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Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Fr 17.11.23 22:41
von antisto
Ich habe mir eine dieser satirischen großformatigen Karl Goetz Medaillen aus den Anfängen der Weimarer Republik angeschafft. Die darin enthaltenen Botschaften sind sicherlich nach heutigem Empfinden mehr als zweifelhaft, teilweise auch unverhohlen rassistisch, aber darin war der Münchner Bildhauer und Medailleur eben ein Geist seiner Zeit, ein Opportunist und dennoch ohne Zweifel in seiner Darstellungskraft genial.
Der heutige Zeitgeist gebietet nichtsdestotrotz, und das lasse ich hier umkommentiert, dass man sofort gewillt ist, sich für so eine Anschaffung zu rechtfertigen, sofern man nicht zu der beängstigend wachsenden Minderheit gehört, die die eigene Geschichte mit ihren Gräueltaten verleugnet oder gar verherrlicht.
Und nun zu meiner Frage: Die Medaille ist fast gussfrisch und so „scharf“ gegossen, dass sich für mich ein späterer Guss eigentlich definitiv ausschließt. Auch der angegebene Durchmesser stimmt. Allerdings weicht das das Gewicht mit 57,85 g gegenüber den üblicherweise angegebenen über 64 g um ca. 10 % nach unten ab.
Ist das im Rahmen, oder wie lässt sich diese Gewichtsabweichung erklären?
Danke für eure Antworten,
AS

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Fr 17.11.23 23:48
von Zwerg
Es gibt Medaillen von Goetz auch in diesem Gewicht, das ist kein Argument für irgendetwas. Wichtiger ist eigentlich der Durchmesser.
Die zeitliche Einordnung ist allgemein ein wenig schwierig.
Sein Sohn Guido Goetz hat wohl nachproduziert.
Ein Großteil der Stempel ist vor einigen Jahren bei Heritage verkauft worden.
Moderne Fälschungen von Silbermedaillen mit fehlerhafter Randschrift sind wohl auch auf dem Markt.

Grüße
Klaus

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Sa 18.11.23 00:03
von Lackland
Hallo Antisto,

könntest Du bitte Fotos Deiner Medaille hochladen?

Dann lässt es sich besser diskutieren… Danke!

LG

Lackland

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Sa 18.11.23 10:07
von Lutz12
Sehe ich genaus so. Gewichtsdifferenzen bei unedlen Metallen sind auch heute an der Tagesordnung, bei Prägemedaillen - und mehr noch bei Gussmedaillen.
Entscheidend ist der Durchmesser, der bei Nachgüssen durch den Gussschwund in der Regel kleiner ist. Im Angebot finden sich (wegen der Beliebtheit der Goetz-Medaillen) mehr Nachgüsse als Originale. Insofern lohnt es sich eine Materialsammlung anzulegen um alle Angebote einordnen zu können, wobei man auf die Seriosität der Quellen achten muss. Dort wird man dann erkennen, dass es "Reihen" gibt, die in Stufen beweisen, dass auch viele Abgüsse von Abgüssen im Umlauf sind. Wenn Du noch genaueres zu Deiner Medaille mitteilst (am besten mit Bild) könnte ich u.U. mehr dazu beitragen.
Gruß Lutz

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Sa 18.11.23 11:55
von antisto
Danke für eure Rückmeldungen und hilfreichen Informationen.
Das Motiv ist hinlänglich bekannt und war wohl bereits damals so anstößig, dass in einer Neuauflage der Phallus in einen Baumstamm verwandelt wurde. :!:
58,47 mm, 57,85 g

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Sa 18.11.23 12:24
von Lackland
Hallo,

auch wenn das Motiv ‚anstößig‘ ist: Es ist ein Stück Zeitgeschichte - und als solches sehe ich es.

Schöne Medaille! Ich sehe grundsätzlich erst mal keinen Grund, an der Echtheit zu zweifeln. Es ist ein scharfer, sauberer Guss. Und wie meine Vorredner schon sagten: Die Gewichtsabweichung ist bei Abschlägen in unedlem Metall tatsächlich nicht ungewöhnlich!

Dein Stück ist auf jeden Fall klar und deutlich von den, leider in Massen auftretenden, Nachprägungen bei Ebay zu unterscheiden. Zumal diese meist einen Durchmesser von 40 mm haben.

Viele Grüße

Lackland

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Sa 18.11.23 18:59
von Lutz12
Dein Stück wirkt echt. Speziell bei diesem Motiv existieren massenhaft Nachprägungen / Güsse. Vom Material kenne ich es als Bronzeguss, Eisen, Aluminium und Kupfer. Bei den Bronzegüssen existieren Durchmesserangaben (nach meinen Aufzeichnungen) zwischen 55,6 und 59,1 mm bei Gewichten für als Original einzuschätzende Stücke von 61,7 - 64,7 g. Bei den Nachgüssen habe ich Gewichte zwischen 53,25 und 55,69 g erfasst.
Wie Du siehst ist eine exakte Aussage anhand dieser Zahlen schwer möglich. Anderseits sind meine Aufzeichnungen dazu eher zufällig entstanden - eine wissenschaftliche Herangehensweise mit Auswertung vieler (Saal-)-Auktionsbeschreibungen würde die Kriterien zur Abschätzung Original/Nachguss wohl deutlich verbessern, ich kann es aber nicht leisten. Wäre für Goetz-Sammler aber eine dankbare Aufgabe :-).
Beste Grüße
Lutz

Re: Gewichtsschwankungen Goetz Medaillen

Verfasst: Sa 18.11.23 21:23
von antisto
Danke für eure Rückmeldungen und Bestätigungen meiner Einschätzung,
Ich gehe auch davon aus, dass das Stück echt im Sinne von den original Gussformen ist.
Die Gewichtsschwankungen sind doch größer als gedacht.
Bei Künker (Elive März 2920, Los 9284) fand ich ein Stück, dass 55,95 g wog und sicherlich echt war.
Beste Grüße!
AS