Schaukasten: Brandenburg / Preußen

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

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Re: Schaukasten: Brandenburg-Preußen

Beitrag von mimach » Sa 24.07.21 19:26

Hallo Phazzzor
und willkommen im Forum.

Es gibt 2 wesentliche Versionen die man an der Inschrift auf der Rückseite erkennen kann.
A) Seinem Fidicin
B) Für Förderung der Vereinszwecke

Solltest du B haben, so wäre es auch interessant ob ein Name im Rand der Medaille steht. Daran kann man dann das Jahr ausmachen.

Bin schon auf deine Rückmeldung gespannt.
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Preußische Staatsmedaillen für Ehejubiläen - Teil 1

Beitrag von mimach » So 03.10.21 22:35

Wie bei vielen der hier gezeigten Medaillen, stammen die nachfolgenden Informationen von Elke Bannicke und Lothar Tewes. Beide wurden 2020 mit dem wichtigen Eligiuspreis der Deutschen Numismatischen Gesellschaft geehrt. Ein guter Grund die preußischen Staatsmedaillen für Ehejubiläen vorzustellen. Diese Medaillen sind aufgrund ihrer Verleihungshäufigkeit umfangreich am Markt auffindbar. Oft sogar noch in Verleihungsetuis. Die dafür auffindbaren Informationen im Internet jedoch relativ spärlich. Ein Beitrag von Elke Bannicke und Lothar Tewes aus den Numismatischen Heften (Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik, NH 18, 2010, S. 106ff.) bringt unter dem Titel „Königlich preußische Staatsmedaillen für besondere Ehejubiläen“ Licht ins numismatische Dunkel.

Der Stiftung der ersten Medaille für Ehejubiläen durch Kaiser und König Wilhelm I. (1861-1888) ist die Königin-Elisabeth-Bibelstiftung vorausgegangen. Diese Stiftung wurde noch unter seinem Vorgänger und Bruder König Friedrich Wilhelm IV. von königstreuen Bürgern gegründet und nach dessen Frau Elisabeth benannt (Elisabeth Ludovika, Prinzessin von Bayern, Königin von Preußen, 1801-1873). Ziel der Bibelstiftung war es unbescholtene königstreue Ehepaare zur goldenen (50 Jahre) und diamantenen (60 Jahre) Hochzeit je nach Konfession mit Bibeln, anderen religiösen Werken und gerahmten Atelierfotos des Königspaares zu beschenken. Die Ehrengaben sollen immer mit einer persönlichen Widmung der Königin Elisabeth, nach 1861 auch als Witwe, versehen gewesen sein. Nach dem Tod Elisabeths übernahm deren Schwägerin und amtierende Kaiserin Augusta diese Tradition. (*1)
Am 11. Juni 1879 feierte das Kaiserpaar Wilhelm I. und Augusta selbst ihre goldene Hochzeit. Zu diesem Anlass wurde eine eigene Medaille geprägt, die an die anwesenden Gäste, Beamte, Offiziere und Bedienstete verliehen wurde.
Durch das eigene Ehejubiläum soll der Wunsch entstanden sein eine eigene preußische Staatsmedaille anstelle der bisher verwendeten Geschenke zu initiieren. (*2)

Anders als vielfältig angenommen stammt die erste, unten vorgestellte Medaille, nicht aus dem Jahr 1879, sondern von 1881. Mit einer königlichen Ordre vom 1. April 1881 „zur Stiftung einer Ehejubiläumsmedaille für goldene und diamantene Hochzeiten in Silber und Gold“ wurde das Räderwerk zur Erstellung der ersten staatlichen Ehemedaille in Gang gesetzt. Der Bibelspruch „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet“ wurde am 28. April 1881 an den Direktor der Königlichen Münzdirektion zu Berlin für die Gestaltung des Revers übermittelt. Dieser sei persönlich von der Kaiserin ausgewählt worden. Anfang Mai 1881 wurde der Hofmedailleur Friedrich Wilhelm Kullrich mit der Anfertigung von Modellzeichnungen beauftragt und bereits am 20. Mai wurde die Probeprägung veranlaßt. Im August wurde die Ausführung der Medaille vom Kaiser persönlich belobigt: „Die Ausführung der Medaillen haben Meinen Beifall, nur müssen die Etuis, wie auf den Etuis der Goldenehochzeitmedaillen von 1879, die Buchstaben „W“ (für Wilhelm) und „A“ (für Augusta) erhalten. Stammen die Empfänger der Medaillen aus Elsass-Lothringen, dann soll über der Namenschiffre eine Kaiserkrone statt wie sonst üblich eine Königskrone erscheinen“. (*3)
Die ersten 25 Medaillen wurden im September geordert und im November wurde dem evangelischen Oberkirchenrat und den Provinzialbehörden für katholische und jüdische Kirchenangelegenheiten die Regeln für die Verleihung der neuen Medaillen mitgeteilt: „Seine Majestät haben wegen der Verleihung der gedachten Medaille zu bestimmen geruht, daß letztere nur solchen Ehepaaren zu Teil werden soll, welche sich stets durch einen sittlich reinen, friedlich frommen Wandel ausgezeichnet und sonach in einer über das gewöhnliche Maß hinausgehende Weise durch ihr eheliches Leben, wie auch durch einen häuslichen wirtschaftlichen Sinn vor Anderen sich besonders hervorgetan haben, so daß sie durch eine solche musterhafte Führung als ein Vorbild in der Gemeinde betrachtet werden können.“ (*4)
Die ersten drei Verleihungen an die Eheleute Gotthard, Luther und Tragbar sind für den September 1881 aus den Akten des Geheimen Zivilkabinetts bekannt. (*5)

Preußische Staatsmedaille zum Ehejubiläum, 1. Modell

Jahr: 1881

Referenz: Slg. Marienburg 6149; Sommer K 88;
Bannicke und Tewes: Königlich preußische Staatsmedaillen für besondere Ehejubiläen, BH 18, 2010, Abb. 4

Medailleur: Friedrich Wilhelm Kullrich (1821-1887)

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm I. - in Silber -AV.jpg
Avers: Portrait des Kaiserpaares nach rechts. Vorne Kaiser Wilhelm I. in Feldmarschalluniform und dem Orden „pour le mérite“, dahinter seine Ehefrau Augusta mit Perlenkette und Kopfschmuck.
Im Halsabschnitt die Signatur: KULLRICH
Umschrift: WILHELM D.K.KÖNIG V.PREUSSEN . AUGUSTA D.K. KÖNIGIN V.PR
Unten ein Stern.
Außen Perlrand.

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm I. - in Silber -RV.jpg
Revers: Im Zentrum die Inschrift in 5 Zeilen, oben und unten mit einem Stern von der Umschrift abgegrenzt:
SEID FRÖHLICH | IN HOFFNUNG | GEDULDIG IN TRÜBSAL | HALTET AN | AM GEBET
Die Umschrift oben: ZUM EHEJUBILÄUM
Die Umschrift unten: RÖMER C. 12 V. 12
Außen Perlrand.

Material/Maße: Silber, Durchmesser 45,13 mm / Gewicht 50,68 g (dieses Stück);
Bronze: Druchmesser 45 mm / Gewicht 42 g

Anmerkung: Die Ehejubiläumsmedaille war nicht zur Verteilung an alle Untertanen des Deutschen Reiches vorgesehen. Nur mit Ausnahme durfte Sie an Bürger außerhalb Preußens, der freien Hansestädte (Hamburg, Bremen, Lübeck) und des Reichslandes Elsass-Lothringen vergeben werden.
Aus diesem Grund wurde der Titel „Deutscher Kaiser“ in der Umschrift nur als Abkürzung „D.K.“ geführt.
Auflagen in Silber: 3602 Stück, davon 139 im November 1888 eingeschmolzen
In Bronze sind ca. 20 Dokumentationsabschläge bekannt.
In Gold wurden 3 Stück geprägt (Daten unbekannt).



Literatur und Nachweise:
*1 - Siehe: Lothar Tewes - Neues zur preußischen „Goldene-Hochzeits-Medaille“ von 1879; in: Orden-Militaria-Magazin Nr. 70 (1996), S. 24–25
und als Goldene Hochzeitsmedaille im OEK 1857 (1. Klasse = emailliert, Bronze vergoldet für Verwandte des Kaiserpaares und fürstliche Teilnehmer der Jubiläumsfeier), OEK 1858 (2. Klasse = nicht emailliert, Bronze vergoldet für die im Dienst befindlichen Beamte und Offiziere), OEK 1859 (3. Klasse = nicht emailliert, Kupfer blank für Bedienstete des Hauses)
und Klaus Sommer: Die Medailen der königlich-preußischen Hof-Medailleure Christoph Carl Pfeuffer und Friedrich Wilhelm Kullrich, Katalognr. Sommer K 87
*2 - Elke Bannicke und Lothar Tewes: Königlich preußische Staatsmedaillen für besondere Ehejubiläen; in: Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik, NH 18, 2010, Seite 106
*3 und *4- Bannicke und Tewes: Seite 109
*5 - Bannicke und Tewes, Seite 110
Zuletzt geändert von mimach am So 12.02.23 19:00, insgesamt 4-mal geändert.
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Preußische Staatsmedaillen für Ehejubiläen - Teil 2

Beitrag von mimach » Di 05.10.21 23:20

Nach dem Tod Wilhelm I. am 9. März 1888 wurde durch den neuen Kaiser Friedrich III. am 23. April die Anweisung zur Weiterführung der preußischen Ehejubiläumsmedaille gegeben. Der erste Medailleur an der königlichen Münze Berlin, Emil Weigand, sollte den neuen Aversstempel erstellen. Dieser wurde nur wenige Tage vor dem Tod des 99-Tage-Kaisers (9.3. bis 15.6.1888) fertiggestellt. Vier Tage nach dem Tod Friedrich III. wurde die Weisung ausgegeben, dass keine Prägungen mit dem Aversstempel, die den Kaiser mit seiner Ehefrau Victoria von Großbritannien darstellten, vorgenommen werden dürfen.

Wilhelm II. (1888 bis 1918) erließ durch das Geheime Zivilkabinett bereits am 29. Juni 1888 die Order zur Weiterführung der Ehejubiläumsmedaille unter seinem Namen. Dazu wurden Fotos zur Anfertigung des Medaillenbilds am 13. September 1888 durch das Geheime Zivilkabinett an dem Münzdirektor Conrad mit einer folgenschweren Anweisung weitergegeben. Die noch vorhandenen Rückseitenstempel sollten beibehalten werden. In der Umschrift der Vorderseite solle der Name VICTORIA hinter AUGUSTA, zusammen mit dem neuen Doppelbildnis ergänzt werden. Diese Anweisung führte zu einer fehlerhaften Schreibweise des Namens der neuen Kaiserin auf dem Avers.

Diese hieß Auguste Victoria und nicht Augusta. Der Kaiserin selbst ist dieser Fehler bei der Beschauung der neuen Medaille am 18. November 1888 nicht aufgefallen. Erst nach der Ausprägung der ersten Medaillen ist der Fehler bemerkt worden. Die Prägewerkzeuge wurden per kaiserlicher Anordnung vom 1. Dezember 1889 mit der richtigen Schreibweise erneuert.


Preußische Staatsmedaille zum Ehejubiläum, 2. Modell – erste (fehlerhafte) Ausführung

Jahr: Januar 1889 bis Oktober 1890

Referenz: Bannicke und Tewes: Königlich preußische Staatsmedaillen für besondere Ehejubiläen, BH 18, 2010, Abb. 5

Medailleur: Emil Weigand

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm II. - 1. Version in Silber -AV.jpg
Avers: Portrait des Kaiserpaares nach rechts. Vorne Kaiser Wilhelm II. in Uniform der Leibgardehusaren mit dem Hohen Orden vom Schwarzen Adler, dahinter Kaiserin Auguste Victoria mit Perlenanhänger und Grandelschmuck.
Unter dem Bildnis des Kaisers die Signatur des Modelleurs und Medailleurs: E. WEIGAND SC.
Die Umschrift mit der fehlerhaften Schreibweise der Kaiserin Augusta statt Auguste:
WILHELM D.K. KÖNIG V. PREUSSEN . AUGUSTA VICTORIA D.K.K.V.PR.
Außen Perlrand.

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm II. - 1. Version in Silber -RV.jpg
Revers: Wie beim 1. Modell

Material/Maße: Silber, Durchmesser 45,14 mm / Gewicht 50,63 g (dieses Stück);
Bronze: unbekannt

Anmerkung: Die Prägewerkzeuge waren im Januar 1889 fertiggestellt und die erste Lieferung von 100 Exemplaren wurden am 14. Februar an das Geheime Zivilkabinett geliefert. Diese hielten bis zum 23. Oktober 1890.

Auflage in Silber: 1300 Stück
In Bronze sind ca. 10 Dokumentationsabschläge bekannt.
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Preußische Staatsmedaillen für Ehejubiläen - Teil 3

Beitrag von mimach » Mi 06.10.21 21:43

Die Ehejubiläumsmedaille mit der korrekten Schreibweise wurden bis 1918 verliehen. Die Stempel mussten bei den hohen Prägezahlen regelmäßig erneuert werden. Nach der Pensionierung Emil Weigands im Jahr 1905 übernahm Otto Schultz bis zu seinem Tod am 13. August 1911 diese Aufgabe. Die Stempelerneuerungen für die letzten sieben Jahre wurden durch Paul Sturm ausgeführt. Die Medaillen wurden in ihrer Darstellung nicht verändert. Der geneigte Sammler mag mikroskopische Detailveränderungen feststellen. Die letzten Anträge für eine Ehejubiläumsmedaille mussten bis zum 9. November 1918 eingereicht worden sein. Am 10. Dezember 1918 erließ das Preußische Ministerium des Inneren einen Erlass, dass nach Abdanken des Kaisers Anträge auf Verleihung von Ehejubiläumsmedaillen nicht mehr bearbeitet werden.

Preußische Staatsmedaille zum Ehejubiläum, 2. Modell – zweite (korrekte) Ausführung

Jahr: 1890-1918

Referenz: Bannicke und Tewes: Königlich preußische Staatsmedaillen für besondere Ehejubiläen, BH 18, 2010, Abb. 6;
Hüsken 7.393; Sommer W 82

Medailleur: Emil Weigand; spätere Stempelerneuerungen von Otto Schulz, Paul Sturm

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm II. - 2. Version in Silber -AV.jpg
Avers: Wie die vorhergehende Ausführung nur mit der richtigen Schreibweise des Namen AUGUSTE statt wie bisher AUGUSTA

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm II. - 2. Version in Silber -RV.jpg
Revers: Wie die vorhergehenden Ausführungen, nur mit leichter veränderten Schrifttypen, z.B. die Serifen der „2“ geschwungen statt glatt.

Material/Maße: Silber, Durchmesser 45,01 mm / Gewicht 50,29 g (dieses Stück);
Kupfer bronziert, Durchmesser 45 mm / Gewicht 53,7 g

Anmerkung: Auflage in Silber: 42.815 Stück
Auflage in Gold: 12 Stück (zwischen 1891 und 1903)
Auflage in Kupfer bronziert: ca. 20 Stück zu Dokumentationszwecken

Medaille - Staatsmedaille Ehejubiläum Kaiser Wilhelm II. - 2. Version in Silber -AV im Etui.jpg
Die Lederetuis für die Ehejubiläumsmedaillen in Gold und Silber waren einheitlich. Als Schmuck sollten Sie die Namenschiffren des Kaiserpaares („WA“) in einer goldenen Randeinfassung tragen. Die Etuis für Bürger des Reichsgebiets Elsass-Lothringen hatten über den Namenschiffren eine Kaiserkrone anstelle der Königskrone.
Das Aussehen der Etuis blieb zwischen 1881 und 1918 im Wesentlichen unverändert, lediglich die Maße weichen ab.
1881 bis 1888: mittelrotbraunes Leder, Abmessungen ca. 90,2 x 90,2 mm.
1988 bis 1919: Leder etwas dunkler, Abmessungen ca. 79, 5 x 79,5 oder 81,5 x 81,5 mm
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Ehejubiläumsmedaille des Kreises Prenzlau aus dem Jahr 1924

Beitrag von mimach » Fr 07.01.22 23:47

Ehejubiläumsmedaille des Kreises Prenzlau aus dem Jahr 1924

Am 5. Februar 1924 entfiel in Preußen die seit König Wilhelm I. gepflegte Tradition, betagten Ehepaaren zum goldenen und zur diamantenen Ehejubiläum ein Geschenk zu machen. Dies geschah bis zum 9. November 1918 in Form einer eigenen Staatsmedaille für Ehejubiläen, die auch wahlweise in ein Geldgeschenk umgewandelt werden konnte. Der aus dem Königreich hervorgegangene Freistaat Preußen behielt die Ehrung für Ehejubiläen in Form eines Geldgeschenkes nach der Novemberrevolution 1918 bei, musste diese jedoch wegen der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage aufgeben.

Der stark ländlich geprägte Landkreis Prenzlau in der Uckermark sah es für nötig an, die Tradition des Ehrengeschenks zum Ehejubiläum zu erhalten. Begründet wurde dies durch die Freude, die ein solches Geschenk den hochbetagten Ehepaaren für den nur kurzen Lebensabend bedeutet und dass diese besonders unter der wirtschaftlichen Not im Nachkriegsdeutschland zu leiden hätten. Am 24. Oktober stiftete der Kreisausschuss des Kreises Prenzlau ein eigenes Ehejubiläumsgeschenk, das aus einem Geldgeschenk und einer bronzenen Jubiläumsmedaille bestand. Neben der Medaille gab es zur goldenen Hochzeit ein Geldgeschenk von 30 Mark und zur diamantenen Hochzeit eines in Höhe von 50 Mark. Die Medaille zum 60. (diamantenen) Ehejubiläum unterschied sich durch die Jahreszahl und einer starken Versilberung von der bronzenen Medaille zum 50. (goldenen) Ehejubiläum.
Medaille - Kreis Prenzlau 1924 - Ehejubiläum 50 Jahre Bronze - Eberhard von Otterstedt -AV.jpg
Avers
Medaille - Kreis Prenzlau 1924 - Ehejubiläum 50 Jahre Bronze - Eberhard von Otterstedt -RV.jpg
Revers

Bezeichnung: Ehejubiläumsmedaille Kreis Prenzlau, Bronze, 1924
Durchmesser: 88,86 mm
Gewicht: 192,7 g
Material: Bronze
Varianten:
a) Bronze mit Jahreszahl "50"
b) Bronze versilbert mit Jahreszahl "60"
Jahr: 1924
Entwurf: Eberhard von Otterstedt

Der modern gestaltete Entwurf zeigt auf dem Avers ein betagtes Ehepaar, das sich nach einem langen gemeinsamen Leben aufeinander stützt und sich gegenseitig in Verehrung und Dankbarkeit die Hände drückt. Die Umschrift lautet „DER LIEBE“ und „DER TREUE“, darunter die Jahreszahl „50“ bzw. „60“.
Auf dem Revers im Zentrum ein Bibelspruch:
SIE | VERTRÄGT ALLES | SIE GLAUBET ALLES | SIE HOFFET ALLES | SIE DULDET ALLES | DIE LIEBE | HÖRET NIMMER | AUF | I. KKORINTH. 13 | 7.8.
Die Umschrift lautet: HIERMIT EUCH DER KREIS PRENZLAU EHRT DA ZUM 50. (60.) MAL DIE HOCHZEIT JÄHRT
Der Entwurf der Medaille stammt von Eberhard von Otterstedt (1881-1968). Otterstedt war Landschafts- und Portraitmaler, Zeichner und Kinderbuchillustrator. Er studierte an der Akademie der Künste in Berlin und in Paris und unterrichtete Malerei.


Quellen:
- Fürstenau: Die Ehejubiläums-Medaille des Kreises Prenzlau - aus Heimatkalender Prenzlau, Jahrgang 1926, Seite 132
- zu Eberhard von Otterstedt: https://st.museum-digital.de/index.php? ... e&id=20735
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Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten: Eine Übersicht verliehener Medaillen

Beitrag von mimach » Di 19.04.22 23:44

Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten: Eine Übersicht verliehener Medaillen

Katalognummer #J1 konnte ein Update erfahren. Es wird nun eine Abbildung für die KKM (Kleine Königmedaille) zu 6 Dukaten gezeigt.
viewtopic.php?f=21&t=61947&p=540838#p540838
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Constantin Starck - Eröffnung des Nord- Ostsee-Kanals 1895 – „Eine Kanal Segensmünze“ in zwei Metallen

Beitrag von mimach » Sa 02.07.22 00:17

Der Nord-Ostsee-Kanal wurde nach 8 Jahren Bauzeit am 20. Juni 1895 noch unter dem Namen „Nord-Ostsee-Canal“ eröffnet und bereits einen Tag später durch Wilhelm II. nach seinem Großvater in „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ umbenannt. Der Bau kostete 156 Millionen Mark und lag innerhalb des veranschlagten Budgets.

Eine der vielen Medaillen zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals am 1895 stammt von Constantin Starck. Sie gehört zu seinen frühen Medaillenwerken und wurde von der Prägeanstalt Otto Oertel Berlin in den Metallen Aluminium und Silber herausgegeben. Starck soll bereits 1894 mit der gestalterischen Arbeit begonnen haben. Sabine Hannesen erwähnt in ihrem Standardwerk „Der Bildhauer Constantin Starck (1866-1939)“ einen entsprechenden Eintrag in Starcks Abrechnungsbuch vom 28.8.1894.

Numismatische Daten

Medailleur:
Constantin Stark
Jahr:
1894-1895
Material:
Aluminium (mit Öse) und Silber (ohne Öse)
Durchmesser:
Aluminium 34,33 mm
Silber 34,47 mm
Gewicht:
Aluminium 4,98 g
Silber 19,09 g
Referenz:
Hannesen 24, Slg. Marienburg 7020
Hinweis:
Die Prägung in Silber weißt eine Randschrift auf: * Kanal * Segensmünze.
Die Prägung in Aluminium erfolgte mit Öse, der Rand geriffelt.


Avers: Das Brustbild des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Seeoffzizier-Uniform (Tagesanzug) und mit Orden „pour le mérite“. Die Umschrift bogig: WILHELM II DEUTSCHER KAISER. Bildnis und Schrift in einen Perlrand eingefasst.
Medaille - Constantin Starck - Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 - Aluminium mit Öse - Slg. Marienburg 7020 -AV.jpg
Avers - in Aluminium mit geprägter Öse
Medaille - Constantin Starck - Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 - Silber - Slg. Marienburg 7020 -AV.jpg
Avers - in Silber


Revers: Karte des Nord- und Ostseeraums mit Schifffahrtslinien und Ortsnamen. Der Fokus liegt auf den Nord-Ostsee-Kanal, welcher überproportional dargestellt wird. Die alten Dampferlinien zwischen Nord- und Ostsee sind punktiert gezeichnet, die neuen Verbindungen durch den Kanal durch Linien. Die Karte wird durch einen dünnen Rand von der Umschrift getrennt.
Umschrift bogig, oben: NORD-OSTSEE-KANAL
Umschrift bogig, unten: BEGONNEN JUNI 1887, ERÖFFNET JUNI 1895
Die Umschrift durch zwei fünfzackige Sterne getrennt.
Medaille - Constantin Starck - Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 - Aluminium mit Öse - Slg. Marienburg 7020 -RV.jpg
Revers - in Aluminium mit geprägter Öse
Medaille - Constantin Starck - Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 - Silber - Slg. Marienburg 7020 -RV.jpg
Revers - in Silber


Anmerkungen:
Auf der Medaille selbst sind Medailleur und Prägeanstalt nicht vermerkt. Die Suche nach weiteren Exemplaren mit der Randschrift „Kanal Segensmünze“ zeigt weitere Medaillen zur Eröffnung des Kanals mit demselben Brustbild Wilhelm II., aber mit unterschiedlichen Rückseitengestaltungen . Der Eintrag ins Abrechnungsbuch Starcks von 1894 lässt vermuten, dass nur das Brustbild durch Starck angefertigt wurde, denn die Rückseite konnte erst zum bekannten Eröffnungstermin im Juni 1895 gestaltet worden sein. Weitere Literatur zu den Medaillen auf die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanal findet sich in den „Mitteilungen des Canal-Vereins, Nr. 6“ von 1985 in einem Aufsatz von Robert Drogemöller. Darin werden insgesamt 60 Medaillen beschrieben, wovon 55 Medaillen einen direkten Bezug zum Nord-Ostsee-Kanal haben. Medaillen Nr. 24 und 28 tragen dasselbe Bildnis Wilhelm II. auf der Vorderseite. Die Bekleidung des Kaisers ist als "Seeoffizier-Uniform (Tagesanzug)" beschrieben. Für Medaille Nr. 24 wird als Medailleur der Vorderseite Constantin Starck genannt. Die Rückseite wurde durch Drogemöller Otto Oertel zugeschrieben und zeigt Schiffe in Paradeaufstellung im Kieler Hafen. Diese Zuordnung ist eindeutig fehlerhaft. Otto Oertel konnte zu diesem Zeitpunkt keine Medaillen mehr gestaltet haben, denn er verstarb bereits 1892. Zur Medaille Nr. 28 wird es kurios. Das Kaiserporträt auf der Vorderseite wird nun Otto Oertel zugeschrieben, die Rückseite mit der Karte Constantin Starck. Somit bringt der Artikel zu dieser speziellen Medaille, bis auf die Beschreibung der Uniform des Kaisers und der Karte, keine weiteren Erkenntnisse.
Zuletzt geändert von mimach am Do 21.07.22 07:08, insgesamt 5-mal geändert.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor mimach für den Beitrag (Insgesamt 4):
Numis-Student (Sa 02.07.22 07:29) • Chippi (Sa 02.07.22 11:49) • KaBa (Sa 02.07.22 17:18) • didius (Sa 02.07.22 23:57)
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Constantin Starck - Eröffnung des Nord- Ostsee-Kanals NACHTRAG: 1895 – „Eine Kanal Segensmünze“ in zwei Metallen

Beitrag von mimach » Mi 13.07.22 16:25

Mir liegt nun der Aufsatz von Robert Drogemüller vor. (*) Darin werden insgesamt 60 Medaillen beschrieben, wovon 55 Medaillen einen direkten Bezug zum Nord-Ostsee-Kanal haben.
Die obige Hauptartikel wurde ergänzt.


(*) Robert Drogemöller - Medaillen zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals - aus Mitteilungen des Canal-Vereins Nr. 6, 1986
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Medaille auf Königin Luise von Preußen aus dem Jahr 1798

Beitrag von mimach » Mo 22.08.22 20:56

Medaille auf Königin Luise von Preußen aus dem Jahr 1798

Diese wunderschöne Portraitmedaille auf Luise, Königin von Preußen, aus dem Jahr 1798 stammt aus der meisterlichen Werkstatt des berühmten königlich preußischen Hofmedailleurs Daniel Friedrich Loos. Die Medaille wurde von König Wilhelm III. (1797-1840) in Auftrag gegeben. Anlass war der 22. Geburtstag seiner Gattin Luise, Herzogin zu Mecklenburg (1) , und deren erster Geburtstag als Königin von Preußen. Der Numismatiker Heinrich Bolzenthal (1796-1870) führt in seinem 1834 erschienen Werk über die „Denkmünzen zur Geschichte seiner Majestät des Königs von Preussen…“ zudem die Erholung der Königin von einer schweren Krankheit als weiteren Anlass für den Auftrag zu dieser Medaille an.(2)

Die Vorderseite der Medaille zeigt das Brustbild der Königin in der für sie typischen Mode. Der auffällige Kopfschmuck, eine Hals- und Kopfbinde, die geschickt miteinander verbunden sind, wurde zu einem eigenen Modestil. Die berühmte Halsbinde entstand zufällig. Der Kopfputz und die Binde unter dem Kinn sollten während einer Porträtsitzung beim berühmten Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764-1850) eine Schwellung am Hals abdecken. Die während dieser Sitzung im Jahr 1795 entstandene Prinzessinnengruppe zeigt Luise mit ihrer Schwester Friederike(3). Shadow ließ das Model aus Gips für die Berliner Akademieausstellung 1797 in Marmor ausführen. Es wurde damals begeistert von der Kritik aufgenommen und gilt bis heute als eines seiner größten Meisterwerke.(4)

csm_ANG_Schadow_Prinessinnengruppe_4b11e21f9c.jpg
Die Prinzessinnengruppe von Johann Gottfried Schadow – Der Bildausschnitt zeigt das Marmorbildwerk von 1797 in der Alten Nationalgalerie Berlin.
(Bildquelle: Alte Nationalgalerie Berlin https://www.smb.museum/museen-einrichtu ... d-schadow/ )

Material: Silber
Gewicht: 15,92 g
Durchmesser: 36,39 mm
Prägeort: Berlin
Medailleure: Daniel Friedrich und Friedrich Wilhelm Loos
Referenzen: Bolzenthal (1834) Nr. 14; Muess und Olding Nr. 458; Sommer A 62; Slg. Marienburg 3896

Medaille - Luise von Preußen - 1798 - auf den 1. Geburtstag als Königin - Silber -AV.jpg
AVERS
Um das Porträt der Königin in einem Bogen die Umschrift:
LUISE AUGUSTE WILHELMINE AMALIE KŒNIGIN V. PREUSSEN
Unter dem Porträt die Signatur: LOOS

Medaille - Luise von Preußen - 1798 - auf den 1. Geburtstag als Königin - Silber -RV.jpg
REVERS
Ein Kranz aus Rosen, Lilien und Convolvus (Acker-Winde), darin die Inschrift in 8 Zeilen:
DES | TREUEN VOLKES LIEBE | WAND DANKBAR | DIESEN | KRANZ | D. 10 MÆRZ 1798



Bolzenthal schreibt über den fein gestalteten Kranz: „Die Rosen zu dem Kranze sind vom Künstler als Symbol reiner Freundschaft und Liebe gewählt, die Lilie als das Bild der Tugend und Unschuld, und der Convolvus, eine dem Epheu ähnliche rankende Pflanze, soll auf die eheliche Zärtlichkeit deuten.“

Erhaltung:
Das hier vorgestellte Exemplar hat eine feine Patina und eine vorzügliche Erhaltung. Winzige Randfehler und Reibespuren trüben den Gesamteindruck etwas ein. Auf dem Revers befindet sich unterhalb des Kranzes ein Stempelbruch, mit dem bloßen Auge nur schwer sichtbar, in der Detailaufnahme deutlich erkennbar. Der Stempelbruch lässt sich bei verschiedenen Exemplaren in Auktionsvorkommen der letzten Jahre feststellen.(5)

Varianten:
Für die Prägung aus Silber ist eine weitere Variante bekannt. Es ist anzunehmen, dass nach dem hier gezeigten Stempelbruch eine neue Rückseite geschnitten werden musste. Der Kranz ist im Detail unterschiedlich gestaltet, wobei das einfachste Erkennungsmerkmal in der obersten Blüte des Kranzes zu finden ist. Diese öffnet sich im neugestalteten Kranz nach rechts.
Variante Detail.jpg
Von der Variante mit der rechts gerichteten Blüte liegt dem Verfasser eine Prägung in Bronze vor. Diese hat einen Durchmesser von 36,36 mm und einem Gewicht von 25,34 g. Die Medaille ist mit einer Randhöhe von 3,03 mm fast doppelt so dick wie die silberne Prägung mit 1,55 mm Randhöhe.
Medaille - Luise von Preußen - 1798 - auf den 1. Geburtstag als Königin - Bronze -AV 01.jpg
Medaille - Luise von Preußen - 1798 - auf den 1. Geburtstag als Königin - Bronze -RV 01.jpg



Quellen und Verweise
1 - geb. 10. März 1776 in Hannover, gest. 19. Juli 1810 auf Schloss Hohenzieritz
2 - Bolzenthal (1834) Katalognr. 14
3 - Friederike (1778-1841) war durch Geburt Herzogin zu Mecklenburg, durch Heirat mit Prinz Friedrich Ludwig (1773-1796) seit 1793 Prinzessin von Preußen. Durch eine zweite Ehe war sie ab 1798 Prinzessin von Solms-Braunfels. Ihre dritte Ehe mit Herzog Ernst August von Cumberland wurde 1815 geschlossen, der 1837 Königin von Hannover wurde.
4 - Holger Simon: Die Bildpolitik des preußischen Königshauses im 19. Jhd. – Zur Ikonographie der preußischen Königin Luise (1776-1810), in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 60, Köln 1999, Seite 231-262
5 - Künker eLive Auktion 39 / 2016 - Los 208; Berliner Münzauktion 2021 - Los 1469
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Die Sieger über Napoleon

Beitrag von mimach » So 02.10.22 21:09

Dieser Beitrag bezieht sich auf einen Aufsatz über Eisengussmedaillen unter nachfolgendem Link.
viewtopic.php?f=21&t=62596&start=45#p562230
Hier nun möchte ich die silbernen Medaillen im Detail erneut vorstellen.

Daniel Friedrich Loos erschuf 1815 nach Waterloo eine kleine Reihe von Medaillen auf die Sieger gegen Napoleon. Die Vorderseiten zeigten immer den Kopf und den Namen umgeben von einem Lorbeerkranz, die Rückseite das Wappen des entsprechenden Generals. In der Slg. Julius werden Exemplare in Silber und in Bronze aufgeführt.

Jahr: 1815
Referenz: Sommer A 171, A 172, A 173, A 174, A 175, A 176, A 177, A 178
Medailleur: Daniel Friedrich Loos
Gewicht und Durchmesser: Alle Exemplare sind von einheitlicher Größe und Gewicht, sie wiegen ca. 8,30 g und messen 28,70 mm.


Sommer A 171: Blücher von Wahlstadt, preußischer Feldherr
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Blücher von Wahlstadt - Silber.jpg

Sommer A 172: Barclay de Tolli (auch Tolly), russischer Feldmarschall
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Barclay de Tolli - Silber.jpg

Sommer A 173: York von Wartenburg, preußischer General der Infanterie
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_York von Wartenburg - Silber.jpg

Sommer A 174: Tauentzien von Wittenberg, preußischer General der Infanterie
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Tauentzien von Wittenberg - Silber.jpg

Sommer A 175: Gneisenau, preußischer Generalleutnant
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Gneisenau - Silber.jpg
Zuletzt geändert von mimach am Fr 07.10.22 17:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Die Sieger über Napoleon

Beitrag von mimach » So 02.10.22 21:11

Sommer A 176: Friedr. Wilhelm von Braunschweig, der „Schwarze Herzog“ von Braunschweig-Oels
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Friedrich Wilhelm von Braunschweig - Silber.jpg

Sommer A 177: Schwarzenberg, österreichischer Feldmarschall
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Schwarzenberg - Silber.jpg

Sommer A 178: Wellington, britischer Feldmarschall
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Wellington - Silber.jpg
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Die Sieger über Napoleon

Beitrag von mimach » So 02.10.22 22:06

Die oben gezeigten Medaillen kommen nicht nur in Silber vor.

Weitere mir bekannte Vorkommen in folgenden Materialien
- Eisenguss
- bronzierter Eisenguss
- Bronze
- Bronze versilbert


Anbei entsprechende Beispiele:

Eisenguss
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Schwarzenberg - Eisenguss.jpg
Gewicht 8,94 g / Durchmesser 28,31 mm

bronzierter Eisenguss
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_York von Wartenburg - Eisenguss bronziert.jpg
Gewicht 8,97 g / Durchmesser 28,33 mm

Bronze
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Gneisenau - Bronze.jpg
Gewicht 11,69 g / Durchmesser 28,30 mm

Bronze versilbert
Medaille 1815 - D. Loos - Die Sieger über Napoleon_Blücher von Wahlstadt - Bronze versilbert.jpg
Gewicht 11,73 g / Durchmesser 28,68 mm
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Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau 1905

Beitrag von mimach » Sa 15.10.22 21:56

Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau 1905

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entwickelte sich im Deutschen Kaiserreich eine regelrechte Kultur des Ausstellungswesens heraus. Eine entsprechende Aufstellung würde mit den einflussreichen Weltausstellungen u.a. in Brüssel, Chicago, London und Paris (*1) beginnen, sich dann den allgemeinen Ausstellungen für Industrie und Gewerbe in Deutschlands Großstädten wie Berlin, Leipzig, Hamburg, München und Stuttgart zuwenden und letztendlich in den Provinzen enden. Die Themenvielfalt dieser Ausstellungen war breit gefächert und reichte über Leistungsschauen des Gewerbes und des Handwerks bis hin zu Kunst, Floristik und speziellen Themen wie Hygiene und Kürschnerei. Fast alle wurden durch Preis- und Erinnerungsmedaillen begleitet, welche zusammen mit Ansichtskarten, Poststempeln und der Ausgabe von Gelegenheitsmarken bis heute von diesen zeugen. Um eine Vorstellung des Ausmaßes dieser deutschen „Ausstellungswut“ zu erhalten, kann man das Beispiel Berlin heranziehen. Im numismatischen Standardwerk über das Ausstellungswesen in Berlin führt Klaus Priese (*2) zwischen 1706 und 2021 über 900 Medaillen auf, davon entfallen über 300 auf den Zeitraum zwischen 1844 und 1914, ohne die verschiedensten Ausgabevarianten mitzuzählen.
Diese Objekte der Erinnerung sind vor allem von Heimatsammlern begehrt, seltene Stücke in Auktionen heiß umkämpft. Für den Landkreis Prenzlau sind derartige Erinnerungsstücke extrem selten. Umso erfreulicher war das Auffinden der hier vorgestellten Preismedaille auf eine im Jahr 1905 in Prenzlau stattgefundene Handwerks-Gewerbe-Ausstellung.

Prenzlau - 1905 - Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau - in Silber -AV.jpg
Prenzlau - 1905 - Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau - in Silber -RV.jpg
Silberne Preismedaille der Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau – vom 01.07. bis 16.07.1905 auf dem Schützenplatz, Schwedter Straße. (Fotografien: Christian Juch)


Numismatische Daten

Hersteller: Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel
Medailleur: unbekannt
Jahr: 1905
Material: Silber
Durchmesser: 50,35 mm
Gewicht: 50,69 g
Referenz: -
Avers: Im Zentrum des Bildnisses sitzt eine weibliche Allegorie, den Betrachter den Rücken zuwendend, am Fuße eines Baumes. Bis auf ein Leinentuch, das die Hüfte und zum Teil die Beine bedeckt, ist die Figur unbekleidet. In der rechten Hand hält sie ein Schreibgerät, die linke Hand ist über den Kopf erhoben und liegt am Baum an. Das Ensemble ist vor einer großen offenen Wasserfläche platziert. In der großen Freifläche rechts vom Bildnis die Inschrift in vier Zeilen:
DER | ARBEIT | DIE | EHRE
Am Fuße des Baumes die Signatur des Herstellers: OERTEL BERLIN
Revers: Innerhalb eines gebundenen Eichenkranzes die Inschrift in 6 Zeilen:
HANDWERKS- | GEWERBE- | AUSSTELLUNG | DES KREISES | PRENZLAU | 1905

Prenzlau - 1905 - Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau - in Silber -Signatur.jpg
Prenzlau - 1905 - Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau - in Silber -Detail Gesicht.jpg
Prenzlau - 1905 - Handwerks-Gewerbe-Ausstellung des Kreises Prenzlau - in Silber -Detail Stift.jpg
Detailansichten der Vorderseite (Avers) – Oben: Signatur | Mitte: Kopf | Unten: Beine und rechte Hand mit Schreibgerät


Ungefähr ab 1840 wurden neben landwirtschaftlichen Börsen regelmäßig im Mai Tierschauen und Pferderennen in Prenzlau veranstaltet. Diese wurden ab den 1850er Jahren durch Ausstellungen von Ackergeräten begleitet. Das Gewerbe der uckermärkischen Hauptstadt Prenzlau entwickelte sich zusammen mit dem Agrarsektor. Die Uckermark selbst gewann durch die Ausfuhr seiner landwirtschaftlichen Produktionsüberschüsse an die Großstadtregionen Stettin und Berlin als Agrarzentrum an Bedeutung.(*3) In der Chronik der Stadt wird diese Entwicklung 1870 wie folgt beschrieben: „Die Hauptnahrung der Einwohner bestand von je in Ackerbau und den Gewerben für die nothwendigen Bedürfnisse. Die von Alters zu Prenzlau in Flor gewesene Tuchmacherei hat fast gänzlich aufgehört. Dagegen sind der Marktverkehr sehr gehoben, sind mehrere Fabrikanlagen entstanden und Handelsgewerbe vieler Art, selbst Anstalten für literarischen Verkehr sind in neuerer Zeit in’s Leben getreten.“(*4)
Erstmals wird 1848 eine Gewerbeausstellung von Handwerken und Künstlern im Saal des hiesigen Gymnasiums aufgeführt.(*5) Für eine zweite Ausstellung, die ebenfalls vom Prenzlauer Handwerksverein im Jahr 1849 initiiert wurde, gab es vom Magistrat der Stadt insgesamt 100 Taler als Preisgeld.(*6)
In den Geschichtsbüchern der Stadt wird erst wieder für das Jahr 1905 eine Handwerks-Gewerbeausstellung am Rande erwähnt. Der Prenzlauer Kürschnermeister und Stadtverordnete Rudolf Rothenburg war Vorstand der Organisation.(*7) Konkrete Hinweise zu der Ausstellung finden sich in einer „Festgabe zur Handwerks-Gewerbe-Ausstellung in Prenzlau 1905“ der Verlagshandlung A. Mieck. Der Verleger August Mieck tat sich vor allem mit der Herausgabe von landwirtschaftlichen Fachbüchern und Journalen hervor. Die noch heute erscheinende Prenzlauer Zeitung entstammte ebenfalls seinem Verlagshaus. Mieck widmete sich auch der Förderung der regionalen Geschichtsforschung. Das Uckermärkische Museum in Prenzlau, die Mitteilungen des Uckermärkischen Museums- und Geschichts-Vereins, in denen auch der berühmte Numismatiker Emil Bahrfeldt veröffentlichte, wurden von ihm mitbegründet.(*8) Mieck verstarb 1904. Dennoch ist anzunehmen, dass eine solche Veranstaltung nicht ohne sein Wohlwollen stattgefunden hätte. Die „Festgabe“ gibt einen konkreten Hinweis auf den Veranstalter, den Zeitraum und die Ziele der Ausstellung:
„Die Handwerks-Gewerbe-Ausstellung in Prenzlau vom 1.-16. Juli 1905 soll bestimmungsgemäß dem uckermärkischen Gewerbefleiß Gelegenheit geben, Zeugnis über den Stand seiner heutigen Leistungen abzugeben. Zahlreiche Aussteller aus allen Zweiggebieten des Handwerks und des Gewerbes haben sich gerüstet, Kenntnis von den Fortschritten zu geben, die die Entwicklung unseres gewerblichen Lebens gegenüber vergangenen Zeitläuften gemacht hat. … So darf sie hoffen, daß die von ihr veranstaltete Sammelausstellung zugleich als bescheidener Beitrag zur Kulturgeschichte der Uckermark im vorigen Jahrhundert aufgenommen wird.“(*9)

1910 - Leer, Ostfriesland - Medaille der Landwirtschaftlichen Gewerblichen Ausstellung zu Leer.jpg
Medaillenmarke aus dem Jahr 1910 für eine Landwirtschaft- und Gewerbeausstellung in Leer (Ostfriesland).
Die aus goldfarbenem Metallpapier geprägte Marke (45x26 mm) zeugt davon, dass die Gestaltung der Medaille für die Prenzlauer Gewerbeausstellung kein Unikat ist. Vielmehr scheint die Motivwahl aus dem Katalog der Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel zu stammen.



Die Ausstellung wurde somit nach dem Tode Miecks vom Verlag in seinem Sinne geplant. Der Verlag selbst wurde durch „über dreißig Landwirte, Kaufleute, und Gewerbetreibende der Uckermark“ fortgeführt. Die Ausstellung hatte, ganz im Sinne Miecks, nicht nur einen gewerblichen, sondern auch einen starken kulturhistorischen Bildungsauftrag, was sich durchaus in der ungewöhnlichen Motivwahl der Preismedaille widerspiegelt. Diese zeigt nicht die üblichen Verkaufsschlager der Medaillen-Münze Oertel - eine sitzende, nach links blickende weibliche Allegorie, einen Ehrenkranz oder Olivenzweig haltend – sondern eine sinnende Schönheit, die offenbar beim Schreiben in einer malerischen Landschaft verweilt. Es wirkt so, als ob diese weibliche Allegorie, die sicher für Kultur und Wissen stehen soll, innehält, um durch den Blick in die Ferne neue Kraft zu schöpfen.


Der Arbeit die Ehre.jpg
Mediallenmotiv „Der Arbeit die Ehre“ in der bekannteren Ausführung der Medaillen-Münze Oertel; hier die Vorderseite für eine Industrie- und Gewerbeausstellung in Schwerin aus dem Jahr 1911.



Auskunft über den genauen Ausstellungsort gibt eine im Archiv der Stadt Prenzlau vorhandene Einladungskarte. Die feierliche Eröffnung fand am „Sonnabend, den 1. Juli 1905, mittags 12 Uhr auf dem Ausstellungsplatz in Prenzlau (Schützenplatz Schwedterstraße)“ statt. Weiter kann man der Einladung entnehmen, dass der Vorstand der Ausstellung seinen Sitz in der Steinstraße 460 (*10) hatte. Weitere Ansichtskarten, die sich im Prenzlauer Archiv befinden, zeigen das Ausstellungsgelände vor der Eröffnung. Eine Karte zeigt einen mit Blumenbeeten, Nadelbäumen, Fahnen und Wimpelketten geschmückten Ausstellungsplatz ohne festes Pflaster. Auf dem Platz stehen große Zelte, in der Optik Häuser und Hütten nachahmend. Am Ende des Platzes wurde ein die gesamte Länge einnehmender überdachter Pavillon aufgebaut, der an einen Tanzboden erinnert. Auf der rechten Seite des Platzes steht eine große abbaubare Halle, die sich über die gesamte Länge des Platzes erstreckt. Der Haupteingang selbst wurde sehr festlich gestaltet und erinnert in seiner Darstellung an eine Burg. Zwischen den Pfeilern steht auf dem Torbogen in großen Buchstaben „HANDWERKS GEWERBE AUSSTELLUNG“.

Eine Ansichtskarte „Gruss von der Handwerks-Gewerbe-Ausstellung Prenzlau“ vom 12. Juli 1905 ist besonders aufschlussreich. Ein Aussteller berichtet seiner Bekanntschaft in Mühlberg an der Elbe über den Gewinn der großen silbernen Medaille.
(Bildseite) „Sende Ihnen und Ihrer Familie viele Grüße von der Gewerbe-Ausstellung und kann Ihnen die freudige Mitteilung machen das meine Arbeiten mit der großen silbernen Medaille prämiiert worden sind. Mit Gruß Ihr Winkler“ (Adresseite) „Teile Ihnen hierdurch noch mit daß ich zum 64. Inf. Regmt. welches hier in Prenzlau steht ausgehoben bin.“
Nun wirft dieses philatelistische Zeitzeugnis Fragen auf, die anhand der aktuellen Quellenlage leider nicht beantwortet werden können. Gab es neben der großen silbernen Preismedaille noch andere Ausführungen, z.B. in Bronze, Vermeil oder gar Gold? Fand die Auszeichnung am 12. Juli 1905, einem Mittwoch statt? Wie viele Preisträger gab es?
Vielleicht schlummern in den Kommoden und Schatzkästchen der Uckermark noch manch andere Zeitzeugnisse dieser Art.
Der Autor wäre für jeden Hinweis dankbar!

Handwerksgewerbeausstellung Prenzlau AK.jpg
Ansichtskarte der Handwerks-Gewerbe-Ausstellung zu Prenzlau – Die Karte zeigt das geschmückte Ausstellungsgelände vor der Eröffnung. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Prenzlau)


Quellen und Hinweise
*1 - Paris = 1855, 1867, 1878, 1889, 1900 / London = 1851, 1862, 1886 / Brüssel = 1897 / Chicago = 1893
*2 - Klaus Priese: Ausstellungen, Messen, Schauen und Börsen in Berlin 1706 bis heute -im Spiegel von Medaillen, Plaketten, Marken, Abzeichen; BoD Norderstedt, 2022
*3 - Klaus Neitmann und Winfried Schich (HRSG): Geschichte der Stadt Prenzlau, 2009, Seite 189
*4 - Geschichte der Stadt Prenzlau, S. 190
*5 - Prenzlauer Stadtlexikon und Geschichte in Daten, Arbeiten des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau e.V. – Band 7, Prenzlau 2005, Seite 268
*6 - Geschichte der Stadt Prenlau, S. 191
*7 - Adressbuch für Prenzlau 1906 – siehe weiter unten Vorstand der Ausstellung
*8 - http://www.zeno.org/Schmidt-1902/A/Mieck,+A.
*9 - Aus drei Jahrhunderten – Ein uckermärkisches Verlagsunternehmen im Wandel der Zeit, Festgabe zur Handwerks-Gewerbe-Ausstellung in Prenzlau 1905; Prenzlau 1905, A. Mieck Verlagshandlung G.m.b.H, Seite 3-4
*10 - Laut Adressbuch aus dem Jahr 1906 war der Kürschnermeister Rudolf Rothenburg an dieser Adresse ansässig. Bei Neitmann und Schich „Geschichte der Stadt Prenzlau“ wird Rothenburg in einem Nebensatz als Organisator der Ausstellung genannt.
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Offizielle Geschenkmedaille des preußischen Prinzregenten von 1859-1860

Beitrag von mimach » Fr 30.12.22 22:02

Offizielle Geschenkmedaille des preußischen Prinzregenten von 1859-1860


Wilhelm I. (1797-1888) übernahm von seinem erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. (1840-1861) dauerhaft die Amtsgeschäfte im Oktober 1858. Am 26.10. 1858 leistete er einen Schwur auf die preußische Verfassung von 1850. Bis zum Tod Wilhelm IV. am 02.01.1861 hatte er den Titel „Prinzregent von Preußen“ inne.
Die hier vorgestellte Medaille mit dem Kopfporträt Wilhelms und der Umschrift „Prinz von Preußen Regent“ wirft einige Fragen auf. In der Sammlung Marienburg wird diese von Emil Bahrfeldt als offizielle Geschenkmedaille des Prinzregenten aufgeführt. Als Referenz gibt Bahrfeldt die Sammlung von Georg Pniower an, welche von der Firma „Adolph Hess Nachf.“ 1894 in Frankfurt a.M. versteigert wurde. Im Versteigerungskatalog wird diese ebenfalls als offizielle Geschenkmedaille des Prinzregenten aufgeführt.
Sollte es sich bei dieser Medaille tatsächlich um ein offizielles Ehrenzeichen handeln? Eine Nachfrage beim Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde e.V., Daniel Krause, brachte folgende sachkundige Antwort:
„Nicht tragbare Preis- und Prämienmedaillen wurden nicht von der General-Ordenskommission betreut, diese lagen in der Zuständigkeit des jeweiligen Stifters und stellten in der Regel eine niederschwellige Ehrung von Verdiensten dar, die nicht durch einen regulären Orden oder ein reguläres Ehrenzeichen kompensiert werden konnten. Diese Medaillen führen leider meist ein Schattendasein in der Fachliteratur.“ (*1)
Zumindest in den einschlägigen Werken ist keine entsprechende Vermerkung vorzufinden. Zeit um wenigstens die greifbaren numismatischen Referenzen für diese scheinbar seltene Medaille zusammenzufassen.


Numismatische Daten

Hersteller: Firma Ostermann, vormals G. Loos (*2)
Medailleur: Heinrich Bubert (Porträt)
Jahr: 1859 bis 1860
Material: Bronze, versilbert
Durchmesser: 41,43 mm
Gewicht: 37,71 g
Referenz:
- Slg. Marienburg 4409: Gold, Gravur: 1859, 41,5 mm / 41,55 g;
- Slg. Pniower 646: Gold, Gravur: 1859, 41 mm / 41,5 g
“Goldene Med. 1859 (v. Loos). PRINZ VON PREUSSEN REGENT
Kopf l. RV. Eichen- und Loorbeerzweig, im Felde vertieft 1859.
Mm. 41. 41,5 Gr. Stglz. Officielle Geschenk-Med. Sehr selten.“;
- Mues / Olding 717 (*3): 41 bis 41,7 mm – Gold wie bei Slg. Marienburg & Slg. Pniower, zudem versch. Auktionen und Privatsammlungen; Silber 28,97 g im Münzkabinett Berlin; Bronze versilbert 37,68 g (dieses Stück)


Medaille - 1858 bis 1861 - Geschenkmedaille des Regenten Prinz Wilhelm (späterer König von Preußen und Kaiser Deutschland) -AV.jpg
Avers: Das Kopfporträt Wilhelms umgeben von der Inschrift: PRINZ VON PREUSSEN REGENT; Signatur unterm Halbsabschnitt: G. LOOS

Medaille - 1858 bis 1861 - Geschenkmedaille des Regenten Prinz Wilhelm (späterer König von Preußen und Kaiser Deutschland) -RV.jpg
Revers: Unten gebundener Kranz, je zur Hälfte aus Lorbeer und Eiche, um ein freies Gravurfeld


Die Medaille ähnelt einer bei Hüsken (Band II) erfassten. Dort als „Prämienmedaille S. K. H. Prinz Wilhelm von 1859“ unter der Nummer 7.213 katalogisiert (kurz: Hüsken 7.213). Die Vorderseite zeigt das gleiche Bildnis Wilhelm I. mit abweichender Inschrift und Signatur.
Inschrift: links vom Kopf „PRINZ VON“ und auf der rechten Seite „PREUSSEN“
Signatur im Halsabschnitt „BUBERT FEC.“ darunter „G. LOOS DIR.“
Das Revers zeigt einen geschlossenen Eichenlaubkranz mit freiem Gravurfeld. Durchmesser 39 mm, keine Gewichtsangabe. Ausführungen in Silber und Bronze bekannt. Hüsken vermutet auch eine goldene Ausführung.
Die hier vorgestellte Medaille wurde von Hüsken nicht katalogisiert. Da Wilhelm als Kronprinzregent bereits offiziell seinen Schwur auf die preußische Verfassung von 1850 am 26.10.1858 tätigte scheint die Annahme des Prägejahres 1859 bei Hüsken irrig.


Es ist anzunehmen, dass das von Heinrich Bubert (*4) erstellte Kopfporträt in der Medaillenmünze Loos bzw. Ostermann für die Geschenkmedaille des Prinzregenten wiederverwendet wurde. Die Medaillenmünze ist dafür bekannt, bei späteren Ausführungen von Teilen desselben Stempels nicht mehr den Medailleur zu nennen.

Bekannt sind goldene Exemplare mit der Gravur der Jahreszahl 1859 und 1860. Für das hier gezeigte versilberte Exemplar konnte vom Autor bisher mit keiner Jahreszahl nachgewiesen werden.

1859 - Gold.jpg
Teuteburger Münzauktion 134, Februar 2021, Los 498
Gold, 12 Dukaten, 41,5 mm / 41,75 g
Gravur: 1859
1860 - Gold.jpg
Künker, Berlin Auktion 2018, Berlin Auktion 2018, Los 211,
Gold, 12 Dukaten, 41,53 mm / 41,45 g
Gravur: 1860



Quellen und Hinweise
*1 - Antwort vom 18.11.2022 auf Nachfrage
*2 - Ludwig Ostermann übernahm 1843 die Mdaillen-Firma G. Loos nach dem Tod von Gottfried Bernhard Loos. Die Medaillen wurden weiterhin mit „G. Loos“ oder „Loos“ signiert.
*3 - Guenter Mues / Manfred Olding: Die Medaillen der preussischen Könige von 1786 bis 1870 – Band III
*4 - Bubert, Heinrich: deutscher Medailleur, in Berlin von 1851-1857 tätig. Er signierte seine Medaillen H.B. oder H. Bubert; auch Bubert F." – Quelle: Forrer, L. "Biographical Dictionary of Medallists", Bd. 1 (London 1904), S. 305
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Nachtrag: Die Flora von Emil Weigand – eine Auszeichnung zweier Berliner Gartenbauvereine

Beitrag von mimach » Di 03.01.23 22:13

Folgende Ergänzung zu "Die Flora von Emil Weigand – eine Auszeichnung zweier Berliner Gartenbauvereine"
viewtopic.php?f=21&t=61947&p=530226#p530226

zu NR. 3 - Die Preismedaille für die Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin 1889
in Bronze: Durchmesser 50,62 mm / Gewicht: 56,94 g
Medaille - E. Weigand - Prämienmedaille der Gartenbaugesellschaft zu Berlin - ohne Jahr - Sommer W 110 in Bronze -AV.jpg
Medaille - E. Weigand - Prämienmedaille der Gartenbaugesellschaft zu Berlin - ohne Jahr - Sommer W 110 in Bronze -RV.jpg

Das Verleihungsetui aus einfachen Lederimitat, Beschriftung in drei Zeilen:
Gartenbau-Gesellschaft | zu | Berlin
Medaille - E. Weigand - Prämienmedaille der Gartenbaugesellschaft zu Berlin - ohne Jahr - Sommer W 110 in Bronze -Etui außen.jpg
Medaille - E. Weigand - Prämienmedaille der Gartenbaugesellschaft zu Berlin - ohne Jahr - Sommer W 110 in Bronze -Etui innen.jpg
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Numis-Student (Di 03.01.23 22:48) • Atalaya (Di 03.01.23 23:22) • Münzfuß (Mi 04.01.23 06:00)
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Mitglied im Verein für Münzkunde Nürnberg
"Wir laden herzlich zu unseren Stammtischen und Vorträgen im Germanischen Nationalmuseum ein!"
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