Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

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Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

Beitrag von cojobo » Sa 19.05.12 17:36

Hallo mal wieder,
als ich versuchte, den Kontext eines Rechenpfennigs zu klären, habe ich bemerkt, dass derzeit bei Ebay ein Stück mit fast gleichem Text, allerdings sehr anderer Optik und ohne Jahresangabe angeboten wird (Anbieter: Münzen Raffler = vindelicorum).
Unser Stück ist auf 1575 datiert. Umschrift: TROW IST NOCH MEIN SCHADEN // ZWIFEL NIT GOT SAL TROV LON BERAD. Ich versuche mal eine Übersetzung: Treue ist noch mein Schaden - zweifle nicht, Gott wird Treue belohnen.
Ich wäre schon mal dankbar, wenn jemand diese Übersetzung korrigieren würde.
Außerdem: Wenn ich bei Google eingebe "Rechenpfennig TROW" kommt auch noch ein ganz anderer Hinweis:
http://www.archive.org/.../lejetonhistoriq00dugngoog ...... TROW IST NOCH MEIN SCHADEN. Rev. ZWIFEL NIT GOT SAL TROV LON BERAD. Catalogue de Houck, n« 452.
Der verlegt also die Herkunft in die Niederlande. Obwohl die Sprache nicht gerade niederländisch klingt.
War vielleicht der Spruch und das Motiv damals so populär, dass alle möglichen Rechenpfennighersteller sich dessen bedienten?
Und wenn ja: Von wo stammt dann unser Stück? Ich hatte es bislang bei Nürnberg untergebracht.
Wie immer für jede Hilfe herzlichen Dank
und beste Grüße
cojobo
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Re: Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 19.05.12 20:47

Hast du schon mal bei Mitchiner nachgesehen? Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

Beitrag von cojobo » Sa 19.05.12 21:21

Ich muss zu meiner Schande gestehen: Ich habe keinen Mitchiner.
cojobo

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Re: Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

Beitrag von KarlAntonMartini » Sa 19.05.12 23:08

cojobo hat geschrieben:Ich muss zu meiner Schande gestehen: Ich habe keinen Mitchiner.
cojobo
Man muß ihn ja nicht haben, um nachzusehen. Steht in jeder besseren Bibliothek. Ich habe auch nur die zwei England-Bände. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

Beitrag von klaupo » Mo 21.05.12 15:52

Dugniolle verlegt den Typ undatiert im Zeitrahmen von 1575 nach Brügge (D. 2678). Den historischen Kontext zu diesem Rechenpfennig muß man sich anhand der Ereignisse des Jahres 1575 selbst erarbeiten. Eine Möglichkeit wäre diese:
Am 3. März 1575 begannen die Friedensverhandlungen in Breda. Spanien verlangte die Rückkehr der Niederlande zum katholischen Glauben. Katholiken wurde die Rückerstattung des während der Statthalterschaft Albas (1566–1573) konfiszierten Vermögens versprochen. Protestanten sollten in den nächsten sechs Monaten auswandern, des Weiteren sollte ihnen eine Frist von acht bis zehn Jahren zum Verkauf ihres Besitzes in den Niederlanden gewährt werden. Doch schon am 13. Juli 1575 wurden die Verhandlungen ergebnislos beendet.

Während des Jahres 1575 fand eine kurzzeitige Annäherung Spaniens an England statt (Anm. der Handschlag unter der Krone). Die englische Königin Elisabeth I. ließ die englischen Häfen für die niederländischen Rebellen sperren (Anm. der Schaden der Niederländer durch ihr Vertrauen). Requesens (Anm. der spanische Stadthalter in den Niederlanden) musste deswegen die katholischen Flüchtlinge Englands aus den Niederlanden vertreiben. Diese englischen Emigranten fanden in Reims eine neue Heimat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Luis_de_Z% ... _Requesens
Bild und Text ergänzen sich wie üblich auf niederländischen Rechenpfennigen und sprechen aktuelle Ereignisse an. Das Revers - allegorische Frau mit Strahlenkranz und Lanze - würde danach das Gottvertrauen der Niederländer trotz der widrigen Umstände betonen.

Gruß klaupo

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Re: Rechenpfennig TROW IST NOCH MEIN SCHADEN

Beitrag von cojobo » Mo 21.05.12 16:28

Nachdem ich schon recht traurig war (denn ich bin schon rein körperlich nicht in der Lage, eine Bibliothek aufzusuchen, um den Mitchiner zu Rate zu ziehen), hat mich der Kommetar von klaupo doch wieder sehr aufgebaut. Das ist ja mal wieder viel spannender, als ich überhaupt geahnt hatte. Ich muss mal sehen, ob wir nicht noch mehr von diesen niederländischen Rechenpfennigen bekommen können, wenn die immer so konkret auf das Zeitgeschehen zu beziehen sind. Leider kommen diese ganzen Hintergründe in unseren Geschichtsbüchern immer nur in ein paar Randbemerkungen vor.
Allerbesten Dank und beste Grüße
cojobo

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