Dänische (vorher Schwedische) Medaille 1754

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Moderator: Lutz12

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klaupo
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Dänische (vorher Schwedische) Medaille 1754

Beitrag von klaupo » Fr 03.08.07 15:17

Hallo mal wieder,

das abgebildete Stück war ein Gelegenheitskauf, zu dem ich mir folgende Notizen gemacht habe:

Schweden, Preis- oder Prämienmedaille (?) der Swedish Royal Academy of Fine Arts (?)
59,5 mm, 93,29 g, Silber

Av. Kopf mit kurzem Haarschnitt, gekrönt mit Strahlenkrone der römischen Imperatoren rechts. Umschrift KONST AKADEMIETS STIFTER / AAR MDCCLIV

Rv. Geflügelter Genius sitzt auf Postament und hält Kranz, rechts und links von ihm je ein Dreifuß, im Hintergrund die drei gerundeten Spitzen eines unbekannten Objekts. Darüber Legende PRISEN VUNDEN (den Preis erworben?). Im Abschnitt DEN XXXI MARTII. In der Standlinie der Name des Medailleurs P. GIANELLI F(ecit)


Wenn nun 1754 das Gründungsjahr der Akademie sein sollte und der schwedische König der Stifter, müßte es sich bei dem Dargestellten um Adolf Frederik (1751-1771) handeln. Das Portrait in hohem Relief zeigt aber keine Ähnlichkeit mit den Portraits auf seinen Münzen. Wenn ich mich nicht irre, gibt es eine vergleichbare Darstellung mit Strahlenkrone von Friedrich II. (dem Großen) von Preussen. Mich würden Referenzen (Katalog etc.) zu diesem Stück sehr interessieren.

gruß klaupo
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med_1754n.jpg
Zuletzt geändert von klaupo am Fr 03.08.07 21:45, insgesamt 1-mal geändert.

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mumde
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Beitrag von mumde » Fr 03.08.07 15:40

Lieber Klaus! Der Mann mit der Strahlenkrone ist Frederik V., König von Dänemark. Der zuständige Katalog ist Vilhelm Bergsøe, Danske Medailler og Jetons ... fra 1789-1892, Kopenhagen 1893. Dort wird das Stück als Nr. 55 aufgeführt unter Prämienmedaillen, mit der Anmerkung: "Tildes efter Abildgaards Composition, og antaget som Gianellis medlemsstykke. Den uddeltes paa Kunstacademiets Stiftelsesdag d. 31. Marts som dets 'Store Solvmedaille', for en malet Modelfigur. Nu er den inddragen, og der gives blot et Afgangsbevis i Stedet."
Die Beschreibung sagt, der geflügelte Genius der Kunst sitze auf einem Steinpodest vor „tre Metaer og imellem to hellige Tripodes“. Was diese drei „Metaer“ sind, weiß ich nicht.
Gruß mumde

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Beitrag von klaupo » Fr 03.08.07 21:43

Lieber Joachim, herzlichen Dank! Das ist genau, was ich suchte. Da war ich mit Schweden anscheinend ein wenig zu weit nach Norden geraten. Die Meta habe ich auch noch nicht enträtseln können. Ich vermute ein ähnlich allegorisches Accessoir wie die Tripodes. Den dänischen Text muß ich mir in Ruhe erarbeiten.

Gruß klaupo

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Beitrag von chinamul » Sa 04.08.07 10:18

Den Begriff meta (-ae, f.) würde ich mal in einem ausführlichen Lateinlexikon nachschlagen.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von klaupo » Sa 04.08.07 11:01

Hallo chinamul,

herzlichen Dank für den Hinweis. Ich denke, damit habe ich die metae gefunden. Ich habe zwar nur ein Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch, F. A. Heinichen 1887, aber das reichte völlig aus. Unter dem Begriff meta = jede pyramiden- und kegelförmige Figur verweist Heinichen u.a. auf den circus und beschreibt dort den Circus Maximus wie folgt:
Von dem einen Ende zum anderen lief eine gegen 6 Fuß hohe und 20 Fuß breite Mauer, spina, an deren beiden Enden je 3 Spitzsäulen, metae, standen. Um diese mußten die Wettfahrenden sieben Mal herumfahren, ehe der Preis erteilt ward.
Da es sich bei dem vorgestellten Stück um eine Preis- oder Prämienmedaille handelt, dürften mit den metae hier diese Zielsäulen angesprochen sein, die der Sieger erreicht hat.

Gruß klaupo

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Beitrag von wpmergel » Sa 04.08.07 15:59

Da nun diese doch recht plumpen Zielsäulen identifiziert sind, würde mich noch interessieren, wie und wann diese durch ein filigranes Zielband verdrängt wurden.
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

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Dänische (vorher Schwedische) Medaille 1754

Beitrag von Lejfur » Di 25.09.07 17:31

Hallo Klaupo
Eine kleine verspätete Hinzufügung zu deiner Medaille.
Wie Mumde ganz richtig beschrieben hat, ist deine Medaille eine danische Prämienmedaille. (Die grosse silberne Medaille der Kunstakademie)
(PRISEN VUNDEN) (Den Preis gewonnen)
Rv. ist von Peter Leonhard Gianelli (1767 -1807) nach einer Komposition von Nicolai Abildgaard graviert und wurde als Gianellis Mitgliederstück an der Kunstakademie ausgeführt. Die Medaille wurde an dem Stiftungstag der Kunstakadamie den 31.sten März als die grosse silberne Medaille der Kunstakadamie verteilt.
Er bekam die Aufgabe Rv. 1796 zu gravieren, und die Medaille ist vermutlich von 1797/98.
Gianelli war dänischer Medaillengraveur, und von 1800-1807 war er Medailleur an Der königlichen Münze (Initialen PG)
Er hat von dänischen Münzen u.a. König Chr. VII, einen Speciedaler 1799 und 1800 graviert. (Kat. Sieg 24.4-Hede 13 D + Sieg 44.5-Hede 39 E)
Nicolai Abraham Abildgaard (1743-1809) war der Direktor der Kunstakadamie 1789-91 und 1801-1809. Er war maler und lieferte mehrere Vorlagen zu Medaillen und Vignetten u.a. Skizzen zu Gianellis Medaille.
Die Skizze kan hier gesehen werden:
http://64.233.183.104/search?q=cache:7b ... ectId%3D43
Abildgaard war nicht nur Maler, er war auch sehr mytologisch interessiert mit vielen allegorishen Erzeugungen, wie u.a. auf der Medaille mit den 3 Metaen und den 2 heiligen Tripodes.
Eine Übersetzung des dänischen Textes von Vilh. Bergsøs Katalog lautet:
Nach Abildgaards Komposition und als Gianellis Miegliedstück angenommen.
Sie wurde an dem Stiftungstag der Kunstakadamie den 31. sten M¨¨arz als ihre " Grosse silberne Medaille " für eine gemaltes Modelfigur verteilt.
Jetzt ist sie eingezogen, und es wird stat dessen nur einen Abschlussbeweis gegeben.

Gruss Lejfur

klaupo
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Beitrag von klaupo » Di 25.09.07 20:57

Hallo Lejfur,

interessante Informationen kommen nie zu spät! Herzlichen Dank für deine Ausführungen zum Hintergrund, zur zeitlichen Zuordnung, zu den beteiligten Künstlern und ganz besonders für den Link zur Skizze der Medaille und für die Übersetzung aus dem Katalog. Informationen wie deine machen ein solches Stück erst richtig lebendig!

Gruß klaupo

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