Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

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Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Comthur » Fr 11.10.13 09:07

Seht Euch doch mal dieses Machwerk an :mrgreen: :

http://www.ma-shops.com/rittig/item.php ... ref=favMA2

Das beweist doch wieder mal ---- in Deutschland lässt sich einfach alles zu Geld machen ! Kein Wunder, daß wir mit immer mehr Produkten von Möchtegern-Stempelschneidern überhäuft werden !
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Lutz12 » So 13.10.13 20:16

Für mich steht zuerst die Frage des Verwendungszweckes. Bei Holz als Material scheidet eine Prägung in Metall aus, eine Prägung wahrscheinlich generell. Bliebe für mich das Stempeln auf Papier oder meine Favorit das Siegel. Bei letzterem wären fehlende Feinheiten am ehesten zu verkraften. Der kleine Durchmesser spricht auch nicht für Feinheiten für den angenommenen Zweck.
An Veranstaltungen 1891 in Hamburg sind mir bekannt (sehr lückenhaft!!!): 25. Norddeutsches Schützenfest, Geflügelausstellung des Hamburg-Altonaer Vereins für Geflügelzucht, das 75-jährige Jubiläum der Hamburger Turnerschaft, 50-jähriges Jubiläum des Tierschutzvereines, 225-jähriges Jubiläum der Schumacherinnung zu Altona... - eine echte Verwendung wäre also durchaus möglich.
Meine Kenntnisse zu Stempeln sind nicht so groß und die Stempel meiner Sammlung auch nicht repräsentativ genug um eine Aussage in die eine oder andere Richtung zu machen. Woraus schliesst Du, außer der künstlerisch fragwürdigen Qualität, dass es ein Falsifikat ist? Gibt es andere Dir bekannte Beispiele die als Fälschungen überführt wurden?
Gruß Lutz
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Zwerg » So 13.10.13 20:53

Holzstempel wurden gerne für Backwaren aller Art verwendet.
Als Brotstempel taugt er wohl nicht, da zu speziell. Aber für ein spezielles Kleingebäck sicherlich vorstellbar.

Mit Münzen hat das natürlich nichts zu tun.

Grüße
Zwerg
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Lutz12 » So 13.10.13 21:50

In die Richtung habe ich noch gar nicht gedacht. Immer wieder schön den Horizont etwas zu erweitern :-).
Auch heute eine gute Marketing-Idee für gehobene Cafés - egal ob Keks oder Schokolade.
Lutz
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 14.10.13 09:40

Ich halte das für ein Klischee in Holzstichtechnik, das in eine Druckplatte einmontiert wurde (für eine Werbeanzeige oder Firmenbriefpapier zB) Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Numis-Student » Mo 14.10.13 10:34

Wenn mich nicht alles täuscht, ist es aber eine METALL-Platte, die auf einem Holzblock montiert ist. Der Verwendungszweck ändert sich dadurch natürlich eher nicht.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Comthur » Mo 14.10.13 11:00

Mag schon sein. Was mich am meisten stört, ist die üble künstlerische (handwerkliche) Qualität - da bin ich aus der Zeit etwas anderes gewöhnt. Fähige Münzmedailleure etc. gab es damals auch noch. Schon der Reichsadler dürfte, zu einer Zeit als der Patriotismus normal war und nicht mit "Rechtsradikal" verunglimpft wurde, als extreme Beleidigung aufgefasst worden sein.

@Numis-Student
Welcher Verwendungszweck ? Da wurde hier noch nichts definitives geschrieben. Und wenn eine Lebensmittel ausgezeichnet worden wäre, wäre das Magistratssiegel auf der Urkunde an der Wand sicher die beste Qualitäsgarantie als ein derlei unschön gestaltetes ... "Dingsbums".

Angesichts der wunderschönen Medaillen / Dienstsiegel dieser Zeit soll dies ein "Zeichen für höchste Auszeichnung" sein ??? Nein, mit diesem Gedanken kann ich mich nicht anfreunden.
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Numis-Student » Mo 14.10.13 11:23

Ich denke, KAM dürfte mit seiner Idee schon recht haben. Und wenn es wirklich nur für eine Werbeanzeige o. ä. wäre, würde auch der nicht ganz so tolle künstlerische Anspruch erklärbar sein.

MR
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Numis-Student » Mo 14.10.13 11:27

Ausserdem: verkleinere mal mit stgr und minus soweit, dass du auf Originalgröße kommst. Dann fallen die etwas wackeligen Linien gar nicht mehr auf ;)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 14.10.13 11:31

Numis-Student hat geschrieben:Wenn mich nicht alles täuscht, ist es aber eine METALL-Platte, die auf einem Holzblock montiert ist. Der Verwendungszweck ändert sich dadurch natürlich eher nicht.

MR
Dann wäre es Stahlstichtechnik, das paßt auch besser zur Zeit. - Für solche preiswerten Klischees legte man nicht so hohe künstlerische Maßstäbe an. Hier ein Beispiel, wo man solche Klischees einsetzte:
http://cdn03.trixum.de/upload2/3/m/3mbK ... 2P5029.jpg

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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Comthur » Mo 14.10.13 12:54

@KarlAntonMartini
Vielen Dank für dieses schöne Beispiel ... nur fehlt jetzt die Vergrößerung und wir werden die hohe/höchste künstlerische / handwerkliche Ausführung bis in`s Detail sehen. :wink:

P.S.: "Nun aber mal Butter bei die Fische" - WER hat schon einmal das Wappen der Freien- und Hansestadt Hamburg in einen "Reichsadler" des deutschen Kaiserreiches integriert gesehen ? Ich noch nicht. Warum sollte dies bei einer "höchsten Auszeichnung" (-für was auch immer) der Stadt Hamburg auf so primitive Art und Weise bewerkstelligt worden sein ?
Jede offizielle Darstellung eines Hamburger Wappens trägt auch dieses, nichts anderes.
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 14.10.13 15:04

@Comthur: Du mußt zwei Dinge auseinanderhalten: 1. Gab es in Hamburg 1891 eine Ausstellung, bei der für alle möglichen Produkte Medaillen verliehen wurden, die so aussahen, wie auf dem Stempel, nur natürlich in bester Qualität geprägt. 2. Die ausgezeichneten Firmen haben diese Medaille dann in ihrer Werbung benutzt. Um sie für preiswerte Drucksachen abbilden zu können, brauchte es so ein Klischee, das dann Teil der sonst in Bleisatz gefertigten Druckplatte wurde. Das Druckbild war ja nur gut 2 cm groß und es mußte nicht allzu präzise ausfallen.
Google liefert sogar für diese konkrete Verwendung ebendieser Medaille einen Beleg: http://www.drehorgelverleih.ch/?m=galle ... lbum&id=18
Das erste Bild links oben anklicken, dann wird es größer.
Diese Druckschrift zeigt beide Seiten der Medaille, es ist hier nicht dieses Klischee aus dem Angebot verwendet worden. Aber daß es die Medaille gab und daß Abbildungen davon für Werbezwecke mit preiswerten Methoden gefertigt wurden, ist schon mal sicher.
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Comthur » Mo 14.10.13 17:58

@KarlAntonMartini
Was zu beweisen war ! ... Bin überzeugt und behaupte (ab sofort) das Gegenteil ! :oops:
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von Lutz12 » Mo 14.10.13 20:45

Mir ist eingefallen (Quellen unbekannt), dass Ende des 19. Jh. gerade auf Briefbögen auch Auszeichnungen ausgewiesen wurden, die es gar nicht gab bzw. von Ausstellungen, die es nie gegeben hat (!). Möglich war dies dadurch, dass die Zahl der Ausstellungen inflationär angewachsen war und deren Wertigkeit vom Endverbraucher nicht mehr überschaubar war.
Auch sind auf Briefbögen Fantasie-Medaillen abgebildet wurden, die es im Original nicht gab. Zumindest von der hier behandelten "Medaille" sind mir bisher keine haptischen Exemplare bekannt geworden, wobei ich erwähnen möchte, dass die Hamburger Medaillen in meiner Sammlung eine bevorzugte Stellung einnehmen.
Gruß Lutz
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Re: Hamburg-Stadt Holzstempel (Matrize) 1891

Beitrag von clarino » Mo 14.10.13 21:25

eigentlich gehört dieses Klischee nicht direkt in den numismatischen Bereich.
Es ist eine Werkzeug eines Buchdruckers, welcher, wie schon in den vorangegangenen Beiträgen richtig vermerkt,
zum Drucken von Reklame, Briefköpfen, Urkunden und Buchillustrationen verwendet wurden.
Die auf Holz aufgenagelten und gravierten Zink oder Kupferplatten wurden einzeln oder zwischen
die Buchstaben in den Druckblock eingefügt.
Im Nachlass meines Großvater gab es einige solcher Klischees, welche in Druckaufträgen Verwendung fanden.

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