Wert von 10.000 Dukaten in Rom um 1564.

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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quintus
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Wert von 10.000 Dukaten in Rom um 1564.

Beitrag von quintus » Fr 26.09.08 11:30

Hallo, auch wenn die Rubrik Mittelalter wohl nicht die richtige für meine Frage ist, hoffe ich, dass mir jemand helfen kann.

Ich habe gerade gelesen, dass sich im Nachlass Michelangelos (Tod: 18.02.1564) 10.000 Dukaten Bargeld befanden. Hat von euch jemand eine Vorstellung wieviel Geld das in etwa ist? Also im Verhältnis zum Tageslohn oder irgend welchen üblichen Verbrauchsgütern.

Viele Grüße, quintus

Don_Carleone
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Beitrag von Don_Carleone » Fr 26.09.08 22:12

Grüß dich Quintus,

ich bin an dieser Stelle mal so frei auf ein älteres Posting von mir aus einem anderem Forum zu verweisen, in dem ich bereits einen detaillierten Lösungsweg geschrieben habe.
Vorneweg möchte ich schicken, dass es sich hierbei um keinen genauen, wissenschaftlich geprüften Wert handelt, sondern vielmehr um eine vereinfachte Rechnung die zum Teil wichtige Faktoren ausser acht lässt.
Also nur ein grober Richtwert.

Mein "Transpress Lexikon der Numismatik" verweist von "scudo d´argento" auf "ducatone". Der Ducatone wiederum ist eine von Karl V. 1551 erstmals ausgebrachte Talermünze mit einem Feingewicht von 30,485g Silber.

I. Lösungsansatz

Der Kardinal verdient im Zeitraum 120000 Silberscudi.
Das macht 3658200 Gramm Silber, also 118006 Unzen.
Zur Zeit steht die Unze Silber bei 17,40 US-Dollar.

Der reine Silberwert liegt dementsprechend bei 2053312 Dollar bzw.
1 319 047 Euro ( 1$= 0,6424€).

Das war die Berechnung über den reinen Silberwert des Geldes.
Meines Erachtens ist diese Rechnung für einen Überschlag gut zu gebrauchen, da sich die Kaufkraft einer Münze über ihren tatsächlichen Silbergehalt definierte ( Kurantgeld ).

Hier wird aber ausser Acht gelassen, dass auch Silber in seinem Wert größeren Schwankungen unterliegt und diesem im Laufe der Jahrhunderte andere Bedeutungen zugemessen werden.

II. Lösungsansatz

Den zweiten Lösungsansatz ziehe ich jetzt vergleichend heran.
Wolfgang Trapps "Kleines Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland" verzeichnet Berufe, Waren und den damit zusammenhängenden Wert im Laufe der Jahrhunderte.

Waren lassen sich nicht effektiv zum Vergleich heran ziehen, da die Industrielle Revolution grundlegend in die Agrar- und Güterwirtschaft eingegriffen hat. Vereinfacht ausgedrückt: Ein Paar Schuhe hat heute nicht mehr den Wert den es hatte, als es noch in kompletter Handarbeit gefertigt werden musste.

Ich denke, man kann gut Berufe zum Vergleich heranziehen, wen deren Inhalt sich im Laufe der Zeit nicht grundlegend geändert hat.

Ein Steinmetz bzw. Maurergeselle verdiente 1517 in Augsburg 6788 Pfennige im Jahr, was etwa 27 Gulden entspricht ( vgl. Abb. 34, Seite 211 ; " Kleines Handbuch... "). Ich gehe hier von Goldgulden aus.
Bitte eventuell um Korrektur.

Laut www.lohnspiegel.de verdient ein Maurergeselle heute 24162 €
pro Jahr, was auch in etwa dem Durschnittsstundenlohn von 12,04 € / Brutto des statistischen Bundesamtes entspricht. Netto bin ich bei Euro 15930 € gelandet.

Die folgenden Infos beziehn sich wieder aufs Transpress-Lexikon.

1 Gulden = 1 Florin ( Florin wurde aus Italien nach Deutschland exportiert und dort als Gulden imitiert )

Unter Phillip II. ( 1556- 1598 ) sind Goldscudi und Silberscudi wertgleich.
Der Goldscudi wog 5,25g. Der Goldgulden bzw. Florin wog 3,537g.
Scudi und Gulden stehen also im Verhältnis 1: 1,48

Wenn der Kardinal 120000 Silberscudi verdient, macht das 177600 Gulden.

Jetzt kommt eine einfache Verhältnisgleichung.
Aufs Jahr verdient der Kardinal also das 6577-fache eines einfachen Maurers aus Augsburg ( Kardinalsgehalt/ 27 Gulden ).

Nimmt man das 6577-fache eines heutigen Maurergesellenlohns kommt man auf 98 655 000 € für einen Kardinal.

Wenn man mal überlegt was die heutigen Eliteverdiener, Fußballer und Stars im Jahr bekommen, sich dann die Rolle der Kirche zur damaligen Zeit und den Posten eines Kardinals anschaut wird einem der letztere Wert noch sympathischer, oder ?

Kardinäle oder Bischhöfe waren damals auch meist Fürsten mit eigenem Terirorium. Konnten also über Staatseinnahmen verfügen. Ein Kardinal war zu der damaligen Zeit eine sehr einflußreiche und hochgestellte Person.
-Senri no michi mo ippo kara-
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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Fr 26.09.08 23:39

Das mit den Metallwerten ist die gelaeufigste Kruecke, weil am einfachsten zu rechnen. Ich halte diese Werte auch am falschesten, weil nach Silberkurs vor zwei Wochen noch 20% weniger Euro im Saeckel gehabt haette wie jetzt obwohl er sich damals das gleiche leisten konnte. Und wenn er das ganze in Gold erhalten haette, dann haette es noch ganz anders ausgeschaut.

Die Kruecke mit dem Gesellen finde ich dagegen gut und liefert sicher einen korrekteren Wert.

Eine schoene Kruecke waere noch das Geld, das man braucht um eine Kleinfamilie ein Jahr durchzufuettern, aber nachdem man sich nicht mal einig darueber ist, was man in Deutschland dafuer braucht, ist das auch nicht einfach.

vale
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Beitrag von Salier » Sa 27.09.08 15:18

In einem anderen Bereich ist die Anfrage besser aufgehoben.

Verschoben nach -> Münzgeschichte / Numismatik

Gruß
Salier
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