Umsetzung eines Themas in ein Medaillenbild

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

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mumde
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Umsetzung eines Themas in ein Medaillenbild

Beitrag von mumde » So 01.07.07 22:11

Mir begegnen ab und zu Medaillen, bei denen ich erkennen kann, daß der Medailleur sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht hat, wie er sein Thema bildlich umsetzen kann. Ich meine damit nicht Fußball-Medaillen, auf denen ein großer Fußball abgebildet ist. Ich meine mehr so etwas wie die Medaille, die ich unten abbilde.
Das ist eine niederländische Medaille einer Freimaurer-Loge der Stadt Leiden 1807, Medailleur Wilno. Soweit ich das verstanden habe, explodierte damals der Pulverturm, in dem die Munitionsvorräte der Stadt aufbewahrt wurden, und die umliegenden Häuser wurden zerstört, aber es gab keine Toten.
Dieses Thema, die glückliche Errettung der Bevölkerung aus einer großen Todesgefahr, setzt der Medailleur Wilno auf der Medaille um, indem er den Tod auf eine kniende Frau zuschreiten lässt, aber eine Hand aus Wolken, die die himmlischen Mächte symbolisiert, packt seine Sense und hindert ihn am tödlichen Sensenstreich. Im Hintergrund sieht man die zerstörten Häuser.
Ein bisschen Freimaurersymbolik ist auch noch dabei, denn der Auftrag kam ja von einer Freimaurerloge.
Aber die tödliche Gefahr und die unverhoffte Errettung ist doch nett dargestellt.
Dateianhänge
Leiden 1806.jpg
Leiden Ausschnitt.jpg
Gruß mumde

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soggi
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Beitrag von soggi » So 01.07.07 22:21

Da muß ich Dir vollkommen zustimmen...das ist eine sehr gute Umsetzung des Themas...solche Medaillen gibt man nur ungern her, selbst wenn man eigentlich gar keien sammelt ;). Auch die die Qualität der Darstellung empfinde ich als sehr gut, diese läßt ja vor allem heutzutage eher zu wünschen übrig :(.

Gruß
soggi
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Beitrag von klaupo » Mo 02.07.07 00:33

Der Vorfall in Leiden wird sogar noch in Meyer's Konversationslexion von 1885 gewürdigt:
Am 12. Jan. 1807 ward durch das Auffliegen eines Schiffs mit 40,000 Pfd. Pulver ein Teil der Stadt zerstört.
Die Bildersprache der Medaille ist wirklich sehr anschaulich (und die Tönung ausgesprochen schön). Es wäre mal interessant zu erfahren, in welchen Kreisen der Bevölkerung damals eine derartige Umsetzung verstanden wurde? Die Schriftseite wird für die Mehrheit rätselhaft geblieben sein, denn sie konnte weder lesen noch schreiben ... und vermutlich auch keine Medaillen erwerben?

Gruß klaupo

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Beitrag von helcaraxe » Mo 02.07.07 01:05

Nun Volksschulkenntnisse mit dem nötigen Lesen und Schreiben für Alltagsgeschäfte dürfte der Mehrteil der Bevölkerung schon gehabt haben - aber an lateinischen Medaillen dürfte wohl nur die gebildete Oberschicht Interesse gehabt haben. Wobei die in einer wohlhabendend Handelsstadt die Leiden wohl damals war, bestimmt auch nicht ganz klein war.

Aber noch was anderes: Wisst ihr woran mich das im Hintergrund dargestellte Bild der Stadt erinnert: An die Bilder der zerbombten deutschen Städte 1945.
Man kann sich vorstellen, wie vernichtend die Gewalt des explodierenden Schiffes gewirkt haben muss - auf die Gebäude wie auch auf die Menschen, die noch weit entfernt waren von den zerstörerischen Gräueln zweier Weltkriege.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von wpmergel » Mo 02.07.07 15:30

Hallo mumde,

eine interessante Umsetzung einer nicht ganz so einfachen Thematik.
Allerdings hat mir die von Dir vorgestellte "mit-einem-Wisch-sind-die-Kronen-vom-Tisch-Medaille" 8O (Ooupps - entschuldige das Monstrum) :lol: in ihrer Sinnhaftigkeit noch besser gefallen.
Bitte mehr davon.
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

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Ramiere
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Beitrag von Ramiere » Mo 02.07.07 17:56

Hallo mumde,

wirklich tolle Medaille, würd' sich auch ganz gut in meinem Schrank machen.

Erinnert mich ein wenig an eine Medaille von 1749. Auf die Explosion des Pulverturms in Breslau:

http://imagedb.coinarchives.com/img/mei ... 130q00.jpg

Vielleicht entwickelt sich hier ja ein neues Sammelgebiet.

Viele Grüße von der Ruhr an den Rhein
Ramiere
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