Geschichte des chinesischen Münzwesens

Alles vom Asiatischen Kontinent bis nach Australien
diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Mi 06.07.11 22:21

Die Ban Liang Münzen (Pan Liang) werden in vielen Katalogen in die Zeit von 220 bis ca. 118 v.Chr. (-> auch als B.C. oder vuZ bezeichnet) gelegt.
Neuere Forschungen, unterstützt von archäologischen Funden, legen den Beginn aber schon weit früher – in die Zeit, in der noch Messer und Spatenmünzen – also das Gerätegeld – im chinesischen Reich umliefen.
Aus der Karte haben wir gesehen, dass die Messer und Spaten teils regional begrenzt, teils gemischt verwendet wurden – jetzt ergab sich durch Bodenfunde, dass die Rundmünzen dazu auch noch parallel umliefen.
Armer Sammler, wo ist dein Durchblick geblieben.

Die detaillierte Entwicklung hier zu beschreiben würde den Rahmen des Forums sprengen – aber generell:

Die neue Rundmünze, die geschaffen wurde um den Handel zu verbessern, soll das Gewicht einer halben Unze haben. Die chinesische Unze hatte 24 Zhu als Untereinheit die nach unseren Maßen ein Gewicht von 16 Gramm ergaben – d.h. Ban (1/2) Liang entsprach 12 Zhu oder 8 Gramm.

In der Frühzeit der Rundmünzen (um ca. 336 v.Chr.) entstanden im Staate Qin die ersten flachen Ringe (Scheiben) mit einem runden Loch –> Durchmesser ca. 4 bis 7 cm und einem Gewicht von 8 bis 12 Gramm. -Ein datierbarer Fund von 306 v.Chr. bestätigt den Zeitrahmen

Die Seltenheit der Rundmünzen mit rundem Loch wird damit begründet, dass der Kaiser Shi Huang-di (221 – 208) bei der Neuordnung des Reiches auch das Münzwesen neu ordnete, nur noch Münzen mit quadratischem Loch zu ließ und alle anderen umschmelzen ließ.

Somit gibt es eine Zeit der Ban Liang Münzen VOR der Chin Dynastie. Die Münzen fallen einmal durch ihre Größe und zum anderen durch ihre etwas grobe Fertigung auf.

Ban Liang der Qin Dynastie (255 [221] – 206 v.Chr.)
Ban-Liang-Qin-Dyn.jpg
Ban-Liang-Qin.jpg
Die Qin Dynastie hatte nur einen – aber dann auch den wahren Kaiser, -> Shih Huang-di (221 – 208 v.Chr.). Selbst nannte er sich „First Universal Emperor“. Aus dem Namen der Chin (Qin) Dynastie soll der Landesname „China“ abgeleitet sein.
Shih ordnete und zentralisierte mit starker Hand (und einer großen Portion Selbstherrlichkeit) das neu vereinte chinesische Reich – einschließlich Handel und Geld – zwei untrennbare Begriffe.

Die Ban Liang Münzen hatten ein besseres Aussehen (Fabrik), behielten aber trotz ihres nachlassenden Gewichtes den Namen Ban Liang bei.
Die Münze wog statt der gewohnten 8 – 12 Gramm nur noch ca. 5 Gramm.
Zur Erinnerung: 1 Liang = 24 Zhu = ca. 16 Gramm / ½ (ban) Liang also nur die Hälfte.
Das Zeichen Liang bedeutet -> ein Paar, beide oder auch ein Tael. Die Darstellung ähnelt einer Waage, an der Gewicht und Last hängen.

Während dieser 12 Jahre seiner Regentschaft (das erinnert mich an irgend etwas in unserer Zeit) gab es nicht sehr viele Varianten. Schjöth listet 6 verschiedene Ban Liang, Jen auch 6 (mit kleineren Abweichungen).
Bei Staack und Ding (FD) kann ich mangels detaillierter Hinweise nicht auszählen.

Dieser Trend setzte sich in der nachfolgenden Westlichen Han Dynastie fort, mit einer wesentlich größeren Variationsbreite.
(Fortsetzung folgt)
Zuletzt geändert von diwidat am Do 14.07.11 13:37, insgesamt 3-mal geändert.

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Mi 06.07.11 22:47

Ban Liang der Westlichen (Hsi) Han Dynastie (206 v.Chr. – 25 n.Chr)

Die Westliche Han Dynastie ging zwar bis zum Jahre 25 uZR (unserer Zeitrechnung = AD), die Ban Liang Münzen gab es aber nur bis 87 v.Chr.

Die Zahlungsmittel produzierenden Han Herrscher waren:

Kaiser Gao Tsu (206 – 195 v.Chr.)
Kaiserin Gao Hou (187 – 180 v.Chr.)
Kaiser Wen Di (179 – 157 v.Chr.)
Kaiser Wu Di (140 – 87 v.Chr.)

Schjöth ordnet die Münzen noch den einzelnen Herrschern zu, die anderen Katalogmacher hüllen sich da mangels exakter Informationen etwas mehr in Schweigen.

Die Variationen werden jetzt aber vielfältiger. Größen- und Gewichtsunterschiede, Variationen in den Schriftzeichen, verwechselte Schriftzeichen, fehlende Striche (ein Eldorado für Fehlgüsse Sammler!) und vieles andere – unter anderem die kleinsten Ban Liang Münzen (die kleinste misst bei mir 8 Millimeter) – und eine Neuerung -> ab 136 v.Chr. Münzen mit Rand (nur außen, oder außen und innen).

Unter Wu Di gab es auch Münzen (debased coins) mit offiziell verringertem Gewicht (das nennt man – glaube ich – Inflation), bei gleicher Beschriftung (Ban Liang) mit 8 Zhu (statt 12), mit 4 Zhu (statt 12), 1/5 Ban Liang Fraktion als Wu Fen mit 2,4 Zhu (182 – 175 v.Chr.)

Es wurde auch erlaubt, dass Privatpersonen Ban Liang Münzen fertigen durften, die meistens entsprechend gekennzeichnet sind (Staack führt da viele Beispiele auf), und dass auch diese Mini Münzen (um 200 – 180 v.Chr.) als Ersatz für die schweren Ban Liang kursieren durften (um die Taschen nicht zu überdehnen)
Ban-Liang-Han-Dyn.jpg
Ban-Liang-Han.jpg
Bei dem Liang Schriftzeichen findet man die Variante -> unterer Teil sieht einmal wie ein großes "M" aus, zum andere wie ein auf das Gesicht gefallenes "E".
In diese Zeit fallen auch die ersten Münzen mit Rand. Einmal nur außen, dann außen und innen - und manchmal nur am Loch oben und unten.

In Folge dieser Entwicklung kamen dann die ersten San (3) Zhu Münzen in Umlauf (es gab auch 2 Zhu Münzen mit Ban Liang Inschrift und zusätzlichen zwei Strichen) und dann nach einer Neuordnung des Systems ( -> ab 118 v.Chr.) die ersten 5 Zhu (Wu ch’u) Münzen.
Diese Wu Zhu’s blieben (über das Wang Mang Interregnum hinweg) bis ca. 265 AD das Basis Zahlungsmittel.
Darüber aber später mehr.

Für die zeitliche Zuordnung der Münzen, der Herrscher und der Dynastien kann ich keine Garantie übernehmen, da die Angaben in den Katalogen auch etwas widersprüchlich sind.
Gute Informationen bringen Hartill und Kempgen - den FD (Ding) kann ich leider auch nicht lesen :(
Interessenten können die Ausarbeitung für private Nutzung per mail anfordern.

Gruß diwidat

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Do 14.07.11 13:54

Es geht gleich weiter
Zuletzt geändert von diwidat am So 24.07.11 09:25, insgesamt 2-mal geändert.

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Do 21.07.11 00:31

Nachtrag zu den Ban Liang Münzen.

In der Qin Dynastie (255 - 207 v.Chr.) - wir erinnern uns an den Herrscher mit dem altchinesischen Namen Shih Huang-ti, der die Terracotta Armee geschaffen hat
und nach dessen Dynastie-Namen das Land -> China genannt wurde - gab es eine Vielzahl von Ban Liang und ähnlichen Münzen.
Da auch nichtstaatliche Stellen Münzen herstellen durften, war der Vielfalt keine Grenze gesetzt.

Der Herr Staack führt sehr viele davon in seinem Katalog auf. Jetzt sind mir drei Stück in die Hand gekommen, die zwar nicht echt alt sind, aber genau den Katalogbildern entsprechen:
China Qin Dyn Serie 1.jpg
China Qin Dyn Serie 5.jpg
China Qin Dyn Serie 9.jpg
meine Stücke werden wohl nicht echt sein. Hoffentlich hatte Herr Staack echte Stücke für seine Bilder
(Dm 41 mm / ca. 14 gramm Gewicht - kommt einem Liang nahe)

wünscht diwidat

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » So 24.07.11 09:34

Numismatisch verlassen wir jetzt die vorchristliche Zeit und tauchen ein, in das was wir A.D. = Anno Domini nennen.
Noch ein Wort in eigener Sache, - da die chinesische Sprache und Schrift mir nicht geläufig sind und auch nicht gelernt werden will, sind mir die modernen PinYin Transkriptions auch nicht geläufig und werden tunlichst vermieden. Meine Literatur ist ausschließlich im klassischen Chinesisch verfasst und wird von mir nicht übersetzt.

Die Han Dynastie (auch falsche Han genannt)

In der Zeit zwischen 34 – 32 v.Chr. hatte die Kaiserin Wang-T‘ai-Hou die Staatsgeschäfte für ihren Gatten Yüan-Ti übernommen . Nach seinem Tode regierte sie für ihren Sohn Ch’eng-Ti (32 – 6 v.Chr.) weiter und schließlich für ihren Enkel Ai-Ti (6 – 1 v.Chr.) und ihrem noch kindlichen Enkel P’ing-Ti (1 – 6 A.D.).

Einer von ihren Verwandten – Wang Mang – wurde, nachdem er in den Fürstenstand erhoben war, der Vormund des P’ing-Ti. Dieser wurde bald vergiftet, da er selbst nach der Kaiserwürde strebte.
Im Jahr 9 A.D. bestieg dieser ehrgeizige Mann den Thron der Han.
Nach zahlreichen Reformversuchen und Misserfolgen schwand sein Ansehen rasch dahin und es gab im Volk und beim Militär zahlreiche Revolten, die den Sturz des Tyrannen zum Ziel hatten.

Wang Mang (Hsin Huang Ti 9 – 23 n.Chr.)

Seine Zeit gehört zu den interessantesten Kapiteln der chinesischen Münzgeschichte.
Trotz seiner relativ kurzen Regierungsperiode verausgabte der Kaiser eine Vielzahl an unterschiedlichen Münztypen, was ihm den Beinamen „Erster Meister der Welt für die Geldherstellung“ einbrachte.

Im Gegensatz zu Huang-Ti (Chin Dynastie), dem alles Alte verpönt war und der die Gerätemünzen abschaffte, erfolgte unter Wang Mang neben den Rund Münzen eine Wiederauferstehung dieser Geräte Geldstücke, wenn auch in veränderter Form.

Die alten, bereits kursierenden Wu Shu Münzen wurden für ungültig erklärt und eingeschmolzen (daher die Seltenheit der Wu Shu Münzen nach 118 v.Chr.) und aus dem Material wurde im Jahre 7 A.D. eine Serie von neuen Münzen gefertigt, z.T. mit Wertangaben, die mit dem Materialwert im starken Missverhältnis standen.
Es kamen bei der ersten Münzreform 6 verschiedene Rundmünzen in Cash Form heraus, von denen die kleinste ein Stück zu 1 Shu, deren größte die Ta Chuen Wu Shih (Münze #1) ist.die teilweise sehr selten sind – und auch danach bald wieder umgeschmolzen und als Rohmaterial für die Pu-Münzen und die Messermünzen in Schlüsselform dienten.
Wang-Mang-01.jpg
1 = Ta Chuen Wu Shih Dm 27,0 / 4,5 g.
2 = Ta Chuen mit Spuren der Auffindung im Bündel mit anderen Münzen (Echtheitsbeweis) Dm 26,8 / 4,3 g.
3 = Ta Chuen mit wiederholung der Inschrift auf dem Revers Dm 26,6 / 6,5 g.
4 = Fälschungen einer Huo Chuen und einer Ta Chuen Münze
Wang-Mang-02.jpg
5 = Huo Chuen = Tausch Münze Dm 22,0 / 1,9 g. mit doppelter Lochmauer
6 = Huo Chuen ohne Lochmauer aber Zipfeln an der rechten oberen und linken unteren Ecke Dm23,0 / 2,6 g.
7 = Huo Chuen in normaler Ausführung Dm 22,0 / 2,2 g.
8 = Hsiao Chuen Chih Yih Kleine Münze Wert 1 Shu Dm 15,0 / 1,0 g.
Wang-Mang-03.jpg
9 = dicke Huo Chuen Münze (Biskuit) Dm 26,8 / 10,8 g.
10 = wie vor, jedoch mit kleinem Huo Zeichen Dm 26,0 / 9,1 g.
11 = Bu Chuan = Spaten Wert Ausgabe der 4. Münzreform mit doppelter Lochmauer und einem Punkt darüber Dm 26,5 / 3,2 g.
12 = wie vor aber mit Zipfelchen an der Lochmauer oben Dm 25,8 / 3,9 g.

Die Ränder der Münzen ab Nr. 5 sind feinst bearbeitet, als wenn sie auf einer Drehbank rund gedreht wurden.
Bei einem Lot z.B. kann man sofort die Fälschungen mit den rauhen Rändern aussortieren.
Wang-Mang-04.jpg
Spaten- oder Hosen-Münzen.
Ab dem Jahr 10 begann Wang Mang wieder Münzen in ähnlicher Form der alten Spatenmünzen heraus zu geben.
13 = Ta Bu Huang Chien = Bu Münze zu 1000 Shu 56,0 x 24,5 mm / 11,6 g.
14 = wie vor, Bu Münze für 1000 Shu jedoch in Eisen 55,0 x 25,0 mm / 16,2 g.
15 = Ab dem Jahr 14 ersetzte die Houo Bu = Tausch Bu Münze im Wert von 25 ?? das vorherige Spatengeld 58,0 x 23,5 mm / 17,2 g.
unter Androhung härtester Strafen wurde die Einführung beim Volk erzwungen!
16= die Bu Münzen des Jahres 10 gab es in verschiedenen Größen, von 100 Shu über 200, 300, 400, 500, 600, 700, 800, 900 bis zu 1000 Shu
alle Größen außer 500 und 1000 Shu sind extram selten, da sie wieder eingeschmolzen wurden.
17 = eine Bu Münze 1000 Shu genau wie die vorhergehenden, aber komplett ohne Schriftzeichen (Fälschung??) 59,0 x 24,5 mm / 14,3 g.
Das Jahr 14 brachte den Einzug aller Pu-Münzen und die Neuausgabe der allgemein bekannten Pu-Münze im Wert von 25 Shu.
Nach meiner Beobachtung sind mehr Fälschungen als echte Pu-Münzen bei uns im Handel.

Den Abschluss dieser Münzenserie bildet die seltsam geformte Messermünze in Form eines Schlüssels, mit dem Wert 500 (Wu-Pai) – auf dem Ring die Inschrift Ch’i-Tao = Kerbmesser.
Der Ring dieses „Kerbmessers“ ist auch als separate Rundmünze ausgegeben worden.
Wang-Mang-05.jpg
18 = Messer Münze zu 500 Shu, Ring = Chih Tao / Klinge = Wu Pai 72,0 x 29,5 (Dm) / 19,5 g.
Messermünzen gibt es als Paare an den Klingenspitzen zusammenhangend, genauso wie Bu Münzen Paare an den Füßen zusammenhängend.
Der Ring der Messer Münzen ist auch alleine (ohne Klinge) in den Verkehr gekommen.
Eine zweite Messer Variante mit anderer Inschrift hatte einen Wert von 5000 Shu. Um diesen Wert zu dokumentieren waren die Schriftzeichen " Yih Tao" incus gegossen und mit Gold
ausgefüllt. Eine weitere, spätere Variante zeigt keine Schriftzeichen mehr im Ring.
Alle diese Stücke sind massiv gefälscht worden!!!!

Wang Mang nannte seine Regierungszeit selbst Tien-Feng = Himmlischer Wind. Den Namen der Han Dynastie Wandelte er in Sin-Dynastie ab. Sie erlosch mit seinem Tod.

Ein Kenner der Materie ist Helfried Ehrend aus Speyer, der mit seinem Freund Vincent Vong Kun Peng ein kleines Büchlein, Wang Mang und seine Münzen“ als Band 16 in der Serie der Speyerer Numismatischen Beiträge heraus gebracht hat (ISSN 1433-8297).

Aus der Gegenwart grüßt diwidat
Zuletzt geändert von diwidat am Mo 25.07.11 23:34, insgesamt 2-mal geändert.

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » So 24.07.11 09:59

wer geglaubt hat, aus einer Zeit in der Jesus über's Land gewandert ist und Lahme gehend, Blinde sehend gemacht hat, gäbe es keine Fälschungen - der hat sich schwer geirrt.

Die gegossenen Geldstücke mit ihrer ungleichmäßigen Oberfläche und das Material, dass schon von Natur aus zur Korrosion neigt bietet den Fälschern ein weites Betätigungsfeld,
das auch weidlich beackert wird.
Die Pu-Münzen mit ihren unterschiedlichen Größen sind sehr schwer zu überschauen
Wang-Mang-Falsch-01.jpg
bei den Rundmünzen ist es schon etwas schwieriger - ausser der Fälscher ist total neben der Kapp, wie bei der linken Münze
Wang-Mang-Falsch-02.jpg
die Messer (Schlüssel) Münzen sind sehr beliebt, da sie auch sehr selten sind.
Wang-Mang-Falsch-03.jpg
also, Augen auf

rät diwidat

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von chinamul » So 24.07.11 15:15

Weil er besser an diese Stelle paßt, habe ich meinen Beitrag zu den Messermünzen des Wang Mang aus einem anderen Thread kopiert und stelle ihn hier nochmal ein:
Die Messermünzen des Wang Mang werden von vielen Sammlern als logische Fortentwicklung der frühen Messergeldformen der Zhou-Dyastie angesehen. Es wird dann häufig argumentiert, daß der Ring, den alle diese Münzen am Griffende aufwiesen, sich zu einer regelrechten Lochmünze mauserte, während die Messerklinge ihrerseits verkümmerte und das Geldstück damit handlicher wurde.
In Wirklichkeit aber hatte schon gegen 250 v. Chr. das unhandliche Gerätegeld endgültig ausgedient und die flache runde Scheibe aus den unterschiedlichsten Kupferlegierungen mit ihrem charakteristischen quadratischen Mittelloch ihren über zweieinhalb Jahrtausende anhaltenden Siegeszug durch das chinesische Münzwesen angetreten.
Es verging zwischen dem Verschwinden der alten Messermünzen und der Ära Wang Mangs ein volles Vierteljahrtausend, ohne daß diese Geldform weiterexistierte und sich im Laufe der Zeit zu der hier vorgestellten Form hätte entwickeln können. Offenbar wollte Wang Mang vielmehr an die Münztraditionen der „guten alten Zeit“ anknüpfen und seiner Herrschaft auf diese Weise zu einer gewissen Legitimation verhelfen.
Die beiden hier vorgestellten Exemplare tragen auf der Klinge die Aufschrift „ping wu qian“ (平五千) = „Wert fünftausend“. Es handelt also um Inflationsmünzen, deren intrinsischer Wert, d. h. der des Metalls, keinesfalls dem eines Fünftausenderstückes entsprach. Wang Mang ließ deshalb, um die Akzeptanz der Stücke beim Volk zu erhöhen, diese mit Goldeinlagen der Schriftzeichen „yi dao“ (一刀) = „ein Messer“ aufwerten.
Häufig allerdings brachten die mit der Münzherstellung betrauten Beamten Teile des für die Inlays mitgelieferten Goldes beiseite und versahen die erhaben mitgegossenen Schriftzeichen auf der Rundmünze stattdessen lediglich mit einem hauchdünnen Goldüberzug, von dem man auf dem zweiten Stück bei genauem Hinsehen noch schwache Spuren erkennt.
Ob allerdings die zweite Münze tatsächlich eine dieser zeitgenössischen Fälschungen eines ungetreuen Münzbeamten oder eher ein modernes Machwerk ist, kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen, während hingegen die Echtheit des ersten Stückes wohl feststeht.
Stück 3 ist wohl die mit Abstand gängigste und auch am häufigsten gefälschte Messermünze. Sie trägt im Münzrund die Aufschrift 契刀 „qi dao“ = „Kerbmesser“, obwohl sie sich zu diesem Zweck kaum eignet. Auf der Klinge steht 五百 „wu bai" = „fünfhundert“.

Maße und Gewichte:
Stück 1: 72 mm / 23,82 g
Stück 2: 74 mm / 31,63 g
Stück 3 (Messer): 72 mm / 20,09 g
Stück 4 (Rundmünze): 29 mm / 7,93 g

Gruß

chinamul
Dateianhänge
messer wang mang gold.jpg
messer wang mang.jpg
messer wang mang qi dao.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Mo 25.07.11 23:14

Wu Chu (Wu Zhu) - die Münze der Vernunft.

Zusammen mit der Erstellung des Artikels wurde von mir versucht auch gleich die Sammlung zu ordnen und neu zu organisieren.
Das sah ganz einfach aus, - die Münzen nebeneinander auf den Tisch gelegt, nach Herrschern sortiert und dann auf das Tablett übertragen – aber denkste, so einfach war es nicht.
Wu-Zhu-Bestandskatalog.jpg
Liste Bestandskatalog
Wir erinnern uns – in der Zhou – und der Westlichen (Hsi) Han Dynastie wurde nach dem Ende der Gerätegeldperiode mit Münzen im Gewicht einer halben chinesischen Unze – dem Ban (1/2) Liang bezahlt.
Das (oder der) Liang wurde in 24 Zhu geteilt (Ban Liang also = 12 Zhu) und wog ca. 16 Gramm.
Für Bürger und Handel waren die Stücke aber zu groß und so wurden ca. 175 BC neben den Wu Zhu auch Münzen mit 1/3 des Ban Liang = 4 Zhu in den Umlauf gebracht. Münzen mit 3 Zhu (San Zhu) und 2,4 Zhu (Wu Fen) gab es zu dieser Zeit ebenfalls.

Die Geldentwicklung führte aber dazu, dass nach 118 BC eine neue Münze mit 5 Zhu (Wu Zhu) zu schaffen und zu verbreiten war, was dem Handel sehr zuträglich war.
Dieser neue Münzentyp wurde so beliebt und erfolgreich, dass er letztendlich für rund 600 Jahre (bis ca. 550 AD) die Standardwährung in China bildete. (auf unsere Zeit bezogen wäre das vom Ende des Mittelalters bis zur Jetztzeit)
Die Vielfalt der Münzen war aber trotzdem so groß, dass damit locker ganze Sammlungen gefüllt werden können.
Eine Besonderheit der Münzen von 115 – 113 BC war noch, dass die Ränder außen so gut bearbeitet waren, dass man meinen könnte, sie sind auf einer Drehbank gefertigt. Ihre Bezeichnung ist Chi Ze Wu Zhu. Chi Ze bedeutet Rote Kante, die offensichtlich bei den Münzen auffällig leuchtete (damals!).

Die Seltenheit vieler dieser Münzentypen ist darauf zurück zu führen, dass bei den Neuausgaben die vorhergehenden Münzen einfach wieder eingesammelt und eingeschmolzen wurden – das übersteht keine Münze.

Münzen der Westlichen Han Dynastie
Wu-Zhu-1-W-Han.jpg
Münzen der Östlichen Han Dynastie
Wu-Zhu-2-O-Han.jpg
David Hartill schreibt dazu: In dieser Zeit hatte sich eine volle Geldwirtschaft entwickelt. Steuern, Gehälter und Geldstrafen wurden alle mit diesen Münzen bezahlt (auch in unserer Zeit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – wer wollte schon Geldstrafen z.B. in Goldeuros bezahlen?).
Ein Durchschnitt von 220 Millionen Münzen sind im Jahr produziert worden.
Laut der Geschichte der Han war die Westliche Han ein wohlhabender Zeitraum. Die Getreidespeicher in den Städten und auf dem Lande waren voll und die Staatskassen liefen über mit dem Reichtum.
In der Hauptstadt (-> Ch’ang-an) stapelten sich die Schnüre der Münzen zu hunderten von Millionen, bis die Schnüre mit denen sie gebunden waren verrotteten und niemand die Münzen mehr zählen konnte.
Durchschnittlich kostete Hirse 75 Cash und polierter Reis 140 Cash pro 100 Liter, ein Pferd 4500 Cash.
Ein ungelernter Arbeiter war für 150 Cash im Monat zu heuern, ein Händler konnte bis 2000 Cash im Monat verdienen.

Cash-Münzen-Fund.jpg
Während der der letzten 25 Jahre der Westlichen Han Dynastie bemächtigte sich ein gewisser Wang Mang (über den bereits berichtet wurde) des Thrones und versuchte das Weltbild (der Chinesen) zu verändern.
Er schuf neues Geld, eine neue Ordnung und auch neues Chaos - die beliebten Wu Zhu Münzen der Han wurden von ihm vollständig ignoriert – er schuf aber eine andere Münze, auch im Gewicht von 5 Zhu, die Huo Quan genannte Münze, die wiederum das Ende von Wang Mang nicht überlebte.

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der Wu Zhu vor der Zeit von Wang Mang ist der eckige Gabelgrund des rechten Teiles im links stehenden Zhu Zeichen.
Die Münzen der Östlichen (Tung) Han Dynastie (25 – 220 AD), die gleich auf der Westlichen Han folgte, sind am Gabelgrund abgerundet. Das ist ohne Übung manchmal schwer zu erkennen.
Wu-Zhu-3-Gabeln.jpg
Auch nach dem gewaltsamen Ende des Wang Mang Regimes herrschte noch Unordnung im Münzsystem.
Kleidung, Seide und Getreide waren die Ersatzwährungen und wurden zusammen mit den Münzen im Handel benutzt. Trotzdem blieb Bargeld das normale Maß für Reichtum und wurde in großen Mengen eingesetzt.
Die Wu Zhu Münzen setzten ihren Siegeszug, zusammen mit anderen Münzen, bis zum Ende das 6. Jahrhunderts fort.
Manche Münzen können bestimmten Herrschern oder Ereignissen zugeordnet werden, viele können es nicht.
Herbert Staack listet über 10 Seiten in seinem Katalog mit 220 Nummern nicht zuordenbaren Wu Zhu auf.

wird fortgesetzt

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Do 18.08.11 20:59

Wu Zhu Fortsetzung-

Für die nächsten ca. 200 Jahre gab es bei den Münzen jetzt keine tiefschürfenden Veränderungen mehr. Die Münzen wurden etwas leichter, was man einer gewissen Inflation anlasten kann. Es gab einige unspektakuläre Varianten im Münzbild – mal Wu links, mal Wu rechts, Punkte im Feld – Striche an den Ecken oder auf der Münze, kleine Beizeichen und Varianten der Ränder – mit und ohne Lochmauer, vorne oder hinten, fehlender Außenrand etc.
Einige Größenvarianten, bis hinunter zu den Gänse- oder Hühneraugen genannten 12 Millimeter Münzen im vollem Wu Zhu Design wurden auf Wunsch der Bürger gefertigt, die nicht immer mit so schweren Taschen herum laufen wollten.
Man muss dazu wissen, dass die Taschen der Chinesen in den Ärmeln der Oberbekleidung waren.
Wu-Zhu-4-O-Han.jpg
Im Jahre 220 ging die Han Dynastie zu Ende und wurde durch einen langen Zeitraum von Uneinigkeit und Bürgerkriegen, beginnend mit den San Guo – den „Three Kingdoms“ – welche aus der Teilung der Han Dynastie erwuchsen, ersetzt. Historiker nennen diese Zeit die Zeit der „Staatlichen Zerrissenheit“.

Diese drei Königreiche, Wei im Norden Chinas – die Shu im Westen und die Wu im Osten waren die Ära des Goldenen Zeitalters des Rittertums in der chinesischen Geschichte, wie es in dem Roman „Die Romanze der Drei Königreiche“ beschrieben war.
Wu-Zhu-5.jpg
Das Geld reflektierte aber auch die unruhigen Zeiten in denen Kleinmünzen und Wertmarken dominierten.
Zeittafel-China-Regierungen.jpg
Zeitliche Abfolge der Regierungen in China

Nach dem Jahr 221 unter dem „Kingdom of Shu“ änderte sich das Aussehen der Wu Zhu Münzen merklich.
Die Münzen hatten jetzt 4 Schriftzeichen im AV (im Han nur zwei) wie es bis zum Ende der Cash-Gussmünzen üblich war.
Der Wert der Münzen wurde bei gleicher Größe um das Einhundert fache angehoben. Aus Wu Zhu wurde
Zhi Bai Wu Zhu = Wert 100 Wu Zhu. Die Rückseiten tragen verschiedene incuse Zeichen mit Zahlen und anderen Bedeutungen.

Das parallele Königreich Wu (222 – 280) ging gleich noch einen Schritt weiter und verausgabte im Jahre 236 Münzen im Wert von 500 - Da Quan Wu Bai = Große Münze Fünf Hundert, sowie mit Werten von 1000, 2000 und 5000.

Die Jin Dynastie mit ihren 16 Königreichen (265 – 420) ging einen anderen Weg.

Sima Yan gründete im Jahre 265 die Jin Dynastie.
Nach der Niederlage des Königreiches Wu im Jahre 280 war China für eine Weile wiedervereinigt.
Zuerst war die Dynastie bekannt als Western Jin mit Luoyang als Hauptstadt. Nach 317 wurde daraus die Östliche Jin Dynastie mit Nanking als Hauptstadt.
Die historischen Aufzeichnungen erwähnen keine spezielle Herstellung von Münzen in der Jan Dynastie. Im Süden gab es aber drastische Preisschwankungen durch die Verminderung des Gewichts des Geldes. Stoffe und Getreide wurden als Geldersatz benutzt. Im Norden gab es durch zahlreiche unabhängige Königreiche einige interessante Münzen.
Die Grundlage war hier wieder der (das) Liang.

Li Shou von Sichuan nahm 337 den Regierungstitel Han Xing an – und schrieb ihn auch auf seine Münzen.
Das war das erste Mal, dass ein Regierungstitel (Nian Hao) auf einer Münze zu finden ist.

wird fortgesetzt

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Do 18.08.11 21:07

Wu Zhu Fortsetzung.

Im Jahre 420 teilte sich das Reich wieder in Nord- und Süd - Dynastien (420 – 581).
Es folgte eine lange Periode von Uneinigkeit und Streitereien.
Der Norden und der Süden Chinas wurden jeweils durch zwei separate Abfolgen von Dynastien regiert.
Während dieser Periode wurden auf den Münzen neben dem Nominal (Gewicht) auch Namen und Jahrestitel genannt, obwohl die Wu Zhu Münzen weiterhin ausgegeben wurden.
Siegelschrift blieb die Norm für die Inschriften obwohl einige Münzen mit hoch angesehener Kalligraphie produziert wurden.
Allerdings war die allgemeine Münzherstellung eher von schlechter Qualität.
Nach 465 bekamen Bürger die Genehmigung Münzen herstellen zu dürfen. Unmengen dieser kleinen Münzen wurden produziert, Tausend dieser kleinen „Gänse Augen“ genannten Münzen ergaben gerade einen Haufen von 3 Zoll Höhe. Es gab andere, noch schlimmer – die Fringe Rim Münzen, denen man nachsagte, dass sie im Wasser nicht unter gehen würden und bei Berührung in der Hand zerbrechen. Beim Handel machte man sich nicht die Mühe sie zu zählen, sondern nahmen sie im Wert von „eine Hand voll“.
Ein Viertel Scheffel Reis (ca. 9 Liter) wurde für 10.000 davon verkauft.
Die Reformen des Kaisers Ming nach 465 hatten nur begrenzten Erfolg bei der Verbesserung der Qualität der Münzen.
Wu-Zhu-6.jpg
Die Währungsverhältnisse besserten sich aber in späteren Zeiten im Norden wie im Süden, wie man an den Münzen sehen kann.

Mit dem Aufkommen der Sui Dynastie (581 – 618) wurde China wiedervereinigt.
Unter dieser kurzlebigen Dynastie wurden viele Reformen in Angriff genommen, was letztendlich zum Wohle der nachfolgenden Tang Dynastie auslief.
Die einzige Münze, die mit der Sui Dynastie verbunden ist, hat Kaiser Wen 581 herstellen lassen (#10.26).
Er ordnete im Jahre 583 an, dass jeder Grenzsoldat 100 Stück auf die Hand erhält. Im nächsten Jahr wurde ein striktes Verbot erlassen, dass nur noch die neuen Münzen zirkulieren durften. Wer das nicht befolgte erhielt eine Strafe von einem halben Jahreseinkommen.
Zusätzliche Münzstätten wurden in verschiedenen Präfekturen eingerichtet, die Münzen wurden regelmäßig von den Verantwortlichen auf Qualität geprüft – jedoch führte das Privileg der erlaubten privaten Münzherstellung nach 605 wieder zu einer Verschlechterung der Münzen.

Wie bei jeder Produktion, gibt es aber auch Fehlleistungen bei der Münzenherstellung.
Es gibt Sammler, die viel Geld für einen vermurksten Euro auf den Tisch legen – dann hätten diese Wu Zhu ein Vermögen kosten müssen – es ist aber einfach nur Münzen-Schrott, der als schlechtes Beispiel in der Sammlung liegt.
Wu-Zhu-7.jpg
Im Jahre 618 kam die Tang Dynastie (618 – 906) an die Macht und beendete mit ihren Kai Yuan Münzen endgültig den Siegeszug der Wu Zhu Münzen nach rund 600 Jahre Erfolgsstory.

Schluss der Wu Zhu Betrachtung

Gruß diwidat

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » So 21.08.11 19:56

Hallo China Freunde

zu dem Thema Wu Zhu noch ein kleiner Nachtrag - um diesen Teil abzuschließen:

Die Verwendung der Wu Zhu Münzen nach Beendigung der Wang Mang Periode (25 n.Chr.), während der Zeit der Östlichen Han (25 – 220), der Zeit der drei Reiche (nach 220), den sechs südlichen Dynastien (221 – 589) und den 16 Nordstaaten (304 – 439) ging nach der Machtübernahme durch die Nord und Süd Dynastien mit Südlicher Song und Chen sowie der Nördlicher Wie, Qi und Zhou Dynastie die Zeit der stabilsten Währung der Welt -> 581 n.Chr. zu Ende.

Diese Beschreibung der Regierungsepochen klingt wirklich sehr verwirrend, so als wenn in China alles drunter und drüber gegangen wäre.
Wenn man sich aber den Zeitablauf dieser Periode von fast 600 Jahren und die Größe des Landes vor Augen führt, sind das alles nur normale Entwicklungen.

In dem Bild habe ich mal das heutige Großchinesische Reich (rote Umrandung) maßstabgerecht über das heutige westliche Europa (blaue Umrandung) kopiert – und war überrascht, dass die Flächen fast gleich groß sind – Was sagt uns das? – wenn China so vereinigt wurde, kann man auch Europa so vereinigen -
Es müssten dann nur alle Leute deutsch sprechen :lol:
China-Europa-Karte.jpg
Die letzten Münzen dieser Ära hatten schon fast keine Ähnlichkeit mehr mit den ursprünglichen Wu Zhu Münzen.
Das Münzbild hatte jetzt mehrheitlich vier Schriftzeichen, die meistens nicht den Herausgeber benannten, sondern andere Zirkulations- oder Gewichtshinweise. Die Rückseiten waren größtenteils noch leer.
Die Schriftzeichen haben eine große Ähnlichkeit mit den Zeichen auf den Spaten Münzen in der Wang Mang Regierungszeit.
Nördliche-Zhou-Dynastie.jpg
Die nachfolgende, nur kurz regierende Sui Dynastie (581 – 618) vereinigte China wieder zu einem großen Staat, was für die hierauf folgende Tang Dynastie (618 – 907) von sehr großem Nutzen war.

Die einzige Münze, die man dieser Dynastie zuordnen kann ist eine Wu Zhu Münze mit einem etwas steifen Wu Schriftzeichen (gerade Wangen) und nur ein Stück Lochmauer neben dem Wu. Diese Münze ist weiter oben unter den späteren Wu Zhu bereits gezeigt.

Nach dem Jahr 605 durften auch privat Münzen hergestellt werden, was erwartungsgemäß zu einer Verschlechterung des Münzwesens und des Geldes führte.
Hier eine Typenübersicht dieser 3- und 4 Zhu Münzen (teils wie Knöpfe mit zwei Löchern!)
Sui-Dynastie-San-Zhu.jpg
Diese Münzen scheinen aber so selten zu sein, dass momentan ein paar davon zu hohen Preisen in einer Auktion angeboten werden.
http://www.coretech.cc/CT3/clients/teut ... umber=4078

Im neuesten money trend ist ein Artikel des Herrn Martin Wolfgang Trott über antike chinesische Münzen in Auktionskatalogen und die Glaubwürdigkeit der Echtheitsgarantien.
Bei der derzeitigen Aufräumaktion In meinen Beständen, die teilweise seit 40 Jahren liegen, taucht auch die eine oder andere Fälschung auf. Da ich auch Fälschungen sammle (notgedrungen) wird einfach nur umgelagert - und keine Träne vergossen.

Gruß diwidat
Zuletzt geändert von diwidat am So 11.09.11 13:17, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 20570
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 9102 Mal
Danksagung erhalten: 3664 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von Numis-Student » So 21.08.11 20:06

Hallo diwidat,
ich würde diese schöne geschichtliche Abhandlung nun nicht als "Marktplatz" für Dubletten verkommen lassen ;-)

Entweder im Tauschforum einstellen (mit Bildern), oder was eventuell auch reichen würde: Einfach jeden doppelt vorhandenen "Haupttyp" einmal im Tauschforum anbieten, und auf Nachfrage dann alle Exemplare dieses Typs. Das könnte Arbeit ersparen, wenn eine häufige Gruppe mit angenommen 70 Exemplaren niemanden interessieren sollte ;)

Wünsche noch einen schönen Abend,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » So 11.09.11 13:32

Hallo Studiosus MR,

meine Befürchtung war schon, dass Du mich loben wolltest - das bin ich eigentlich nicht gewohnt -

Deine Zurechtweisung kommt dafür aber recht gut an.
Dann bringe ich meine Anfrage einfach irgendwo anders an - es wird sich im Forum schon ein Plätzchen finden lassen, wo man nicht nur auf Römer trifft.

Gruß diwidat

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » So 11.09.11 14:13

Hallo China Freunde,

Die chronologisch nächste Folge behandelt hier die Tang Dynaytie (618 - 907)

Unter der Tang Dynastie wurde das Reich wieder mächtig – Tang war das Goldene Zeitalter, in dem Wirtschaft und Handel, Kultur und Kunst voll erblühten.
Die Klassen der Gelehrten und Beamten folgten den Klassen der Kaufleute. Münzen und Tuch blieben die primäre Art der Zahlungsmittel, obwohl offizielle Gehälter selten komplett in bar bezahlt wurden.
Gold und Silber spielte bei den Zahlungen nur eine begrenzte Rolle und wurden auch nicht staatlich kontrolliert.

Der Preis z.B. für einen Hektoliter Reis lag bei 336 Cash und einen Arbeiter konnte man für 500 Cash im Monat anheuern.
Die Geldherstellung wurde staatlich kontrolliert und private Münzung wurde jetzt wieder mit dem Tode bestraft.

Der Kai Yüan (The Inaugural currency) war die wichtigste Münze der Tang Periode und wurde durch die meisten Dynastien für fast 300 Jahre gegossen.
Die erste Münze kam unter Kaiser Gao Zu (618 - 626) im 4.Jahr seiner Regierungszeit (Periode Wu De, 621) zur Ausgabe.
Die Inschrift -> tong bao (gültiges Geld) erschien auf diesen Münzen zum ersten Mal und wird später von den meisten Herrschern auf ihren Münzen übernommen.

Die Legende sagt, dass die Marken auf der Rückseite der Münzen auf eine Aktion der Kaiserin Wende zurück zu führen ist, die zufälligerweise ihren Fingernagel in ein Wachsmodell einer Münze steckte und einen Eindruck hinterließ.
Die Marken sind mit Sicherheit aber ein Kontrollinstrument der staatlichen Münzverwaltung.
Kai-Yüan-Rückseiten.jpg
Doch wie kann man bei einer 300 Jahre währenden Produktionsserie (in der Eurozeit wären wir schon zweimal zum Mars und wieder zurück) die einzelnen Perioden auseinander halten.
Da gibt es ein paar kleine Unterscheidungen in der Münzenbeschriftung (hallo Variantensammler – zieht euch warm an, es gibt viel zu sammeln).
Kai-Yüan-Früh-Spät.jpg
Kai Yüans der Huichang Periode (845 – 846) tragen auf der Rückseite zusätzliche Zeichen, die manchmal die Münzstätte, manchmal den Perioden Namen beinhalten
Ein ziemlich verwirrendes Spiel, da die Zeichen oft unleserlich sind. In meiner Sammlung befinden sich auch mehr als die im Katalog erwähnten. Zudem haben die Münzen generell eine schlechte Qualität.
Kai-Yüan-Huichang.jpg
Die normalen – und die Huichang Kai Yüan sind im folgenden Bild dargestellt.
Man sieht deutlich die Nagelmarken der fast 300 Jahre dauernden Serie, sowie die zusätzlichen Schriftzeichen der Huichang Periode.
Kai-Yüan-tong-bao.jpg
Ab ca. 758 hat der Kaiser Su Zong (756 – 762) eine Serie anders lautender Münzen Ausgegeben.

Qian Yüan zhong bao
Die Münzen wurden ausgegeben, um die Armee für den Kampf gegen die Rebellen zu bezahlen.
Die erste Ausgabe von 758 hatte den Wert von 10 einfachen Cash. Die zweite Ausgabe von 759, etwas größer, hatte den Wert von 50 Cash.
Diese Münzen haben einen Doppelrand auf der Rückseite und wurden Zhong Lun = Schweres Rad genannt.
Ihr Gewicht war doppelt so hoch wie das der vorher gehenden 10-wertigen.
Nördliche-Zhou-Dynastie.jpg
Wegen umfangreicher Fälschungen wurden die großen 50 Cash Münzen auf 30 Cash abgewertet und die kleineren Münzen auf 2 Cash.
Kleine Qian Yüan Münzen mit dem Wert der Kai Yüan Münzen wurden ebenfalls in den Umlauf gebracht.

Die Kaiser Dai Zong, De Zong und Yi Zong brachten ebenfalls zwischen 766 und 874 Münzen heraus, von denen ich (mangels Masse) keine Beispiele zeigen kann.

Im Jahre 755 brach in Nord-West China eine Revolte aus, die die Hauptstadt Luoyang vereinnahmte und den Kaiser Su Zong nach Sichuan vertrieb.
Der Rebell Shi Siming gab 758 von Luoyang aus Münzen heraus
Er wurde 761 ermordet und die Revolte mit Hilfe fremder Truppen 763 nieder geschlagen.
Auch hier keine Beispiele mangels Masse.

Mit dem Zusammenbruch der Tang Dynastie im Jahre 907 stellten sich wieder die alten Zustände wie vor der Sui Dynastie ein.
Der Zusammenhalt des Reiches zerfiel und es herrschte wieder eine destruktive Uneinigkeit mit
Fünf Dynastien und 10 Königreichen“ von 907 bis 960.

Darüber aber später mehr

Gruß diwidat
Zuletzt geändert von diwidat am Do 15.09.11 18:23, insgesamt 1-mal geändert.

diwidat
Beiträge: 2187
Registriert: Mi 27.04.05 20:29
Wohnort: bei Karlsruhe
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Geschichte des chinesischen Münzwesens

Beitrag von diwidat » Do 15.09.11 18:22

auch wenn es für mich langsam langweilig wird (meine Sammlung kann ich auch ohne diese Artikel sortiern und bestimmen), - hier der nächst Schnipsel zur numismatischen Geschichte Chinas.
Und wer keine Fragen stellt, bekommt auch keine Antworten.

Die 5 Dynastien und die 10 Königreiche (907 – 960)

Nach dem Zusammenbruch der Tang Dynastie, die das Land geeinigt und zusammengehalten hatte, entstand wieder eine Kleinstaaterei, wie wir sie bei uns vor der Regulierung durch Napoleon gehabt haben.

Im Norden regierten fünf Dynastien (Späte Liang-, Späte Tang-, Späte Jin- Späte Han und Späte Zhou Dynastie) nacheinander – mit der Hauptstadt in Kaifeng oder Luoyang, während die 10 verschiedenen Königreiche im Süden des Landes die Macht ausübten.
Der Norden litt stark unter Überflutungen und Hungersnöten, zusätzlich zu den Attacken durch die barbarischen Mongolen und Manchus.
Kupfer war knapp und verhinderte so eine ordentliche Produktion von Münzen.
Im Jahr 955 gab es sogar ein Gesetz, das der Besitz von Bronze Geräten verboten war, wer Bronzeteile hortete wurde hingerichtet – wer dazu anstiftete wurde des Landes verwiesen. Ein Denunzianten erhielt 30 Cash Schnüre als Lohn. Leute die davon wussten, wurden mit 100 Stockhieben bestraft. :oops: (eine Cash Schnur sind 100 Stück)

Der Süden erfreute sich wesentlich besserer politischer und wirtschaftlicher Konditionen mit zunehmend besserem Handel.
Ein breites Spektrum an Münzen – einschließlich großer Stücke – wurde (zur Freude der Sammler) in dieser Zeit heraus gegeben.
Es gibt Münzen in Bronze, in Eisen und in Blei, die teilweise recht selten sind und konsequent heftige Preise haben.

Die Karte zeigt die Lage der angesprochenen Dynastien und Königreiche. In Verbindung mit der kombinierten China und Europa Karte kann man sich die Entfernungsmaßstäbe besser vorstellen.
China-Karte-5-Dynastien.jpg
Die Münzen dieser relativ kurzen Periode sind teils sehr selten und bei uns teuer und schwer zu bekommen.
Die Qualität der Münzen (bezogen auf den oberen Abschnitt) läßt sehr zu wünschen übrig. Wir kennen das von den Notmünzen - und hier besonders die Münzen aus Tabora in Afrika.
Zehn-Königreiche-1.jpg
Zehn-Königreiche-2.jpg
Im Jahre 960 wurde die Nördliche Song gegründet - und damit endete das Kleinstaatenwesen im Land der Chinesen.

Unter General Zhao Kuangyin, der die Macht der Südlichen Tang an sich riss, wurde die Nördliche Song Dynastie (960 - 1127) mit der Hauptstadt in Kaifeng in Henan gegründet.
Zhao Kuangyin konzentrierte sich gleich darauf die Südstaaten zu besiegen – und bald war das Land wiedervereinigt.
Darüber aber später etwas mehr. (oder soll ich damit aufhören?)
Sollte sich doch jemand wagen zu posten, bekommt er prompt -> eine Antwort - oder nicht :cry:

Gruß diwidat

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste