkronen von 1908 ist ihm per 1979 unbekannt, er mutmasst, das sie sämtlich eingeschmolzen wurden und führt an, dass die erhaltene Aktenbstände hierzu keine Auskunft gäben.Ob Vogel diesen Beitrag damals gelesen hat und ob er damals schon sein Exemplar ebendieses Jahrgangs besass ? Das zu wissen, wäre überaus spannend.