Chinesische Amulette !

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Do 31.07.08 11:48

Dieses interessante Amulett drückt auf beiden Seiten dasselbe aus: Die Schriftzeichen der einen Seite entsprechen lautlich genau den Lotospflanzen und den Fischen auf der Bildseite. Der Chinese liebt solche Möglichkeiten, Begriffe durch Bilder auszudrücken, wobei es ihm nicht so sehr auf eine symbolische Bedeutung ankommt, sondern vielmehr auf die lautliche Übereinstimmung. Und die ist infolge der eher geringen Anzahl gesprochener Silben im Chinesischen häufig anzutreffen. Unterschiedliche Schriftzeichen mit unterschiedlicher Bedeutung lauten völlig gleich, so daß nur der Kontext dem Zuhörer deutlich macht, was genau gemeint ist. Es heißt sogar, daß bei nicht zu überwindenden Verständnisproblemen - besonders unter Chinesen aus verschiedenen Teilen des Riesenreiches - der eine Gesprächspartner sich selbst oder seinem Gegenüber gelegentlich das eindeutige Schriftzeichen mit dem Finger in die Hand schreibt.

Rundamulett (Ø 69 mm) mit quadratischem Mittelloch
Av.: 连连有余 „lian lian you yu“ = „Es möge immer etwas übrig bleiben!“; Feld mit Rautenmuster
Rv.: Lotospflanzen ( = „lian“) mit Fischen ( „yu“), lautlich also genau wie „fortwährend Überfluß“
(Ø 70 mm)

Gruß

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Beitrag von chinamul » Sa 02.08.08 18:33

Rundamulett (Ø 67 mm) mit rundem Mittelloch
Av.: 漢仙鍾離 „han zhong li xian“ = „Der Unsterbliche Zhongli der Han-Dynastie“; Feld und Rand mit leichten Gravuren verziert
Rv.: Der daoistische Unsterbliche in einem Garten mit einem Schüler; in der Hand hält er seinen Fächer, mit dem er Tote wieder zum Leben erwecken kann.

Gruß

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Beitrag von chinamul » Mo 04.08.08 12:51

Nicht alle Amulette waren aus einer Kupferlegierung gegossen. Es gab auch viele, die in mehr oder weniger kunstvoller Handarbeit aus Jade oder anderem Stein geschnitten wurden. Hier ein Beispiel, bei dem die Schriftzeichen aus Gründen einer besseren Lesbarkeit rot nachgezogen worden sind.

Hochovales Jadeamulett (107 x 60 mm) mit ebenfalls hochovalem Mittelloch
Av.: 吉祥如意 (in alter Schrift eingeritzt) „ji xiang ru yi“ („ru yi“ von links zu lesen!) = „Günstige Vorzeichen ganz nach Wunsch“; am Rand und um das Mittelloch herum eingeritzte Linie
Rv.: Zwei Drachen hintereinander

Gruß

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Beitrag von Wurzel » Mo 04.08.08 12:58

Hallo Chinamul,

danke für das Zeigen deiner Amulette. Ich lese hier gerne mit.
Also bitte weitermachen.
Dein zuletzt gezeigtes Amulett spricht mich übrigens ganz besonders an. Die Jade gefällt mir ausnehmend gut.

Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

diwidat
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Beitrag von diwidat » Mo 04.08.08 20:36

Einen hab ich auch noch
Amulett mit Ta-kuan auf der Vorderseite,
hinten ein Drache der eine Maus verfolgt (?).
Dm = 83 mm
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Amulett-Ta-kuan-Rs.jpg
Amulett-Ta-kuan-Vs.jpg

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Beitrag von klosterschueler » Mo 04.08.08 20:44

Hallo Diwidat!

Das ist ja ein ganz schönes "Trumm"

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Beitrag von chinamul » Di 05.08.08 10:34

Meiner ist sogar noch ein bißchen größer (91 mm). In meinem Katalog ist er die Nr. 1181. Das Bild ist nicht ganz eindeutig, aber die Kombination Drache - Maus ist mehr als unwahrscheinlich. Ich habe die beiden Tiere seinerzeit als Drache und Fengvogel gesehen. Es ist wegen des hohen Reliefs ein sehr dekoratives Amulett, das ich allerdings nicht in die Song-Dynastie datieren würde, obwohl es gar nicht schlecht gemacht ist.

Gruß

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Beitrag von chinamul » Mi 06.08.08 13:46

Rundamulett (Ø 56 mm) ohne Mittelloch
Av.: 张果老仙 „zhang guo lao xian“ = „Der Unsterbliche Zhang Guo-lao“; in der Mitte durch eine quadratische Lochmauer angedeutetes Mittelloch; Rand mit Mäandermuster
Rv.: Der daoistische Unsterbliche mit seinem kennzeichnenden Attribut, der „Fischtrommel“ (鱼鼓 „yu gu“), einem Lärminstrument aus einem dicken Bambusrohr, in dem zwei Stäbe mit Krückengriffen stecken

Gruß

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zhang guo lao.jpg
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Beitrag von chinamul » Sa 09.08.08 15:43

Rundamulett in Durchbruchtechnik („Openwork“; Ø 72 mm) mit quadratischem Mittelloch; beide Seiten gleich
Fünf Fledermäuse (五福 „wu fu“ = „fünffaches Glück“) um das große Siegelschriftzeichen „shou“ (= „langes Leben“) herum angeordnet; Mäanderrand

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wu fu openwork.jpg
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Beitrag von chinamul » Di 12.08.08 19:23

Rundamulett (Ø 63 mm) mit quadratischem Mittelloch
Av.: 五子登科 „wu zi deng ke“ = „Deine fünf Söhne mögen akademische Grade erwerben (die für eine Beamtenkarriere nötig sind)!“; Mäanderrand
Rv.: 書香門第 „shu xiang men di“ = „Eine Familie mit literarischem Ruf“; Rand wie Av.

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wu zi deng ke.jpg
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Beitrag von chinamul » Mo 18.08.08 19:47

Es gibt einige Münzen aus Alt-China, denen Amulettkräfte zugeschrieben werden. Eine der bekanntesten von ihnen ist der Wushu, der vor fast 2000 Jahren eingeführt wurde und über Jahrhunderte hinweg weitergegossen wurde. Das hier vorgestellte Amulett aus neuerer Zeit zitiert diese Münze.

Amulett bestehend aus zwei massiven, einander überschneidenden „wu shu“-Münzen (Ø je 35 mm); die Position der Siegelschriftzeichen „wu“ und „shu“ links und rechts von den quadratischen Mittellöchern ist vertauscht, wie es auch auf Originalmünzen vorkommt; die Überlappung der beiden Münzen ist mit einer Fledermaus verziert.
Große verzierte Trageöse, der Rv. ist glatt.
(vgl. Ramsden 21; dort etwas kleiner und ohne Trageöse)
Achtung: Wie fast alle hier vorgestellten Amulette ist auch dieses ein neues, wenn auch nach einem antiken Vorbild gestaltetes und einigermaßen qualitätvolles Stück. Originale sind schon lange kaum mehr auf dem Markt und würden zudem auch noch ein Vielfaches dieser Nachahmungen kosten. Die besten neuen Stücke sind mitunter so geschickt gealtert, mit Löß- und Tragespuren versehen und patiniert, daß man sie von echten ohnehin nicht mehr unterscheiden kann, nicht einmal am Rand.

Gruß

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Beitrag von diwidat » Mo 18.08.08 20:39

Die Original Münzen dazu haben folgendes Aussehen:
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Beitrag von chinamul » Fr 22.08.08 22:18

Bemerkenswert ist der Glaube der Chinesen an die Wirkkraft von Geschriebenem, besonders dann, wenn es in den „magischen“ Schriftzeichen abgefaßt wurde. Ein häufig anzutreffendes Beispiel für dieses Vertrauen ist die zum Teil mehrdutzendfache Wiederholung der Schriftzeichen „fu“ = „Glück“ und „shou“ = „Langlebigkeit“ in den unterschiedlichsten Siegelschriftvarianten auf ein und demselben Amulett. Bilder sind für den Chinesen eben nicht einfach nur Bilder, und Geschriebenes ist nicht nur Geschriebenes, sondern mit beiden läßt sich auf den Lauf des Schicksals Einfluß nehmen.

Großes Rundamulett (Ø 100 mm) mit quadratischem Mittelloch
Av.: Das Schriftzeichen „fu“ = „Glück“ in 100 Siegelschriftvarianten in vier Kreisen um das Mittelloch herum (40 im äußeren, dann 30, dann 20, und schließlich ganz innen 10 Zeichen)
Rv.: Das Siegelschriftzeichen 寿 „shou“ = „Langlebigkeit“ in gleicher Zahl und Anordnung wie Av.

Gruß

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Beitrag von pixxer » Fr 22.08.08 22:59

Großartige Stücke die du uns da zeigst!

Lese immer wieder gerne mit und warte gespannt auf das nächste Riesenteil... :)

LG Pixxer

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Beitrag von chinamul » Mo 25.08.08 12:25

Rundamulett (Ø 65 mm) mit quadratischem Mittelloch
Av.: 太平全喜 „tai ping quan xi“ = „Großer Friede, vollkommene Freude“
Rv.: 百事遂心 „bai shi sui xin“ = „Hundert günstige Geschäfte nach Wunsch.“

Gruß

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