Chinesische Amulette !

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blackforest1959
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Frischling

Beitrag von blackforest1959 » Mo 21.09.09 06:18

Hallo zusammen,
ich halte mich momentan beruflich für längere Zeit in China auf. Beim Besuch des hieseigen Trödelmarktes habe ich auch ein paar Amulette gekauft und auf der Suche nach deren Bedeutung auf diese Seite gestossen ( kenne ich natürlich schon durch meine Griechen und Römern). Damit auch mal von jemandem anderen ein Beitrag kommt habe ich ein Foto von meinen Erwerbungen beigefügt. Da die chinesischen Münzen finde ich nicht sooooo faszienerend, umso mehr jedoch die Amulette.


http://www.romberg-draht.de/Bilder/chin ... rwerbungen


In diesem Sinne

Zai jian

Willi

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pingu
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Beitrag von pingu » Mo 21.09.09 09:20

Hallo,

habe dein Bild etwas bearbeitet und die Bilder angefügt, da dein Link nicht richtig funktioniert. So bleiben die Bilder auch mit den Erklärungen hier erhalten.

Durchnummeriert ergiebt sich folgendes:
1. und 2. chinesisches Amulett mit 8 Trigrammen und Tierkreiszeichen
hierzu kann mit Sicherheit Chinamul noch einige Hinweise beisteuern, genauso zum Stück Nr. 5 mit 2 Drachen in Openwork-Technik was ebenfalls aus China ist.

Nr. 3 ähnelt stark einem japanischen Fantasie-Token aus den 20'iger-40'iger Jahren des 20.Jahrhunderts. -
Die original-Vorlage ist ein Token vom Nanbu Pferdemarkt ungefähr 1781-1788 glültig und hatte ein Nominal von 1 Gold-Ryo (4000Mon).
Das Material des Originals war Kupfer. Die Stücke dienten vermutlich nur Verrechnungszwecken.

Nr. 4 Amulett vermutlich Japan in Anlehnung an ein 100 Mon Stück - Wertbezeichnung 50Mon, Schildkröte,Schwert und Schlange, hinter den Schwertern das 7Gestirn

Grüße
pingu

pS: hoffe die Bildbearbeitung stößt auf deine Zustimmung - anderen Falls lösche ich die Bilder wieder...
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Zwischenablage-1.jpg
Bild 1
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Bild 2
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Bild 3
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Bild 4
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Bild 5
Zuletzt geändert von pingu am Di 22.09.09 08:57, insgesamt 1-mal geändert.
Wer sein Geld mit Konsum verschwendet, wird die wahren Freuden eines Numismatikers nie kennenlernen....

diwidat
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Beitrag von diwidat » Di 22.09.09 00:15

In meiner Sammlung tummeln sich auch zwei verschiedene Fälschungen dieses Amulettes.

Dem Stück von blackforest habe ich mal etwas Farbe gegeben, damit man den Zusammenhang besser erkennen kann

Gruß diwidat
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Amulett-1.jpg
Amulett-2.jpg

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Beitrag von blackforest1959 » Di 22.09.09 02:40

pS: hoffe die Bildbearbeitung stößt auf deine Zustimmung - anderen Falls lösche ich die Bilder wieder...
na logo, ,werde es versuchen das nächstemal genauso gut zu machen.

bao zhong


blackforest[/quote]

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Fälschung

Beitrag von blackforest1959 » Mi 23.09.09 07:46

diwidat hat geschrieben:In meiner Sammlung tummeln sich auch zwei verschiedene Fälschungen dieses Amulettes.
Konfusius sagt:' Ein Amulett ist elst dann eine Fälschung, wenn es nicht wilkt'

Glüsse aus dem Leich del Mitte

blackforest

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Neuerwerbungen

Beitrag von blackforest1959 » Do 24.09.09 09:46

Ni hao zusammen,

hier sind die Bilder meiner Neuerwerbungen. Die Grösse der Amulette liegt zwischen 58-61 mm, das Gewicht zwischen 110 und 129 gramm. Ich hoffe die Bilder sind diesmal etwas besser geworden.

Macht es gut

blackforest
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na_am_240909_1.jpg
Amulett 2409_1
na_am_240909_2.jpg
Amulett 2409_2
na_am_240909_3.jpg
Amulett 2409_3
na_am_240909_4.jpg
Amulett 2409_4

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chinamul
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Beitrag von chinamul » So 04.10.09 13:44

Rundamulett (Ø 70 mm) mit quadratischem Mittelloch

Av.: In Siegelschrift 天保九如 „tian bao jiu ru“ = „Der Himmel verbürgt die ‚Neun Ähnlichkeiten‘.“
Rv.: Landschaft (山水 „shan shui“) mit Berg und im Vordergrund See, darüber rechts Sonne, links Mondsichel

Die „Neun Ähnlichkeiten“ betreffen die chinesische Dracologie, derzufolge der Drache diese neun Merkmale aufweist:
1. das Geweih eines Hirsches (die weiseren Drachen)
2. den Kopf eines Kamels
3. Augen wie ein Dämon
4. den Körper einer Schlange
5. Schuppen wie ein Fisch
6. Adlerklauen
7. Tigerpfoten
8. Ohren wie ein Bulle und
9. Schnurrhaare wie eine Katze.

Die Chiffre für „Landschaft“ 山水 „shan shui“ = „Gebirge – Wasser“ orientiert sich an der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei, zu deren wichtigsten Bestandteilen Berge und Gewässer gehören.

Ein schönes Beispiel aus einem anderen Kulturkreis ist der Drache vom Ishtartor im Pergamonmuseum in Berlin. Er vereinigt ebenfalls Merkmale von mehreren Tierarten in sich: einen gehörnten Schlangenkopf, die Vorderpranken eines Löwen, die Klauen eines Greifvogels an den Hinterbeinen und schließlich den Stachel eines Skorpions an der Schwanzspitze.

Gruß

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tian bao.jpg
drache - ishtartor.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von chinamul » So 11.10.09 16:26

Um Euch einmal einen Eindruck zu vermitteln von den Problemen, die das Entschlüsseln eines Amuletts bereiten kann, gebe ich Euch hier die wenigen Informationen, die die Schriftseite zum Verständnis der Bildseite liefert. Am folgenden Beispiel könnt Ihr ja mal selbst versuchen, die Botschaft des Amuletts zu verstehen. Dazu ist es nötig, einen logischen Zusammenhang zwischen den Wörtern herzustellen und den gefundenen Satz dann sinnvoll auf das Bild anzuwenden. Viel Vergnügen dabei!
闻雷泣墓 "wen lei qi mu" = "hören - Donner - voll Kummer weinen - Grab"
Ich weise auf die Figur rechts neben dem Mittelloch hin.

Gruß

chinamul
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wen lei qi mu.jpg
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Beitrag von Peter43 » Mo 12.10.09 19:35

Ein Vorschlag:
'Ich weine um meine Angehörigen, die ein Gewitter getötet hat.'

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Di 13.10.09 12:04

Hallo Peter43!

Nett, daß Du hier auch mal hereingeschaut hast! Du machst da einen durchaus erwägenswerten Vorschlag. Meine eigene - etwas vorsichtigere - Version wäre "Ich höre es donnern und weine traurig an einem Grab." Das vermeidet die Feststellung einer Kausalität zwischen Gewitter und Trauergrund. Aber auch meine Lösung dürfte lediglich eine Annäherung an die tatsächliche Botschaft des Amuletts darstellen.
Vielleicht läßt sich ja aus dem folgenden Amulett inhaltlich etwas mehr Honig saugen. Du bist also wieder - und diesmal sogar besonders - herzlich eingeladen!

恣蚊饱血 „zi wen bao xue“
Der "Rüdenberg", das Standardwörterbuch, liefert diese Einzelübersetzungen:
zi = lose, frei, unbekümmert, zügellos, ausschweifend
wen = Moskito, Mücke
bao = satt, gesättigt, reichlich, vollständig, genügend, überdrüssig
xue = Blut, blutig, blutsverwandt

Gruß

chinamul
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zi wen bao xue.jpg
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Beitrag von pingu » Di 13.10.09 16:09

Hallo,

da ich mir zumeißt vorstelle, das mit einem Amulett Wünsche oder eine Schutzfunktion verbunden sind - die sich auf das Umfeld des Besitzers beziehen, würde ich das erste Stück etwas anders deuten.:

"wen lei qi mu" = "hören - Donner - voll Kummer weinen - Grab"

- mögen deine Angehörigen von Unheil verschont sein auf das du nicht an ihrem Grab um sie weinen mußt...

Unter dieser Vorstellung (Wünsche/Schutzfunktion) würde ich das 2. so deuten:

„zi wen bao xue“

- mögest du nie dem Müßiggang erliegen und den Deinen (Bltusverwandten) auf der Tasche liegen (schmarotzen- Blutsaugen des Moskito), auf das Sie sich nie von dir abwenden


Grüße
pingu
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Beitrag von diwidat » Mi 14.10.09 23:28

Zur Auflösung kann ich leider nichts beitragen. Meine Wörterbücher (Umgangschinesisch) versagen schon bei zi und bao - lediglich die Mücke wen ist zu finden.

Daher habe ich mal mein Märchenbuch (Kurzgeschichten) mit den sieben Bänden hervor geholt, ob da wenigstens etwas über den unbekümmerten Menschen (in Form von Bildern), der die Mücken füttert steht - auch Fehlanzeige.

Das Buch (typisch altchinesisch) einzeln mit Seidenfaden geheftete Einzelbücher, heißt
Liao tschai tschi i = Seltsame Geschichten aus der Klause der Zuflucht von Pu Sung Ling, bereits 1679 geschrieben, aber erstmals 1766 veröffentlicht. Mein Exemplar soll von der Mitte des 19. Jh. stammen.

Eine deutsche Übersetzung ist von Franz Kuhn unter dem Titel - Geschichten aus dem Turm der fegenden Wolken - erschienen.

Gruß diwidat
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Liao-tschai.jpg

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Beitrag von chinamul » Do 15.10.09 01:18

Pingu ist schon auf dem richtigen Weg, wenn er mehr hinter den Texten und Bildern vermutet als eine bloße Begebenheit. Allerdings handelt es sich nicht um Schutzfunktionen oder gute Wünsche, sondern um weitere der 24 Lehrgeschichten für ehrfürchtige Kinder nach den Idealen des Konfuzianismus und setzen damit eine Reihe fort, die ich mit meinem Posting vom 15. 6. begonnen habe.

闻雷泣墓 "wen lei qi mu" = "hören - Donner - voll Kummer weinen - Grab"
Wang Pou aus dem Staate Wei zur Zeit der Drei Königreiche (220 - 280) stand seiner Mutter stets voll Kindesliebe zur Seite. Zu Lebzeiten hatte sie sich immer vor Donner gefürchtet, und nach ihrem Tode wurde sie in einem bergigen Wald begraben. Wann immer Pou ein Gewitter herannahen hörte, eilte er zum Grab, kniete dort nieder und betete. Er weinte dann jedesmal und sagte: „Pou ist da. Mutter muß keine Angst haben.“

恣蚊饱血 „zi wen bao xue“
Als Wu Meng zur Zeit der Jin-Dynastie (265 - 420) acht Jahre alt war, war er sehr ehrerbietig gegenüber seinen Eltern. Die Familie war arm, und das Bett hatte kein Moskitonetz. Im Sommer fielen jede Nacht Schwärme von Moskitos über sie her und saugten ungehindert ihr Blut. Obwohl es viele Moskitos waren, vertrieb Meng sie nicht, damit sie nicht statt seiner seine Eltern stachen.

Wie man sieht, kommt man ohne diese Zusatzinformationen in der Interpretation der Amulette zu keinem korrekten Ergebnis.

Wenn Ihr möchtet, kann ich noch weitere Beispiele zu den konfuzianischen Lehrgeschichten liefern. Aber selbst mit einem Vorwissen über die Lehrgeschichten wird es Euch wie mir selbst auch kaum gelingen, ohne Kenntnis der eigentlichen Geschichten zutreffende Erklärungen der Amulette zu finden.

Gruß

chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 16.12.09 18:42

Hier ist nun eine weitere dieser Lehrgeschichten, die auf unsere europäischen Gemüter doch reichlich übertrieben wirken. Ein besonders drastisches Beispiel für die Hingabe und Selbstverleugnung eines Sohnes bietet das folgende Amulett:

Rundamulett (Ø 66 mm) mit quadratischem Mittelloch
Eine der 24 Lehrgeschichten nach den Idealen des Konfuzianismus:

Yu Qianlou lebte zur Zeit der Südlichen Qi-Dynastie (479 - 502) und wurde als Gouverneur nach Changling in Hubei gesandt. Er war aber kaum zehn Tage dort, als sein Herz Alarm schlug und ihm der Schweiß ausbrach. Sofort gab er seinen Dienst auf und kehrte nach Hause zurück, wo sein Vater zwei Tage zuvor schwer erkrankt war. Der Arzt sagte: „Um festzustellen, ob seine Krankheit sich noch bessern kann oder sehr ernst ist, muß man vom Stuhl des Kranken kosten. Wenn der bitter schmeckt, gibt es noch Hoffnung.“ Qianlou probierte davon, und er war süß.
Er war jetzt höchst besorgt, und als es Nacht war, warf er sich vor dem Nordstern der Langlebigkeit zu Boden und bat, anstelle seines Vaters sterben zu dürfen.
Av.: 尝粪忧心 „chang fen you xin“ = „Er kostet von den Exkrementen, und sein Herz wird traurig.“
Rv.: Links Qianlou an der Latrine bei seinem Test, rechts sein kranker Vater.

Gruß

chinamul
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amu neu-823.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Re: Amulett Chinesisch?

Beitrag von pingu » Sa 15.05.10 20:53

Hallo,

heute zeige ich hier ein Amulett in open-work-Technik. Leider konnte ich das Stück noch nicht näher deuten - eventuell hat ja Chinamul einen Ansatz zur Deutung für mich.?
Das Stück hat einen Durchmesser von 84mm und ein Gewicht von 128,40Gramm. Das Material ist Kupfer.
Amulet_Cina_1.jpg
Mit dem Vorstellen des Stückes hoffe ich zugleich auf eine Wiederbelebung des Thred's und die Vorstellung von vielen weiteren interessanten Stücken aus diesem schier endlosen numismatischen Nebenbereich.

viele Grüße pingu
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