4 Medaillen

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

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rock-fossile
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4 Medaillen

Beitrag von rock-fossile » So 05.09.04 17:27

Hallo zusammen!

Vorab bitte ich schon mal um Nachsicht mit meiner amateurhaften Ausdrucksweise - ich bin völliger Laie in der Numismatik.

In einem Nachlass habe ich neben "normalen" Münzen auch einige Medaillen gefunden, über die ich via google nichts herausfinden konnte. Da meine Bilder nur auf meinem Rechner sind, kann ich diese hier wohl nicht einstellen, also beschreibe ich die Stücke so gut ich kann.

1. Eine recht schwere Bronzemedaille (etwa 44 mm Durchmesser, ca 5 mm Randstärke, ca. 49 Gramm). Rand glatt.
Auf der Vorderseite zwei nach links blickende Männerköpfe: KURFÜRST IOACHIM II. 1539 und KÖNIG FRIEDRICH WILHELM III. 1839. Das steht auch so um die Köpfe herum.
Auf der Rückseite ein biblisches Szenario aus 6 stehenden und 2 knieenden Figuren. Die zentrale Figur und 2 rechts davon stehende blicken nach links, die 2 links knieenden und die 3 dahinter stehenden nach rechts. Die zentrale Figur hält in der rechten Hand einen Weinkelch (?). Um die Szene steht folgender Text, oben: TRINKET ALLE DARAUS * MATTH. 26 v. 27; unten: SUCHET IN DER SCHRIFT SIE ISTS DIE VON MIR ZEUGET * IOH. 5 v. 39.

Unter der Szene steht noch in 2 Zeilen und kleinerer Schriftgröße der Text: DIE STADT BERLIN ZUM 9. NOV. 1839

Die Medaille ist in einem passenden roten Schuber untergebracht. Auf dem Boden ist handschriftlich die "dritte Säcularfeier der Einführung der Reformation" erwähnt.

2. Kupfermedaille von 1691, ca. 43 mm Durchmesser, ca. 3 mm Randstärke, ca. 35 Gramm. Rand glatt.
Vorderseite: Ein nach rechts blickender Friedrich (?) (Kopf) und die Inschrift: FRIDER * III * DG * M * BRAND * S * R * I * A * C * ET * ELEC *
Unter dem Portrait steht noch A. FALTZ
Rückseite: Eine Palme mit 4 Wappen in Form von Kokosnüssen - die Inschriften auf den Wappen kann ich leider nicht entziffern. Links neben der Palme steht eine weibliche (?), behelmte Figur mit Engelsflügeln, die das unterste der Wappen mit beiden Händen berührt und die anderen ansieht. Die Inschrift rund um das Bild: GLORIA LEGIONVM BRENNERONIC. Unter dem Bild die Jahreszahl 1691.

3. Medaille aus nicht erkennbarem, nicht-magnetischem Metall, ca. 43 mm Durchmesser, ca. 2 mm Randstärke, ca. 19 Gramm. Rand glatt.

Vorderseite: Ein nach rechts blickender Heinrich (Kopf) mit Lorbeerkranz. Inschrift: F * L * HENRICUS BORUSSIAE PRINCEPS *
Unter dem Portrait steht in sehr kleiner Schriftgröße: ABRAMSON (sofern ich das richtig entziffert habe).
Rückseite: Ein Helm mit Federn auf einem liegenden Schild. Inschrift: PROXIMOS OCCUPANS HONORES. Unter dem Bild in 2 Zeilen:
NAT: MDCCXXVI (also 1726).

4. (wahrscheinlich die am leichtesten zu bestimmende) Silbermedaille, ca. 29 mm Durchmesser, 1 mm Randstärke, ca. 7 Gramm. Rand glatt.

Vorderseite: Nach rechts blickender Kopf von Wilhelm I, darunter Lorbeerzweige. Inschrift: WILHELM I DEUTSCHER KAISER.
Rückseite: Abbildung eines Reiterdenkmals mit insgesamt 4 Firguren (incl. Reiter), am Sockel 2 Löwen, nach links und rechts blickend. Inschrift: ZUM 100. GEBURTSTAG 1797 - 1897.

Es wäre sehr nett, wenn mir jemand ein wenig weiterhelfen könnte. Es eilt auch nicht - ich bin ohnehin erst in frühestens einer Woche wieder hier. Zudem lagen die Stücke teilweise etliche Jahrzehnte unbeachtet herum, da kommt es auf einen Tag nun wirklich nicht an ... :wink:

Vielen Dank schon mal vorab - auch für Ihre Geduld! :wink:

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Lutz12
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Beitrag von Lutz12 » So 05.09.04 17:57

Hallo,
bei der Nr. 1 handelt es sicher um die unten abgebildete Medaille.
1839, existiert auch in Zinn, Medailleur Pfeuffer, 44,5 mm, in Zinn ca. 41,6 g
Auf die 300 Jahrfeier der Reformation in Berlin 1539 – 1839, Brustbilder von Kurfürst Joachim II. 1539 und König Friedrich Wilhelm III. 1839, Umschrift im Kreis / kirchliche Szene, Umschrift, in Erhaltung ss ca. 20 € Wert (eine recht häufige Medaille).
Gruß Lutz12
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Berlin 1839 - 35 RS.jpg
Berlin 1839 - 35 VS.jpg

rock-fossile
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Beitrag von rock-fossile » So 05.09.04 18:15

Hallo Lutz12,

besten Dank für Ihre schnelle Reaktion. Sie haben zwei Bilder angehängt, allerdings kann ich diese nicht sehen. Stattdessen erscheint der Text:

"Dieses Bild ist GEKLAUT von www.numismatikforum.de - zum vergrößern klicken." Wenn ich das mache, erscheint: "You are not authorized to view, download or link to this Site."

Gibt es einen "Trick" in diesem Forum, den ich übersehen habe, um die Bilder ansehen zu können?

Danke!

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Beitrag von klaupo » So 05.09.04 18:25

Zu dem Betrachtungsproblem kann ich leider nicht zur Klärung beitragen. Aber diese Reformationsmedaille ist offenbar so häufig, daß ich meine nicht mehr vorzuzeigen brauche. :D

Dafür hier etwas zu lesen: Abraham Abramson (1754 -1811) war wie sein Vater ein begnadeter Stempelschneider und hochgeachtetes Mitglied der jüdischen Gemeinde in Berlin. Zu seinen Portraitmedaillen zählen Werke auf Moses Mendelsohn und Immanuel Kant. Als führende Mitarbeiter der Berliner Münze bestimmten beide wesentlich das Bild des preußischen Hartgelds. Ein Artikel in der MünzenRevue 5 / 2002 stellt die beiden Männer ausführlicher vor. Ich bin sicher, daß noch weitere Infos folgen!

Gruß klaupo

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Beitrag von Lutz12 » So 05.09.04 19:17

Hallo,
ich finde es ja gut, dass die hier eingestellten Bilder geschützt werden, zu dem technischen Problem kann ich aber nichts sagen, weil keine Ahnung davon :( . Vielleicht mal eine PN an den Administrator senden.
Gruß Lutz12
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Beitrag von rock-fossile » So 05.09.04 22:12

Herzlichen Dank für alle bisherigen Beiträge! :D

Zumindest sehe ich jetzt die Originalbilder (Vergrößerung hat einmal geklappt, danach kam wieder der Text "You are not authorized..."). Egal, es ist genau die Medaille.

Der Erhaltungsgrad ist allerdings wesentlich besser als auf den Bildern - wie gesagt, die Medaille ist in einem kleinen Schuber aufbewahrt, sodass keine Beschädigungen aufgetreten sind.

Jetzt bin ich - wie auch schon gesagt - erstmal 1 Woche weg.

Ciao rock-fossile :)

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Beitrag von rock-fossile » Mo 13.09.04 15:34

Hallo zusammen,

bin wieder im Lande. Hat noch jemand Ideen zu meinen 3 anderen "Kandidaten", insbesondere Nr. 2 und Nr. 3?

Herzlichen Dank vorab!

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 13.09.04 17:51

Zu FALTZ findet sich bei FORRER ein dreiseitiger Eintrag, er hieß aber RAIMUND mit Vornamen: Er war Schwede und lebte von 1658 bis 1703, seit 1688 in Berlin; zwischenzeitlich war er in Frankreich und Schweden (auch in der Pommerschen Münze) tätig. Diese Medaille ist bei Forrer nicht erwähnt, aber sie würde in die dort aufgezählte Reihe passen.
Grüße, KAM
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Beitrag von rock-fossile » Di 14.09.04 11:06

Hallo KAM,

besten Dank für Ihre schnelle Antwort! :D

Ist das nun ein gutes oder ein eher schlechtes Omen für den Wert der Medaille, wenn sie bei Forrer nicht erwähnt wird?

Als (wie schon erwähnt) absoluter Laie :oops: vermute ich, dass Forrer DAS Standardwerk über Medaillen ist? Oder gibt es andere Optionen, solche Stücke halbwegs sicher zu taxieren, ohne sich durch Tausende Seiten Fachliteratur beißen zu müssen?

Gruß, rock-fossile

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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 14.09.04 12:35

Leonard Forrer war ein britischer Numismatiker von Schweizer Herkunft, er publizierte vor 1900 erstmals das Bigraphical Dictionary of Medallists, die endgültige Ausgabe erschien ab 1904, es gibt einen Nachdruck in 8 Bänden von 1987. Forrer hatte die Vorstellung alle Medailleure weltweit in der Zeitspanne von 500 v. Chr. bis 1900 vorzustellen, die wesentlichen Werke aufzuzählen und Quellenangaben beizufügen. Das Werk enthält Angaben zu über 10.000 Künstlern und ist heute noch ein wichtiges Standardwerk, wenngleich in vielen Details zwischenzeitlich verbesserungswürdig. Ein Standardwerk über Medaillen ist es nicht, so etwas gibt es auch nicht, jedenfalls nicht für Medaillen an und für sich, dazu ist das Gebiet zu umfangreich. Und Wertangaben: das ist bei Medaillen noch schwieriger als bei Münzen, weil die Vielfalt größer und der Markt viel enger ist. Eine Bewertung ist nur durch Durchsicht von Auktionskatalogen nach den Ergebnissen ähnlicher Stücke möglich, oder du fragst einen auf Brandenburg/Preußen spezialisierten Händler oder Auktionator. Die Medaillen aus dem 19. Jahrhundert dürften deutlich weniger bringen, als die beiden älteren Stücke, sofern es sich bei letzteren um Originale und nicht um spätere Abgüsse handelt. Eine Ferndiagnose des Wertes wäre schon deshalb nicht möglich. Ist leider so kompliziert, aber anders wäre das Sammeln ja auch langweilig...Grüße, KAM
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Beitrag von rock-fossile » Di 14.09.04 15:36

KarlAntonMartini hat geschrieben:... Und Wertangaben: das ist bei Medaillen noch schwieriger als bei Münzen, weil die Vielfalt größer und der Markt viel enger ist. Eine Bewertung ist nur durch Durchsicht von Auktionskatalogen nach den Ergebnissen ähnlicher Stücke möglich, ... Ist leider so kompliziert, aber anders wäre das Sammeln ja auch langweilig...Grüße, KAM
Vielen Dank, KAM, ich hab' s geahnt und befürchtet. :wink:
Wenn ich aber mir jetzt noch ein - zugegeben mich reizendes, weil interessantes - "Laster" zulegen sollte, bekomme ich von meiner Frau garantiert eine tiefgelbe Karte, vielleicht sogar mit gehörigem Rotanteil gezeigt ... :wink: :lol:

Im Zuge meiner eigenen Recherchen bin ich speziell zu Raimund Faltz auf ein kleines Buch gestoßen:

"Medailleur des Königs - Raimund Faltz 1658 - 1703" von Wolfgang Steguweit, erschienen 2003, ISBN 3-88609-477-4; Preis 10 €

Vielleicht ist das ja auch für den/die eine/n oder andere/n hier im Forum interessant?

Gruß, rock-fossile

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 15.09.04 09:44

sag Deiner Frau einfach, daß Münzensammeln dafür garantiert, daß Du kein Geld und keine Zeit mehr für andere, teurere oder lasterhaftere Beschäftigungen haben wirst und sie obendrein nach Deinem Tod noch eine wertvolle Sammlung verkaufen kann, viele Grüße, KAM :-)
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Beitrag von rock-fossile » Mi 15.09.04 12:03

:lol: :lol: :lol:

Dann zitiere ich aber auch die Quelle - dann haben wir beide ein ernstliches Problem! :wink: :lol:

klaupo
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Beitrag von klaupo » Mi 15.09.04 15:26

Hier kommt vielleicht ein Argument für die Wertanlage ... :D

Deine 3. Medaille, das Werk von Abramson, sollte aussehen, wie unten abgebildet. Geprägt wurde sie auf den Tod des Prinzen Heinrich von Preußen (1726 - 1802), den Bruder Friedrichs des Großen. Deshalb auch die Umschrift um den Adler Proximos occupans honores, frei übersetzt Er hat die zweithöchste Stelle eingenommen (nach Friedrich II). Obwohl er immerhin mal Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte - und nicht wollte, sind von ihm nur ganz wenige Medaillen bekannt. In der Sammlung Paul Hencke, Brandenburg preußische Münzen und Medaillen, Nachdruck Berlin 1987, ist sie aufgeführt. Etwas irritierend ist der Durchmesser, den du angibst: Das Original sollte 37 mm messen, und du schreibst 43 mm. Wenn’s also kein jüngerer Nachguß ist, dürfte sich für dieses Stück durchaus ein Interessentenkreis finden. :wink:

Die Infos kommen übrigens aus M&P, 07-1999, S. 55 ff.

Gruß klaupo
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Medaille auf den Tod des Prinzen Heinrich 1802, Abraham Abramson, 37 mm

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Beitrag von mumde » Mi 15.09.04 20:02

Nr. 2 ist eine Medaille auf die Siege, die die brandenburgischen Truppen im Jahr 1691 erkämpft hatten. Auf den 4 Medaillons an der Palme steht: HUNGAR - PEDEM - LUXEM - HANNON. In der Umschrift sollte BRENNONIC: und nicht BRENNERONIC stehen. Das Stück war auch in der Slg. Henckel als Nr. 1075.
Gruß mumde

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