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Maximilianus Iosephus Bavriae Rex. Wer hilft?

Verfasst: So 26.09.04 15:10
von minimee
Hallo Freunde, wer kann was zu dem Riesending sagen? durchmesser 48 mm, Dicke 5 mm, Gewicht ca. 50 g. Zinn?

Verfasst: So 26.09.04 17:39
von corrado26
HAEC STUDIA ADOLESCENTIAM ALUNT = Diese Studien ernähren die Jugend.
Ich weiß zwar nicht, aus welchem Anlass die Medaille geprägt wurde, ich denke aber, daß zumindest der Designer der Medaille nicht besonders gut in Latein war. Es heißt normalerweise nicht "Adolescentiam", sondern "Adulescentiam " :roll:
Gruß
corrado26

Verfasst: So 26.09.04 19:13
von mumde
Zu dem Stück gibt es keinen bestimmten Anlaß, es ist eine bayerische Prämienmedaille, die in Silber an fleißige Studenten verteilt wurde. Der Medailleur ist Losch. Normalerweise kommt das Stück also in Silber vor. Es gibt auch Kupferabschläge, und hier haben wir einen Zinnabschlag mit Kupferstift (der dunkle Fleck mit einem Durchmesser von vielleicht 3 mm). Der Kupferstift steckte im Schrötling und wurde mitgeprägt, weil man dadurch die geprägten Abschläge von nachgemachten Abgüssen unterscheiden konnte. Einen Zinnabguß kann ja jeder problemlos zu Hause in der Küche herstellen, weil Zinn billig ist und einen niedrigen Schmelzpunkt hat, und deshalb verwendete man bei den Zinnabschlägen solch ein Sicherheitsmerkmal.

Verfasst: So 26.09.04 22:44
von Lutz12
Hallo Mumde,
Zum Kupferstift eine Nachfrage: Kann man davon ausgehen, dass der Kupferstift nur bei Prägungen vorkommt oder gibt es auch Erkenntnisse über Vorkommen (auch manipuliert) bei Abgüssen?
Gruß Lutz12

Verfasst: Mo 27.09.04 00:24
von mumde
Hallo Lutz, bei einem Guß zieht sich das heiße flüssige Metall beim Abkühlen zusammen. Deshalb ist es nicht möglich, während des Gusses einen Kupferstift so anzubringen, daß sich eine völlig glatte Fläche ergibt. Die Stelle müßte abgeschliffen werden, und die Bearbeitungsspuren sieht man. Ein späteres Einsetzen eines Stiftes ist mit Präzisionswerkzeugen wohl möglich, aber es lohnt den Aufwand eigentlich nicht.
Normalerweise, aber nicht immer, findet man den Kupferstift an einer beprägten Stelle, wie auch hier auf der Minerva-Seite Buchstabenteile auf den Stift geprägt sind. Bei einem nachträglich eingesetzten Stift müßten diese mitgeprägten Teile des Bildes oder der Buchstaben nachgraviert werden, und das würde auch wieder auffallen.
Mir ist jedenfalls noch keine gegossene Zinnmedaille mit Kupferstift begegnet.

Verfasst: Mo 27.09.04 17:15
von minimee
oh ihr edlen Kenner, habt tausend Dank.
Aber weis denn jemand noch Prägedaten?

Verfasst: Mo 27.09.04 19:17
von KarlAntonMartini
Maximilian Joseph war seit 1799 Kurfürst von Bayern (er stammte aus der Linie der Pfälzer Wittelsbacher zu Birkenfeld-Zweibrücken), 1806 wurde er dann König (von Napoleons Gnaden). Er starb 1825. Der Medailleur signiert LOSCH, hieß aber Franz Xaver Joseph Lösch (*1770 Amberg + 1826 Dresden)war seit 1808 Chefgraveur der Bayr. Münze in München. Ein ganz ähnliches Porträt wurde seit 1809 auf dem Krontaler (KMS Nr. 44) bis 1825 verwendet. Der hier schon öfter zitierte FORRER führt für 1809 eine Reihe ähnlicher Medaillen mit der stehenden Minerva auf, dazu dürfte dieses Stück gehören. @corrado: mein Schulwörterbuch führt beide Schreibweisen auf, aber vielleicht gabs ja seither eine Reform? :-)
Grüße, KAM

Verfasst: Mo 27.09.04 19:28
von mumde
Das Stück ist nicht datiert, weil es ja über mehrere Jahre hin ausgegeben werden sollte. Max Joseph führte ab 1806 den Titel König, und er starb 1825. Der Medailleur Losch oder Lösch (er signiert immer Losch, hieß aber wohl eigentlich Lösch) arbeitete zwischen 1802 und 1826 in München. Also muß das Stück irgendwann nach 1806, aber sicher vor 1825 geprägt sein. Wieviele dieser Medaillen ausgegeben wurden, ist nicht bekannt.

Verfasst: Mo 27.09.04 19:29
von mumde
Hallo KAM, da haben wir uns überschnitten.

Verfasst: Di 28.09.04 12:00
von KarlAntonMartini
Hallo mumde, doppelt genäht hält besser, hat meine Oma immer gesagt :-) Berichtigen muß ich die Katalogangabe, richtig ist AKS (Arnold Küthmann...).
Grüße, KAM

Verfasst: Fr 08.10.04 18:43
von Lutz12
noch ein Nachtrag zum Thema Kupferstift:
Bei den Medaillen aus dem unedlen Metall Zinn wurde ein Kupferstift mitgeprägt, der den Käufer vor Verwechselung Silber mit Zinn schützen sollte. Seit den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts waren die Kupferstift-Prägungen in Zinn bekannt und möglicherweise auch vorgeschrieben. Als kupferner Einschluß ist der Kupferstift sowohl auf der Vorderseite (meist im unteren Bildfeld) als auch auf der Rückseite sichtbar.
Quelle: Gisela Förschner „Frankfurter Krönungs-Medaillen“ 1992, Seite 532
Gruß Lutz12