Silbermedaille Callicen 1693
Verfasst: Mo 31.12.07 13:58
Hallo mal wieder,
die abgebildete Medaille sprach mich aus dem Stand an: Sie ist zeitlos, paßt mit ihrer Datierung in den Jahreswechsel und erlaubt eine Perspektive auf das kommende Jahr. Im Avers ein Ausschnitt der Idylle, in der wir demnächst leben werden, vorausgesetzt man hat die politische Weihnachtsbotschaft im TV positiv umgesetzt. Im Revers ein ruhender Bürger im demographisch ermittelten Durchschnittsalter, gewandet in landestypischer Tracht nach dem Zugriff des Finanzministers. Sein Arm ruht entspannt auf der sprudelnden Steuerquelle / Urne. Beidseits von ihm streben die Säulen der inneren Sicherheit gen Himmel mit der trutzigen Inschrift „Bis hierher und nicht weiter“. Darüber flattert ein Band mit der Legende „Auch Deutschland hat seine Grenzen“, rechts im Hintergrund ragt der Hindukusch.
Natürlich hat man den Symbolgehalt der Medaille seinerzeit, als sie geschaffen wurde, etwas anders umgesetzt. Aber den Ausgabe-Anlaß kann man bei Coinarchives nachlesen:
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 8&Lot=4540 / http://www.mcsearch.info/record.html?id=868326
Im vorliegenden Fall trafen mehrere Umstände aufeinander, die einen Erwerb interessant machten: Zum einen war sie - Pisa sei Dank! - falsch beschrieben "Silbermedaille Callicen 1693" und deshalb spottbillig. Zum anderen hatte sie einen außergewöhnlich hohen Schriftrand mit Chronogramm und zusätzlicher Signatur F. K., und das machte sie möglicherweise auch numismatisch interessant. Dem war dann tatsächlich so. Wir haben es hier mit einer prägetechnischen Pionierleistung zu tun:
Und hier noch ein kleines Rätsel zum Abschluß: In der Zeit, als diese Medaille entstand, lebte am französischen Hof eine nicht nur wort- sondern auch sonst gewaltige deutsche Dame, die Medaillen sammelte. Sie stammte nicht gar so weit aus der Nachbarschaft des abgebildeten Ortes. Vielleicht fand sich sogar ein Exemplar dieser Medaille in ihrer Sammlung - wer weiß!? - Wer war’s?
Allen Besuchern des Forums einen guten Start in das neue Jahr: Kommt gut rein - und gut wieder raus!
Gruß klaupo
die abgebildete Medaille sprach mich aus dem Stand an: Sie ist zeitlos, paßt mit ihrer Datierung in den Jahreswechsel und erlaubt eine Perspektive auf das kommende Jahr. Im Avers ein Ausschnitt der Idylle, in der wir demnächst leben werden, vorausgesetzt man hat die politische Weihnachtsbotschaft im TV positiv umgesetzt. Im Revers ein ruhender Bürger im demographisch ermittelten Durchschnittsalter, gewandet in landestypischer Tracht nach dem Zugriff des Finanzministers. Sein Arm ruht entspannt auf der sprudelnden Steuerquelle / Urne. Beidseits von ihm streben die Säulen der inneren Sicherheit gen Himmel mit der trutzigen Inschrift „Bis hierher und nicht weiter“. Darüber flattert ein Band mit der Legende „Auch Deutschland hat seine Grenzen“, rechts im Hintergrund ragt der Hindukusch.
Natürlich hat man den Symbolgehalt der Medaille seinerzeit, als sie geschaffen wurde, etwas anders umgesetzt. Aber den Ausgabe-Anlaß kann man bei Coinarchives nachlesen:
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 8&Lot=4540 / http://www.mcsearch.info/record.html?id=868326
Im vorliegenden Fall trafen mehrere Umstände aufeinander, die einen Erwerb interessant machten: Zum einen war sie - Pisa sei Dank! - falsch beschrieben "Silbermedaille Callicen 1693" und deshalb spottbillig. Zum anderen hatte sie einen außergewöhnlich hohen Schriftrand mit Chronogramm und zusätzlicher Signatur F. K., und das machte sie möglicherweise auch numismatisch interessant. Dem war dann tatsächlich so. Wir haben es hier mit einer prägetechnischen Pionierleistung zu tun:
Und auch der Medailleur P.H.M., der seine Signatur auf den Fuß der linken Säule setzte, genoß zu seiner Zeit einen ausgezeichneten Ruf:F-K - Friedrich Kleinert, geb. in Bartenstein 1633, Münzhändler in Nürnberg, daselbst + 1714, 81 Jahre alt. Er liess Denkmünzen zum Verkaufe anfertigen und war der Erste in Deutschland, der denselben mittels einer Maschine eine scharfe erhabene Randschrift gab.
Interessant scheint mir außerdem, daß das Motiv der Säulen des Herkules samt Spruchband mit abgewandelter Devise ganz offensichtlich dem spanischen Pillar-Dollar entlehnt ist. Warum dieses Motiv für die Darstellung eines Konflikts mit Frankreich gewählt wurde, habe ich allerdings nicht herausgefunden - es sei denn, man hat seinerzeit die Bourbonen (spanische wie französische) über einen Kamm geschoren. Vielleicht bietet ja jemand im kommenden Jahr dafür eine einleuchtende Erklärung?P.H.M. Philipp Heinrich Müller, geb. 1650 in Augsburg, Goldschmied und Medailleur zu Nürnberg und Augsburg, + 1718 in seiner Vaterstadt. Er schrieb sich auch Miller oder Myller. Nach Iversen, Russ. Medaillen (vergl. bei O.K.) S. XXIV ist er 1683 geboren. Ihn beschäftigten fast sämmtliche Herrscher Europas und viele Privatpersonen wegen seiner Kunst als Medailleur. Er hat auch berühmte Brettspiele aus Buxbaum- und Ebenholz gefertigt. Die leichten österreichischen Thaler, welche von 1704 - 1714 während der Occupation durch die Österreicher geprägt wurden, sind von ihm geschnitten. Die Prägung besorgte der Augsburger Mmstr. Christian Holeysen. Müller zeichnete sich zuweilen auch nur mit einem sechsstrahligen Stern.
Und hier noch ein kleines Rätsel zum Abschluß: In der Zeit, als diese Medaille entstand, lebte am französischen Hof eine nicht nur wort- sondern auch sonst gewaltige deutsche Dame, die Medaillen sammelte. Sie stammte nicht gar so weit aus der Nachbarschaft des abgebildeten Ortes. Vielleicht fand sich sogar ein Exemplar dieser Medaille in ihrer Sammlung - wer weiß!? - Wer war’s?
Allen Besuchern des Forums einen guten Start in das neue Jahr: Kommt gut rein - und gut wieder raus!
Gruß klaupo