Re: Schaukasten, Notgeldscheine der Inflation
Verfasst: So 26.02.23 22:24
Hallo Pfennig 47,5
Wir sollten bei Inflations-Notgeld sauber unterscheiden zwischen echtem Bedarfsgeld und Seriennotgeldscheinen
Ich habe dazu mal einen alten Beitrag rausgekramt.
Tewes und Stephanowsky definieren Seriennotgeld wie folgt:
„Diese Geldscheingruppe umfasst die Bildergeldserien der Ausgabejahre 1921/22. In den seltensten Fällen liefen diese Scheine als echtes Bedarfsgeld um. Sie sind vom Ausgabecharakter her als Spekulationsausgaben der Städte und Gemeinden zu sehen. Ihre Herstellung diente hauptsächlich Sammelzwecken, sie wurden mit einem Aufgeld an Händler und Sammler abgegeben.“
(Lothar Tewes und Helmut Stephanowsky - Das Märkische Notgeld 1914-1924 - Numismatische Hefte Nr. 3 - Kulturbund DDR 1982)
Der berühmte Notgeldexperte Hans Funk liefert uns eine noch eingehendere Einsicht in die Materie und unterlässt es nicht, ein hartes Urteil über solches Bildergeld zu fällen:
Notgeldscheine der Städte, Gemeinden, Institutionen und anderer Ausgabestellen 1921-1922 (Kleingeldscheine)
Bei den Scheinen der Städte und Gemeinden 1921—1922 handelt es sich selten um sogenanntes „Verkehrs- bzw. Bedarfsgeld“. Überwiegend wurden diese Scheine aus anderen Gründen ausgegeben. Infolge der steigenden Sammler-Nachfrage nutzten viele Orte die Möglichkeit mit der Ausgabe solcher Scheine Geschäfte zu machen, ihre Stadtkassen aufzufüllen. Unterstützt wurden Städte und Gemeinden von gewinnsüchtigen Händlern, die den Orten gleich ganze Ausgaben abkauften. Es entwickelte sich so ein regelrechter Geldscheinhandel. Das Notgeld der Städte, Gemeinden und anderer Ausgabestellen dieser Zeit war dadurch gekennzeichnet, Handelsware besonderer Art zu sein. Der größte Teil der Notgeldausgaben dieser Periode wurde als Serien ausgegeben. Darunter sind Scheine zu verstehen, die textlich oder bildlich eine Darstellung trugen, die erst im Zusammenhang der ganzen Serie (also 3, 6 oder mehrer Scheine) verständlich wurde. Bekannt sind Scheine dieser Periode von ca. 1500 Orten mit insgesamt 13.000 verschiedenen Scheinen. Zweifelsohne haben solche Notgeldscheine den geringsten numismatischen Wert überhaupt. Sie als numismatisch bedeutsam erklären zu wollen, würde zur Folge haben Numismatik im Allgemeinen und Notgeld dabei im besonderen Maße vom Inhalt her im Wert zu reduzieren. Daraus darf aber keineswegs abgeleitet werden, daß diese Scheine für eine Auswertbarkeit keinen Wert hätten. Sie dienen als Beleg, als Zeitzeugen. Solche Notgeldscheine sind hinsichtlich ihrer Aussage und Gestaltung eine wahre Fundgrube für Historiker, Geschichtswissenschaftler, Heraldiker, Interessenten auf dem Gebiet der Heimatgeschichte und Kultur.
(Hans Funk - Notgeld 1914-1948 - ein Überblick – Abhandlung aus Numismatische Hefte Nr. 32 - Kulturbund DDR 1986, Seite 27-28)
Wir sollten bei Inflations-Notgeld sauber unterscheiden zwischen echtem Bedarfsgeld und Seriennotgeldscheinen
Ich habe dazu mal einen alten Beitrag rausgekramt.
Tewes und Stephanowsky definieren Seriennotgeld wie folgt:
„Diese Geldscheingruppe umfasst die Bildergeldserien der Ausgabejahre 1921/22. In den seltensten Fällen liefen diese Scheine als echtes Bedarfsgeld um. Sie sind vom Ausgabecharakter her als Spekulationsausgaben der Städte und Gemeinden zu sehen. Ihre Herstellung diente hauptsächlich Sammelzwecken, sie wurden mit einem Aufgeld an Händler und Sammler abgegeben.“
(Lothar Tewes und Helmut Stephanowsky - Das Märkische Notgeld 1914-1924 - Numismatische Hefte Nr. 3 - Kulturbund DDR 1982)
Der berühmte Notgeldexperte Hans Funk liefert uns eine noch eingehendere Einsicht in die Materie und unterlässt es nicht, ein hartes Urteil über solches Bildergeld zu fällen:
Notgeldscheine der Städte, Gemeinden, Institutionen und anderer Ausgabestellen 1921-1922 (Kleingeldscheine)
Bei den Scheinen der Städte und Gemeinden 1921—1922 handelt es sich selten um sogenanntes „Verkehrs- bzw. Bedarfsgeld“. Überwiegend wurden diese Scheine aus anderen Gründen ausgegeben. Infolge der steigenden Sammler-Nachfrage nutzten viele Orte die Möglichkeit mit der Ausgabe solcher Scheine Geschäfte zu machen, ihre Stadtkassen aufzufüllen. Unterstützt wurden Städte und Gemeinden von gewinnsüchtigen Händlern, die den Orten gleich ganze Ausgaben abkauften. Es entwickelte sich so ein regelrechter Geldscheinhandel. Das Notgeld der Städte, Gemeinden und anderer Ausgabestellen dieser Zeit war dadurch gekennzeichnet, Handelsware besonderer Art zu sein. Der größte Teil der Notgeldausgaben dieser Periode wurde als Serien ausgegeben. Darunter sind Scheine zu verstehen, die textlich oder bildlich eine Darstellung trugen, die erst im Zusammenhang der ganzen Serie (also 3, 6 oder mehrer Scheine) verständlich wurde. Bekannt sind Scheine dieser Periode von ca. 1500 Orten mit insgesamt 13.000 verschiedenen Scheinen. Zweifelsohne haben solche Notgeldscheine den geringsten numismatischen Wert überhaupt. Sie als numismatisch bedeutsam erklären zu wollen, würde zur Folge haben Numismatik im Allgemeinen und Notgeld dabei im besonderen Maße vom Inhalt her im Wert zu reduzieren. Daraus darf aber keineswegs abgeleitet werden, daß diese Scheine für eine Auswertbarkeit keinen Wert hätten. Sie dienen als Beleg, als Zeitzeugen. Solche Notgeldscheine sind hinsichtlich ihrer Aussage und Gestaltung eine wahre Fundgrube für Historiker, Geschichtswissenschaftler, Heraldiker, Interessenten auf dem Gebiet der Heimatgeschichte und Kultur.
(Hans Funk - Notgeld 1914-1948 - ein Überblick – Abhandlung aus Numismatische Hefte Nr. 32 - Kulturbund DDR 1986, Seite 27-28)