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Indische Zählbretter
Verfasst: Sa 18.01.25 22:14
von Numis-Student
Peter43 hat geschrieben: ↑Fr 22.10.04 16:56
Der sog. Abacus
Hier ist ein zweites Beispiel: Der berühmte Abacus! Als Beispiel benutze ich folgende Münze von Philipp I. Arabs 244-249:
RIC IV, 38(b): C.87
AR - Antoninian, 5.4g, 23mm, Rom 244-247
Av. IMP M IVL PHILIPPVS AVG
Büste drapiert und geharnischt, Kopf mit Strahlenkrone n.r.
Rv. LIBERALITAS AVGG II
Liberalitas steht n.l., hält Abacus und Cornucopiae
hübsches VZ
Die Bezeichnung 'Abacus' ist einfach falsch. Abacus ist ein antikes Rechenbrett. Hier handelt es sich in Wahrheit aber um ein Gerät zum Abzählen von Münzen. Es hatte den Zweck, eine vorherbestimmte Menge von Münzen schnell und genau zu verteilen, als Geldgeschenk an die Soldaten, sog. 'largitio' oder Liberalitas.
Der falsche Name stammt aus einer Zeit, als der Zweck dieses Gerätes noch nicht bekannt war. Allerdings ist bekannt, daß in Indien noch lange ein ähnliches Gerät zum gleichen Zweck benutzt wurde.
Dazu 2 Bemerkungen:
(1) Die konstante Darstellung dieses Gerätes zeigt, daß die 'largitio' normalerweise in Denaren bestand. Wie wir aus der Literatur wissen, war die übliche Menge zwischen 50-200 Denaren, d.h. 2 bis 8 Aurei oder 200-800 Sesterzen. Zum Abzählen von 2-8 Aurei brauchte man wohl kein Gerät, die konnte man leicht mit der Hand abzählen und verteilen. 200-800 Sesterzen mit einem Gewicht von 5-20 Kilo sind zuviel, allein von der Menge und dem Gewicht! Aber solch ein 'Münzzähler' war gut geeignet dafür, schnell eine Zahl von 50-200 Denaren abzuzählen und zu verteilen!
(2) Genau die gleichen Münzzählgeräte wurden in Indien bis in unsere Tage benutzt. Ein solcher moderner Münzzähler aus Indien war abgebildet in dem Artikel, der das römische Gerät zum erstenmal korrekt identifizierte.
(Quelle: Curtis Clay)
Zur Münze: Das Geldgeschenk, auf das sich die Münze bezieht, wurde verteilt zur Feier der Ankunft der kaiserlichen Familie in Rom 245. Es war die 2.Liberalitas des Kaisers! So kann man das Ausgabedatum noch mehr eingrenzen.
Mit freundlichen Grüßen
Heute sind mir zwei dieser Zählbretter zugelaufen...
Ich vermute, weniger römisch und mehr indisch

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 22:17
von Erdnussbier
Gratulation.
So eines will ich auch mal haben.
Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 22:19
von Numis-Student
sp2 = 144 Münzen
sp1 = ebenfalls 144 Münzen
MR
Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 22:30
von Zwerg
Und damit sind wir beim Duodezimalsystem (144 = 12x12)
Ich habe übrigens bisher Nichts bei Google gefunden - die Dinger waren mir bisher völlig unbekannt
Grüße
Klaus
Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 22:36
von Numis-Student
Diwidat hatte hier mal ein ähnliches gezeigt:
-->
viewtopic.php?t=54784
Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 22:38
von Erdnussbier
Hier mehr Beispiele:
http://navonanumis.blogspot.com/2016/01 ... -from.html
Das es die gibt hatte ich schon mal gelesen, aber ich habe bisher noch nie eins zum Kauf irgendwo gesehen.
Grüße Erdnussbier
PS: Die Dinger gibt es ja auch heute noch in genau dieser Form dann meist nur aus Plastik um Tabletten oder ähnliches abzuzählen.
Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 22:52
von Zwerg
Die Zählbretter in den Beispielen zeigen immer Mengen im Dezimalsystem !
Grüße
Klaus
Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen
Verfasst: Sa 18.01.25 23:33
von Numis-Student
ja, möglicherweise lässt sich damit durch Spezialisten noch die Verwendung geographisch und/oder regional enger eingrenzen.
Ich hätte ja den Verdacht, dass das Duodezimalsystem mit dem Machtbereich der Engländer zu tun haben KÖNNTE.
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: Sa 18.01.25 23:43
von Zwerg
Daran habe ich auch gedacht
12 Pennies waren ein Shilling. Aber 20 Shilling ein Pound - damit 240 Pennies ein Pound.
Passt nicht so ganz
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: Sa 18.01.25 23:50
von Numis-Student
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: So 19.01.25 09:11
von KarlAntonMartini
Für südindische Fanams gibt es sowas, ich muß in meiner Literatur suchen...
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: So 19.01.25 09:42
von Numis-Student
Unter der Lupe sind auf der Rückseite Silberpartikel erkennbar, ich würde also die goldenen Fanams ausschliessen.
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: So 19.01.25 10:45
von antoninus1
Hier wurden mal Palakas angeboten, mit denen Chukrams (ein Silbernominal?) gezählt wurden:
https://www.bombayauctions.com/viewlot. ... &lotno=777
Schätzung 100000 - 110000 Rupien, wenn ich die Kommas richtig interpretiere.
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: So 19.01.25 14:21
von KarlAntonMartini
Wurden dann nicht verkauft. - Chukrams waren aus Silber, 28 Chukrams = 1 Rupie. D.h. die Zählbretter waren auf die Stückzahl ausgerichtet, nicht auf eine Währungseinheit. Die Anwendung war so, daß eine Menge Münzen auf dem Brett ausgeschüttet wurden, dann das Brett gerüttelt, bis alle Mulden besetzt waren. Grüße KarlAntonMartini
Re: Indische Zählbretter
Verfasst: So 19.01.25 17:32
von Numis-Student
110.000 Rupien sind doch gute 1.200€
MR