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Apis mellifera

Verfasst: Fr 18.11.05 23:42
von klaupo
Hallo mal wieder,

die abgebildeten Jetons stammen aus der Nachbarschaft. Sie zeigen im Avers jeweils einen umschwärmten Bienenkorb mit regional charakteristischer Architektur, das Revers zeigt zudem das Wappen des Standorts. Ich vermute hinter diesen Jetons so etwas wie einen kleinen silbernen Handschlag der Bankhäuser für ihre fleißigen Sparer. Auch bei uns gibt es ja als kleine Aufmerksamkeit zum Jahreswechsel je nach Einlage einen Taschen- oder Wandkalender, - ein schöner Brauch!

Nun ist ja die Biene von altersher in ihrem Symbolwert arg befrachtet, wenn auch die Griechen mit der Darstellung des einzelnen Exemplars (z.B. Ephesos) die Schwerpunkte gänzlich anders gesetzt haben. Hier macht es offensichtlich die Masse und der sprichwörtliche Bienenfleiß. Das wird nicht ohne Hintersinn sein, zumal im Spruchband über dem abgebildeten Wappen (Abb. oben, ein Taubenhaus und zwei aufgerichtete Schlangen) das Verhältnis Bank - Kunde angesprochen ist: Prudentes ut serpentes, simplices ut columbae, was sich vor dem Hintergrund geschulter Kundenpsychologie frei in etwa mit Gemeinsam sind wir stark übersetzen ließe.

Was an diesen Stücken auffällt, ist die mehrheitlich oktogonale Form. Wollte man damit ausschließen, daß diese Stücke in den Zahlungsverkehr gelangten? Oder war ihnen damit ein bestimmter Wert beigegeben, wie z.B. bei den unterschiedlich geformten Nominalen im asiatischen Raum mit mehrheitlich analphabetischer Bevölkerung? Ich tendiere eher zum Nein ... aber eigentlich ist es schade, daß dieser schöne Brauch der Banken als Anerkennung für emsiges Tun nur noch im internen Bereich in etwas anderen Dimensionen gepflegt wird.

Gruß klaupo

P.S. Nehmt das nicht zu ernst! :D

Verfasst: Sa 19.11.05 10:20
von KarlAntonMartini
Die achteckige Form ist im 19. Jahrhundert in Frankreich doch auch für Jetons von Handels- und Notarkammern bekannt, wobei ich deren Verwendungszweck nicht kenne. Auch in Vergrößerung ist die Signatur schlecht lesbar. Ist es GAYRARD, ein Raymond Gayrard steht im Forrer ua. mit einem Jeton für die Sparkasse von Senlis (1850). Grüße, KAM.

Verfasst: Sa 19.11.05 16:39
von klaupo
Hallo KAM, von den vier abgebildeten Stücken sind drei signiert: Abb. oben BESCHER / Coulommiers ( wohl aus Colombière, deshalb das Taubenhaus im Wappen), Seine et Marne. Abb. unten von links: ohne Signatur / Provins, Seine et Marne, Mitte CAQUE / Angers, rechts GAYARD F. / Senlis. Dies dürfte das Stück sein, das du ansprichst. Z. Zt. wird es in der Monasterium Auktion angeboten (Auktion 19, Nr. 1082).

Gruß klaupo

Verfasst: Sa 19.11.05 16:57
von KarlAntonMartini
Auguste Bescher (1841-1905) war in Paris tätig; ein Armand Auguste Caqué (1793-1881) war 1817 bis 1818 in Den Haag, seit 1853 bis 1868 kaiserlicher Graveur in Paris, er war ein Schüler von Raymond Gayrard, gemeinsam haben sie übrigens eine Protest-Medaille gegen die Juli-Gesetze gemacht. Grüße, KAM.