Medaillen des "Vereins für die Geschichte Berlins" - Vorwort
Verfasst: Mo 02.11.20 18:29
Medaillen und Auszeichnungen des Vereins für die Geschichte Berlins
EXPOSÉ
Die nachfolgenden Beiträge sind eine Zusammenstellung der Medaillen des ehrwürdigen Vereins für die Geschichte Berlins, gegründet im Jahre 1865. Von Emil Weigands Meisterwerk der Fidicin-Medaille aus dem Jahr 1872 bis zur letzten Erinnerungsmedaille von 1913.
Texte und Fotos von "mimach".
Es wurde größten Wert auf die Nennung der Quellen gelegt.
Texte anderer Quellen sind nach besten Wissen und Gewissen als solche gekennzeichnet.
Siegel des Vereins von 1902 vom Deckblatt einer Bildmappe historischen Stadtansichten Berlins, verteilt zum "38. Stiftungsfest des Vereins für die Geschichte Berlins 1902", Druck von Paul Schahl, Berlin (*2)
Siegelmarke des Vereins - Siegelmarken wurden zum Verschließen von Postsendungen Mitte des 19. Jahrhunderts als Ersatz für den aufwändigen Siegellack eingeführt.(*3)
VORWORT
Als die letzte Medaille aus den nachfolgenden Aufsätzen im Jahr 1913 zu Ehren des 25. Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II. geprägt wurde, blickte man in Preußen auf eine hundertjährige Erfolgsgeschichte zurück.
Nur wenige Jahre zuvor hätten heutige englische Buchhalter keine guten Quoten auf das Bestehen Preußens ausgegeben. Im Dritten Napoleonischen Krieg brach, nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt, im Oktober 1806 der alte preußische Staat zusammen. Napoleons Truppen besetzten Berlin und der königliche Hof floh nach Ostpreußen. Im Frieden von Tilsit im Juni 1807 verlor Preußen die Hälfte seines Territoriums. Preußen hatte in den Kriegen gegen Napoleon seinen Glanz und seine Gloria verloren und entging nur knapp seiner Auflösung.
Im Jahr 1813 hatte Preußen durch strenge Reformen sein Staatswesen erneuert. Die Schmach von Tilsit wurde in der Völkerschlacht bei Leipzig ausgemerzt. Die sogenannten Befreiungskriege sollten die Grundlage für einen bis 1913 ungebrochenen, aber auch unkritischen deutschen Nationalstolz bilden.
Vor diesem Hintergrund begann das Bürgertum Interesse an der Historie Deutschlands zu entwickeln. Der nachfolgende Aufsatz über die Anfänge des Vereins für die Geschichte stammen von Martin Mende, Archivar des Vereins und sind auf der großartigen Webseite des Vereins: www.diegeschichteberlins.de nachzulesen.
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Martin Mende, Geschichte unseres Vereins *1
Die Vorgeschichte
Als Folge der von Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein 1819 initiierten Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde wurden in verschiedenen Teilen Deutschlands Geschichtsvereine gegründet, so auch 1837 der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg. Er war in erster Linie ein gelehrter und forschender Verein und hatte um 1860 ca. 60 Mitglieder. Auf drängende Fragen der Gegenwart konnte und wollte diese exklusive Gelehrtenversammlung keine Antwort geben.
Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert veränderte sich die Struktur Berlins vollkommen. In wenigen Jahrzehnten wurde die Stadt führender Industriestandort Europas und die Bevölkerung wuchs in einem raschen Tempo. Die historische Substanz der Stadt war durch die rege Bautätigkeit gefährdet. Aus Sorge vor einer unkontrollierten Entwicklung riefen Ende 1864 der Arzt Dr. Julius Beer und der Polizeisekretär Ferdinand Meyer zur Gründung eines Geschichtsvereins auf, um die wenigen historischen Zeugnisse der Stadt kommenden Generationen möglichst zu erhalten.
Die Gründung
Am 28. Januar 1865 versammelten sich die Interessierten zur konstituierenden Sitzung im Café Royal, Unter den Linden 33 Ecke Charlottenstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle (Unter den Linden 15) die 'KunstHalle' der Deutschen Bank in einem 1922 – 1925 errichteten Bankgebäude. Der Verein für die Geschichte Berlins wandte sich an alle Kreise der Berliner Bevölkerung, um die Anteilnahme an der Geschichte der Stadt zu wecken. Durch die Förderung der regionalgeschichtlichen Forschung unter besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge sollte das Wissen um die geschichtliche Entwicklung Berlins erweitert und vertieft werden. Die Versammlung wählte den damaligen Oberbürgermeister von Berlin Karl Seydel zum Vorsitzenden und den früheren Oberbürgermeister Dr. Heinrich Krausnick - seit 1862 Ehrenbürger der Stadt – zu seinem Stellvertreter. … Ernst Fidicin, seit 1846 Stadtarchivar von Berlin, war Vorstandsmitglied und eröffnete am 15. Februar 1865 die Vortragstätigkeit des Vereins über „Die bisherige Geschichtsschreibung Berlins“. Noch im Gründungsjahr erschien Band 1 der Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins (auch „Grüne Hefte“ genannt).
Zwischen Gründerzeit und Erstem Weltkrieg
1872 erhielt Ernst Fidicin, nach den Worten Schneiders der „geistige Gründer des Vereins“, für seine Verdienste - aus der Hand Kaiser Wilhelms I. - eine vom Verein gestiftete Medaille in Gold mit der eingeprägten Devise des Vereins „Was Du erforschet, hast Du miterlebt“. Der begleitende Flügel-Adjutant des Kaisers, Fürst Anton Radziwill, trat im Folgejahr dem Verein bei. Nicht zuletzt durch die Vermittlung des Kaisers konnte der Verein von 1875 an Räume im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt nutzen. Hier fanden die sogenannten 'Domsitzungen' der Mitglieder statt, und Bibliothek und Archiv hatten dort bis 1943 ihre Heimstatt. … Seit 1882 erhielten verdienstvolle Personen die „Medaille für Förderung der Vereinszwecke“ in Silber, von 1895 an auch in einer bronzenen Version. Unter den Mitgliedern setzte sich erst später die Bezeichnung „Fidicin-Medaille“ durch.
Die vom Verein seit 1884 mit Unterbrechungen herausgegebenen 'Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins' sind heute eine einzigartige Sammlung zur Berliner Stadt- und Kulturgeschichte.
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Quellen:
*1 Martin Mende: Die Geschichte Berlins, https://www.diegeschichteberlins.de/ver ... ichte.html
*2 Referenz: "Ein für dieses Fest zusammengestelltes und künstlerisch ausgestattetes Album mit 20 Alt-Berliner Ansichten im Lichtdruck, welches sämmtlichen Theilnehmern überreicht wurde, erhöhte die allgemeine Festesfreude." aus Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, No.3 1902, Die Feier des 38. Stiftungsfestes
Für einen Auszug aus dieser Bildermappe: siehe Anhänge
*3 - Christian Juch: Die Siegelmarke - Teil 1: Geschichte, Gestaltung und Einordnung, BOD Norderstedt, 2022
EXPOSÉ
Die nachfolgenden Beiträge sind eine Zusammenstellung der Medaillen des ehrwürdigen Vereins für die Geschichte Berlins, gegründet im Jahre 1865. Von Emil Weigands Meisterwerk der Fidicin-Medaille aus dem Jahr 1872 bis zur letzten Erinnerungsmedaille von 1913.
Texte und Fotos von "mimach".
Es wurde größten Wert auf die Nennung der Quellen gelegt.
Texte anderer Quellen sind nach besten Wissen und Gewissen als solche gekennzeichnet.
Siegel des Vereins von 1902 vom Deckblatt einer Bildmappe historischen Stadtansichten Berlins, verteilt zum "38. Stiftungsfest des Vereins für die Geschichte Berlins 1902", Druck von Paul Schahl, Berlin (*2)
Siegelmarke des Vereins - Siegelmarken wurden zum Verschließen von Postsendungen Mitte des 19. Jahrhunderts als Ersatz für den aufwändigen Siegellack eingeführt.(*3)
VORWORT
Als die letzte Medaille aus den nachfolgenden Aufsätzen im Jahr 1913 zu Ehren des 25. Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II. geprägt wurde, blickte man in Preußen auf eine hundertjährige Erfolgsgeschichte zurück.
Nur wenige Jahre zuvor hätten heutige englische Buchhalter keine guten Quoten auf das Bestehen Preußens ausgegeben. Im Dritten Napoleonischen Krieg brach, nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt, im Oktober 1806 der alte preußische Staat zusammen. Napoleons Truppen besetzten Berlin und der königliche Hof floh nach Ostpreußen. Im Frieden von Tilsit im Juni 1807 verlor Preußen die Hälfte seines Territoriums. Preußen hatte in den Kriegen gegen Napoleon seinen Glanz und seine Gloria verloren und entging nur knapp seiner Auflösung.
Im Jahr 1813 hatte Preußen durch strenge Reformen sein Staatswesen erneuert. Die Schmach von Tilsit wurde in der Völkerschlacht bei Leipzig ausgemerzt. Die sogenannten Befreiungskriege sollten die Grundlage für einen bis 1913 ungebrochenen, aber auch unkritischen deutschen Nationalstolz bilden.
Vor diesem Hintergrund begann das Bürgertum Interesse an der Historie Deutschlands zu entwickeln. Der nachfolgende Aufsatz über die Anfänge des Vereins für die Geschichte stammen von Martin Mende, Archivar des Vereins und sind auf der großartigen Webseite des Vereins: www.diegeschichteberlins.de nachzulesen.
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Martin Mende, Geschichte unseres Vereins *1
Die Vorgeschichte
Als Folge der von Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein 1819 initiierten Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde wurden in verschiedenen Teilen Deutschlands Geschichtsvereine gegründet, so auch 1837 der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg. Er war in erster Linie ein gelehrter und forschender Verein und hatte um 1860 ca. 60 Mitglieder. Auf drängende Fragen der Gegenwart konnte und wollte diese exklusive Gelehrtenversammlung keine Antwort geben.
Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert veränderte sich die Struktur Berlins vollkommen. In wenigen Jahrzehnten wurde die Stadt führender Industriestandort Europas und die Bevölkerung wuchs in einem raschen Tempo. Die historische Substanz der Stadt war durch die rege Bautätigkeit gefährdet. Aus Sorge vor einer unkontrollierten Entwicklung riefen Ende 1864 der Arzt Dr. Julius Beer und der Polizeisekretär Ferdinand Meyer zur Gründung eines Geschichtsvereins auf, um die wenigen historischen Zeugnisse der Stadt kommenden Generationen möglichst zu erhalten.
Die Gründung
Am 28. Januar 1865 versammelten sich die Interessierten zur konstituierenden Sitzung im Café Royal, Unter den Linden 33 Ecke Charlottenstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle (Unter den Linden 15) die 'KunstHalle' der Deutschen Bank in einem 1922 – 1925 errichteten Bankgebäude. Der Verein für die Geschichte Berlins wandte sich an alle Kreise der Berliner Bevölkerung, um die Anteilnahme an der Geschichte der Stadt zu wecken. Durch die Förderung der regionalgeschichtlichen Forschung unter besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge sollte das Wissen um die geschichtliche Entwicklung Berlins erweitert und vertieft werden. Die Versammlung wählte den damaligen Oberbürgermeister von Berlin Karl Seydel zum Vorsitzenden und den früheren Oberbürgermeister Dr. Heinrich Krausnick - seit 1862 Ehrenbürger der Stadt – zu seinem Stellvertreter. … Ernst Fidicin, seit 1846 Stadtarchivar von Berlin, war Vorstandsmitglied und eröffnete am 15. Februar 1865 die Vortragstätigkeit des Vereins über „Die bisherige Geschichtsschreibung Berlins“. Noch im Gründungsjahr erschien Band 1 der Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins (auch „Grüne Hefte“ genannt).
Zwischen Gründerzeit und Erstem Weltkrieg
1872 erhielt Ernst Fidicin, nach den Worten Schneiders der „geistige Gründer des Vereins“, für seine Verdienste - aus der Hand Kaiser Wilhelms I. - eine vom Verein gestiftete Medaille in Gold mit der eingeprägten Devise des Vereins „Was Du erforschet, hast Du miterlebt“. Der begleitende Flügel-Adjutant des Kaisers, Fürst Anton Radziwill, trat im Folgejahr dem Verein bei. Nicht zuletzt durch die Vermittlung des Kaisers konnte der Verein von 1875 an Räume im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt nutzen. Hier fanden die sogenannten 'Domsitzungen' der Mitglieder statt, und Bibliothek und Archiv hatten dort bis 1943 ihre Heimstatt. … Seit 1882 erhielten verdienstvolle Personen die „Medaille für Förderung der Vereinszwecke“ in Silber, von 1895 an auch in einer bronzenen Version. Unter den Mitgliedern setzte sich erst später die Bezeichnung „Fidicin-Medaille“ durch.
Die vom Verein seit 1884 mit Unterbrechungen herausgegebenen 'Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins' sind heute eine einzigartige Sammlung zur Berliner Stadt- und Kulturgeschichte.
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Quellen:
*1 Martin Mende: Die Geschichte Berlins, https://www.diegeschichteberlins.de/ver ... ichte.html
*2 Referenz: "Ein für dieses Fest zusammengestelltes und künstlerisch ausgestattetes Album mit 20 Alt-Berliner Ansichten im Lichtdruck, welches sämmtlichen Theilnehmern überreicht wurde, erhöhte die allgemeine Festesfreude." aus Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, No.3 1902, Die Feier des 38. Stiftungsfestes
Für einen Auszug aus dieser Bildermappe: siehe Anhänge
*3 - Christian Juch: Die Siegelmarke - Teil 1: Geschichte, Gestaltung und Einordnung, BOD Norderstedt, 2022