Medaillen, Schmuck und Propaganda von 1800 bis 1919

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

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Re: Medaillen, Schmuck und Propaganda von 1800 bis 1919

Beitrag von mimach » Do 22.09.22 07:32

Hallo MR,
in den Katalogen von Gleiwitz und Lauchhammer konnte ich die Medaille nicht finden. Auch nicht im Standardwerk von Schmitz. Bei den aktuellen Werken der letzten 40 Jahre auch nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Auswurf der Franzosen handelt, wäre somit hoch.
Es gab jedoch auch genug private Juweliere die diese Medaille als Auftragswerk bei der KPEG oder den anderen Eisenwerken hätten fertigen können.
Du siehst, viele Vermutungen.
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Nachträge: Berliner Eisen „Fer de Berlin“ und die Befreiungskriege

Beitrag von mimach » So 02.10.22 22:47

Die Serie der Bildnismedaillons von Heuberger auf die Teilnehmer am Wiener Kongress ist eine ergiebige Sammelquelle. Insgesamt portraitierte Heuberger 70 Teilnehmer. Einige dieser Porträts wurden auch aus Eisenguss gefertigt, so z.B. meine Katalognummer E-14/3 über den preußischen König Friedrich Wilhelm III. (viewtopic.php?f=21&t=62596&start=45#p561521).

Ein weiteres schönes Beispiel hierfür ist ein vergoldeter Eisenguss auf die:

Teilnahme Schwarzenbergs am Wiener Kongress

Jahr: 1814
Referenz: Tannich Nr. 58 und 59 (*)
Medailleur: Leopold Heuberger

Medaille - 1814 - Leopold Heuberger - Feldmarschall Fürst von Schwarzenberg - Eisenguss vergoldet, mit Henkel, einseitig -AV.jpg
Avers: Brustbild Schwarzenbergs in Uniform von vorn;
Umschrift links und rechts vom Bildnis: FELDMARSCHALL FÜRST VON | SCHWARZENBERG
Unten am Rand die Signatur: L. HEUBERGER F.

Medaille - 1814 - Leopold Heuberger - Feldmarschall Fürst von Schwarzenberg - Eisenguss vergoldet, mit Henkel, einseitig -RV.jpg
Revers: -

Material/Maße: Eisenguss vergoldet, Gewicht 21,15 g / Durchmesser 54,82 mm (mit Henkel 61,81 mm

Tannich führt im Schwarzenberger Jahrbuch eine Ausführung aus Messing von 55 mm Durchmesser und 88,85 g an (Tannich 58). Es wird auch ein Exemplar aus Silber in der Wiener Sammlung erwähnt (Tannich 59).

Quellen:
* - Die Münzen und Medaillen der Fürsten zu Schwarzenberg -aus: Schwarzenbergisches Jahrbuch 1938, von Anton Tannich
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Re: Medaillen, Schmuck und Propaganda von 1800 bis 1919

Beitrag von Zwerg » So 02.10.22 23:09

Halb Off-Topic
In der SZ von heute gibt es ein Interview mit Karel Schwarzenberg
https://www.sueddeutsche.de/politik/oes ... -1.5664332
https://de.wikipedia.org/wiki/Karel_Schwarzenberg

Schönen Abend noch
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Re: Medaillen, Schmuck und Propaganda von 1800 bis 1919

Beitrag von mimach » Mo 03.10.22 09:14

Hallo Zwerg,
den hatte ich beim blättern übersehen. Ein kluger Abkömmling des alten Fürstengeschlechts.
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Patriotischer Münzschmuck - Einleitung

Beitrag von mimach » So 09.10.22 23:11

Patriotischer Münzschmuck - Einleitung


Zu den Eigenarten der numismatischen Sammelobjekte gehören Münzen oder münzartige Gebilde, wie Medaillen oder Medaillons, die zu Schmuck verarbeitet wurden. Durch die Umarbeitung erhält das numismatische Objekt einen neuen Charakter. Das Hervorkehren und Zuschautragen des Regenten, einer hervorgehobenen Persönlichkeit oder eines Anlasses macht das dadurch entstandene Schmuckstück im Auge des Besitzers zu einem patriotischen. In der weiteren Betrachtung werden diese Objekte unter dem Begriff Münzschmuck zusammengefasst.

Nach Tyll Kroha verdanken wir es dem Kunstsinn der Griechen, die all ihre Gebrauchsgegenstände veredelten, dass Geld zu kleinen Kunstwerken wurde. Es sei verständlich, so Kroha, dass diese kleinen fertigen Kunstwerke aus Metall, mit Reliefs von Göttern und mächtigen Irdischen, gelocht, gefasst und zu Amuletten und in Ringen verarbeitet wurden. Von allen Zeitepochen ließen sich Beispiele für gelochte oder gehenkelte Münzen finden.(*1) Wenn Geld seiner eigentlichen Funktion, der Zirkulation als Tausch- bzw. Zahlungsmittel, entzogen, also entfunktionalisiert wurde, so schreibt der Numismatiker Stefan Kötz, dann kann es eine neue, außermonetäre Funktion von großer kulturhistorischer Aussagekraft erlangen.(*2)

Als „Volksschmuck“ wurden Bildnisse auf Medaillen und Münzen des preußischen Königs Wilhelm III. in den Jahren während und nach den Befreiungskriegen von der Bevölkerung getragen. Dieser patriotische Trend verstärkte sich mit der Reichsgründung nach 1871. Vorrangig fanden Reichsmünzen zu 2, 3 und 5 Mark mit dem Relief der drei deutschen Kaiser Verwendung als Münzschmuck. Besonders beliebt waren Münzen des „99-Tage-Kaisers“ Friedrich III. von 1888. Dessen schwere Krankheit und früher Tod erzeugten ein besonders tiefes Mitgefühl unter den Bürgen Deutschlands. Münzen und Medaillen wurden gerne in von Gold- und Silberschmieden hergestellten Rahmen eingefasst. Diese spiegeln den Zeitgeschmack des wilhelminischen Historismus, des Jugendstils und des Weltkrieges wieder. Auch fertige Ketten und Armbänder, mit Münzen und Medaillen nachahmenden Medaillons, wurden durch die Schmuckindustrie vertrieben. (*3)


Ein frühes Beispiel für patriotischen Münzschmuck aus dem Königreich Preußen ist die artfremde Verwendung von Medaillen für Leistungen im Seidenbau. Dieser Ehrenpreis wurde erstmalig im Oktober 1783 ausgegeben. Es war die erste Auszeichnung in Preußen, die von einem nicht-adligen, also einem bürgerlichen wegen seiner Leistung erworben werden konnte. Dieser Staatspreis wurde als Etuimedaille verliehen, durfte also nicht getragen werden.(*3) Exemplare mit deutlichen Tragespuren, Löchern und nachträglich angebrachten Henkeln zeugen jedoch davon, dass die Geehrten ihre Medaillen trotzdem als Schmuck für die erbrachte Leistung zur Schau stellten.
Medaille Landwirtschaft - Preismedaille für Leistungen im Seidenbau - 1786 1. Modell, 3. Ausgabe - Stempelkombi Hoffmann H 38AV und 39RV.jpg
Königreich Preußen – Preismedaille für Leistungen im Seidenbau – diese Ausgabe des Ehrenpreises aus dem Jahr 1786 weist deutliche Tragespuren auf. Das gestopfte Loch, zur Schaustellung an einem Band, ist am oberen Rand deutlich erkennbar.





Quellen und Hinweise
*1 - Tyll Kroha: Schmuck aus Münzen – aus: Das Fenster, Thema 92, 1975
*2 - MONETISSIMO: Aus den Tresoren des Münzkabinetts - 27 Jahrhunderte Münzen, Medaillen & Co.; LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster, Michal Imhof Verlag, 2016, Seite 52
*3 - Elke Bannicke: Patriotischer Münzschmuck in Preußen - Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik, NH 1, 1990 (Num. Hefte 64, DDR)
*3 - Lothar Tewes: Die preußischen Seidenbaumedaillen von 1783-1806; aus: Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik, NH 9, 2001, Seite 138-151
Zuletzt geändert von mimach am Sa 22.10.22 18:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Patriotischer Münzschmuck: Auf die Kaiser des Deutschen Reiches

Beitrag von mimach » Fr 14.10.22 23:51

Auf die Kaiser des Deutschen Reiches und eine falschgeschriebene Kaiserin

Das hier gezeigte Armband zeigt die Bildnisse von drei deutschen Kaisern, des deutschen Kaiserpaares (Willhelm II. und Auguste Victoria) und deren Sohn Friedrich Wilhelm als Thronnachfolger.
Die münzähnlichen Reliefs sind vom Hersteller, die Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, auf einseitigen Medaillons aufgeprägt worden. Diese sind durch Kettenglieder verbunden. Die Schließe befindet sich unter dem letzten Bildnismedaillon. Das silberne Armband ist für ein zierliches Handgelenk hergestellt worden und misst bei einem Gewicht von 31,8 g nur 15 cm Länge.

Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber -AV.jpg

Da auf dem Armband jegliche Hinweise für ein Herstellungsjahr fehlen, ist die Darstellung auf zwei Medaillen für die zeitliche Einordnung hilfreich. Zuerst betrachten wir die größte Medaille im Zentrum des Armbands. Es zeigt Wilhelm II. und seine Frau Auguste Victoria. Interessant ist die Umschrift. Darin wird der Name der Kaiserin falsch geschrieben: AUGUSTA anstelle von AUGUSTE. Dieser prominente Fehler ist bereits von den preußischen Staatsmedaillen für besondere Ehejubiläen bekannt. Nach der Krönung Wilhelms II. kam die neue Ehejubiläumsmedaille mit dem falsch geschriebenen Namen vom Januar 1889 bis Oktober 1890 zur Ausgabe. Der Fehler ist dahinein nachvollziehbar, dass die vorletzte Kaiserin (die Schwiegermutter von Auguste) Augusta Victoria hieß. Dieser Fehler ist somit ein Hinweis auf die Erstellung des Prägebildes im Zeitraum kurz nach der Krönung Wilhelm II.
(Zu der falsch geschrieben Medaille siehe: Preußische Staatsmedaillen für Ehejubiläen – Teil 2 viewtopic.php?f=21&t=61947&start=90#p544472 )

Der zweite und gewichtigere Hinweis findet sich im äußeren linken Medaillon. Es zeigt Wilhelm den Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen. Wilhelm von Preußen wurde 1882 geboren. Das Bildnis zeigt einen etwa sechsjährigen Jungen von vorn in Uniform.
Durch beide Hinweise ist die Entstehung des Armbands in den Jahren 1888/89 als sehr wahrscheinlich anzunehmen.


Hersteller: Medaillen-Münze Otto Oertel
Entstehung: 1888/89
Material: Silber
Gewicht: 31,38 g
Abmessungen:
Medaillon im Zentrum 28,4 mm
Restlichen 4 Medaillon 22,5 mm
Gesamtlänge ca. 15,5 cm

Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber -RV.jpg

Das Bildnis des regierenden Kaiserpaares wurde in die Mitte des Armbands gesetzt.
Es hat einen Durchmesser von 28,4 mm und zeigt das, zu dem Zeitpunkt der Entstehung, regierende Kaiserpaar: Wilhelm II. und Auguste Victoria (1888-1918).
Die Umschrift: WILHELM II DEUTSCHER KAISER KÖNIG V.PR. * AUGUSTA VICTORIA KAISERIN KÖNIGIN *
Unter dem Armabschnitt die Signatur des Herstellers: OERTEL BERLIN
Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber - Detail 2.jpg

Links von dem Medaillon mit dem Bildnis vom Kaiserpaar wurde ein Medaillon mit dem Großvater Wilhelm II. gesetzt, das vom ersten Kaiser des Deutschen Reiches: Wilhelm I. (ab 1861 Konig Preußens, ab 1871 bis 1888 deutscher Kaiser).
Es gehört zu den insgesamt 4 kleineren Medaillons mit einem Durchmesser von 22,5 mm.
Die Umschrift: WILHELM DEUTSCHER KAISER KÖNIG V. PREUSSEN *
Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber -Detail 6.jpg

Rechts vom Kaiserpaar findet sich ein Medaillon mit dem Bildnis des Vaters von Wilhelm II. : Friedrich III. (1888).
Die Umschrift lautet: FRIEDRICH DEUTSCHER KAISER KÖNIG V. PREUSSEN*
Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber - Detail 3.jpg

Rechts außen befindet sich ein Medaillon mit dem Porträt von Wilhelm II. (1888-1918) selbst.
Die Umschrift lautet: WILHELM DEUTSCHER KAISER KÖNIG V. PREUSSEN *
Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber - Detail 4.jpg

Links außen liegt das Medaillon mit dem Sohn Wilhelm II., dem Thronfolger Wilhelm (geb. 1882).
Die Umschrift lautet: WILHELM KRONPRINZ D.DEUTSCHEN REICHES U.V.PREUSSEN. *
Münzschmuck - Auf die Kaiser des Deutschen Reiches - Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel, ca. 1888-89 - Silber -Detail 5.jpg
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Patriotischer Münschmuck: Der Siegestaler von 1872 als Auszeichnung eines Kegelvereins im Jahr 1908

Beitrag von mimach » Mo 31.10.22 23:19

Der Siegestaler von 1872 als Auszeichnung eines Kegelvereins im Jahr 1908

Der Siegestaler ist von sich aus ein numismatisches Objekt mit patriotischer Natur par excellence. Als Münze mit dem Nominal eines Talers hat diese den Charakter einer Medaille. Sie ist als Erinnerungsstück an den „glorreichen Krieg gegen Frankreich“ (1870/71) konzipiert worden. Die Jahreszahl auf dem Revers ist mit 1871 angegeben, was bei dieser Münze einem Gedenkjahr entspricht. In diesem Fall Preußens Sieg über Frankreich. Die tatsächliche Ausprägung wurde von Kaiser Wilhelm I. am 11.04.1872 genehmigt.
(Mehr zum Siegestaler siehe Schaukasten Brandenburg-Preußen viewtopic.php?f=21&t=61947&start=15#p522768 )

Vom Siegestaler finden sich immer wieder zu Münzschmuck verarbeitete Exemplare am Markt. Das hier vorgestellte Stück wurde zu einer tragbaren Auszeichnung eines Kegelvereins umfunktioniert. Der „Localverband Halle“ überreichte diese Auszeichnung an das Mitglied, welches die meisten Punkte bei einem vorab festgelegten Spiel über den Zeitraum des Jahres 1908 sammeln konnte.


Hersteller: Münze Berlin / Veränderungen durch unbekannten Goldschmied
Medailleur: Avers durch Emil Weigand, Revers durch Friedrich Wilhelm Kullrich
Jahr: 1872 / 1908
Material: Silber
Durchmesser: 33,08 mm, mit Henkel 38,09 mm
Gewicht: 19,85 g
Referenz: Jaeger 99 (Band 9: Königreich Preußen), Sommer W 16

Münzschmuck - Anhänger - Vereinsabzeichen_Königskegeln Halle 1908_aus Siegestaler Prägejahr 1872 -AV.jpg
Avers:
Im Zentrum der Kopf Wilhelm I.
Die originale Inschrift „WILHELM KOENIG VON PREUSSEN“ wurde geglättet und anschließend durch folgende Gravur ersetzt:
Oben bogig: Königs – Kegeln
Unten bogig: Localverband | Halle
Mittig, links und rechts vom Bildnis die Jahreszahl: 19 | 08

Münzschmuck - Anhänger - Vereinsabzeichen_Königskegeln Halle 1908_aus Siegestaler Prägejahr 1872 -RV.jpg
Revers: Borussia auf Thron mit Krone, Schwert und Adlerschild.
Die Inschrift oben bogig, links und rechts vom Bildnis: SIEGES | THALER
Unter dem Sockel die Jahreszahl: 1871
Rand: GOTT MIT UNS
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Patriotischer Münzschmuck: 200 Jahre Königreich Preußen - 2 Mark von 1901 als Brosche

Beitrag von mimach » Do 02.02.23 22:24

200 Jahre Königreich Preußen – 2 Mark Stück von 1901 als Brosche

Die Gedenkmünze auf den 200. Jahrestag des Bestehens des Königreich Preußens wurde in den Werten zu 2 und 5 Mark herausgegeben. Dieses Zweimarkstück mit einer Auflage von 2,6 Millionen wurde durchs Einfassen zu einer patriotischen Brosche umfunktioniert. Die Bildnisse des ersten Preußenkönigs Friedrich I. und Wilhelm II. wurden somit zum Schmuck und zum Bekenntnis des Trägers zur Monarchie. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Wilhelm II. auch der letzte König von Preußen sein sollte.


Numismatische Daten

Hersteller: Münze Berlin / Fassung unbekannt
Medailleur: Entwurf des Avers von Prof. Emil Döpler (*) , Stempel von Otto Schultz (**) ; Revers von Otto Schultz
Jahr: 1901
Material: Silber
Fassung: Die Münze eingefasst in Schmuckrahmen aus versilbertem Kupfer, rückseitig mit Scharniernadel
Durchmesser: 40,38 mm mit Fassung, ohne Fassung Sollmaß 28,00 mm
Gewicht: 14,26 g mit Fassung, Sollgewicht ohne Fassung 11,11 g
Referenz: Jaeger 105

Münzschmuck - Brosche - 2 Mark 1901 - 200 Jahre Preussen -AV.jpg
Avers: Doppelbüste der preußischen Könige Friedrich I. und Wilhelm II.,
Friedrich I. mit Lorbeerkranz und Wilhelm II. mit Helm, beide nach links blickend;
Umschrift bogig, geteilt durch den Königsadler auf dem Helm Wilhelms:
+ FRIEDRICH.I.1701. | WILHELM .II.1901.
Münzschmuck - Brosche - 2 Mark 1901 - 200 Jahre Preussen -RV.jpg
Revers: Im Feld der Reichsadler,
Oben Umschrift, bogig: DEUTSCHES REICH 1901
Unten: ZWEI MARK



(*) - Emil Döpler (1855-1922) - Maler, Zeichner, Kunstgewerbler, seit 1889 Professor an der Schule des Kunstgewerbemuseums Berlin
(**) - Otto Schultz (1848-1911) - Münzmedailleur, ab 1889 zweiter und ab 1905 erster Münzmedailleur an der Königlichen Münze Berlin
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Bayerischer Rockstecker mit 5 Mark Preußen von 1888

Beitrag von mimach » So 19.02.23 21:11

Münzschmuck - Charivari Bayern - Rockstecker mit 5 Mark 1888_99_Tage_Kaiser - ca 1910.jpg
Dieses Charivari aus Bayern wurde als Trachtenschmuck dekorativ am Rock (Herrenjacket) oder am Gürtel getragen. Anders als beim üblichen Charivari fehlen bei diesem Rockstecker die dekorativen Anhänger wie Schlüssel, Plaketten, Hirschhörner, Tierklauen. Dafür befindet sich an der langen Silberkette ein Schließring, an dem sich z.B. eine Taschenuhr befestigen ließ. Gerne mag man sich vorstellen, dass eine solche Handarbeit als Schmuck bei Volks- und Schützenfesten aufgetragen wurde.

Wie bei solchen Rocksteckern üblich, besteht das dekorative Zentrum aus einer Münze. Diese wurde in einem vergoldeten Schmuckrahmen eingefasst. Rückseitig wurde an die Münze eine lange Zunge zum Einhängen in den Gürtel oder einer Rocktasche befestigt sowie zwei silberne Ketten, die unten am Verschlussring enden. An diesem Ring könnte eine Taschenuhr oder ein anderer Wertgegenstand befestigt worden sein.
Die Münze im Zentrum wurde durch die kunstvolle Einarbeitung zu einem Talisman. Es handelt sich dabei um ein 5-Mark-Stück aus dem Jahr 1888 mit dem Bildnis des beim Volk beliebten Friedrich III., der bis zu seinem Tod durch Kehlkopfkrebs nur 99 Tage als deutscher Kaiser und König von Preußen regierte.
Charivaris sind massiv silberne oder versilberte Schmuckketten an die Edelsteine, Geldstücke, Medaillen, Hornscheiben, Geweihstücke, Tierpfoten, Dachsbärte, Zähne von jagdbaren Tieren oder Ähnliches angebracht werden können. Das Wort hat seinen Ursprung im Französischen und kam während der napoleonischen Zeit nach Deutschland. Es bedeutet soviel wie Lärm, Radau, Katzenmusik oder Spektakel. Traditionell wurde es von Männern an der Hose oder Tracht getragen. Das Charivari diente als Schmuck oder als Talisman für eine erfolgreiche Jagd und war ein wertvolles Statussymbol. Entstanden ist es wahrscheinlich aus einer Uhrkette, die am Knopfloch befestigt und mit Trophäen behängt wurde. Charivaris durften nicht gekauft, höchstens verschenkt werden und wurden über Generationen weitergegeben.(*1) Charivaris sollen ursprünglich von Landwirten getragen worden sein. Es lassen sich jedoch auch historische Porträtfotos von in Tracht gekleideten und mit Charivari geschmückten Frauen finden.

*1 - Wikipedia: Charivari (https://de.wikipedia.org/wiki/Charivari_(Schmuckkette) , aufgerufen am 17.02.2023)


Numismatische Daten

Hersteller: Münze Berlin / Fassung unbekannt
Medailleur: Emil Weigand
Jahr: 1888
Material: Silber
Maße: Gesamtlänge mit ca. 205 mm, Münzfassung 64 mm, Ringdurchmesser 48 mm;
Sollgewicht der Münze 27,78 g / Durchmesser 38 mm
Gewicht: 79 g mit Fassung
Referenz: Jaeger 99
Fassung: Die Münze eingefasst in einem vergoldetem Dekorkranz aus 835 Silber


Münzschmuck - Charivari Bayern - Rockstecker mit 5 Mark 1888_99_Tage_Kaiser - ca 1910 -AV.jpg
Avers: Das Bildnis Friedrich III. nach rechts, unterhalb der Münzbuchstabe „A“ für Berlin, die Umschrift: FRIEDRICH DEUTSCHER KAISER KÖNIG V. PREUSSEN

Münzschmuck - Charivari Bayern - Rockstecker mit 5 Mark 1888_99_Tage_Kaiser - ca 1910 -RV.jpg
Fassung und die Anbringung der silbernen Zunge und der Ketten sind auf der Rückseite gut zu erkennen. Die Münze wie auch die Fassung zeigen deutliche Abnutzungsspuren durch Gebrauch.

Revers: Im Feld der Reichsadler,
Oben Umschrift, bogig: DEUTSCHES REICH 1888
Unten: * FÜNF MARK *

Trachten Bayern #1.jpg
Trachten Bayern #2.jpg
Die Sammelbilder der Firma „Seelig“ entstanden um das Jahr 1900. Insgesamt wurden auf 100 Marken im Kleinformat (ca. 35 x 52 mm) Volkstrachten aus dem deutschsprachigen Raum vorgestellt. Nummer 67 + 68 (Fränkische Schweiz), 71 (Jachenau), 72 (Bayern), 87 (Dachau), 88 (Schliersee) und 89 (Jachenau) zeigen Trachten aus den königlich bayerischen Regionen.
Das Tragen von Dirndl und sehr kurzen Lederhosen auf den Volksfesten in Bayern ist eine junge Erscheinung, die seit den 1990er Jahren immer mehr in Mode gekommen ist. Vor über hundert Jahren wäre das Zeigen von nackten Armen, Beinen und Dekolleté bei Volksfesten unsittlich gewesen. In München ging Mann mit feinem Beinkleid oder Uniform, Frau im englischen Stil gekleidet auf das Oktoberfest.
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Arthur Schopenhauer (So 19.02.23 21:26) • TorWil (So 19.02.23 21:33) • KarlAntonMartini (So 19.02.23 22:21) • Pfennig 47,5 (So 02.04.23 12:40)
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Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten

Beitrag von mimach » So 17.03.24 21:22

Befreiungskriege - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten des Jahres 1813

Im Jahr 1813, dem ersten der sogenannten Befreiungskriege, wurden viele Schlachten geschlagen die auf das Erfolgskonto der Verbündeten Preußen, Rußland, Österreich und Schweden gingen.
Diese Steckmedaille aus Zinn enthält 12 miteinander verbundene, doppelseitige Kupferstiche mit Darstellungen von Schlachtszenen und Beschreibungen.

Jahr: 1813
Medailleur: Stettner
Material: Zinn
Durchmesser: 51,30 mm
Gewicht: 32,95 g
Referenzen: Slg. Marienburg (Band 2) Nr. 3723 (in Silber und colorierten Kupferstichen), Slg. Julius 2732

Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten - von Stettner -AV.jpg
Avers: Umschrift: EINTRACHT ÜBERWINDET ALLES.
Tempel mit sieben Säulen, an welchen sieben Wappenschilder und oben quer die Inschrift: HEIL EUCH VEREINTEN
Im Abschnitt: 1815, rechts St: (Stettner.)

Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten - von Stettner -RV.jpg
Revers: Umschrift: GERECHTIGKEIT WEISHEIT U: EINIGKEIT BEGLÜCKEN .D: MENSCHHEIT
Die drei Tugenden personifiziert. Im Abschnitt "Tho: Stettner.
Steckmedaille: als Einlage zwölf Schlachtenbilder mit Erklärung


Inhalt in Bildern:
Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten - Stiche 1-4.jpg
Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten - Stiche 4-6.jpg
Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten - Stiche 7-10.jpg
Befreiungskriege - 1813 - Steckmedaille auf die Sieger der Verbündeten - Stiche 11-12.jpg
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Arthur Schopenhauer (So 17.03.24 21:28) • Atalaya (So 17.03.24 21:40) • Numis-Student (So 17.03.24 21:57) • didius (So 17.03.24 22:49) • KaBa (Mo 18.03.24 09:47) • Chippi (Mo 18.03.24 17:55)
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"Wir laden herzlich zu unseren Stammtischen und Vorträgen im Germanischen Nationalmuseum ein!"
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