Zwittermedaille aus Zunftsiegeln - nach 1732
Moderator: Lutz12
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Zwittermedaille aus Zunftsiegeln - nach 1732
Hallo mal wieder,
mir ist dieses seltsame - und für meinen Geschmack attraktive - Teil untergekommen, bei dem offenbar zwei Güsse alter Siegel zu einem Stück verarbeitet wurden. Ob eine derartige Arbeit als Medaille anzusprechen ist, weiß ich nicht. Unter Medicina in Nummis ließe es sich unterbringen. Hier die Daten:
40 mm, 32,21 g, vermutlich Silber, nach 1732
Av. Cosmas und Damian mit Attributen Uringlas bzw. unbekanntem Objekt halten Palmzweig und Namensschild. Umschrift: SIG CHIRURGORUM ROTENBURG.
Rv. Bader mit überdimensionalen Attributen Klistier und unbekannten Objekten hinter liegendem nacktem Patienten, im Zentrum Jahr 1732 (?), darüber drei Sterne. Umschrift: DER LÖBLICHEN BADER ZUNFFT SIGILL IN BLAUBEUREN
Unregelmäßige Naht auf dem Rand, stellenweise geglättet.
Was mich interessieren würde, ist der Zeitrahmen, in dem das Stück entstanden sein könnte: Wann waren solche Arbeiten "in Mode"? Für sich genommen interessant sind die Zunftsiegel, die in ihrer lokalen Zuordnung nicht gar so weit auseinander liegen und die ich als Reflex des Zeitgeschmacks (und der Titelsucht?) um 1700 ff. deuten würde. Der Zeitrahmen ließe sich dehnen, wenn man wüßte, ob die Siegel, die für dieses Stück verwendet wurden, heute noch erhalten sind?
Interessant wären auch die dargestellten Attribute der damaligen Freiberufler, die ich mehrheitlich nicht zu deuten vermag. Den Bader mit seinem Klistier würde ich als Ahnherrn des Heilpraktikers ansprechen, die Chirurgen können mit zwei kanonisierten Schutzpatronen aufwarten.
Kommentare sind willkommen, der Wert interessiert mich nicht.
Gruß klaupo
P.S. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken, und das Teil ist nur ein Entwurf von Frau Schmidt zum künftigen Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung?
mir ist dieses seltsame - und für meinen Geschmack attraktive - Teil untergekommen, bei dem offenbar zwei Güsse alter Siegel zu einem Stück verarbeitet wurden. Ob eine derartige Arbeit als Medaille anzusprechen ist, weiß ich nicht. Unter Medicina in Nummis ließe es sich unterbringen. Hier die Daten:
40 mm, 32,21 g, vermutlich Silber, nach 1732
Av. Cosmas und Damian mit Attributen Uringlas bzw. unbekanntem Objekt halten Palmzweig und Namensschild. Umschrift: SIG CHIRURGORUM ROTENBURG.
Rv. Bader mit überdimensionalen Attributen Klistier und unbekannten Objekten hinter liegendem nacktem Patienten, im Zentrum Jahr 1732 (?), darüber drei Sterne. Umschrift: DER LÖBLICHEN BADER ZUNFFT SIGILL IN BLAUBEUREN
Unregelmäßige Naht auf dem Rand, stellenweise geglättet.
Was mich interessieren würde, ist der Zeitrahmen, in dem das Stück entstanden sein könnte: Wann waren solche Arbeiten "in Mode"? Für sich genommen interessant sind die Zunftsiegel, die in ihrer lokalen Zuordnung nicht gar so weit auseinander liegen und die ich als Reflex des Zeitgeschmacks (und der Titelsucht?) um 1700 ff. deuten würde. Der Zeitrahmen ließe sich dehnen, wenn man wüßte, ob die Siegel, die für dieses Stück verwendet wurden, heute noch erhalten sind?
Interessant wären auch die dargestellten Attribute der damaligen Freiberufler, die ich mehrheitlich nicht zu deuten vermag. Den Bader mit seinem Klistier würde ich als Ahnherrn des Heilpraktikers ansprechen, die Chirurgen können mit zwei kanonisierten Schutzpatronen aufwarten.
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Gruß klaupo
P.S. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken, und das Teil ist nur ein Entwurf von Frau Schmidt zum künftigen Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung?
- wpmergel
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Re: Zwittermedaille aus Zunftsiegeln - nach 1732
Ich zumindest kann nicht glauben, daß aus dem Ministerium dieser Dame ein auch nur annähernd kreativer Gedanke, geschweige denn ein ähnlich schönes, innovatives Produkt kommen kann.klaupo hat geschrieben:...
P.S. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken, und das Teil ist nur ein Entwurf von Frau Schmidt zum künftigen Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung?
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Das Stück hatte ich schon mehrfach in der Hand und habe es nie gekauft, da es sich offensichtlich um ein modernes Machwerk handelt. (also nicht selten)
Die zwei kupfernen Galvano Teile sind in ziemlich plumper Art zusammen gelötet, die eine ältere Fälschung schon per se ausschließen.
Offensichtlich handelt es sich um Abdrücke von Barber oder Bader Siegeln aus Blaubeuren (Bartscheer, Bader, Haarschneider und Schröpfkünstlern) was in irgendwie aus der Inschift hervor geht.
Die zwei kupfernen Galvano Teile sind in ziemlich plumper Art zusammen gelötet, die eine ältere Fälschung schon per se ausschließen.
Offensichtlich handelt es sich um Abdrücke von Barber oder Bader Siegeln aus Blaubeuren (Bartscheer, Bader, Haarschneider und Schröpfkünstlern) was in irgendwie aus der Inschift hervor geht.
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@diwidat: Galvano wäre möglich, Kupfer schließe ich aus, und als Fälschung kann man das Stück eigentlich nicht bezeichnen, weil hier zwei Teile zusammengesetzt wurden, die in dieser Form nie zusammengehört haben - zwei einseitige Zunftsiegel, eins aus Rothenburg, eins aus Blaubeuren. Gemeinsam haben sie lediglich die Thematik "Medizin". Da das Stück aber, wie du sagst, wiederholt auftaucht, wurde es anscheinend in Serie gefertigt und dürfte damit neueren Datums sein - möglicherweise ein Werbegeschenk aus dem medizinischen Bereich, so wie die Sandoz-Römer, die das Thema "Medizin" auf römischen Münzen aufgegriffen haben und als Kopien an Ärzte verschenkt wurden. Und dann fände ich diese Siegel-Kombi eine recht originelle Idee.
Gruß klaupo
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Hallo mumde, dein zeitlicher Ansatz würde zu meiner Vermutung "Werbegeschenk im medizinischen Sektor" passen. Der Ausflug in die Numismatik von Sandoz und vielleicht anderen Firmen fand ja Ende der 70-er statt, und zehn Jahre später tauchten dann vermutlich die Rückläufer am Markt auf.
Ich finde das Teil trotzdem hochinteressant, es kombiniert nämlich das Thema "Medizin" mit Siegeln aus ganz verschiedenen Zeiten - man beachte die Hutmode der Heilkünstler! Der Bader von Blaubeuren mit seinem breitkrempigen Hut ist eindeutig datiert (1732). Cosmas und Damian dagegen sind à la mode Anno 1450 gekleidet, wie mir Roger van der Weyden (1399/1400 - 1464) mit seinem Gemälde von ca. 1450 verraten hat (Hut-Vergleich) ... und so ganz nebenbei auch das Attribut des Damian: es ist ein Salbenspatel.
Numismatisch ist das Teil natürlich völlig wertlos, kulturhistorisch hat es meiner Ansicht nach mehr zu bieten als die Hälfte von dem, was durch dieses Forum gespült wird.
Gruß klaupo
P.S. Das habe ich übrigens nicht durch Googeln, sondern heute abend durch antiquiertes Blättern herausgefunden.
Ich finde das Teil trotzdem hochinteressant, es kombiniert nämlich das Thema "Medizin" mit Siegeln aus ganz verschiedenen Zeiten - man beachte die Hutmode der Heilkünstler! Der Bader von Blaubeuren mit seinem breitkrempigen Hut ist eindeutig datiert (1732). Cosmas und Damian dagegen sind à la mode Anno 1450 gekleidet, wie mir Roger van der Weyden (1399/1400 - 1464) mit seinem Gemälde von ca. 1450 verraten hat (Hut-Vergleich) ... und so ganz nebenbei auch das Attribut des Damian: es ist ein Salbenspatel.
Numismatisch ist das Teil natürlich völlig wertlos, kulturhistorisch hat es meiner Ansicht nach mehr zu bieten als die Hälfte von dem, was durch dieses Forum gespült wird.
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P.S. Das habe ich übrigens nicht durch Googeln, sondern heute abend durch antiquiertes Blättern herausgefunden.
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@diwidat, die Herstellung von Galvanos überlasse ich den Vollblutnumismatikern, und ich möchte das Teil nicht zerlegen, nur um festzustellen, ob du recht oder unrecht hast. Ich habe hier, wie gewünscht, einige Infos und Meinungen bekommen, darunter deine. Das genügt mir - und Judaica sammle ich nicht, obwohl ein Torafinger als Alternative zur Maus sicher seine Reize hätte.
Gruß klaupo
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