8 Reales mit britischem Gegenstempel + Commodore Anson

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Canadian Coins
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8 Reales mit britischem Gegenstempel + Commodore Anson

Beitrag von Canadian Coins » So 04.04.04 17:28

Hallo,

und gleich weiter mit den "Piratenmünzen" :wink: .

In der Februarausgabe der Zeitschrift "Münzen & Papiergeld" fand ich einen spannenden Bericht von Georg H. Förster.

Er beschreibt hier die Geschichte eines britischen Seeoffiziers - Commodore George Anson.
1697 in der englischen Grafschaft Staffordshire, als jüngster Sohn eines Landedelmanes geboren erreichte er in seiner Offizierskarriere im Jahre 1740 den Rang eines Commodore.

1739 erteilte ihm die britische Admiralität folgenden Auftrag : "... to sail around Cape Horn into the South Seas to annoy an distress the Spaniards there, whether on the sea or on the land, to the utmost of your power. You are to Take, Sink, Burn or destroy all their vessels that you shall meet with. In Case you shall find it profitable to Seize, Surprice, or Take any of the Town or Places belonging to the Spanish on that Coast, you are to Attempt it. Or if you judge it Best to go North as far as Acapulco (in Mexico) to look for the Acapilco Ship (Manila Galeon) which sails to that place from Manila in the Philippines at a certain time of the year, you may possibly in that Case think it more desirable to return home by the way of China."

Am 18. September 1740 lief das Geschwader der Expeditionsflotte schliesslich mit 2139 Mann an Bord aus.
Im weiteren Text beschreibt der Autor lebhaft die schwere und entbehrungsreiche Reise der Seeleute, die Reiseroute und die Kaperung diverser spanischer Schiffe.
Das Hauptziel von Commodore Anson war die Kaperung der legendären "Manila Galeone" - beladen mit begehrten Schätzen des Fernen Ostens.
Eine besonders stark gebaute Handelsgeleone mit 1200 Tonnen Wasserverdränung, 70 Kanonen und über 500 spanischen Soldaten und Seeleuten an Bord.

Am 20. Juni 1743 traf das Flaggschiff "Centurion" auf die "Nuestra Senora de Covadonga" - die Manila Galeone.
Allerdings gab es auf der bis dahin fast dreijährigen Reise erhebliche Verluste unter den Seeleuten.
So ging die "Centurion" mit nur noch 227 Mann ( von denen nur 127 von den über 2000 stammten die 1740 an Bord gingen ) ins Gefecht.
Die Besatzung reichte gerade noch aus um das Schiff zu navigieren und die Kanonen zu bedienen.
Das besonders für die Spanier verlustreiche 2-stündige Seegefecht endete mit ihrer Kapitulation - die Engländer nahmen die Überlebenden gefangen und eine spätere Zählung der Beute ergab : "...we had taken in the Covadonga 1278546 Pesos in 256 boxes and 1024 pound and half troy ounce of weight of virgin and wrought silver".

Am 15. Juni 1744 segelte die Centurion, mit der größten jemals auf See eroberten Beute, wieder in den Hafen von Portsmouth ein.

Dies nur als kleiner Abriß, dieses sehr ausführlichen Beitrages.


Aus numismatischer Sicht, hat dieser Beutezug einige interssante Münzen hervorgebracht.
So ordnete König George II an, dass aus dem eroberten spanischen Gold und Silber Münzen geprägt werden sollten, die unter dem Portrait des Königs das Wort "Lima" tragen sollen.

Somit findet man auf den britschen Silbermünzen "Sixpence, Shilling, Half Crown (1745/1746) und Crown (1746)" das Wort "Lima" unter dem Portrait.
Ebenso erscheint es bei den "Half Guinea, Guinea (1745) und Five Guineas (1746) " Goldmünzen.

Quelle : Münzen & Papiergeld / Februar 2004 - Georg H. Förster


Aufgrund dieses lesenswerten und empfehlenswerten Beitrages habe ich auf der letzten Börse u.a. nach solchen Stücken Ausschau gehalten - aber keines gefunden.

Allerdings ging mir ein anderes interessanten Stück ins Netz.
Eine spanische 8 Reales Münze aus Bolivien / Potosi PP - Carlos IV. - 1795 mit dem Portrait von George III. als Gegenstempel.
Kann hier jemand einige Worte zur Bedeutung dieses Gegenstempels sagen ?

[ externes Bild ]



Schöne Grüße.
CC
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gegenstempel.jpg
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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 05.04.04 11:29

@cc: die Münzen mit LIMA drauf tauchen nur sehr sporadisch auf, häufiger sind die Halfcrown von 1746, der Shilling von 1745 und das Sixpence von 1745/46. Diese Münzen haben aber im engl. Standardkatalog eigene Nummern, deshalb taucht in der Händlerbeschreibung der Zusatz LIMA nicht immer auf. - Die spanische Münze mit dem runden Gegenstempel, der ein Porträt Georgs III zeigt, gilt als offizielle Ausgabe der Bank of England, die von 1797 bis 1804 dem Silbergeldmangel durch Überprägung der Beutepesos abhalf. Es gibt auch private Gegenstempel engl. Firmen. Dein Stück ist Seaby/Spink Nr. 3765A, die Angabe auf der Verpackung ist nicht richtig, Nr. 3765 ist die spanische Münze ohne Königsporträt. Das Münzzeichen ist wohl das von Potosi, mein Spink von 2000 gibt für die Erhaltung schön 110 Pfund. Ab 1804 wurden die spanischen Münzen dann vollständig überprägt und galten einen Bank Dollar zu 5 shillings. Vorher waren die Münzen mit 4 s 9 d bewertet, deshalb der Spruch: " Two kings heads not worth a crown." (Eine crown war 5 s).
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Beitrag von Canadian Coins » Mo 05.04.04 19:39

@KAM : vielen Dank für die interessante Antwort :!: :D

Nun bin ich nicht umher gekommen mir den Spink ebenfalls zu bestellen.

Hoffentlich war es auch der richtige Katalog
---> Coins of England and the United Kingdom 2004 - von Stephen Mitchell
- 548 Seiten - Spink & Son Ltd

Die Verpackung samt Angaben stammt noch vom Händler. Ich werde es prüfen, wenn ich wieder daheim bin.
Das Bild ist am Rand ausgeschnitten, daher kann es sein, dass das A nicht sichtbar ist.

Eine "Lima Half Crown 1746" habe ich derweil über eBay.com erstanden - die fehlenden Silberstücke werden sich zukünftig vielleicht auch noch dazu gesellen. Wirklich eine interessante Begebenheit rund um diese Ausgaben.

Bevor die Münzen mit dem Münzzeichen "Lima" entstanden, gab es ja schon Münzen mit "Vigo" als Münzeichen.
Gibt es dazu eine Literaturempfehlung oder eine Internetseite, die sich mit der Geschichte der "Vigo-Münzen" befasst ?

Bei eBay findet man über einen gewissen Zeitraum jedenfalls deutlich mehr "Lima" als "Vigo".

Schöne Grüße.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 06.04.04 11:31

@cc: das ist der richtige Katalog! Es gab in England öfters Münzen, bei denen die Metallherkunft bezeichnet wurde: SSC für South Sea Company, EIC für East India Company, Roses & Plumes für Company for Smelting Pit Coale and Sea Coale, WCC für Welsh Copper Company, Elephant&Castle: Africa Company, VIGO: 1702 unternahmen Briten und Holländer einen Beutezug nach Spanien und plünderten im Hafen von Vigo die aus Südamerika einlaufende Silberflotte.
Grüße, KAM
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Beitrag von Canadian Coins » Di 06.04.04 16:38

Vielen Dank @ KAM ! :D

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Beitrag von Canadian Coins » Do 02.03.06 19:37

Ich habe noch eine kurze Anmerkung über die Gegenstempel gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Originally, these were issued at a value of four shillings and nine pence, giving rise to the witticism of `Two Kings' heads and not worth a crown' and the much more poetic `The Bank, to make their Spanish dollars pass, stamped the head of a fool on the neck of an ass'.
:mrgreen:

Quelle: http://www.coinpeople.com/Countermarked ... t7658.html

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Beitrag von *EPI* » Di 08.01.08 18:50

Und hier die "Reise" Ansons im Detail:

http://www.flamsteed.info/fasanson.pdf

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