Seite 1 von 1

2 religiöse Medaillen 18.Jh. ?

Verfasst: Do 10.03.05 21:37
von Lutz12
Hallo,
Habe 2 religiöse Medaillen über die ich ein paar Hintergründe erfahren möchte.
Beschreibung:
1. Bronze, ca. 32 mm, ca. 19,5 g, Guss?, schriftlos
VS: Mann
RS: Vogel
2. Zinn oder Blei, ca. 43,5 mm, ca. 20,2 g, Guss?
VS: Adler?, H. GHEEST TAFEL VANDEN
RS: Mann?, SALVATOR DISCH SINTE
ich habe dass Stück mehrfach, ca. 1/3 der Stücke sind ungelocht, 1/3 der Stücke sind am Rand gelocht, 1/3 der Stücke sind im Feld gelocht, 2 Stücke sind 2 mal gelocht, alle Lochungen sind unfachmännisch

Von der Machart würde ich beide Stücke in die 2. Hälfte des 18. Jh. einordnen. Räumlich vermute ich Belgien/Niederlande, weil die Stücke einer Position entstammen, in der viel Belgien enthalten war.
Neben konkreten Aussagen zu den beiden Stücken interessierten mich auch allgemeine Hintergründe zu derartigen Medaillen.
Gruß Lutz12

Verfasst: Sa 12.03.05 17:29
von mumde
Hallo Lutz, ich würde die Umschriften des unteren Stückes lesen als:
TAFEL VAN DEN H. GHEEST und DISCH SINTE SALVATOR. Ich halte das Stück für eine Almosenmarke, für die man in der Suppenküche ein Essen bekam (Tafel des hl. Geists = da kann getafelt werden; Tisch St. Salvator = da wird was aufgetischt).

Verfasst: So 13.03.05 18:11
von mumde
Hallo Lutz, in der Sammlung Brettauer, Medicina in nummis, Wien 1937, ist als Nr. 3324 beschrieben:
Brügge, Salvatorkirche. Armenpfennig der Hl.-Geist-Tafel. Thronender Salvator. Rs.: Hl. Geist-Taube. Minard III, 186. AE-Guß, 32 mm.
"Minard" ist L. Minard, Descriptions de Méreaux des Gildes et Corps de Métiers, Gent 1877-1879, 3 Bände.

Verfasst: So 13.03.05 20:41
von Lutz12
Toll,
hätte nicht gedacht, dass den Stücken so "leicht" beizukommen ist, da es ja sehr viele religiöse Medaillen ohne Ortsbezug gibt. Die Angaben stimmen aber hier auffallend überein. Auch Deine Anmerkungen zur Bleimarke sind für mich plausibel, die Lochungen als Befestigungsmöglichkeit an einem Band (Geldbörsen dürften für Bedürftige wohl nicht in Gebrauch gewesen sein) und der abgegriffene Zustand aller mir vorliegenden Stücke deuten für mich auf eine intensive Nutzung hin. Die 2 hier vorgestellten Stücke und die in einem anderen Beitrag vorgestellten 2 Stücke (S. SAL.) stammen alle aus einer Position, so dass wohl auch die Bleimarke Brügge zuzuordnen ist.
Ich bin mal wieder erstaunt und erfreut wie nützlich dieses Forum dank des Sachverstandes und der unermüdlichen Neugier aller Beteiligten ist.
Gruß Lutz12

Verfasst: Fr 01.04.05 20:22
von Lutz12
Ich glaubte das Thema bereits beendet und wollte die Stücke heute einsortieren, dabei bemerkte ich, dass es Stücke mit und ohne Gegenstempel gibt. Nur jede 10. ist ohne Gegenstempel. Der Gegenstempel stellt nach meiner Ansicht einen Kranz (Lorbeerkranz?) dar und wurde nachträglich per Hand eingepunzt. Der Gegenstempel soll mittig auf dem Körper der Taube sein, weicht aber bei vielen Stücken mehr oder wenig davon ab. Ich hoffe die Bilder lassen etwas erkennen. Hat jemand Hintergrundinformationen zu derartigen Gegenstempeln bei Armenmarken?
Schon jetzt Danke.
Gruß Lutz12

Re: 2 religiöse Medaillen 18.Jh. ?

Verfasst: Di 23.04.24 17:31
von MartinH
Ein bisschen spät: Ja, bei der Punze handelt es sich um einen Lorbeerkranz. Zur Bedeutung habe ich nichts gefunden.

Die St.-Salvator-Kirche in Brügge war einst eine der heiligen Jungfrau Maria geweihte Kapelle, wurde aber 961 vom Bischof von Tournai zur Pfarrkirche geweiht. Später wurde die Pfarrei in drei Teile geteilt: den goldenen, den silbernen und den bleiernen Teil. Dieses arme Zeichen (um 1750) des Tisches des Heiligen Geistes wurde ausschließlich für die Verteilung von Brot bei Beerdigungen und Hochzeitsjubiläen verwendet.

Siehe auch:
https://www.lodenpenningen-belgie.be/43 ... 447250542/

Re: 2 religiöse Medaillen 18.Jh. ?

Verfasst: Di 23.04.24 18:01
von Lutz12
Danke für die Ergänzungen und den aufschlussreichen link