Kolonialmünzen

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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Do 29.12.05 10:31

Leider nicht, ich hab nur 1 (Europa), 3 (Karibik), 4/1 u. 4/2 (Indien) und einen außerhalb der Zählung stehenden Band über Malaya, Settlements etc. Grüße, KAM
Tokens forever!

*EPI*
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Beitrag von *EPI* » Di 03.01.06 18:26

@B12: Was sind für Dich Kolonien? 1. Gebiete, die heute nicht mehr zu dem betreffenden Land gehören, einen gewissen geografischen Abstand zum Mutterland (abgesehen von Inseln vor der Küste) haben und durch das Mutterland erworben / erobert wurden? Oder zählen auch dazu Gebiete, die heute zum dem Mutterland gehören?

Beispiel Frankreich:
frz. Guyana, Reunion, Martinique, Guadeloupe, St. Pierre + M. gehören jetzt zu Frankreich, hatten aber auch eigene Münzen und haben jetzt den Euro (frz. Polynesien und Neukaledonien haben immer noch eigene Münzen).

Beispiel Dänemark:
F. Inseln + Grönland hatten auch eigene Münzen gehören aber heute noch zu Dänemark. Island hingegen gehört nicht mehr zu Dänemark.

Beispiel Mauritius:
War ursprünglich frz, dann engl. Ein Gebiet muss mehreren Mutterländern zugeordnet werden.

Deutschland:
Mir sind nur Münzen aus DOA, Neuguinea und Kiautschou bekannt.

Indien:
sehr komplex, da die ursprünglich vielen Kolonialherren zunächst keine zusammenhängenden Terretorien hatten. So gab es zahlreiche regionale koloniale Münzprägungen.

Tipp:
Wenn Du ein mehrbändiges Lexikon hast, schlag einmal das Stichwort Entkolonialisierung nach (z.B. Meyers Taschenlexikon hat eine gute tabellarische Übersicht).

*EPI*
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Beitrag von *EPI* » Di 03.01.06 18:38

Jetzt fällt mir noch ein:
Denk an Lateinamerika (Spanier, Portugiesen, Niederländer etc.)!

Am besten Du setzt Dir ein Startdatum (1800, 1850, 1880, 1900), nimmst Dir den KM, Schön sowie Deinen gesunden Menschenverstand zur Hand und erweiterst Deine Liste danach. Grenzfälle wird es immer geben. Oder Kaufe Dir Spezialkataloge zu allen wichtigen Kolonialländern - dann wird Deine Liste sehr lang (vor 1800)!

B12
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Beitrag von B12 » Di 03.01.06 20:11

@*EPI*
ich denke beide Varianten sind Kolonien (gewesen).
Weder der Schön noch der KM geben das so recht her.
Insbesondere beginnt der Schön erst 1800, im KM muss
man 4 Bände durcharbeiten.
Ich denke, ich habe das Thema ein wenig unterschätzt.
Ein Datum als Grenze ist sehr willkürlich, das macht imho
nicht wirklich Sinn. Andererseits muss man sicher auf
bestimmte Zeiträume begrenzen. Ich werde darüber
nachdenken.

Gruss
Daniel

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Beitrag von Privateer » Do 09.02.06 10:55

Hallo Daniel,

an einer Liste, so wie Du sie angefangen hast, werkle ich schon seit längerem herum. Ich habe mir das Ziel gesetzt, möglichst von jeder Kolonie mindestens eine Münze in der Sammlung zu haben.

Wobei ich unter "Kolonie" an und für sich jegliches abhängige (besetzte) Gebiet verstehe, das nicht zum Mutterland gehört(e). Das führt dann natürlich zu einer riesigen Liste, zumal ich mir bisher noch keine zeitliche Begrenzung gesetzt habe (ab ca. 1500 tauchen die ersten kolonialen Prägungen auf). Alleine die diversen britischen Kolonien, Besitzungen, Territorien weltweit ufern ungemein aus. Aber gerade diese gigantische Vielfalt ist es, die mich fasziniert und davon abhält, mich auf ein bestimmtes Land zu beschränken, also "alle Welt" zu sammeln.

Ich maile Dir mal gelegentlich meine Liste, vielleicht kommt gemeinsam was vernünftiges dabei heraus.

Gruß Privateer
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B12
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Beitrag von B12 » Do 09.02.06 21:09

ich freu mich darauf !

Chippi
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Beitrag von Chippi » Do 09.02.06 22:02

Eine Möglichkeit wäre die Kolonien nach den Mutterländern zu sortieren. Also z.B. die unter England geprägten, die unter den Niederlanden geprägten,...usw. usf.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von Privateer » Mo 13.02.06 09:58

@Chippi

Ja, so ist der Aufbau am einfachsten. Meine Sammlung habe ich genauso geordnet.

1) Mutterland
2) lokale/regionale Prägungen, Token, Notgeld, Lagergeld...
3) Kolonien und Besitzungen

Mir gefällt der Überblick nach Mutterländern besser als die Münzen stur nach geographischer Lage und Kontinenten einzuteilen. So sieht man m.E. die historische Entwicklung besser.

Bei manchen zerreist es zwar das (geographische) Land in mehrere Teile, aber das nehme ich in Kauf. So findet sich z.B. Norwegen bei mir an fünf Stellen:

1) dänische Besitzung bis 1814
2) schwedische Besitzung bis 1907
3) unabhängiges Königreich/Ausgaben der Exilregierung
4) deutsche Besatzungsausgaben
5) Spitzbergen (nur russische Prägungen, daher dort eingeordnet)

Mit einer gut angelegten Excel-Tabelle ist auch das Finden "exilierter" Münzen durch Querverweise kein Problem.

Gruß Privateer
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Beitrag von *EPI* » Mo 13.02.06 19:08

Betrachtet einmal diesen Link und geht nach unten. Dort sind die Kolonien nach Mutterländer unterteilt (nicht das Gelbe vom Ei, aber ein erster Schritt):

http://russische_kolonien.know-library.net/

Belgische Kolonien
Dänische Kolonien
Deutsche Kolonien
Britische Kolonien
Französische Kolonien
Italienische Kolonien
Japanische Kolonien
Portugiesische Kolonien
Russische Kolonien
Spanische Kolonien
US-amerikanische Kolonien

Trotzdem finde ich Abgrenzung zwischen Kolonie, Besatzung, Inkorporation sehr schwierig.
Würdet Ihr Stralsund als eine ehemalige Kolonie von Schweden sehen? Wie sieht es mit Nordirland aus – eine Kolonie (von sich selbst: Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland?)?

Für mich ist es bei einer Beurteilung wichtig,

1. welche Ziele bei der Erwerbung / Eroberung eines Gebiets im Mittelpunkt standen,
2. ob sich haben im Laufe der Zeit diese Ziele geändert,
3. die geographische Nähe / Entfernung zum Mutterland,
4. kulturelle Nähe zum Mutterland und
5. welche gelebten politischen sowie wirtschaftlichen Rechte die abhängigen Gebiete im Vergleich zum Mutterland haben.

Nehmen wir einmal Martinique, Guadeloupe, Reunion. Sie waren mit Sicherheit einmal Kolonien? Sind sie jetzt immer noch Kolonien (gleichen frz. Bürgerrechte, Überseedepartement, Bestandteil Frankreichs so wie Helgoland ein Bestandteil Deutschlands ist)? Für mich sind diese Gebiete JETZT keine Kolonie mehr. Oder nehmen wir das osmanische Reich: Waren beispielsweise Ägypten oder Griechenland eine Kolonie oder ein Bestandteil des Mutterlandes? Für mich waren diese Gebiete keine Kolonien des o.R.

Wie seht Ihr das?

Hier Wikipedia:

„Als Kolonie bezeichnet man in der Neuzeit ein auswärtiges abhängiges Gebiet eines Staates ohne eigene politische und wirtschaftliche Macht. Die Bildung von Kolonien ist ein wesentliches Instrument der Machtausdehnung imperialistischer Staaten.“

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Beitrag von Privateer » Mo 13.02.06 22:26

Der Link ist recht informativ - danke!

Nun zu Deinen Beispielen:

Stralsund war ein Teil von Schwedisch Pommern, Schweden hatte aber durch diese Besitzungen Sitz und Stimme im Reichstag. Also war das Gebiet formell noch Teil des RDR (was an vielen Prägungen durch den Doppeladler symbolisiert wird), wurde tatsächlich aber von Schweden kontrolliert. Sicherlich ein Grenzfall, ich würde es eher dem RDR zuordnen. Das überlege ich mir nochmal, sobald ich die erste Stralsunder Münze besitze.

Nordirland ist keine Kolonie, sondern eine Provinz. Ganz Irland war hingegen früher eine britische Besitzung (Hibernien). Dieser Status wurde erst 1928 geändert, als der Freistaat Irland entstand und eigene Münzen verausgabte. Frühere Ausgaben der britischen Herscher sind für mich kolonial.

Martinique, Guadeloupe und Reunion waren Kolonien und sind heute Überseedepartements, also Provinzen. Die jeweiligen Prägungen sind für mich kolonial, da es zur Zeit der Ausgabe Kolonien waren.

Griechenland existierte vor 182? praktisch nicht (mehr) und war voll in das Osmanische Reich integriert, würde ich als Provinz sehen. Ägypten gehörte ebenso als Provinz zum Osmanischen Reich. Die einzigen kolonialen Ausgaben sind daher für mich die britischen von 1916-20, als GB das Land besetzt hatte.

Ägypten wäre also
1) Provinz des Osmanischen Reiches
2) Britische Besatzung
3) unabhängiger Staat

Wie man sieht, muss man sich über jedes Land/Gebiet so seine Gedanken machen und sich informieren. Das erweitert den Horizont und macht mir grossen Spass.

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Beitrag von Afrasi » Di 14.02.06 19:19

Nordirland ist eine Provinz ??? So sieht das auch die IRA, nämlich als die von Großbritannien besetzte, irische Provinz Ulster. Nordirland gehört allerdings auch aus britischer Sicht nicht zu Großbritannien: deshalb Königreich von Großbritannien UND Nordirland. Es wird auch nicht im Parlament in London vertreten. Geschichtlich betrachtet haben sich die Briten in den außereuropäischen Kolonien - in der Regel - deutlich besser benommen als auf der Nachbarinsel.
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Beitrag von Privateer » Di 14.02.06 21:14

@Afrasi

Es heisst "Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland", wobei letzteres separat genannt wird, da es außerhalb der britischen Insel liegt. Du verwechselst da ein wenig die Politik mit der Geographie. Der exacte Status von Nordirland spielt allerdings numismatisch keine Rolle, da es dafür keine eigenen Prägungen gab.

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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 15.02.06 13:59

Der Terminus Kolonie ist kein staatsrechtlicher, eher ein historisch-politischer Begriff. Deshalb wird es eine eindeutige Zuordnung bei vielen Gebieten nicht geben können. Z. B. Irland ist seit 1800 in Realunion mit GB verbunden, es entsendet Abgeordnete ins Ober- und Unterhaus, diese Rolle haben dann die "Six Counties" übernommen, bis in der jüngsten Zeit zusätzlich ein Regionalparlament installiert wurde. Grüße KAM
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Beitrag von Archimedes » Mi 15.02.06 18:21

Die Einordnung des Status eines hier infragekommenden Territoriums hängt doch letztendlich immer vom eigenen Standpunkt ab. Ein Unionist betrachtet Nordirland grundsätzlich anders als ein Republikaner, ein "Ureinwohner" von Franz.-Polynesien sieht das anders als zahlreiche Franzosen.

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Beitrag von Privateer » Do 16.02.06 10:20

@Archimedes
Da stimme ich Dir zu, viele Einordnungen hängen davon ab, wie man es selber sieht. Bei Frz. Polynesien fallen beide Einordnungen letztendlich wieder in meine Liste, ob nun Kolonial- oder Besatzungsausgaben, bleibt sich (für mich) gleich. Fakt ist, dass die Inseln einen abhängigen Status haben und nicht (als Überseedepartement) zum Mutterland gehören.

Am einfachsten ist es jedoch, sich den Standpunkt des emittierenden Landes zum Zeitpunkt der Ausgabe zu eigen zu machen.

Gruß Privateer
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